Mark auf Grund von Stiftuugen und Gaben ^ur Vertei-
luug getangen. Wahrend diese Ausstellungen uoch iu üen
70er Jahren einen beträchtlichen Reingewinn abwarfen,
siud sie jetzt zu äußerst kostspieliger und vertustbringen-
den Veraustaltungen geworden. Jm Jahre 1883 ergab
sich bei der Ausstelluug in Ehester bereits ein Tefizit von
mehr als 320 000 Mark. Dasselbe stieg im Laufe der
Jahre bis auf 472 000 Mcirk. Diese Ausstelluugen wur-
den alljährlich in einer anderen Gvafschaft abgehalten.
So reich auch die königliche Lanüwirtschaftsgesellschaft ist,
so waren ihrs Mittel doch nicht zureichend, um Jahr für
Jrchr solche ungeheure Verluste zu tragen und im Jähre
1902 beschloß man daher diess Wanderversainmlungen
einzustellen und sie regelmäßig alljährlich in London ab-
Mhalten. Ju diessm Behufe wurde an der Westgrenze
der Stadt ein großes Grundstück erworben (Park Royal)
und dort dis entsprechenden Anlagen errichtet. Das Er-
gebnis war aber in London noch schlimmer als in den
Provinzen und nachdem so während der letzten 13 Jahre
an 30 000 000 Mark von der königlichen Landwirtschafts-
gesellschaft und außerdem noch an 20 000 000 Mark von
den Provinzialgesellschaften zugesetzt wordeu waren, ist
man nun zu deni Beschlusse gekommeu, Park Royal zu
verkaufen und wieder zu dem System der Wanderver-
sammlungen zurückzugreifen. Sollte das Ergebnis
während der nächsten drei Jahre keine Besserung er-
fahren, so werden die weltb-erühmten Jahresausstellun-
gen der königlichen Lanüwirtschastsgesellschaft aufgegeben
werden.
Polnische Frechheit.
Jm „Dziennik Kujawski" steht folgendes zu l-esen:
Das „Bromberger Ta-geblatt" verösfentlicht die Aufrufe
verschiedener sozialistischer Gruppen- in Rußland und gllt
hierbei der Befürchtung Ausdruck, daß die revolutionären
Treibereien- nicht etwa auch nachl der vom Polentum an-
g-esteckteni Ostmark übertragen werd-en. Das von dem
Polenkoller blödsinnig g-ewordene Matt weih jetzt nicht
mehr, wo es erscheint. Wir müssen -es daher -daran erin-
nern, dah es als Eindringlin-g die polnische Gastfreund-
schaft mißbraucht, aus dem üie schmutzigsten historischen
Fälschungen und das wilds Geschrei der Hakatisten nie
und nimm-er, selbst nicht mit Hilfe der verlotterten Boden-
vertaufer, ein „Vaterland" werden machen können. Weh-
niut ergreift nur das Herz eines jeüen Polen, daß das
urpolnische Land heute leider so fehr von dsm hakatisti-
schen llngeziefer verseucht ist, das im 20. Ja-Hrhundert
eine S-chande der zivilisierten Menschheit ist, und dah die
Polen mit solch wahnsinnigen Menschen, die an Polenkol-
ler leiden, auf dem poluischen Bodeu zusammen- leben
müssen." Es ist das wohl eine der frechsten lleberhebun-
gen, deren sich die Polen gegen das Deutscht-um schuldig
machen; wir begnügen uns damit, si-e niedriger zu hän-
gen, und möchten glauben, daß auch manchem Zentrums-
mann ob solchen Bundesgenossen die Schamröte ins Ge-
sicht steigen wird. Wer sich mit solchen Leuten verbündet,
stellt sich offen in die Reihe der Feinde des Deutschen
Neiches.
Aus SLadt uud Laud.
Von der Universität. Eine „posthume" Avbeit von Helm-
holh -tvird soeben in ten SitzungZberiehten der Berliner Aka-
demie der Wissenschaften deröffentlicht. Pros. Leo Königs-
„Seien Sie vernünftig! Jch mühte sonst die Scheibe stehlen!
Just so ein Ding mit solcher Jnschrift fehlt mir im Erker!"
„Es Wird nicht gehen!" meinte der Kastellan und tat, als
horche er etwaigen Schritten neu kommender Besucher.
„Schnell, schnell! Reden Sie, bevor andere Besucher kommen!
Jch gebe Jhnen fünfzig Kronen für das Buhenscheibchen! Ja?"
„G«tt! Wenn uns jemand sieht beim Ausnehmen der histori-
schen Scheibe — ich würdc meinen Posten verlieren!"
„Drum machen Sie schnell! Hier das Geld!" rief Vasold
und entnahm seinem Portefeuille die Banknoten.
Hastig ergriff der Burgverwalter das Geld und steckte es ein,
um so-dann Init auffälliger Gewandtheit die Butzenscheibe von
der Bleiumrahmung loszulösen. „Hier, mein Herr! Jch rechne
auf Jhre Diskretion! Und nun bitte, verlassen wir schnell den
Saal!"
„Mit Vergnügen! Besten Dank!" schnatterte erregt Va°
sold, barg die kostbare Buhenscheibe in seinem Notizbuch und
trippelte dem hastig schrsitenden Kastellan nach. Für die herr-
liche Gletscheraussicht hatte Vasold kein Jnteresse mehr, er gab
dem Kastellan noch ein Trinkgcld für seine Führerbemühung
und eilte dann in's Hotel.
(Fortsetzung folgt.)
berger. der Biograph des großen Forschers, hat sie nach
hinterlassenen Papieren von Helmholtz -b-earbeitet: Sie führt
den Titel: „Ueber die physikalische Bedeutung des Prinzips
der klcinsten Wirknng." Die Avbeit ist eine zusanunenfassende
Darstellung einiger kurzen Notizen, die ftch im wissenschajllichen
Nachlah -voni Helmholtz gefunden ha-ben, und die ursprünglich
einen besonderen Paragraphen in seiner berühmten, grotzen,
ebenso betitelten Arbeit bilden sollten.
