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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 282-305 (1. Dezember 1905 - 30. Dezember 1905)
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Freitag. 1. Dezember 1905. Erstes Blatt. 47. Jahrgang. - Nr. 282.

E>rs«he1«t titzllch, Vmmta«» au«tzei>o»»»^ Prei* «tt FamllienLlättern mormtltch b0 Pfg. in'« H<ru» gebracht, bvi Ler Expediticm und den Zwrigstationen abgeholt 40 Pfenntg.

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AnteigenPret«: L0 Pfg. sür die Ispawige Petitzeile oder deren Ranm. Retlamezeile 40 Pfg. Für hiefige Geschäft«. und Privatanzeigen ermätzigt. — Für di« Aufnahme von Anzeigen
bestinunten Tagen wird keine Verantwortdichkvit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Platattafeln der Heidelberger Zeitung u. den städt. Anfchlagstellen. Fernspr. 82.

Das Militärvereinsverbands-Präsidium

^eröffHntlicht im Derbanösorgvn folgende Erklärung:

An die Kaineraden I

^ Die in letzter Zeit vorr der Presse des Landes gegen
Präsrdium d-es Militärvereinsverbandes gerichteten
^^griffe veranlassen nns, den Werbandskameraden eine
ochmalige offene Darlegung der wahren Sachlage zu
Mben:

... Der Mrlitärvereinsverban>d steht der Armee und
yren Jnteressen nahe und macht es sich zur Aufgabe, dis
?!s Vtilitärischeni Dienste erworbenen Tugenden auf das
ä^sgerliche Leben zu iibertragm. Er kann daher seine
ntgifedbr nur in den> Kreisen suchen, die staatserhaltende
^esinnung bekunden. Der Verband> hält unentwegt sest
v s^ine^- nainrgenräßen Gegnerschast gegen die um-
,-Möenden Bestrebnngen der Soziabdemokratie und h-ält
inr verpslichtet, die treueir Kameraden stets wieder
"f die Gefahren dieser Umsturzpartei aufmerksam zu
!^?chen. Diese Stellung zur Sozsaldemokratre entspricht
Mitglied den sreiwillig übernvmnrenen Ver-
^"chtungen der Satzungen unseres Verbandes. Der in
^chserer Bekanntmachung vom 13. Oktober d. I. ge-
^uchte ftarke Ausdruck „Heuchler" follte nur
. " s s o I ch e M i t g l i e d er Anwendung finden, welche
^otz rhrer s o z i a l de m o k r a t i s che n Gesin -
? ^ n g unterlassen häben, ihre Zugehöriigkeit zur Sozial-
üywokratie zu bekennen, nnd daher gegen Pflicht und
^vlssen im Verbande geblieben sind. Wir haben diese
^arnuM ftir nötig gehalten, weil wir andererseits das
^ a h I g e h e i m n i s st e t s unbedingt geachtet
^oen und n i e m als den Värsuch machen wer -
d n>, jn d a s s e Ib e e i n z u d r i n ge n.

Der gegen uns erhobene Vorwurf, es sei eine „M a ß-
^llelung" gegen diejenigen Kameraden in Aussicht
?^rnmen, Lüe zur Wahl eines sozialdemokrati-
wen Kandidaten aufgefordert haben, ist
vbegründe t. Wir halten ein weiteres Vorgchen
. ch f g e g e n s o l ch e Ka m e r a de n sür gerechtfertigt,
rn W a h l a u s r u s e n die ihnen bekannte Stellung
7^s Verbandspräsidiums öffentlich bekämpft
damit ihre Ver-einskameraden Zunr Widerstand
das Präsidium öffentlich aufgefordert ha-
^ . Es liegt Wrigens nur ein einziger FalI
Art vor, bei dessen Erledigung die durch den
^nhlkampf hervorgerufene Erregung und sonsttge Um-
^nöe gebührend berücksichtigt werdeü müssen.

Än übrigen a ch t e t sebstredend die Verbandsleitung
L^Undsätzlich die st a a t s b ü r g e r'I i che n
h ^.ch t e 'de r

ben.

.. - ^ ^ itg> lieder des Verbands und somit
x»ch- die WiahIfreihei t. Der Verband kennt keine
Thrteipolitik und darnm- konnte auf die von dieser aus-
^henden besonderen
uslegung unserer i
'Uevde,,.

