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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177-203 (1. August 1905 - 31. August 1905)
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lung der wiöers-etzlichenVerwaltungs.
behörden befaßte. Ueber die Beschlüsse herrscht vor-
läustg größtes Stillschweigen. Nachträglich wird be-
kannt, dah der leitende Koalitionsausschuß jüngst auch
Leschlossen hatte, das Kabinett Fejervary unter
Anklage zu stellen. Die Durchführung dieses Be-
fchlusses wurde in SHwebe Lelassen. Bei ver gestern tn
Pest abgehaltenen Landesverfammlung der Sozialdemo-
kraten wurde ein Beschluh gefaht, wonach am 15. Sep-
tember ein Gefetzentwurf über das allgemeine Wahlrecht
dem Wgeordnetenhause eingereicht und die Koalition um
fofortige Annahme ersucht werden soll. Wie verlautet,
Lereiten die Sozialdemokraten für den 15. September
eine Kundgebung vor dem Parlament gegen die
Koalition -vor urid einen allgemeinen Ausstand im ganzen
Land.

Aus Stadt und Land.

Heitelberg, 18. Angiist.

Personalien. Wie wir kürzlich berichteten, ist von der juristi-
schen Fakultät der Ruperto Carola Herrn Dr. jur. Wendelin
Hoffmann aus Mannheim anläßlich seines goldenen Dok-
torjubiläums das ihm vor einem halben Jahrhundert verliehene
Diplom unter Glückwünschen der Fakultät erneuert worden.
Der Jubilar war nach Beendigung seiner theoretischen Studien
zur weiteren praktischen Ausbildung und zu dem Zwecke einer
genaueren Kenntnis des französischen Rechts längere Zeit in
Paris auf dem Bureau eines deutschen Advokaten tätig, in der
Absicht, für die akademische Laufbahn sich vorzubereiten. Jm
Jahre 1867 ernannte ihn der damalige badische Handelsminister
Mathy zum Mitglied der badischen Ausstellungskommission, als.
welcher er während der Weltausstellung, unter Verzicht auf jede
Renumeration bezw. Diäten, erfolgreich tätig war. Jn den 70er
Jahren trat er auf Empfehlung des badischcn Ministers Jollh
in 'den Reichsdienst, wurde 1878 von Seiner Majestät Kaiser
Wilhelm zum deutschen Konsul in Florenz ernannt, und
verließ nach mehrjähriger konsularischer Tätigkeit in St. Louis
lNordamerika) und in der Hafenstadt Fiume (Ungarn), zu-
folge eines Augenleidens, Ende der 80er Jahre, durch mehrfache
Dekorationen ausgezeichnet, den Reichsdienst. Jn unserer von
ihm geliebten Musenstadt gedenkt er die letzten Jahre seines Le-
bens, seit etwa einem Jahre hier wohnhaft, zu verleben.

(!!) Preisgckrönt. Bei den am 13. ds. Mts. in Zuffenhau-
sen bei Stuttgart abgehaltenen nationalen Sport-Wettkämpfen
errang Herr Treiber bom Fußball-Klub Heidelberg-Neuen-
heim beim 1500 Meter-Lauf in 4 Minuten 43 Sekunden unter
starker Beteiligung den 3. Preis.

Berunglückte Urlaubsreise. Vor einigen Tagen trat ein
Mainzer Beamter mit seiner Frau und zwei Kindern einc Ur-
laubsreise in einen Ort des Schwarzwaldcs an. Kaum daselbst
eingetroffen, vernahmen die Mainzer, daß dort die Mäsern
herrschten. Sofort verließ die Familie den Ort wieder, damit
ihre Kinder nicht erkrankten. Hier in Heidelberg waren die bei-
den Kinder schon heftig an den Masern erkrankt und sollte um-
gehend die Heimreise erfolgen. Der Ansteckungsgefahr Wegen
sollte aber die Familie einen ganzen Eisenbahnwagen nehmen,
welcher dann desinfiziert werden sollte. Da dies aber sehr
teuer gekommen wäre, mietete sich die Familie ein besonderes
Fuhrwerk und fuhr in diesem von Heidelberg nach Mainz.

