Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 151-176 (1. Juli 1905 - 31. Juli 1905)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16474#0116

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Pari 's, 15. Juli. Me nach San Sebastian gereisten
Freunde Dsroulddes teilten geftern der Patrioten-
liga mit daß er sich endgultig weigere, nach Frank-
reich Zurückzuke'hren. Wie der „Matin" erfährt, wird
Dsrouldde heute San Sebastian verlassen und gedenkt in
Wien seinen Wohnsitz zu nehmen, bis die Umstände ihm
die Rückkehr nach Frankreich erlauben. „Wenn ich die
Begnadigung annähme", erklärte er, „so konnte ich dem
Vaterlande keine Dienste leisten; mit der Amnestie kchre
ich gern zurüch mit der Begnadigung nur dann, wenn
das Vaterland es verlangt."

Biserta, 16. 'JuIi. Der Kommändant des gesum
kenen Unterseebootes „Farfadet" erschien heute
vor dem Untersuchungsrat bestchend aus einem Fregatten-
Kapitän und einigen Qffizieren, um fich über den Unter-
gang des Bootes zu rechtfertigen. Dos wiedergchobene
Unterseeboot wurde ins Dock gebracht. Man glaubt, daß
feine Reparatur nur kurze Zeit beanspruchen werde.

Rnsrlasd._

Peters b u r g/ 16. Juli. Den Posten eines Ge-
neralinspekteurs der Artillerie, einer neu geschaffenen
Stellung, erhielt der bisherige Jnspdkteur der Artillerie,
Großfürst Sergius M i ch a i I o w i t s ch. Die Stel-
lung des Jnfpekteurs der Artillerie wurde aufgchvben.

Spanien.

Madrid, 16. Juli. Ter frühere Minifterpräsident
Villaverde ist heute früh g estorbe n. Villaverde
hat seinen Sturz nicht lange überlebt, denn er trat erst
am 21. Juni als Minifterpräfident zurück. Seinem Ka-
binett war nur ein kurzes Leben beschieden gewesen.
nämlich vom 28. Januar d. I. an bis zu obigem Termin.

Madrid, 16. Juli. Don Jof4 Echegaray zum
Finanzminister ernanint.

Aus Stadt und Land.

H eit el berg, 17. Juli.

** Hoher Besuch. Prinz Max von Baden rveilte gestern
Nachmittag in unserer Stabt; der Prinz tam 8.03 Uhr bon
Karlsruhe hier an, befuchte in Gesellschast von Herrn u-nb Frau
Hofrat Dhode bie Thoma- urrd Böcklin-Ausstellung des Krmst-
veretns urrd fuhr 8.17 Uhr zurück.