Erwügungen bei der Fassungl und
latznngen keine Rücksicht genommeq

We'nn Nerbandskameraden ader
u s l e g u n g> der Satzungen

Ne
^ e.

^tzungHgemäßen

glauben,
rn irgend

unsere

wel-cher

^sse beanstanden zu inüssen, so rst ihnen GeIegen
^ lt gegeben, erne Aussprache

hierüber in unferen
Versainmlungen herbeizuführen.

Das Präsidium.

Erklärung inacht im allgenieinen einen sympa-
Eindruck durch den versohnlichen Ton, in >dem sie
^yEen jst. Mit Befriedigung werden die VerbanÄs-
utglie>der davon Kenntnis nehrNen, daß der Ausdruck
nicht so gemeint war, wie er gedeutet wer-
konute, und daß das Präsidium das Wahlgeheim-
atr.^ud die staatshürgerlichen Rechte der Derbandsmit-
bder zu achten gewillt ist. Was 'den Fall anbetrifft,
sS? .ui Wahlaufrufen die Stellung des Präfidiums öf-
.^utlich bekämpft und dainit Vereinskameraden znm

A-chi--"

UiZ

so ü^^sluud gegen das Präsidinm aufgefordert wuvden",
^ Ut wohl aus -ie Vorgänge in Freiburg angespielt.
^^gt aber der Fall so, Äaß die betreffenden Ver-

sig ^'uitglieder den Aufruf erst erlassen haben, nachdem
s - durch, uItramonta n e Militärvereinler dazu
^e^ ^ ^ 6 e 5 w u n g e n worden sind. Das Plakat

pgsch^lkte lediglich, die Quertretbereien der Zentrums-
und den Mißb r a u ch des Präsidi>alerlasses sei-
^ oiniger ultramontaner Verbandsmitglieder illusorisch
Z8u^E^U- Mx xönnen daruin nur dem dringenden
r e« s Ausdruck geben, daß auch hier von je'der M a ß-
vex^otung abgesehen und der Friede im Militär-
d^. "^Uerband wieder hcrgestellt wird. — Die Fassung
^aro ^^suden Stelle in der obigen Erklärung läßt ja
" schließen, daß -das Perhandspräsidium auch in die-

sem Jall ohne Schärse handeln wird. Wir dürfen also
annehmeii, daß diese peinliche Sache beigelegt ist.

Deutscher Reichstag.

B e r l i n, 30. Nov. Der Seniorenkonvent
des Reichstags beriet heute über die Geschäftsein -
teiIung. Heute und morgen wird die Meischinterpel-
lation verhandelt. Der neue Kolonialdirektor Prinz
Hoheiilohe-Langenburg hat dringend gewünscht, den
Eisenlbähnbau Lü'deritzbucht-Kubub noch vor Weihnachten
erledigt zu sehen. Die Vorlage soll deshalb am Sämstag
beraten werden. Montag und Dienstag bleiben frei. Am
Mittwoch würde die g e m> e i n s ch a f t I i ch e Lefung
al'ler großen Vorlagen heginnen. Gegen die
Ausvmmenfassung jst aber (von den Freisinnigen und
den Sozialdemokraten. Die Red.) Einspruch -erhoben
Wottden. -Das Plenunr ntuh also erst entscheiden. Die
Weihnachtsserien treten am 13. oder 16. Dezember ein.

Berlin, 30. Nov.

Präsident Graf BaIlestrem eröffnete die Sitzung
1.20 Uhr.

Am Bundesratstifch' Staatssekretär Gras Posa-
dowsky und Landwirtschaftsminister von P o.d-
b i e l s k i.

Das Haus ist mäßig besetzt.

Das Haus erledigt zunächst die Anträge auf Einstel-
lung des Strafverfahrens gegen die Abgeordneten Ge-
risch (Soz.) und Krösell (wirtsch. Vereinig.).

Es folgt die sozialdemokratische Jnterpella-
tion über die Fleischno t.

TtaatAsctretür! Dr. -Grajf v. Posadowsky erUärt, der
ReichÄaiizier s«!i zur saforöigen- Beautwortung IbereÄ.