Stüdtische Arbcitsnachweis-Anstalt. Nach amtlicher Zu>-
sam-menstellung wurden im- Oktober im ganzen 938 Gesnche
eingetragen, 377 von Arbeitgebern, 319 für männl., 58 für
weibl. Personen, iwelche 562 Arbeitskräfte 601 -männl., 62
weibl. aerlangten und die 584 Arbettskräste 524 männl., 60
weibl. zugewicsen erhielten. Arbeitnehmer wurden 561 etn-
getragen, 497 männl., 64 weibl., von denen 530 sofort pas-
sende -Arbeit nachgewiesen- werden konnte, 479 niännl., 51
-weibliche. Befriedigt wurden im ganzen 766, darunter 338
Arbeitgeber, 283 männl.,, 45 wei-bl. und 438 Arbeitnehmer,
393 männl., 45 weibl. Pers-onen. Nicht eingetragene Gesuche,
von solchen Personen, dle auf einen Eintrag verzichteten, da
ihnen ntcht sofort passende Arbelt nachgswiesen, -werden konnte,
wnrden 568 vermerkt, 554 männl. und 14 weibl. Auch in
dtesem Monat blieb das Stellenangebot in der m-ännl. Ab°-
teilung gegen- den Vovmonat und 'den gleichen Monat v. I.
ziemlich zurück, so daß in diesem Monat auf 100 offene Stellen
200,9 Arbeitsuchende kamen, gogen 175,0 im Vormonat und
178,1 im vorigen Jahre. Der Rückgang der Stcllenangebot«
-dürfte immer noch auf den Maurerstreik zurückzuführen sein,
indem sich derselbe jetzt bei den andern Bauhandwerkern fühl-
bar macht.
Mannheim, 8. Nov. (Redakteur Bretz vor dem
-S ch ö s fe n-ge r i ch t. Der berflossene Wahlkampf war die
Ursache einer Privatbeleidigungsklage, welche gestern Vormit-
tag vor dem- hiesigen SchöffengerichlL zur Verhandlung ge-
langte. Angeklagt war Herr Redakieur Math. Bretz vom
„Neuen Mannheimer Bolksblatt" hierselbst; Kläger Herr Dr.
Leop. Karl Götz in Bonn. Jn- einer Polemik gegen die „Bad.
Landeszeitnng" in -Karlsruhe schrieb der beklagte Redakteur in
Nr. 153 vom 8. Juni Les genannten Blattes mit Bezug auf
das voin Privatkläger hcrau-sgogebcne Buch,: „Ultramon-
tanismus als Weltanschannng" n. a.: Hat sie (die Badische
Landeszeitung) nicht all die Jnfamicn der Hocnsbroech,
Schwarz nnd -Götz mit ,einem wahren Behagen abgedruckt".
Herr Professor Gütz erblickte in dieser Aentzerung eine per-
sönliche Beleidigung und erhob Klage. Kläger fowohl wie
Beklagter waren nicht erschienen, sondern nur ihre Vertreter.
Das Urtetl des Gerichtshofes lautete nach längerer Beratung
auf eine Geldstrase von 300 Mark event. 2 Monate Gefäng-
nis und Anschlag an die Gerichtstasel während der Tauer einer
Woche. Der Gerichtshof ist der Ansicht, datz der Beklagte in
seiner Kritik über das erlaubte Mah hinau-sgegangen ist. Dem
Werke Götz' set ein- durchaus wissenschaftlicher CharaUer znzu-
erkennen. Jn dem Worte „Jnfamie" mußte der Kläger den
Vorwurs einer niederträchtigen Gestnnnng erblicken. Jn der
Form der Kritik sei der Beklagte weit über das Ziel hinausge-
geschossen. Jn dem Werke sei ihm keine Stelle aufgefallen,
wo gehässige Angriffe Les Privatklägers die -Gefühle des Be-
klagten berletzt hätten. Die Ausführnngen 'des Verfassers
über die staatsbürgerlichcn Anschaunngcn dcs Ultranwntanis-
mus seien nur im Zusammenhange zu verstehen uind dürften
nicht auseinander gerissen werden. Der Verfasser schildert die
bestehende Staatsgefahr, die dann vorhanden wäre, ivenn ctne
Klasse von Angestellten, die init ihrem Herzen und Wesen sich
nicht in erster Linie von ihren staatsbürgeclichen Pflichten,
sonderrv von naturvechtlichen Begriffen auf Grund des ihnen
anerzogenen Glanbens leiten üetzcn. Der Antor - lentt dic
Ausmerksamkeit daraus. wohin dte Lehren des Syllabus sü-hren
müssen. Setne Ausführungen können -dem Gegner als falsch
erscheinen, aber dadurch ist der Be-Weis noch nlcht erbracht, daß
die Anfchauu-ngen des Berfassers der Ausfluß einer gemeinen
Gesinnnng sind. Das Gericht hat das Buch als dnrchaus
jvissenschaftlich angesehen, das anch dem Gegner Gerechtigkeit
widersahren läht. Allerdings kann es möglich sein, datz Redak-
teur B«.tz den Jnhalt des Bnches nicht genau gekannt hat,
'was darans entnommen werden kann, daß er Schwarz,'Hoens-
broech und Götz in eineiü Atemizuge genannt und datz es ihm
augenscheinlich daru-m zu tun war, bei dem Wählkampfe den
Gegner mit cincm Schlage abzutu-N. Dazu war aber der
Aus'druck „Jn-famie" ein ungeeigneter nnd er involviert eine
Anschaunng, die als niederträchtig und geme-in bczeichnet wer-
den mutz. Trotz des Schutzes des Z 193 sei deshalb der An-
geklagte zu bestrafen. Wahlkärnpfe sollen ausgefochten werden
unter Wahruitg der persönlichen Rechte des GegnerZ, die Kritik
soll in einem sachlichen Rahmen bleiben-. Das Gericht glaubt
eine empfindliche Strase anssprechen zu müssen, um in Zn-
kun-ft derartige verächtliche und herabsetzende Kritiken zu ber-
hüten.