-st Schlußiibung der Sanitätskolonnen. Am gestrigen Sonn-
tag fanb auf dem kleinen Exzerzierplatz der Garnison Heidel-
berg eine Schlußübung der Sanitätskolonnen statt, tvie sie bis-
her in Heidelberg noch- nicht gesehxn wurde. Es hatten sich zur
gemeinsamen Uebung vereint die Kolonmen des Männerhilfs-
vereins Heidelberg (SO Mann), diejenigen 'des MilitärberÄns-
verbandes Pfalzgau und zwar von Dossenheim, Handschuhsherm,
Kirchheim, Leimen, Rohrbach, Sandhausen zusammen 100
Mann und die Kolonne Weinheim Mt ca. 20 Mann. Außerdem
waven auwesend Pertretungen von anderen Kolonnen, u. a. von
Schriesheim, Mosbach, Fahrenbach, Neckargcmünd und Mann-
heim. An Stelle des vevhinderten 1. Vorsitzcndenl des roten
Kreuzes, Hcrrn General Limbergcr, wurdc die Ucbuug ab-
genommen von 'dem 2. Vorsitzenden, Hevrn Generallentnant v.
Winning, Exzell. Das Protektorat hatte S. H. Prinz
'Wilhelm von Sachsen-Weimar übevnommen, wel-
cher mit I. H. der ^Prinzessin orschienen war. Jhre Hoheit
hattc an der Uebung üeshalb ein Jnteresse genommen, weil sich
von dem Frauenverein Heidelberg etwa 10 Damen aus hiesigen
Kreisen -bereit erklärt hatten, ihre in einem Kuvse bei dem
Herrn Oberarzt Dr. v. Z s ch o ck crlernten Kennitnisse zu zeigsn.
Es waren außerüem Jhre Exzellenz Frau v. Winning mtt
anderen Damen- crschienen. Die Aufstellung der Kolonnen war
erfÄgt durch den 1. Vorsihenden des Pfalzgauverbandes, Herrn
Obevleutnant der Reserve Dr. Baner. Die einzelnen Ko-
lonnen waren geleitet von Oberleutnant a. D. Maquet und
Hauptlehrer Grieser in Kirchheim. Anwesend waren u. a.
der Borstand des Großh. Bezirksamts, Geh. Reg.-Rat Dr.
Becker, Bürgermeister Dr. Walz unü mchrere Stadträte.
Eine Vertretung des 2. Bätaillons des 2. Bad. Grenadier-Re-
giments Nr. 110, Herr Stäbsarzt Weichel, der Vorstand -der
Vereinigung der 'Reserbeoffiziere, Herr Prof. Greber, eine
große Anzahl von Miilitärvereinsvorständen, darunter Hr. Leut-
naut der Referve Wolf. Dte Zuschauermenge, die stch ver-
fammelt hatte und standhaft anshielt, war eine ungehcuer
große lbis znr Grenze -der Stövuug. Noch vor Beginn der
Ülebung war an ExMlenz von Winning ein Telegrammi der
Frau Dr. Muin bon Edinburgb eingelaufen, welches inSbefon-
dere die Samaritevinnen begrüßte. Die Aufgabe der 'Uebung
war falgende: 1. Blaue Trnppen, welchc Heidelbery besetzt hal-
ten, wiesen am Bormittag des 16. Juli 1905 am gleichen Exer-
gierplatze südlich der Eisenbahn Hei'delbevg-Schwetzingen den
Angriff roter Trnppen ab und wgrfen diese über Pleikarts-
försterhof auf Schwetzingen zurück. Nach lbcendetem Gefecht
treffen in kurzen Zwischenräumen die alarmieirten Freiwilligen

aus Kavlsruhe. An Hand der wissenschastlich seststehenden Tat-
sachen zeigte der Redner die Entwickelung des Menschen vom
sleischessenüen Jäger,zum Hirten und Ackevbauer mit -gemischter
Kost. Diesor Entwickelung folgend ständen wir nun an de:
Pforte ües Gartenbanzeitalters, in dem die ökonomischen Ver-
HLItnifse sälber so eingerichtet sind, daß sie eine mähr oder
weniger ausschließliche Pflanzen- nnd Fruichtnährung ermög-
lichen und verlangen. Eine v-on der Mehrheit der Volkswirt-
fchaftler als „rationell" bezeichnete Evnährung mit 80 Kilo-
gramm Fleisch füv Kops und Jahr sei- auf die Dauev aus öko-
nornifchen Gründen unmöglich, da der Gang der Entwickelung
nicht zuilasse, daß die Viehzucht auf Kosten der anderen land-
wirts-chastlichen Erzeugnisse -betrieben werde.

Fleischnahrung sei bei voller Berücksichtigung der Nähr-
werte zchnmal kostspieliger als gletchwertige, uoch dazu gc-
sündere und zuträglick^re Pflanzenkost. Deutschland baue jetzt
tn u-nverantwortli-cher Wetse dort Viehfutter, wo man Obst,
Gemüse und Getreidc -bauen könne. So müßte jährlich eine
halbe Milliarde Mark Getreide aus dem Anslande eingeführt
wer-den- und jähvlich müßten 20 000 bis 200 000 Deätsche aus-
wandern, um dem lieben Vieh Platz zu machen.

Reüner weist iurz daraus hin, wie diese Zustände im Gar-
tenbauzeitalter und -bei intensivem Kleinbetrie-be verschwtnden
wüvden, beto-nt, daß im ostäsiatischen Kviege die japanischen
Pslanzenesser und Aibstinenten den Sieg über die ruissischen
Wuttkitrinker uNd Fleischesser davontrügen und schlteßt mit dem
-Au-sspruche des Peters-burger Pr-ofessors Beketoff: „Dem Vege-
tarismus gehört die Zukunst".