— Fahnduug. Am 8. Juli ds. Js. hat sich der Schneiderge-
selle Jean P. A. Misset aus Leipzig von hier entfernt mit der
Angabe, über Mannheim-Frankfurt nach Leipzig zu reisen; dort
ist er weder bei seiner Eltern eingetroffen noch hai er bisher
eine Nachricht mehr von sich gegeben. Da er einen gröheren
Betrag bei sich führte, isi Zu vermuten, daß ein Verbrechen
an ihm begangen wurde. Mitteilungen über den Verbleib wol-
len der Großh. Staatsanwaltschaft hier mitgeteilt werden. Es
wird um weitere Verbreitung dieser Fahndung gebeten.

-p Lebensmüde. Die Leiche des Mannes, der sich am Sonn-
tag Morgen 6 Uhr unterhalb der alten Brücke in den Neckar
stürzte, ist noch nicht gefundcn worden. Die aufgefundene
Leiche ist die einer anderen Person; sie wurde 180 Meter ober-
halb dcr Brücke gefunden und auf sie paßt das gestern ge-
schriebene Signalement. (Wegen des Signalements des erst-
erwähnten Selbstmörders siehe den heutigen Jnseratenteil.)

X Bcsitzwechsel. Das Hotelrestaurant „Kaiserhof" in Neuen-
heim ging um den Preis von 370 000 Mark an einen Gastwirt
aus Kassel über. Die Uebergabe dürfte bereits am 1. Sep-
tember erfolgen.

** Razzia. Heute früh wurde von der Polizei unter Lei-
tung von Oberamtmann Hebting und Amtmann Schaible eine
ausgedehnte Razzia unternommen, die aber nur den Erfolg
hatte, daß 2 Jndividuen, darunter ein steckbrieflich Verfolgter,
in einer Scheune verhaftet wurden.

gehender geologischer und topogrophischer Untersuchungen,
daß Leukas seit Urzeiten Jnsel ist; 2) die Auffindung
mehrerer Grotten am Strande der Lyoota-Bucht, deren eine
der Homerischcn Schilderung dcr Nymphengrotte am Phorkys-
hafen auffallend entspricht; 3) die Anfdeckung der Fundamente
des im Altertum hochberühmten Tempels des Apollo auf
der Halbinsel Leukatas in der Nähe des Leuchtturmes am
heutigen Kap Dukato. So hat die diesjährige Ausgrabungs-
kampagne Dörpfelds, der noch mehrere folgen werden, ein
überaus günstiges Ergebnis gezeitigt.

— Von dcr Lentseligkeit des Meininger Herzogs zeugt
folgendes eigenhändige Schreiben, das er nach der „Dorf-
zeitung" an den Lauschaer Einwohner Wilhelm Kob richtete,
der kürzlich seine eiserne Hochzeit feierte.

Altcnstein, 5 August. 1905.

Lieber Kob!

Zu dem so seltenen Fest, das Sie am 9. d. M. feiern
werden, spreche ich Jhnen und Jhrer Fiau meinen herz-
lichsten Glückwunsch aus. Da ich vernommen habe, Sie
würden an dem Jubeltag gern eine Flasche Wein aus
meinem Keller trinkcn, mache ich mir cin Vergnügen daraus,
Jhnen eine Auslcse bester Weine zugehen zu lassen, da Sie
mit einer einzigen ja doch schnell fertig sein würden. Die
Weine sind sämtlich nicht leicht, und daher ist cinige Vor-
sicht am Platze. Für alte Leute sind sie, mäßig genossen,
gute Medizin, weil sie das Herz stärken.

Mit dem Wunsche, Sie und ihre Ehegenossin möchten
in Gemeinschast noch viele glückliche Tage verleben, bin ich

Jhr treuer

G e o r g.

Der hübsche Brief des Meininger Herzogs zcigt, daß
die patriarchalische Gemütlichkeit in deutschen Landen noch
nicht völlig ausgestorben ist. Sie hat sich aber in die Klein-
staaten flüchter müssen.