Karlsruhe, 8. Nov. (Ein nmsangreicher Hehler-
prozeß) stand gestern vor der Strafkammer in Karlsrnhe.
Angeklagt -der gewerbs- nnd gewohnheitsmäßigen Hehlerci
war der in Pforzheim wohnhafte 32 Jahre alte Goldwaren-
händler Friedrich Wilhelm -Engelmann ans Wilferdin-
gen. Er wurde beschuldigt, Latz er in der Zeit von Ende 1902
bis 18. Februar 1905 in- Pforzheim Gold- und Silberwaren,
von denen er wußte oder doch den Umständen nach annehmen
mntzte, datz sie dnrch Diebstahl oder Hehlerei erlan-gt waren,
nnter ihrem Werte ankau-fte und sie dann in seinem- Nutzen
veräntzerte. Der Gertchtshof -verurteilte Engelmann unier
Anrechnnng von 4 Monaten Untersuchungshaft zu 2 Jahren
6 Monaten Zuchthaus, 5 Jahren Ehrverlust u-nd zur Stellung
unter Polizeia-ufsicht.
Konstanz, 8. Nov. (Nachspiel zum Konstanzer
M a u r e r st r e i k.) Auf der Tagesordnung der Strafkam-
merverhandlnng stand -gestern der bekannte Bauunternehmer-
fall, Petcr Getzwein nnd Genossen, wcgen Uebertretung Les
Paragraphen 153 der Gewerbeordnung. Die Vorgeschichte zn
dieser Verhandlung datiert auf den im Frühjahr 1904 statt-
gefundenen Maurerstreik in Kon-stanz zurück. Jn der Schöffen-
gerichtsverhandlung vom 28. September 1904 wurden die
Bannieister zu je ein Tag Gefängnis vernrteilt, während di«
Gipsernieister freigesprochen wurden. Die von- den Angeklagten
gegen dieses Urteil eingelegte Berufung wurde -von dcr Straf-
kamrner am 11. März 1905 vevworfcn. Gegen dieses Urteil
legten die Angeklagten Revision beim Oberlandesgericht in
Karlsruhe ein. Die Revision -wurde teilweise -begründet er-
achtet nnd 4 Angeklagte sreigesprochen. Gegenüber -den 11
übrigen Baumeistern verwtes das Oberlandesgerrcht die An-
gelegenheit zur nochmaligen Verhandlung cm die
Strafkammer des Landgerichts in Konstang znrück. Die gest-
rige Verhandlung untersuchte zunächst, inwieweit die Drohung
des Unternehmerverbandes gegen die FuhrwerkAbesitzer au-Z-
gesührt wurde. Die Anklage -behauptet, daß der Unterneh-
merverbmid den Fuhrwerksbesihern mit Entziehung der Knnd-
schaft gedroht habe, ivenn die Fnhrleute für diejenigen Ban-
-meister, -welche dein VerbanÄ nicht angehörten, nocli weitcr
Fuhrdienste leisteten. Die Angcklagten behaupten, bei den
Fuhrleuten Hörenberg u-nd Michel garnicht oder nrrr wenig
gefahren zu- haben. Zeuge Fuhrhalter Michel hat einen Bries
vom Unternehmerverban-d erhalten-, dähin gehend, datz, wenn
er wctter für die Nichtverban-dsmetster fahre, ih-m anf fünf
Jahve von den Vevbandsmeistern dte Kundschaft entzogen
werde. Michel hat -bedeutenden Schaden erlitten. Zeuge
Fuhrhalter Hörenberg hat sür Dörper, Badent. Heinemann
und Maier gefahrcn und hat ebensirlls den Brief vom Unier-
nehmerverband «rhalten. Mit dem 12. Ju-li 1904 hörten die
Fuhrleistnngen auf. Die Angeklagten behaupten, dah fi«
ü'berhaupt keine Fnhrleute gebraucht hätten, da während des
Streiks, nach dem 6. Juli 1904, die Bauten still gestanden
hätten und auch ketn Material gebraucht wnrde. Die Beweis-
erhebung endete um 1h 1 Uh c und trat bis 4 Uhr die Mtttags-
pause ein. Der Staatsanwalt hält in vollem Umfange die
Anklage auifrecht. Die beiden Verteidiger beantragen für
sämtliche Angeklagten kostenlose Freisprechung. Das Urteil
lautete dahin: Der Angeklagte Gretner wird freigesprochen,
,während dte übrigen 10 Angeklagten zu je 1 Tag Gefängnis
verurteilt -werden. Die Berhandlnng Lauerte von morgens 10
bis abends 7 Uhr.
Kleme Zeitung.
— Gotha, 8. Nov. Jri -der E h e s ch e iü u n g s -
klage öes Prinzen Philipp von Koburg hat die Prin»
zessin Luise öurch den Justizrat Zeyß-Jena g-egeu dad
am 30. Oktober d. I. gsfällte Urteil, das die KompetenI
des hiestgen Landgerichtes aussprach, beim Oberlandesge-
richt in Jena, Berufung emlegen lassen. Der Termin- der
Verhandlung üb-er die Einrede der Unzuständigkeit ist vom>
Oberlandesgericht in J-ena auf den 4. D-ezember anbe-
raumt.
—- Bcrn, 8. Nov. Gestern Abend wurde im sogen.
Dähl-hölzli an d-er Peripherie der Stadt der Landwirt
Johann Niesen -aus Wyl-ervorholz (Kanton Freiburg)
ermordet. Die Polizei nahm einen srüheren Drosch-°
keuku-tscher von hier als der Ta-t verdächtig fest.