Mg. >S chei!demann> (Soz.) !be>ßrünidet idie Jnterpellati'an,.
Unter vernünstigen L'euten beidürfe es teiner Disikussian' michr
üiber L-as tatsächliche >Be,stehcm> «der Fletschn-ot. Sie sei erwiesen
durch Äie Umsräge bes Denischen -Fieischc-riverlbanides an> 40
grotze SchlachühausverwaUnnjgen. Die Denkschrift des Land-
wirtschästsministers sei eine -glänzende agrarische iMuster-
leistun-g. Die deutsche Vtehzucht sai nicht in idev Lage,
'den iBeldalbf a,n Schlachtbieh zn decken- Dazu kamiine die Grenz-
spcrre unid ciMich die Berhinderunig dcr -Ei-nifulhr >von zuderei-
tetem Weisch. Die Haltung des LaiÄmvtischastismintstevs tn
dieser Fräjge haibe in gang Deuischland die yrötzte EntrüstuNg
'hervorgerusen. J-n ei-nvm wirklich konstitutionellen Staste,
'wo das Parläment niehr Recht und miehr Rückgrat häbc, würde
'v. PoWieilsti Nicht mehr 24 Stun'den auf seinom Posten bleiben.
'(Lärm rechts.) Der Redner Iritisiert ldann die Demkschrist.

Siaatssekretär Dr. Graf v. Posadow-sky -verliest eine
Erklärung des Reichstanzlers, Idatz die Fräge, welche
Mahnalhmcn zur Beseititzunig der Fleischteuerung zu ergreisen
seien, seitens der eiingelnen Bunidesst>aäteN eincr ernsten Prü-
süng unterzogen wordeN' säi, aiber sowolhl die bahrische , als
auch, die sächsische Regieruntz halten sich nicht für be-
rcchtigt, eine wcitertzehende Oesfnnntz ber Grengen zu Ibesür-
worten. Der Rcichskänzler verweist im üibritzon aus idie Denk-
schrift des preützischen Landwirts,cha'stisminsstcriiüM>s. Btsher
habe er sich nicht veranlatzt tzcseihen, >von 'dem Hm Füstehenben
Uäberwachünjgsrccht Gobraüch zu mvchen nnd eine Aenderiuntz
der dcsteheniden BestimMnntzen. eintreten zu lassen,.

Mnister d. P odlbi elski> (von Gelächter und Zürusen ibe-
ständitz unterlbrochcn, iso daitz seine eimzelnen' Aussülhrnntzen
nicht imimer verstanden iwerdeny weist den Mbtz. Scheidenmliü
idaraus hin, dätz der 'ReichÄatz äus die >Besetznny ber Mim>ister>-
stellcn äbsolüt keinen> Einsliutz hat, ü-ud ist ihm dosür darÄbar,
datz er stch zam Bevbrekter all' 'des Gewäsches -gemacht hat,
däs in der Prcsse üiber seine Person verbreitet worben ist, da
cr ldädurch Gelegenheit sinide, es zurü<^uwe>ifen. Diesc ganzen
insämen VerdächtiMngen in den Zeitungen haiben äbsolüt keine
UnterlaM. >Män hat auch gesaigt, ich sei Grtünder der Milch-
zentrale. Jch ihabe ibereits 4m AibtzeoödneteNhause erkläiÄ, dast
ich nichts damit zu> tun, haibe. Weiter wuüden Vie direkten Ver-
dächtiguntzen verbreitet, ich hätte ein Jnteresse aN den
hohen Flc tschp re i se n, weil ich selber in erhehlichcm
Maßc Berkäuser sei, (Sehr richtitz!) Jch kann vcrsichern>,
ich häbe seit der Fleischteuerünjg drei -Schweiüe vcükaust-
(Großes Geilächter.) Es ist alber leider ein Zeicheü dcr Zeit,
datz, ivährend' man üiber die Aussassung streitet, man inrmer ge-
neigt tst, die Person sellbst iniit Schmntz zu ibewersen. (Schr
rschttgl) Jm> ReichÄvtz und Landtäg stehe ich tzern Relde und
Antwvrt, aibcr der Preste nteinals! (Weisall rechts.) Der
Hauptunterschicd ztvische.n Jhnen (nach links) und imr ist 'der,
datz ich de'n jehitzen Zustand fur >v o r üde r gehend hälte,
während Siie ihn stir däuernd' hultcn. Das tst dcr Schwerpunkt
der Sache. 'Jst der Züstand vorü!bevgc'hend, dann ist er zu er-
tvagen-, ist er Läucrnd, dann nv.'.tz er ibe-seiibitzt wevdcn-. >Wias
'die Ve.iteri>närsrätze betrisst, so haden wir in Preutzen die
Maul - n n d Klauen> senche uud 'die Lungenseuche
üIb « rhaupt nicht m ehr. (Beisall rechts.) Wir müsscn
'äbcv im-mer >besurchten, dätz ste wieder austaucht und musssn
älles daigetzen tun, was getan weriden kann. Sollen w>ir da nun
wirklich iden tzescihrli,chcn' Versnch mächen, die Grengen gu üss-
nen? Jn dieser -Beziehung müssen wir aus der Hut sein, äuch
nur den kle'insten Mntzeri zu Ibisten. (Heiterkeit links.) Aus-
schläggeibend im dieser Frage ist nicht Holland und Dnnemark,
aus 'das der Vorredner 'verwiesen hat, sondevn Rutzland und
in iRutzländ hat besoniders >d«r le-tzte Krieg eine weiterc Aus-
breituntz der >Scuche Aur Folge gehatbt, wie es bei jedem Krietze
dcv Fall ist. Die Hauptschlvieriigkei'ten stnd ja da jetzt tzlück-
ttcherweise üiberiwuniden. Eime Zett lang äber tvären die Ver-
'häitnisse so un>günstltz, datz wir sogar an cine vorübergehend«