X Ein Sittlichkeitsvcrgchen wurde am Sonntag Nachmit-
tag im Hause Ladenburgerstraße 28 an dem 8 Jahre alten
Töchterchen eines Kaufmanns im Stadtteil Neuenheim verübt.
Das Kind wollte mit seiner 13 Jahre alten Schwester z:.r .Äroß-
mutter, welche in der Ladenburgerstraße wohnt, grhen nnd lief
hinter der Schwester, welche einen Kinderwagen fchob, her. Vor
dem Hause Nr. 28 wurde es voN einem etwa 18jähr. Mcnschen
am Arm gefaßt und in den Hof gezerrt. Der Strolch fagte ihm,
es sollte Wurst holen, trug es aber dann ticfer in din Hof und
verübte das Vergehen. Weinend kam später das Kind aus
dem Hofe und erzählte der Schwester, welchc inzwischen die
Kleine in allen Ecken suchte, datz etwas geschehcn fei. Jn der
grotzmütterlichen Wohnung wurde dann daS Vergehen festge-
stellt. Der Täter hatte sich unterdessen aus dem Staube ge-
macht. Derselbe ist von Einwohnern schon den ganzen Mittag
auf der Ladenburgerstraße gesehen worden und wird beschrie-
ben: ca. 18 Jahre alt, 1,60—1,70 Meter groß und hager, hat
gelbliche Gesichtsfarbe und läßt den Kopf hängen. Er trug
fchwarzen Anzug. Am Samstag Abend ist er am Friedhof in
Handschuhsheim gesehen worden. Am Sonntag Vormittag hiclt
er sich in einem Hofe der Lutherstraße auf, wurde aber von dem
Hauseigentümer vertrieben. Das Kind war sehr erschreckt, jetzt
ist es wieder munter. Das Vergehen war leichter Nrt.

4- Schöffcngcrichtssitzung vom 12. Aug. Alfrcd Petzold von
Nürnberg erhielt wegen Untcrschlagung 3 Tage Gefängnis;
Ernst Echtner von Mannheim wegen Diebstahls 20 Mark Geld-
strafe oder 4 Tage Gefängnis; Ludwig Kolb, Philipp Hoffmann
und Jakob Effinger von Kleingemünd sind wcgen Körperver-
letzung angeklagt, es erhielten Kolb 10 Tage Gefängnis, Hoff-
mann und Effinger je 20 Mark Geldstrafe oder 4 Tage Gefang-
nis; Friedrich Hessenauer und Jakob Rösch von Gaiberg erhiel-
ten wegen desgleichcn je 20 Mark Geldstrafc oder 4 Tage Ge-
fängnis; Heinrich Börzel bon Weinheim erhielt wegen Wider-
stands und Sachbcschädigung 1 Woche Gcfängnis; Georg Hotz-
mann von hier, angeklagt wegen Ruhestörung, wurde freige-
sprochen; die Verhandlung gegcn tzeinrich Koch von Neckarge-
münd, angeklagt wegen Diebstahls, wurde vertagt; Joh. Mich.
Lauber von Ziegelhausen, angeklagt wegen Bedrohung, wurde
freigesprochen; Eduard Gottlieb von hier, angeklagt wegen
Uebertrctung des ^ 367, Ziff. 3, wurde ebenfalls freigesprochcn;
Marie Häberle in Haft hier erhielt wegen Unzucht 4 Wochen
Haft; Adam Heilbronn von Eschelbronn, angeklagt wegen Dieb-
stahls, wurde freigesprochen.

-— Polizeibericht. Verhaftet wurden ein Soldat wegen
Urlaubsüberschreitung und Taglöhner wegen Bettelns, ein Kü-
fer wegen Hausfriedensbruchs, Widerstands und Beleidigung.
Zur Anzeige kamen 2 Personen wegen Hausfriedensbruchs
und 8 Personen wegen Ruhestörung bezw. Unfugs.