Die Verhandlungen idauerten von ha.Ib 9 bis gegen 11 Uhr.
Der Südwestdeutsche Bezirkstag am Sonntag
war von 160 bis 170 Vegetarianern und Le'bensreformevn be-
sncht und dauerte von 10 bis 3 Uhr. Vorsitz Stadtrat Schupp
aus Darmstadt. Es wurden innere Angeilegenheiten beraten.
So wurde der Beschluß gefaßt, eine werben-de Tätigkeit zu ent-
faltcn und dafür ei-nen Avbeitsausschuß einzusetzen, der ein
Programm und einen Arbeitsplan ausarbeitcn soll. Nachmit-
tags fand ein Spaziergang der Begetaricr im Walde statt.

-Sanitätskolonnen von Heidelberg, Rohrbach, Sandhausen, Lei-
-men und Weinheim auf -dem Gefechtsfelde ein, um dasselbe von
den Vovwundeten zu räumen. Wagenhalteplähe: 1. Nördlich
der Kiesgrube an der Fortsetzung der Alleestraße; 2. am Ost-
-rand des Exerzierplatzes. Hauptverbandplatz: Jm Exerzier-
ihaus. Ein Teii des Exerzievhaiuses, der bisher als Unter-
kunstsranm für bla-ue Truppen diente, ist für nicht trans-
portable Verwundeten zum Hilfs-Lazarett eingerichtet nnd sind
in üieses 10 'HelfeMinncn aus Heidelberg beardert. 2. Auftrag
für -die Kolonne Kir-chheiiin. Ein bei Beginn -dcs Gefechtes am
16. Juli 1905 in der Anssahrt aus dem Außenbahnhof Heidel-
bergs begriffen gewescner Militärzug i-st am Kreuzungspunkt
üer 'Bahnlinic Hciidclberg-Karlsrnhe und- der Allecstraße durch
feindliches Artillerie-Feuer zum Entgleisen gebracht worden.
Die Füvsorge der -hierbci Verletzten, wel-che zuvör-derst dem
Hauptvevbandplatz im Exerzierhause zuzuführcn sin-d, wird der
Kolonnc Kirchiheim übertragen. 3. Austrag für die Kolonnen
Dossenheim und Handschn'hsheim: Jm Steinbruch sind durch
-voitze-itige Entladung eines Sprengschusses und hierdurch ver-
nrsachten Felssturz eine Anzahl Avbeiter verunglückt. Die
Frei'willigen Sanitätskolonnen Dossenheim und Handschuhs-
heim treffen zu-r Hilfeleistung an der Unfallstelle ein. Annahme
der Lage des Steinbruches: Südostecke dcr Kiesgrube an de-r
Kirchheimer Landstraße. Trotz der grotzen Httze wurden in
ctwa 2ZH Stunden diese Aufgaben erledigt, wobei besondcres
Jnteresse -der neue Sanitatswagen des Männerhilfsverein er-
weckte, welcher, wic man hörte, nunmehr von der Stadt über-
-nommen wer'den wird. Ferner bewährten sich die fahrbaren
Tragibahren der hiesigen' und Kirchhei-mer Kolonne' und ein von
Rohvbach mit primitiven Mitteln aus-gesiatteter Transport-
wa-gen. Die Einbriügung der Vevwundeten, welche von- frei-
willig hierzu geme'ldeten Grenadieren ües B-ataillons dargestellt
waren, wuvden trotz der besonders aufgesuchten Terrainschwie-
rigkeiten in aller -Ru'he und mit einer erfreulichen -Sachkennt-
nts vollzogen. Die Kontrolle jedes einzclnen Verbandes fand
von dem Besich-tigenden, Exzellenz von Winning, an Ort und
Stelle statt. Nach der Einbringung in das Exerzicrhaus begann
dte theoretische und insbesandeve die hochtnberessante Anilegung
der endgültigM VerbänLe, du-rch die Sameriterinnen in dem
das-slbst nnt Betten cingerichteten Lazavett. Die Leistungen
der Damen- ha'ben hierbei allgemeine Bewunderung hervorgeru-
fen. Nach Beendigung der Uebung wur-de -von Exzellenz von
Winning die Kritik abgehälten, welche die Tätigkeit nnd die Er-
folge der Kolvnnen lobend und 'dqnkend ane-rkannte und auch im
Namen ider anwefenden Präsidentin des Frauenvereines, Jhrer
Hohett der Prinzesstn von Wetmar, den Sanrariterinnen beson-
deren Dank aussprach und alle Betei-ligten aufforderte, mit
demfelben Pflichteifer weiter zu arbeiten, wie er von Aerzten,
Leitern- und Mannschasten zu sehen gewesen sei. Die Ansprache
endete mit einem Hoch auf Kaiser und Großherzog. Nach Be-
cnd-igung dcr Uebung fanden sich 'die Kolonnen im Stadtgarten
zusammen, wo allen aus freigebiger Hand ein Trnnk gespendet
wurde. Die bei der Uebung beteiligt gewesenen Herren, auch
S. Hoheit Prinz von Weimar, waren hierbei anwescnd.