— Das Artigkeitspulver. I. Löwenberg erzählt im
Novemberheft d-er Prächtigen Monatsschrift „Krnd und
Kunst": Die beiden Brüder Lutwin und Lorenz haben
sich erzürnt und zanken sich. Dabei fliegen allerhand
mordsmäßige Schimpfwörter, die sie irgendwo aufgelesen,
hin und her. „Du Saukerl!" „Du Vieh!" Die Muttec
hat mit Entsetzen zugehört und ist ganz ratlos. „Jungens,
wo habt ihr das her?" „Das haben wir uns selber ge-
konnt", meint Lutwin ganz treüherzig. „Tas ist aber
sehr ungezogen. Da muß ich euch wohl" — durchprü-
-geln wollte sie sagen, aber sie fühlt, wie schwer ihr das
sällt, und einer Plötzlichen Eingebung folgend, pälirt sie
fort — „ein Artigkeitspulver eingeben." Die Jungens
horchen erstaunt auf. „Artig—keits—pulver, rvas ist das?"
„Wenn ihr das einnehmt, seid ihr wieder artig und könnt
solch häßliche Wörter gar nicht mehr sagen." „Ja, Mut-
ter, das gib uns man. Schmeckt es denn bitter?" „Ge-
duld, das werdet ihr sehen." Und die Mutter streut mst
allerhand seltfamen Bewegungen ein feines, weißes Pub
ver in die Abendmilch, unb die Kinder trinken sie mik
gläubiger Andacht. „Mutter, tut es gleich gut?" fragt
Lutwin. „Gleich wohl nicht, aber morgen früh seid ihc
wieüer meine gnten, braven Jun-gen." Am anderen Mor-
gen weckt der klein-e Lorenz den älteren Bruder unN
slüstert ilnn aiit ftWhl-enden Augen zu: „Du, Lutwin,
es geht doch noch, ich habe schon alle probiert, ich kanN
uoch —- Schweiüehuüd sagen !"
— Eine Hochzeitsrejse durch Zcntral-China und Tibct.
Ter Attach^ der fvanzösischen Gesandtschaft Graf Lesdain
unb seine Gattin, eine Amerikanerin, sinb nach einer
Meldung aus Tarjeeling in Nordindien auf ihrer Hoch'
zeitsreiss wohlbeha-lteu dort angekommen, Nachdem sir
P-ekin-g vor 17 Monaten verlassen und 8000 Kilometer
w-eit durch bisher von keinem Europäer erforschte Gebiete'
Zeritral-Chinas urib Tibets gereist sind. Das Ehepaar
eutdeckte u. a. die Quellen des Jantsekiangs.
Treffcnd. „Sehen Sie nur, Herr Pfarrer, wie sich Jhr?
Kirchenbesucherinnen alle geputzt haben?" — Pfarrer: „JH
Verehrter, ganz lassen sich Kirche und Staat nie trennen!"
Vcrantwvrtlich für den' rcdaktionellen Teil F. Montua, für d«n
Jnseratenteil Th. Berkenbusch, beide in Heidelberg.
VyrttzÜj!. 66jeMN!!tz!t8L3!!k
IN lukvlsvrvieeii uncl 11'n^elipurnitureu dietst llis üiiw»
lEls Nrluudi'im, ku?»i!ep!r»tr, O 2, 2.
8is Luäsn äort sedts Vsi-vlos ru ds--
clsutsnck dsrsbgssötrtsn krsissu LusAS-jtellt. l-'ur IntsrssssutsN
äürkts sied äitdsr eius ksuedtung äsr kür clisss OölsAsudsits-
küuks slgsus Lrrungisrlöu LeduuksustöruusluASu bssouäsrS
siuptsdlsu.
L<!m. vvu liöoix»
swpkiödlt:
, Lstrss- urilt Wssod» Ssn-vlos-
i8.,stSS4rs jsäsr 4rt, düväsriugs clsr Osisiiugsr uuil ksru
ioit«r Nstullv.-k'odriiiöu »u Ori^iu-Oprsissu, üsinniciisl-llor!-
^ssedirrs ste. Lrllizs »dsr tssts ?rsiss
Amtliche Fremdenliste
dcr
Stadt Heideiberg.
Lerzeichnis dcr am 8. Novsmber angskommenen Frcuiöen.
Hvtcls.
Bayerischer Hof. Zerbett, Bornherm. Rudolphie,
München. Trentoni, Saberne. Maier, Fabrikant, AugsburS-
Prinz Carl. Böhm, Oberstleutnant, Saarlouis. Ficdler,
Kfm., Mainz. Dr. König, Chemikcr, Höchst. Sternenberlv
Fabrikant, Schwelm. Larburger, Kfm., Berlin. Katz, Kyu--
Frankfurt.
Darmstädter Hof. Ullmann, Kfm., München. Dehler, Kiw--
Verlin. Eckert, Kfm., Saarbrücken. 2 Frl. Schnyder, Luzerw
Dahlmann, Kfm., Berlin. Obermüller, Kfm., Nürnberg.
nowitz, Kfm., Wien. Kehm, Betr.-Jnsp., Backnang. KlämP^j'
Kfm., Berlin. Nauer, Kfm., München. Raab, Ksm., Ettlingeu-
Gareitz, Kfm., Leipzig. Weil, Kfm., Cognac. Weinstein, Kftu -
Eisenach.