8 Schwetzingen, 14. Aug. (D e r H a g e l f ch a d e n.) Dem
„Schwetz. Tgbl." zufolge wird in den Gemeinden Friedrichsfeld
und Cdingen der Hagelschaden auf je 40 000 Mark geschätzt.

H Bobstadt bei Boxberg, 14. Aug. (Bran d.) Am Sams-
tag brach dahier um 3 Uhr, während die meisten Leute auf dem
Felde waren, ein Brand aus, der 2 Wohnhäuser und 5 Schcu-
nen nebst Nebengebäuden in Asche legte. Das Feuer soll durch
Kinder verursacht worden sein.

L Bruchsal, 14. Aug. (Der H a g e l s ch a d en.) Jm gan-
zen Kraichgau hat das letzte Unwetter bcdeutcnden Schaden in
den Weinbergen angerichtet. Der Tabak ist gänzlich zerschla-
gen. Aehnliche Meldungen kommen aus der Gegend von Ep-
pingen und Sinsheim.

Karlsruhe, 13. Aug. (Der Stephansbrunnen.)
Ohne Sang und Klang, d. h. ohne jegliche Enthüllungsfeierlich-
keit, stellte sich, wie der „Schwäb. Merkur" berichtet, am Sams-
tag Nachmittag der neue Stephansbrunnen von Prof. Billing
wasserspeiend dem Karlsruher Publikum vor. Man denke sich
ein rundes Wasserbecken, umstellt von 14 Pfeilern, die einen
rundumlaufenden schmalen Architrav tragen. Am Rand des
Beckens steht eine überlebensgrotze Quellnymphe, in jeder Hand
einen Krug, aus dem Wasser in das Becken fließt. Die Figur
ist besser gelungen, als man nach dcm Modell erwarten mochte;
sie hat wenigstens hübsche Verhältnisse, wenn auch die Haltung
ein wcnig steif ist. Die Pikanterie bei der Sache besteht darin,
daß statt der Kapitäle an den 14 Säulen Fratzengesichter ausge-
hauen sind, die kleine Wasserstrahlen in das Beckcn speien, und
zwar sagt man, die Gesichter seien bekannten Persönlichkeiten
der Stadt nachgebildet. Dieser „Architektenscherz" wird vielleicht
noch von sich reden machen. Jnzwischen hat sich der Karlsruher
Humorist Romeo der Sache bemächtigt. Jn einem längeren
Gedicht beantwortet er in der „Bad. Prcsse die Frage, warum
dic Fratzen Wasser speien, dahin: „Vor solche nackte Damc, Do
lauft eim's Wasser halt im Mund Ganz unwillkürlich z'samme.
Unn weil die vierzehn Herre doch Net gern detz Wasser fchlucke,
So hat mer 'ne den Spucknapf bant, Do kenne se jetzt schpucke!"
Künstlerisch wird beanstandet, daß die Größenverhältnisse der
Nhmphe und der Rotunde nicht harmonieren. Der Architrav
schneidet nämlich den Nymphe den Kopf ab.

V Karlsruhe, 14. Aug. (Ein frühererSchülerdes
Karlsruher Lehrerseminars) war der letzte schwei-
zerische Bundesrichter dcr alten Garde, Heinrich Stamm, der
dieser Tage in Lausanne begraben wurde. Stamm, gebürtig in
Tayngen (Kt. Schaffhausen), war ursprünglich zum Lehrer be-
stimmt und bildcte sich zu einer Zeit, da es in der Schwciz noch
wenige Lehrerseminare gab, in Karlsruhe zum Lehrer aus. Da
kamcn die Jahre 1848 und 1849, die für Baden so schwere Er-
schütterungen brachten. Der junge Schweizer reihte sich in die
Revolutionsarmee ein und kämpfte bei Waghäusel mit gegen die
Preußen. Nach jenem unglücklichen Gefecht glückte ihm die
Flucht durch den Schwarzwald in seine Heimatgemeinde Tahn-
gen. Hier hielt er nur kurze Zeit Schule, jene Verhältnisse
wurden ihm zu enge, er siedelte in die Kantonshauptstadt über,
wo cr sich nun durch Selbststudium zum Advokckten ausbildete.
Die ersie praktische Betätigung fand er als Gerichtsschreiber des
Bezirks Reyath, allein sich als Rechtsanwalt zu betätigen, das
hatte damals seine Schwierigkeiten. Jn der Kantonsverfafsung
war die Advokatur gerädezu verboten. Die Parteien hattcn sich
aus dem Richterkollegium einen Fürsprecher auszuwählen. Ie-
doch die Umgestaltung 'der Eidgenossenschaft bewirkte auch im
Kanton Schaffhausen eine neue Verfassung, bei der sich der
junge fenrige Mann betätigcn konnte. Alle Hindernisse räumte
seine Energie auf die Seite und so wurde Heinrich Stamm der
erste Advokat nnd Staatsanwalt von Schaffhausen und blieb es,
bis er 1869 cine Wahl in 8en Regicrungsrat annahm. Bald
darauf wurde er in das Bundesgericht berufen, dem er bis zu
seinem Tode angehörte.