völlitze Schlietzuntz ber rüssischen GrenAe denSon mu-hten. Jn--
soikge diesev Verlhältnisse wvr es auch ntcht mötzlich, währemd
des russischcn Eisemibähnstvetks die Schiwvine über Polen eimzu-
führen, weiil idie dorttgen Laädstviche zu 'veriseucht waren. Mso
die rufsiische Grenze kamn nicht geoffnet we.rden. Jn Däne-
Mark stnd die Werhciiltnisse -ja ttn> allgemeiüen tzünstiitz, äber
von dvrt würde gwc-iseWos Line -gvöhere Einsuhr ersoilgen,
weiil Dä-nemavk sein üiberflüssitze-s Vivh -nach 'Entzland ausführt.
Der Minister vevweist a>us die hohen Unkosten, die lbeliiin jetzige-n
Viehhandel herauskommen und erzählt, datz er seldst für
'dres 'Schwei.ne, die er twr eintgen Monäten verkaNst häbe, 33
Mark einem HLndler häbe zahlen müssen- Dadurch eühöht sich
der Preis sur den Konsmnenten ganz erhMich. Auch die An-
forderungen, die das Pulbliükum- an die Läden der Fleischer und
der Liesevanten. des Fleis-cheS stellt, müssen pretsste'iigernd wtr-
kcn. Es ist >ganz richtig, datz die Fleischer so in eine schwieritze
Lage 'gekoniinen sind-. Die Oessnung- 'der Grenzen wü-rde Nicht
Nur schädlich, sondern auch untaugtich sein; ste wü-rde nicht
helscn und die ganze Meihwirtschaft in grotze Gesahr lbruntzvn.

'Präsideut Gräf Ballestrem erNärt, Minister v. Pod-
bielski häbe in seine-r Rvd-e dcm Aibtz, Scheiildvmanu tzegenübe-r
den- Ausdvuck -gebraucht, 'Scheideuianu häbe sich zum Sprachvohr
vines Gewäsches tzvmacht,, das Me-r 'ihn -in. der Presse verhreitet
worden sei. Solche Aeutze r u -ngen entsprächen nicht ds r
Ordnung 'des Hauses.

>Aüf Antrag des Mbg. Si>n>ger (Soz.) tritt das Haus im
die Besprechuntz der Jntevpellätticm etn.

(Mg. v. Oldcnburg (kons.) sührt 'die FleischteueruNg aus'
die Kartoffelmthernte bes Jahres 1904 ^urück, sowie aus den
Zw ischenhä-ndeil. Die Landwirtischast halbe. Iden KoNsu-
menten getzcnülber ihre Schülldigkeit igetan. Der Redner ldankt
dem Rvichskangler und deiin Ministev -v. Podkbielskt sür ihre.
Haltung und thr -mannhäftes Eint-reten sür Idie Landlviritschaft.