Europäischer Hof. Frau Kommerzienrat Bötzow mit So
und Bedienung, Berlin. Nsrton, Architekt, mit Frau, Dcntz'' '
v. Egan, Priv., München. Frl. Stern uud Frl Baker, Pr:-'--
San Franzisko. Bartholomae, Priv., Chicago. Frau Faehu
rich mit Bedienung, Fiedelhausen. . „
Grand Hotrl. Samuel, Elberfeld. Frau Samucl, Erve
luug getangen. Wahrend diese Ausstellungen uoch iu üen
70er Jahren einen beträchtlichen Reingewinn abwarfen,
siud sie jetzt zu äußerst kostspieliger und vertustbringen-
den Veraustaltungen geworden. Jm Jahre 1883 ergab
sich bei der Ausstelluug in Ehester bereits ein Tefizit von
mehr als 320 000 Mark. Dasselbe stieg im Laufe der
Jahre bis auf 472 000 Mcirk. Diese Ausstelluugen wur-
den alljährlich in einer anderen Gvafschaft abgehalten.
So reich auch die königliche Lanüwirtschaftsgesellschaft ist,
so waren ihrs Mittel doch nicht zureichend, um Jahr für
Jrchr solche ungeheure Verluste zu tragen und im Jähre
1902 beschloß man daher diess Wanderversainmlungen
einzustellen und sie regelmäßig alljährlich in London ab-
Mhalten. Ju diessm Behufe wurde an der Westgrenze
der Stadt ein großes Grundstück erworben (Park Royal)
und dort dis entsprechenden Anlagen errichtet. Das Er-
gebnis war aber in London noch schlimmer als in den
Provinzen und nachdem so während der letzten 13 Jahre
an 30 000 000 Mark von der königlichen Landwirtschafts-
gesellschaft und außerdem noch an 20 000 000 Mark von
den Provinzialgesellschaften zugesetzt wordeu waren, ist
man nun zu deni Beschlusse gekommeu, Park Royal zu
verkaufen und wieder zu dem System der Wanderver-
sammlungen zurückzugreifen. Sollte das Ergebnis
während der nächsten drei Jahre keine Besserung er-
fahren, so werden die weltb-erühmten Jahresausstellun-
gen der königlichen Lanüwirtschastsgesellschaft aufgegeben
werden.
Polnische Frechheit.
Jm „Dziennik Kujawski" steht folgendes zu l-esen:
Das „Bromberger Ta-geblatt" verösfentlicht die Aufrufe
verschiedener sozialistischer Gruppen- in Rußland und gllt
hierbei der Befürchtung Ausdruck, daß die revolutionären
Treibereien- nicht etwa auch nachl der vom Polentum an-
g-esteckteni Ostmark übertragen werd-en. Das von dem
Polenkoller blödsinnig g-ewordene Matt weih jetzt nicht
mehr, wo es erscheint. Wir müssen -es daher -daran erin-
nern, dah es als Eindringlin-g die polnische Gastfreund-
schaft mißbraucht, aus dem üie schmutzigsten historischen
Fälschungen und das wilds Geschrei der Hakatisten nie
und nimm-er, selbst nicht mit Hilfe der verlotterten Boden-
vertaufer, ein „Vaterland" werden machen können. Weh-
niut ergreift nur das Herz eines jeüen Polen, daß das
urpolnische Land heute leider so fehr von dsm hakatisti-
schen llngeziefer verseucht ist, das im 20. Ja-Hrhundert
eine S-chande der zivilisierten Menschheit ist, und dah die
Polen mit solch wahnsinnigen Menschen, die an Polenkol-
ler leiden, auf dem poluischen Bodeu zusammen- leben
müssen." Es ist das wohl eine der frechsten lleberhebun-
gen, deren sich die Polen gegen das Deutscht-um schuldig
machen; wir begnügen uns damit, si-e niedriger zu hän-
gen, und möchten glauben, daß auch manchem Zentrums-
mann ob solchen Bundesgenossen die Schamröte ins Ge-
sicht steigen wird. Wer sich mit solchen Leuten verbündet,
stellt sich offen in die Reihe der Feinde des Deutschen
Neiches.
Aus SLadt uud Laud.
Von der Universität. Eine „posthume" Avbeit von Helm-
holh -tvird soeben in ten SitzungZberiehten der Berliner Aka-
demie der Wissenschaften deröffentlicht. Pros. Leo Königs-
„Seien Sie vernünftig! Jch mühte sonst die Scheibe stehlen!
Just so ein Ding mit solcher Jnschrift fehlt mir im Erker!"
„Es Wird nicht gehen!" meinte der Kastellan und tat, als
horche er etwaigen Schritten neu kommender Besucher.
„Schnell, schnell! Reden Sie, bevor andere Besucher kommen!
Jch gebe Jhnen fünfzig Kronen für das Buhenscheibchen! Ja?"
„G«tt! Wenn uns jemand sieht beim Ausnehmen der histori-
schen Scheibe — ich würdc meinen Posten verlieren!"
„Drum machen Sie schnell! Hier das Geld!" rief Vasold
und entnahm seinem Portefeuille die Banknoten.
Hastig ergriff der Burgverwalter das Geld und steckte es ein,
um so-dann Init auffälliger Gewandtheit die Butzenscheibe von
der Bleiumrahmung loszulösen. „Hier, mein Herr! Jch rechne
auf Jhre Diskretion! Und nun bitte, verlassen wir schnell den
Saal!"
„Mit Vergnügen! Besten Dank!" schnatterte erregt Va°
sold, barg die kostbare Buhenscheibe in seinem Notizbuch und
trippelte dem hastig schrsitenden Kastellan nach. Für die herr-
liche Gletscheraussicht hatte Vasold kein Jnteresse mehr, er gab
dem Kastellan noch ein Trinkgcld für seine Führerbemühung
und eilte dann in's Hotel.
(Fortsetzung folgt.)
berger. der Biograph des großen Forschers, hat sie nach
hinterlassenen Papieren von Helmholtz -b-earbeitet: Sie führt
den Titel: „Ueber die physikalische Bedeutung des Prinzips
der klcinsten Wirknng." Die Avbeit ist eine zusanunenfassende
Darstellung einiger kurzen Notizen, die ftch im wissenschajllichen
Nachlah -voni Helmholtz gefunden ha-ben, und die ursprünglich
einen besonderen Paragraphen in seiner berühmten, grotzen,
ebenso betitelten Arbeit bilden sollten.