Rastatt, 14. Aug. (Lokalbahn.) Von Rastatt nach
Sckiwarzach wird eine Lokalbahn crbaut wer'den, dic auf
1 134 000 Mark zu stehen kommt. Bau und Betrieb der Bahn
erfolgt durch die Straßburger Straßenbahn-Gesellschaft. Die
beteiligten Gemeinden leisten Beiträge, darunter Rastatt 56 0^0
Mark. Eine bezügliche Vorlage liegt dem Bürgerausschuß in
sciner nächitcn Sitzung zur Beratung vor.

v Frciburg, 12. Aug. (Langfingerige Ange-
stellte.) Angestellte dcs Warenhauses von Geschw. Knopf,
darunter drei männliche, standen wegen Diebstahls vor Gericht.
Die höchste der verhängten Strafen lautet auf fünf Monate Ge-
fängnis, die meisten kamen mit einigen Tagen davon, cinige
mit einem Verwcis; eine Angeklagte wurdc freigesprochen.

R Bom Markgräfler Lanb, 14. Aug. (Der Hagel-
f ch a d e n.) Da durch das letzte furchtbare Hagelwetter die
Weinernte auf Jahre hinaus größtenteils vernichtet ist, ist der
Schadcn bcdeutend größcr, als bisher angenommen wurde. Der-
selbe dürfte wohl anderthalb Millionen betragen.

Die Automobil-Woche in München.

München, 14. Aug. Vom gestrigen Rennen wer-
den drei llnfälle bekannt, die aber nicht direkt mit dein
Rcnncn zusammenhängen. Ueberfahren wurde ein bis jetzt
uoch Unbekannter, weiter der Taglöhner Nickel von hier, der
übrigens als Radfahrer in den Rennwagen selbst hineingefahreN
sein soll. Dieser verunglückte in der Nähe des Rennplatzes und
mußte bewußtlos vom Platze getragen wer'den. Auherdein
wurde, wie schon gemeldet, der Kammerdiener des Fürsten von
Bulgaricn infolge eines Raddefektes aus dem Wagen geschlest-
dert und erlitt derartige Kopfverletzungen, daß er in kurzer Zen
verstarb. Der Fürst war auf dem Rennplatz, während das Un-
glück passierte.

München, 14. Aug. Heute Morgen von 4 Uhr 34 Win-
ab begann die Abfahrt der 79 an der Herkomer-Kon-
kurrenz sich beteiligenden Tourenwagen. Am Start hatte
sich das gesamte Komitee eingefunden. Nach entsprcchender Jn-
siruktion und Kontrolle entließ Baron von Molitor, der offi-
zielle Starter des Deutschen Automobilklubs, die einzelnen Wa-
gen. Jm Zeitraum von anderthalb Stunden wurden sämtliche
erschienenen Wagen, der letzte 10 Minuten nach dem eigentlichen
Start, abgelassen.