X Dte gestrtge Schloßbeleuchtmrg anläßlich des Stistnngs-
festes des Korps „Suevia" verlres auf das glänzendste. Tausende
sahen dem herrlichen Schauspiel zu und aus den Mun-d der
Fremden hörte man das Lob, daß so etwas nuir Alt-Hei-delbcrg
zu bieten vcrmiöge. Doch mit des Geschickes Mädchen ist kein
ewiger Bund zu flechten und das Uuheil schreitct schnell. Kaum
war man auf -dem Heimwege, als ein Sturm da-hevbrauste, daß
einem Hören und Sehen verging. Nnr wenige errei-chten die
heimffche Klause, ehe ein furchtbares Gewitter mi-t strömendem
-Re-gen losbrach. Die von answärts Geiommenen stanten sich
auf dem Bahnhofe, aber dank threr Einsicht und -dem gewandten
Etngreifen der Polizei herrschte mnsterhafte Ordnung und die
Beförderung der Passagiere vollzog sich ohne Störung.

Ogch- Fernsprechstelle. Am 17. d. M. wtrd im Stadttei-l
Neuenheim- in- der Schrödersträße als Awei-gstelle des Post-
amts 1 (Rohrbächerstraße) eine mtt Telegraphenbetrieb und
-'öffentlichc-r Feirnsprechstelle verbundenc Postanstalt mit unbe-
schränkten Annahmebefügnissen unter der Bezeichnung „Heidel-
berg 5" eröffnet wcvden. Die ncue Verkehrsanstal-t wird we-rk-
täglich in der Zeit von 7 Uhr (iin Winter von 8 Uhr) bis 12
Uhr -vormi'ttygs und von- 2 Ühr nachmi-ttags bis 7 Uhr abeNd
dem Verkehr mit dem Publikum dienen. Sonntags ruht 'der
Dienst