Mbtz. Pohl (freis. Vp.) mitzt die Schuld au deir Fieisch-
tcucruntz ider Retzierung zu, wel-che partciifch Stellung gen-om-
men ihade. Tas -Volksw-ohl verlange tzebicterisch die Auf -
helbung ber G-r e nzs p e r re.

Mbig. Herold (Ztr.): Die Jnterpellätion ermügliche eine
Klarste-llun-g der Latzc. Jhre Wetz-rüudung habe stch aber nur
ibemüht, Unzusrtedcuhvit zu erregen, die ja soziaidemokratische
Tvndcuz se'i. Die Zölle nnd die Greuzspe-rre mützten- ausrecht
erhälten wevden. Jm- Fleisch lbestehe getzeuwärtitz einc Hoch-
konjunWur. Dev Konsuim pro Kops dcr 'Bvvökkeiruntz sei nickst
zurückgetzangen.

Umi Uhr wivd Lie W e i te rb c r a t un g aus mvvgen
1 Uhr Vevtagt.

Deirtsches Reich.

Baden.

Karlsruihe, 30. Nov. Nachdem der UmLau des-
Stänidchauses iu den letzten Tagen so rasch g>esördert
wovden ist, daß der Zus-ammentritt der Lan'dstände mötz-
lich geworden ist, ist die Erössnung des L a u d-
tags anf den> 12. Dezember geplarit.

Karlsruhe, 30. Nov. >We der hiesige „Volts-
freund" mitteilt, hat der Parteivorstand der sozial -
d e m -o k r a t i s ch e n Partei beschlossen, in ganz Deutsch-
land die Bevölkerung ztim Einspruch gegen die
neu-en Flotten - und Steuerpläne aufzurufen.
Hier soll in deu nächsten Tageii die erste Volksversamm--
lung stattfinden.

Aus der Karlsruher Zeitung.

Hos-Ansage. Aus Anlatz deis A-llerhüchste-u GelbuvtssesteS
.Jhrer Kömtzllichen Hohei't lder >Grotzhe>rzotzIilNi wivd äm- Täge deS-
3. Dezember ds. M. die HoftraUer aibgeletzt.

Kavlsruhe, den 80. November 1905.

Großherzogliches Oberstkammerherrn-Amt.

— Die Rcvidenten Friedrich Wechteil und IlWert Si-
mon> bei der Lande-siversichevungsanstatt Wadvir wurden gu Re»
Visvren ernärmt.

— Seine Kön-i-gliche Hoheit der Großherzog haben
deu Hostapezier WÄheliu Hetzman-u tn Kärlsrulhe zUm
Schlohverwalter dasellbst und !dvu Täpegter Elmi'l D-oerr-
f chuck bei der Schlotzverwaltuntz iu- Kavlsruhe gunr HosibaipeKieD
ernännlt.

Karlsruhe, 30. Nov. Der Großlherz-og h-örte
gestern in Schloß Baden den Vortrag des Präftdenten Dr.
Nicolai.

Ausland.

Frankrerch.

— Während engIische Blätter die deutsche Dhrou.
rsde dazu benutzen-, Frankreich gegen Deutschland aufzu-
h-etzen, indein sie sagen, Deutschland habe in der Ma--
ro-kko-Angelegenheit den Frieden bedroht, Frankreich
aber durch eine selbstaufopsernde Nachg-iebigkeit ihn er-
halten, schreibt das „Journal. des Debats" der
Wahvheit gemäß: „E s ist durchaus w ah r, daß
eine gewisse französische Polikik, 'die indes in der Nation
keine Wurzeln hatte und von der Beaufsichtigung durch
die Gesamtheit der Regierung zu unabhängig tvar, die
Neigung hatte, ohne die Mitwirkung Deutschlands Ange-
legen-heiten zu regeln, in denen auch das -deutsche Reich
Jnteressen zu wahren hatte." Und was dre vermeint-
lichen Zugeständnisse Frankreichs an Deutschland angeht,
so stellt das „Journal des DÄats" fest, daß das bisher
 
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