Wagen 46 (Herr Hans Roth-München) wurde von der Fahr»
zurückgewiesen und überhaupt von der Konkurrenz ausgeschlvff
sen, weil an dem Wagen die nicht erlaubte Auswechslung rines
Teils nach der Blockierung vorgenommen wurde. Hiermit geht
Herr Roth auch des 1. ihm zuerkannten Preises in dcr Schön-
heitskonkurrenz verlustig, gegen den übrigens auch Protcst ein-
gelegt war. Der Wagen des Hrn. Katsch-Münchcn fuhr auher
Konkurrenz mit. Das Publikum war zahlreich erschienen, als
einer der ersten unter den Zuschauern war Herr Prof. von Her-°
komer mit Familie. Jeder der vorbeifahrenden Wagen salutierte
vor Herkomer.

Ulm, 14. Aug. Bei der Wettfahrt um den Herkomcrpreis
verunglückte bei Oberfahlheim der Wagen des Geh-
Medizinalrats Prof. Hoffa aus Berlin. Geheimrat Hofin
blieb gänzlich unverletzt, während der Chauffeur einen ArM-
bruch erlitt. — Von anderer Scite wird über denselben Vorsall
gemeldet: Zwischcn Altheim und UIm überschlug sich ein mit 3
Personen besetztes Automobil infolge zu scharfen Drehens an
einer Kurve. Die Jnsassen wurden hinausgeschleuderl, der
Chauffeur brach dcn Arm, die anderen blieben unversehrt. Das
Automobil fuhr noch bis Ulm, stellte dann aber die weitere Fahr»
ein. Bei Neu-Ulm wurden 3 Personen überfahren.

Baden-Baden, 14. Aug. Die Herkomer-Konkurrenz
verlief programmäßig. Der Start am Eingang der Prornenade
war feftlich dekoriert und von einer dichtgedrängten Menschem
menge umgeben. Die ersten Wagen trafen um 8 Uh^
2 0 M i n. ein. Vier Wagen sind während der Tour ausgeschief
den. Bis halb 9 Uhr sind 71 Wagen eingetroffen; die ersten 10
sind: Dinsmore-Paris (Merzedes), Willy Pöge-Chemnitz (Mer-
zedes), Willy Tischbein-Hannover (Merzedes), Bernh. Flinsch°
Frankfurt (Merzedes), Fritz Werner-Münchcn (Clementbagard),
Edgar Ladenburg-München (Mcrzedes), Robert Katzenstcim
Frankfurt (Merzedcs), Ärgos-Motorgesellschaft-Berlin, Scharcr-
Cannstatt (Benz) und Gustav Langen-Köln a. Rh. (Hepe).

Theater- und Kunstnachrichten.

Rost'sches Solo-Quartett. Diese berühmte Künstlerver-
einigung hat auf ihrer diesjährigen Tournee, die sich nach de"
uns vorliegendey Berichten zu einem ununterbrochenen Sieges-
lauf gestaltete, kürzlich auch in Darmstadt Einzug gehalten urw
in der Künstler-Kolonic unter dem stürmischen Beifall des zaM
reichen Publikums ihre Weisen ertönen lassen. Ein Darmstadter
Blatt berichtet darüber: Nicht allein das glänzende Stiminate-
rial der Herren Fritz Birrenkoven, Pcter Kreuder'
Karl R osi und Karl Roeseling, das in 'den reinen, golde-
nen Strom der Sckwnheit getaucht erscheint, frappiert den Hörer«
sondern mehr noch die vollständige Affimilierung, das Sichunter-
ordnen des cinzclnen im Jntereffe des Ganzen, ein Vorzug, dm