st- Aus dem Stadtteil Handschuhsheim. (Sommerfe st.)
Ein Sommerfest im wahren Sinne 'des Wortes hielt -der hiesige
Männergesangveretn „F r e undscha ft" gestern aüf de-n Wie-
-sen an der Dossenheimer Lan'dsträße hierselbst ab. Das schöne
Wctter un-d insbe-son-dere der Rame „F-reundschaft" hatten eine
Lußerst zählreiche Menscheninenge angelockt. Eingeleiitet wurde
Äas Fest durch einen Festzug, der sich durch die Ortsstratzen
nach dem Festplatz bewegte, wose-lbst alsbald an die Abwicklung
-des Progrämms gegan-gcn wur-de. Nach eiuigen Konzeirtstücken
wurden von der „Liederhalle"-Heiidelberg und dem festge-ben-den
Berein unter der tüchtigen Leitnny des Herrn Oberlehrer
Brann die Chöre: „Mein Badner Land" und „Die Hei-mat"
sehr g-ut vorgetragen; sie fanden wohlvevdienten Beifall. Tur-
nerüsche Aufführungen vom hiesigen „Turnerbund" sowie Fläg-
genreigen von der hiesigen „Damenabtöilung" fölgten. Als auch
diese schönen Vorführungen ihre Anerkennung gefunden, er-
tönte das Signal zum „Hammeltanz"; in Scharen strömten die
'lustigen Paare auss Tanzpodtum, um sich an dicsem Kampf
trotz der drückenden Hitze zu beteiligen. Kei-n Wunder, galt es
doch, einen prachtvollen Hammel zu gewinnen. Aus dem
Kampfe ging ein Hevr namens Fischer ans He'idelberg als
-Sieger ihervor. Bald Larauf füllte sich abermals das Podiuin,
da der Holzäpfeltang jetzt an die Reihe kam; hierbei mußten
die Paare auf dem mit Aepfeln bestreuten Boden tanzen, was
einen recht amüsanten Anblick -gewährte. Sie-ger in diesem
-Tänz war Herr I. Ioos von hier. Es folgten jetzt noch aller-
llei lustige Veranstaltungen, wie Wettrennen zu Pstrde, Wurst-
schnappcn, Hahncuschlagcn usw., cinc Unterhaltun-g, an der sich
-Jung und Alt recht ergötzen konnten. Bei 'hereinbrechender
Dunkclheit bot de-r Festplatz ein wirklich schönes Mld, eine rich-
tige italienische Nacht. Leider wurde aber 'öieser Mbend- in letz-
ter Stun-de duvch- ein Gewitter mii strömendem Regen gestört.

-— Heute, Montag, findet das Sommerfest seinen Mschluß; das
Programm ist mit dem gestrigen Tage übereinstinimend. Dem
Männergesangverein „Freundschaft" wünschen wir' für heute den
besten Erfolg.

—I!— Pachtung. Die Engelbraueret pachtete das Restau-
rant „Rodenstetner" von dem Besitzer 'Hevm. Künzle.

X Sandhausen, 16. Juli. (Der Streik) im hiesigen
Dampffägewerk hat vorläufig daduvch ein Ende genommen, daß
die Arbeiter die Arbeit wieder ausnehmen mußten, toeil sie die
gesetzliche Kündigungsfrist von 14 Ta-gen nicht eingehalten hat-
ten.

Sandhausen, 16. Jüli. (E i n be da uc r l i che r U u -
glücksfall) creignete sich gestern hie-rselbst. Ein älterer
Landwirt fiel beini Friichtabladen -so unglücklich von der
Scheune herab, daß er auf der Stelle tot blieb.

— Leutcrshausen, 17. Juli. Jn der Nacht von Samstag
auf Sonntag ersta-ch der 20 Jahre alte Adam Stein nach eiuem
kurzen Wortwechsel den Merbrauer Spiegelhalter. Stein ist
flüchtig und komnte noch nicht verhaftet wevden.

Mannhcim, 15. Jnli. (De r Tarifabschlutz im
Wäcke.rgewerbe.) Den Bemühungen des Gewevbegerichts-
ivorsitzenden Hevrn Dr. Erdel ist es gelungen, eine Ginigung
der streitenden Parteien herbeizusühren. Die Lohnbewegung
der Gehiffen hat somi-t unter Annahme nachstehender -Bestim-
mungen ihren Abschluß gefunden: 1. Die Kost wird den Ge-
hilsen nicht mehr vom Arbeitgc'ber gestellt, anßer wenn die Ge-

HUfen es selber wünschen. Als Entfchädi-gung erhalten die Ge-
hilfen ein tägl-iches Kostgeld von 1.40 Mk.; es bleibt den Mei-
stern überlassen, ob dieses Kostgcld täglich oder wöchentlich gc-
zahlt werden soll. 2. Der Lohn beträgt pro Wochc für selbstän-
-dige Arbeitcr nnd Schießer 10—12 Mk., für Weißtei-gma-cher'
9—10 Mk., für 'Schwarzteigmacher 8—9 Mk., für dritte und
vierte Gehilfen 6—7 Mk. Spätestens nach 14 Tagen kann der
Gehilfc vcrlangen, dah der Lohn testgesetzt wtrd; solange daS
nicht geschehen, gelten die Mindestbeträge der vorstehenden
Lohnsätzc.