Stüdtische Arbcitsnachweis-Anstalt. Nach amtlicher Zu>-
sam-menstellung wurden im- Oktober im ganzen 938 Gesnche
eingetragen, 377 von Arbeitgebern, 319 für männl., 58 für
weibl. Personen, iwelche 562 Arbeitskräfte 601 -männl., 62
weibl. aerlangten und die 584 Arbettskräste 524 männl., 60
weibl. zugewicsen erhielten. Arbeitnehmer wurden 561 etn-
getragen, 497 männl., 64 weibl., von denen 530 sofort pas-
sende -Arbeit nachgewiesen- werden konnte, 479 niännl., 51
-weibliche. Befriedigt wurden im ganzen 766, darunter 338
Arbeitgeber, 283 männl.,, 45 wei-bl. und 438 Arbeitnehmer,
393 männl., 45 weibl. Pers-onen. Nicht eingetragene Gesuche,
von solchen Personen, dle auf einen Eintrag verzichteten, da
ihnen ntcht sofort passende Arbelt nachgswiesen, -werden konnte,
wnrden 568 vermerkt, 554 männl. und 14 weibl. Auch in
dtesem Monat blieb das Stellenangebot in der m-ännl. Ab°-
teilung gegen- den Vovmonat und 'den gleichen Monat v. I.
ziemlich zurück, so daß in diesem Monat auf 100 offene Stellen
200,9 Arbeitsuchende kamen, gogen 175,0 im Vormonat und
178,1 im vorigen Jahre. Der Rückgang der Stcllenangebot«
-dürfte immer noch auf den Maurerstreik zurückzuführen sein,
indem sich derselbe jetzt bei den andern Bauhandwerkern fühl-
bar macht.
Mannheim, 8. Nov. (Redakteur Bretz vor dem
-S ch ö s fe n-ge r i ch t. Der berflossene Wahlkampf war die
Ursache einer Privatbeleidigungsklage, welche gestern Vormit-
tag vor dem- hiesigen SchöffengerichlL zur Verhandlung ge-
langte. Angeklagt war Herr Redakieur Math. Bretz vom
„Neuen Mannheimer Bolksblatt" hierselbst; Kläger Herr Dr.
Leop. Karl Götz in Bonn. Jn- einer Polemik gegen die „Bad.
Landeszeitnng" in -Karlsruhe schrieb der beklagte Redakteur in
Nr. 153 vom 8. Juni Les genannten Blattes mit Bezug auf
das voin Privatkläger hcrau-sgogebcne Buch,: „Ultramon-
tanismus als Weltanschannng" n. a.: Hat sie (die Badische
Landeszeitung) nicht all die Jnfamicn der Hocnsbroech,
Schwarz nnd -Götz mit ,einem wahren Behagen abgedruckt".
Herr Professor Gütz erblickte in dieser Aentzerung eine per-
sönliche Beleidigung und erhob Klage. Kläger fowohl wie
Beklagter waren nicht erschienen, sondern nur ihre Vertreter.
Das Urtetl des Gerichtshofes lautete nach längerer Beratung
auf eine Geldstrase von 300 Mark event. 2 Monate Gefäng-
nis und Anschlag an die Gerichtstasel während der Tauer einer
Woche. Der Gerichtshof ist der Ansicht, datz der Beklagte in
seiner Kritik über das erlaubte Mah hinau-sgegangen ist. Dem
Werke Götz' set ein- durchaus wissenschaftlicher CharaUer znzu-
erkennen. Jn dem Worte „Jnfamie" mußte der Kläger den
Vorwurs einer niederträchtigen Gestnnnng erblicken. Jn der
Form der Kritik sei der Beklagte weit über das Ziel hinausge-
geschossen. Jn dem Werke sei ihm keine Stelle aufgefallen,
wo gehässige Angriffe Les Privatklägers die -Gefühle des Be-
klagten berletzt hätten. Die Ausführnngen 'des Verfassers
über die staatsbürgerlichcn Anschaunngcn dcs Ultranwntanis-
mus seien nur im Zusammenhange zu verstehen uind dürften
nicht auseinander gerissen werden. Der Verfasser schildert die
bestehende Staatsgefahr, die dann vorhanden wäre, ivenn ctne
Klasse von Angestellten, die init ihrem Herzen und Wesen sich
nicht in erster Linie von ihren staatsbürgeclichen Pflichten,
sonderrv von naturvechtlichen Begriffen auf Grund des ihnen
anerzogenen Glanbens leiten üetzcn. Der Antor - lentt dic
Ausmerksamkeit daraus. wohin dte Lehren des Syllabus sü-hren
müssen. Setne Ausführungen können -dem Gegner als falsch
erscheinen, aber dadurch ist der Be-Weis noch nlcht erbracht, daß
die Anfchauu-ngen des Berfassers der Ausfluß einer gemeinen
Gesinnnng sind. Das Gericht hat das Buch als dnrchaus
jvissenschaftlich angesehen, das anch dem Gegner Gerechtigkeit
widersahren läht. Allerdings kann es möglich sein, datz Redak-
teur B«.tz den Jnhalt des Bnches nicht genau gekannt hat,
'was darans entnommen werden kann, daß er Schwarz,'Hoens-
broech und Götz in eineiü Atemizuge genannt und datz es ihm
augenscheinlich daru-m zu tun war, bei dem Wählkampfe den
Gegner mit cincm Schlage abzutu-N. Dazu war aber der
Aus'druck „Jn-famie" ein ungeeigneter nnd er involviert eine
Anschaunng, die als niederträchtig und geme-in bczeichnet wer-
den mutz. Trotz des Schutzes des Z 193 sei deshalb der An-
geklagte zu bestrafen. Wahlkärnpfe sollen ausgefochten werden
unter Wahruitg der persönlichen Rechte des GegnerZ, die Kritik
soll in einem sachlichen Rahmen bleiben-. Das Gericht glaubt
eine empfindliche Strase anssprechen zu müssen, um in Zn-
kun-ft derartige verächtliche und herabsetzende Kritiken zu ber-
hüten.