bei so trefflich geschulten Stimmen, die begreiflicherweise exrra
neben der Komposition glänzen wollen, nicht allzu häufig in dw
Erscheinung zu treten pflegt. sowie der von keinem koketten Raff
finement angekränkelte, reife, gesunde, männliche Ton. Dm
Zusammenklang dieser vier Stimmen, die durch ein Studina
und Zusammcnüben von wahrhaft aufopserndem Flciße die bff
strickendsten Effekte des Quarttetgesanges mit souveräner Men
sterschaft bcherrschen, hat in der Tat etwas Hinreißcndes. M-sis
denkc dabci nicht an jenes übertriebene Austüfteln der versck"^
denen Vortragsnüancen; neben der männlich schönen Klc.ng'
farbe macht sich auch im Vortrag, bei feinster Äusarbeitung una
Schattierung des Details, Kraft und Wärme geltend, ohne l^
die Grenzlinie musikalischer Schönheit zu überschreiten.
Programm setzte sich aus einer Reihe von Liedern im Volksto-
zusammen, mit denen sich das Ouartett überaus dankbare Aysi
gaben gestellt hatte. Die beherzigenswerten Worte Kaiser M!,
helms gelegentlich des letzten Gesangwettstreites zu FranksUi
a. M. scheinen doch auf keinen unfruchtbaren Boden gesallen S
scin, kommt doch das Volkslied, „diese unantastbare Musik hv
Gottes Gnaden", die leider bei so vielen Vereinen als plebejiM
galt und mit geringschätzigem Achselzucken behandelt Wurde, wm
der zu Ehren. Die Zuhörer verliehen ihrer Dankbarkeit ick
den empfangenen Genuß durch stürmischen Beifall und vE
faches Zugabe-Verlangen, welches auch in liebenswürdimff..
Weise gewährt wurde, Ausdruck. Wir möchten an dieser Steu
die viclen Verehrer eincs wahrhaft vollcndetcn Quartettgesn^
ges auf das demnächstige Auftreten ber berühmtcn Künstlerg
sellschaft aufmerksam machen. i

Frankfurter Schauspielhaus. (Wochen - Spielplaw'
Mittwoch, 16. Aug., abends 7 Uhr: „Die rote Robe"; Donner i
tag, 17. Äug., abends halb 7 Uhr: Vorstellung bei ermäßE-
Preisen: Faust, 1. Teil; Freitag, 18. Aug., abends 7 Ud
„Othello"; Samstag, 19. Aug., abends 7 Uhr: „Telephon»
heimnisse"; Sonntag, 20. Aug., nachm. halb 4 Uhr: Vorstelln
bei ermäßigten Prcisen: „Hüttcnbesitzer", abends 7 Uhr: »-n..
meo und Julia"; Montag, 21. Aug., abends 7 Uhr: „Die Br
dcr von St. Bernbard"; Dienstag, 22. Aug., abends 7 Uv
„Elga"; vorher: „Das Lied von der Glockc".

Svort.

Baden-Badcn, 13. Aug. Der Betricb der Eisenbahnv^
bindung mit dem Rennplatz Jffezheim wird komNie
den Mittwoch, den 16. August cröffnet werden. Von biei ,
Tage ab bis 28. Angust kursicren täglich Sonderzügc v
hier ab morgens 5.05 Uhr nach dcm Rennplatz Jffezheim (si,»
kunft 5.42 Uhr) zur Morgenarbeit. Am 17., 18., 19., 21-, ^
und 25. August gehen außerdem noch nachmittags Züge na
Jffezheim zur Stallbesichtigung, Baden ab 3.20 Uhr, Jsfezh?.^
an 3.55 Uhr. Jn dcn Haupttagen, 20., 26. und 27. Äugust,
Sonderzüge von Baden, Karlsruhe und Straßburg. Von zj
kursieren an diesen drei Tagen je 3 Sonderzüge, ab 1.30, 1'^,
und 2.10 mit Anschluß von Basel, Mülhausen und Freiburg
Der Karlsruhcr Sonderzug fährt ab 1.40 und hat Anschluß v.,,
Frankfurt, Mannheim, Heideltzerg, Stuttgart und PforE'p
Der Straßburger Sonderzug fährt ab Straßburg (Zviff!.),,
bahnhos) 12.58 mit AnschlUß von Mülhausen, Colmar,
Saargemünd und Hagenau. Ankunst in Isfezheim 2.13. ' e
den Renntagen am 2. und 24. August kursicren je 2 Sondei'Z „
von Baden ab 1.51 und 2.10. Die badischen Eisenbahnen v
währcn dcn Besuchern dcr Rennen Fahrprcisermäßigung-
 
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