U Mannheim, 16. Juli. (F e i e r a be n dst u n de.) Ww
die „R. Bad. Ldsztg." hört, wnrde durch Verfügung Les Grvtzh-
Mi-nisteriums des Jnncrn vom nächsteu Mcmtag ab für Äie hi<-
sige Stadt die allgememe Feieräbendstunde versuchsweise auf
2 Uhr früh fcstgesetzt.

(I) Eppingen, 14. Juli. (Die Diüzesansynode für
die Diözese Eppingen) wurde dieser Tage unter dcm
Vorsitz des seithcrigen Dekans in -der evangel. Stadtkirche zu
Eppingen abgehaltcn. Pfarrer Leser in Sukzfeld erstattete
dieses Jahr im- Auftrag des Diözesanausschusses den Hanptbe-
richt über das rcligiüse, sittli-che und evangebisch-kirchliche Lcben
de-r Bezirksgemeinden nnd 'diesnml noch besonders über den
Stand der Klemkinderschulen, Volksbibliotheken, kirchlichen Bau-
ten, einschliehlich Orgeln und Kirchenheizungen. Aus den sta-
tisttschen Zahlen ging hervor, -daß üas kirchliche Jnteresse des
Wezirks cin verhältnismäßig regcs und erfreuliches ist. — Da
der Dekan schon vor etniger Zeit erklärt hatte, von der Shnode
an vom Dekanat zurücktreten zu wollen, so mußte zur Wahl
eines ncuen Dekans geschritten werden. Jm erstcn Wählgang
erhie'lt Pfarrer Engelhatdt von Jttlingen 10 nnd Pfarrer Hart-
-m'ann von Schluchtern 8 Stimmen. Weil keiner von beiden dia'
nvtwendige Mehrheit erreicht hatte, wurde etne zweite
Wahl angeordnet. Zwischen der ersten und der zweiten
Wahl verzichtete nnn Pfarrer Engelhardt als dcr etwas jün-
gere auf seine Kandidatur, und es wuvde Pfavrer Hartma>nn
tn Schluchtern endgültig zum- Dekan gcwählt.

Karlsruhe, 15. Juli. (G e n i ck st a r r e.) Auf Befehl des
Generalkommandos des 14. Armeekorps dürfen wegen Genick-
stavre Beurlaubun-gen von Militärpersonen nach Rastatt nnd
von da nach außerhalb bis auf Weiteres nicht stattfindon. Zu'
dem beroits gemeldcten Falle von ciner ernstlichen Erkrankung i
an Genickstarre kam ein solcher ini- Regirnent von Lützow hingu.
Außerdem sind 17 Mann im- Regiment 111, die der Krankhcit
verdächtig sind, zur Beobachtung in -da-s Lazarett eingeli'efert'
worden.

L Karlsruhe, 16. Juli. (Verunglückt.) Das zwe>-
einhalbjährige Töchterchen des Schreiners A. in der Marien-
straße stürzte aus dem Fenster des 4. Stockwerkcs auf die
Stratze und war sofort tot. Das Kind ist in eincm unbewach-
ten Augenblick auf die Fensteribank geklcttert.

dl Emmendingen, 15. Juli. (S cha de n fe u e r.) Gestern
Mbend gegen 7 Uhr b-rach in dem anderthalb Stunden von hier-
enffernten Orte Malterdingen im Hause des Schuhmachcrmei- -
sters Dages Feuer aus, das rasch um sich griff und 3 Häuser,,
gwet Scheuncn nnd einen Schopf in Afche legte. Der 8jähriE.
Knabe des Schuhma-chermeisters Tages crstickte lt. „Freib. Zt-gff
in dem brennenden 'Hause, bevor er gerettet werden konnte. Nie-
dcrgebrannt sind die Wohn- und Oäonomiegebäude des Schuh-
-macher Dages, des Bäckermeisters Keller und des Schveiner-
rneisters Brcnzinger. 2 Schweine sind verbrannt, -das übrige
Vieh konn-te gerettet werden. Anch viel Futtervorräte sind vcr;
nichtet. So fft der durch das Feuer angerichtcte Schaden fehr
erheblich.