Karlsruhe, 8. Nov. (Ein nmsangreicher Hehler-
prozeß) stand gestern vor der Strafkammer in Karlsrnhe.
Angeklagt -der gewerbs- nnd gewohnheitsmäßigen Hehlerci
war der in Pforzheim wohnhafte 32 Jahre alte Goldwaren-
händler Friedrich Wilhelm -Engelmann ans Wilferdin-
gen. Er wurde beschuldigt, Latz er in der Zeit von Ende 1902
bis 18. Februar 1905 in- Pforzheim Gold- und Silberwaren,
von denen er wußte oder doch den Umständen nach annehmen
mntzte, datz sie dnrch Diebstahl oder Hehlerei erlan-gt waren,
nnter ihrem Werte ankau-fte und sie dann in seinem- Nutzen
veräntzerte. Der Gertchtshof -verurteilte Engelmann unier
Anrechnnng von 4 Monaten Untersuchungshaft zu 2 Jahren
6 Monaten Zuchthaus, 5 Jahren Ehrverlust u-nd zur Stellung
unter Polizeia-ufsicht.
Konstanz, 8. Nov. (Nachspiel zum Konstanzer
M a u r e r st r e i k.) Auf der Tagesordnung der Strafkam-
merverhandlnng stand -gestern der bekannte Bauunternehmer-
fall, Petcr Getzwein nnd Genossen, wcgen Uebertretung Les
Paragraphen 153 der Gewerbeordnung. Die Vorgeschichte zn
dieser Verhandlung datiert auf den im Frühjahr 1904 statt-
gefundenen Maurerstreik in Kon-stanz zurück. Jn der Schöffen-
gerichtsverhandlung vom 28. September 1904 wurden die
Bannieister zu je ein Tag Gefängnis vernrteilt, während di«
Gipsernieister freigesprochen wurden. Die von- den Angeklagten
gegen dieses Urteil eingelegte Berufung wurde -von dcr Straf-
kamrner am 11. März 1905 vevworfcn. Gegen dieses Urteil
legten die Angeklagten Revision beim Oberlandesgericht in
Karlsruhe ein. Die Revision -wurde teilweise -begründet er-
achtet nnd 4 Angeklagte sreigesprochen. Gegenüber -den 11
übrigen Baumeistern verwtes das Oberlandesgerrcht die An-
gelegenheit zur nochmaligen Verhandlung cm die
Strafkammer des Landgerichts in Konstang znrück. Die gest-
rige Verhandlung untersuchte zunächst, inwieweit die Drohung
des Unternehmerverbandes gegen die FuhrwerkAbesitzer au-Z-
gesührt wurde. Die Anklage -behauptet, daß der Unterneh-
merverbmid den Fuhrwerksbesihern mit Entziehung der Knnd-
schaft gedroht habe, ivenn die Fnhrleute für diejenigen Ban-
-meister, -welche dein VerbanÄ nicht angehörten, nocli weitcr
Fuhrdienste leisteten. Die Angcklagten behaupten, bei den
Fuhrleuten Hörenberg u-nd Michel garnicht oder nrrr wenig
gefahren zu- haben. Zeuge Fuhrhalter Michel hat einen Bries
vom Unternehmerverban-d erhalten-, dähin gehend, datz, wenn
er wctter für die Nichtverban-dsmetster fahre, ih-m anf fünf
Jahve von den Vevbandsmeistern dte Kundschaft entzogen
werde. Michel hat -bedeutenden Schaden erlitten. Zeuge
Fuhrhalter Hörenberg hat sür Dörper, Badent. Heinemann
und Maier gefahrcn und hat ebensirlls den Brief vom Unier-
nehmerverband «rhalten. Mit dem 12. Ju-li 1904 hörten die
Fuhrleistnngen auf. Die Angeklagten behaupten, dah fi«
ü'berhaupt keine Fnhrleute gebraucht hätten, da während des
Streiks, nach dem 6. Juli 1904, die Bauten still gestanden
hätten und auch ketn Material gebraucht wnrde. Die Beweis-
erhebung endete um 1h 1 Uh c und trat bis 4 Uhr die Mtttags-
pause ein. Der Staatsanwalt hält in vollem Umfange die
Anklage auifrecht. Die beiden Verteidiger beantragen für
sämtliche Angeklagten kostenlose Freisprechung. Das Urteil
lautete dahin: Der Angeklagte Gretner wird freigesprochen,
,während dte übrigen 10 Angeklagten zu je 1 Tag Gefängnis
verurteilt -werden. Die Berhandlnng Lauerte von morgens 10
bis abends 7 Uhr.
Kleme Zeitung.
— Gotha, 8. Nov. Jri -der E h e s ch e iü u n g s -
klage öes Prinzen Philipp von Koburg hat die Prin»
zessin Luise öurch den Justizrat Zeyß-Jena g-egeu dad
am 30. Oktober d. I. gsfällte Urteil, das die KompetenI
des hiestgen Landgerichtes aussprach, beim Oberlandesge-
richt in Jena, Berufung emlegen lassen. Der Termin- der
Verhandlung üb-er die Einrede der Unzuständigkeit ist vom>
Oberlandesgericht in J-ena auf den 4. D-ezember anbe-
raumt.
—- Bcrn, 8. Nov. Gestern Abend wurde im sogen.
Dähl-hölzli an d-er Peripherie der Stadt der Landwirt
Johann Niesen -aus Wyl-ervorholz (Kanton Freiburg)
ermordet. Die Polizei nahm einen srüheren Drosch-°
keuku-tscher von hier als der Ta-t verdächtig fest.
— Das Artigkeitspulver. I. Löwenberg erzählt im
Novemberheft d-er Prächtigen Monatsschrift „Krnd und
Kunst": Die beiden Brüder Lutwin und Lorenz haben
sich erzürnt und zanken sich. Dabei fliegen allerhand
mordsmäßige Schimpfwörter, die sie irgendwo aufgelesen,
hin und her. „Du Saukerl!" „Du Vieh!" Die Muttec
hat mit Entsetzen zugehört und ist ganz ratlos. „Jungens,
wo habt ihr das her?" „Das haben wir uns selber ge-
konnt", meint Lutwin ganz treüherzig. „Tas ist aber
sehr ungezogen. Da muß ich euch wohl" — durchprü-
-geln wollte sie sagen, aber sie fühlt, wie schwer ihr das
sällt, und einer Plötzlichen Eingebung folgend, pälirt sie
fort — „ein Artigkeitspulver eingeben." Die Jungens
horchen erstaunt auf. „Artig—keits—pulver, rvas ist das?"
„Wenn ihr das einnehmt, seid ihr wieder artig und könnt
solch häßliche Wörter gar nicht mehr sagen." „Ja, Mut-
ter, das gib uns man. Schmeckt es denn bitter?" „Ge-
duld, das werdet ihr sehen." Und die Mutter streut mst
allerhand seltfamen Bewegungen ein feines, weißes Pub
ver in die Abendmilch, unb die Kinder trinken sie mik
gläubiger Andacht. „Mutter, tut es gleich gut?" fragt
Lutwin. „Gleich wohl nicht, aber morgen früh seid ihc
wieüer meine gnten, braven Jun-gen." Am anderen Mor-
gen weckt der klein-e Lorenz den älteren Bruder unN
slüstert ilnn aiit ftWhl-enden Augen zu: „Du, Lutwin,
es geht doch noch, ich habe schon alle probiert, ich kanN
uoch —- Schweiüehuüd sagen !"
— Eine Hochzeitsrejse durch Zcntral-China und Tibct.
Ter Attach^ der fvanzösischen Gesandtschaft Graf Lesdain
unb seine Gattin, eine Amerikanerin, sinb nach einer
Meldung aus Tarjeeling in Nordindien auf ihrer Hoch'
zeitsreiss wohlbeha-lteu dort angekommen, Nachdem sir
P-ekin-g vor 17 Monaten verlassen und 8000 Kilometer
w-eit durch bisher von keinem Europäer erforschte Gebiete'
Zeritral-Chinas urib Tibets gereist sind. Das Ehepaar
eutdeckte u. a. die Quellen des Jantsekiangs.
Treffcnd. „Sehen Sie nur, Herr Pfarrer, wie sich Jhr?
Kirchenbesucherinnen alle geputzt haben?" — Pfarrer: „JH
Verehrter, ganz lassen sich Kirche und Staat nie trennen!"
Vcrantwvrtlich für den' rcdaktionellen Teil F. Montua, für d«n
Jnseratenteil Th. Berkenbusch, beide in Heidelberg.
VyrttzÜj!. 66jeMN!!tz!t8L3!!k
IN lukvlsvrvieeii uncl 11'n^elipurnitureu dietst llis üiiw»
lEls Nrluudi'im, ku?»i!ep!r»tr, O 2, 2.
8is Luäsn äort sedts Vsi-vlos ru ds--
clsutsnck dsrsbgssötrtsn krsissu LusAS-jtellt. l-'ur IntsrssssutsN
äürkts sied äitdsr eius ksuedtung äsr kür clisss OölsAsudsits-
küuks slgsus Lrrungisrlöu LeduuksustöruusluASu bssouäsrS
siuptsdlsu.
L<!m. vvu liöoix»
swpkiödlt:
, Lstrss- urilt Wssod» Ssn-vlos-
i8.,stSS4rs jsäsr 4rt, düväsriugs clsr Osisiiugsr uuil ksru
ioit«r Nstullv.-k'odriiiöu »u Ori^iu-Oprsissu, üsinniciisl-llor!-
^ssedirrs ste. Lrllizs »dsr tssts ?rsiss
Amtliche Fremdenliste
dcr
Stadt Heideiberg.
Lerzeichnis dcr am 8. Novsmber angskommenen Frcuiöen.
Hvtcls.
Bayerischer Hof. Zerbett, Bornherm. Rudolphie,
München. Trentoni, Saberne. Maier, Fabrikant, AugsburS-
Prinz Carl. Böhm, Oberstleutnant, Saarlouis. Ficdler,
Kfm., Mainz. Dr. König, Chemikcr, Höchst. Sternenberlv
Fabrikant, Schwelm. Larburger, Kfm., Berlin. Katz, Kyu--
Frankfurt.
Darmstädter Hof. Ullmann, Kfm., München. Dehler, Kiw--
Verlin. Eckert, Kfm., Saarbrücken. 2 Frl. Schnyder, Luzerw
Dahlmann, Kfm., Berlin. Obermüller, Kfm., Nürnberg.
nowitz, Kfm., Wien. Kehm, Betr.-Jnsp., Backnang. KlämP^j'
Kfm., Berlin. Nauer, Kfm., München. Raab, Ksm., Ettlingeu-
Gareitz, Kfm., Leipzig. Weil, Kfm., Cognac. Weinstein, Kftu -
Eisenach.
Europäischer Hof. Frau Kommerzienrat Bötzow mit So
und Bedienung, Berlin. Nsrton, Architekt, mit Frau, Dcntz'' '
v. Egan, Priv., München. Frl. Stern uud Frl Baker, Pr:-'--
San Franzisko. Bartholomae, Priv., Chicago. Frau Faehu
rich mit Bedienung, Fiedelhausen. . „
Grand Hotrl. Samuel, Elberfeld. Frau Samucl, Erve