VV Schopfhejm, 14. Juli. (Aussta nd.) Wegen Berwen
gerung der Unterzeichnung des seit 1. Mai ds. Js. in Krast
befindlichvn Tarffs ha-ben, nachdem- die Fabrikleitung kt. „Volks-
-freuitd" jede Untcrhandlung mit dem Vorsitzenden des Zentral-
Verbandes strikte ablehnte, heute sämtliche Töpser der Wiesen-
thäler Tonwerie in Schopfheim die Kündigung eingereicht.

Aus Baden. Der Neu-Häuser Hof bei Schuttertha-
bvannte infolge Blitzschlags nieder. Verbrannt sind 3 Schweinc
,und 600 Mark Bargcld. Der Gebäudeschadcn beträgt ca. 60ch
Mark und fft dnvch -Bersicherung gedeckt. — Jm Rheine bei
Worms wurde die Lei-che des vermihten Landwirts Hch. Keil °
b a ch von Kctsch geländct. Den Unglücklichen düiffte ein un--
heMLares Loidcn in den- Tod getrieben haben.

. .—--

Sport.

— Das Wettrudern am Samstag gewann der Akademiälst
Sport-Klub mit einer Bootslänge. Me Akademiker gingen voin-
St-art mit der Führung ab, die sie bald auf eine LLnge au---
dehnten. Turch verschiedene Spurts rückte die Gesellschaft w>c-
derholt auf, konnte äber nicht verhindern, datz am Ende die Gcg-
ncr ihrcn vorher innegehabten Vorsprung wieder erreichlen,
Jnteressant war, daß die Siege-r während des ganzen Renne»-
ein -bedeutend ruhigeres Tempo als ihre Geg-ner — in der
nntc 5—7 Schläge wenigcr — rndertcn. Auf Vorschlag fc-
Akademtscheu Sport-Klubs hatte man fich geeintgt, nur auf dcc
linken Nccka-rhälfte zu rudern und dadurch erreicht, daß b-'w
-Boote unterd Lenselben Stromverhältnissen ul-
beitcten. Dicsc Neuerung sollte für alle Wetffahrten unu'u
dcn hiesigen Klubs beibehalten werden.

Theater- und Kunstnachrichten.

Hcidelbergcr Kammermusik-Konzerte. Wie man uns Vff'

tcilt, tst cs gelungen, auch für nächsten Winter wiede-r da^

„Brüsseler" und das „Böhmische Strctchquar

tett" zu je cinem Konzert z-u gewinnen. — Die beiden Kv>
zcrte werden schon in der crstcn Hälfte dcs Wtnters (O^"
und Novcmber) stattfindcn. — Tas bet uns so heimifch
wordene „F rankfurtcr Quartett" wird voraussiaiU
crst nach Weihnachten- wieder hierher kommen, da Prof. H)'c ^
mann erst bi-s do-rt'hin von seincr Konzertreise in A ust ra l ic
zurückkehren wtrd.

Kleine Zeitung.

— Bad Kreuznach 14. Inli. Tie Zahl d-er
würdigkeiten unseres schönen Baöeortes ist^durch
-heute seiner B-estimmung übergebene Denkmal .
unter dem Namen Maler M üller bekannten
und Dichters Friedrich Müller nm eine neue schöne
unferer Kuranlagen gegenüber der Pauluskirche verw
worden. Friedrich Müller war im Zahre 1760
Sohn eines Krerrznacher Handwerksmeistcrs geborcn
am 23. April 1825 zu Rom verstorben. Das von
Stadt Krenznach jhrem berühmten Sohne gesetzte
ma-l bestcht aus einem 200 Zentner sch-weren, ^gr-
hohen, unbehauenen Blocke grauen Stromberger
mors, der ein 65 Zentimeter hohes sehr lebhaft wiv
Bro-ncerelief des Dichters trägt. Tas Denkmal M
heute nach einer würdigen Feierlichkeit, bei der
Tr. Kohl das Gedächtnis des Dichters feierte, enro „
und der Stadt Kreuznach übergeben. Ter die
vcrschönernde Männergesangverein „Liederkranz
mehrere in Musik gesetzte Lieder Müllers vor.

— Saarburg (Reg.-Bez. Trier), 16. Juli. F -„i:
Mittag stürzte im Orte Serrig das Gewölbe ein
 
Annotationen