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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 1
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Cohen-Portheim, Paul: Asiatischer und europäischer Geist in der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0033

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von verfdpedenen Ärten
der Äbftraktion; der
auf Furcht beruhenden
Äbftraktion des Primi-
tiven, der über dem
Erkennen [teilenden des
Orientalen und der zwit-
terhaften mißglückten
Äbftraktion der Gotik.
Schließlich gelangt er
dazu, die abftrakteKunft
als monotheiftifche, und
die einfühlende Kunft
als pantheiftifche Kunft
zu bezeichnen. Er gibt
überaus wertvolle An-
regungen, aber er ver-
wickelt fich in GCIider-
fprüche. (Ihm zufolge
wäre z. B. die buddt)i-
ftifche Kunft Chinas
abftrakt und mono-
theiftifdt).) Der Hollän-
der J. Havelaar feßt ftatt
Äbftraktion und Ein-
fühlung, Symbolik und
Realismus. Symbolik
erfcheint mir treffender
als Äbftraktion, Realis-
mus dagegen (wegen
der 3weideutigkeit des flbb. 10. Cüilbelm Koßlboff. Vifionäre Landfcbaft.
(Hortes) ein fchlechter 3u dem Huffatj: „Joachim Kirchner, Moderne Landfdjaftsmalerei".
Erfaß für Einfühlung.
„Äbftraktion“ fowohl als „Einfühlung“ erfdjeinen mir unerläßlich zur Schaffung
aller Kunftwerke. Einfühlung (d. h- objektivierter Selbftgenuß im und durch das
Kunftwerk) ift auch dann vorhanden, wenn dasfelbe einem Ängftgefühl entfpringt —
denn Gefühl kann fowohl Ängft fein, als auch Diebe, — aber in beiden Fällen ift das
Gefühl, das es erweckt, „Luft“. Das Kunftwerk ift ftets eine „(Hunfcherfüllung“.
Äbftraktion ift Vorbedingung aller Kunft, insbefondere der bildenden Kunft, ohne ße
ift kein Formwerden des cßaotifchen Gefühls denkbar. Im engeren Sinne zwar ift
„Äbftraktion“ linear und geometrifd) aufzufaffen, pe ift aber dann nur ein Äusdrucks-
mittel (und im übrigen durchaus nicht das Äusdrucksmittel der bedeutfamften afiatifcßen
Kunft!), im weiteren Sinne aber ift Äbftraktion das 3urückfüt)ren des Komplizierten
auf das Einfachere, des 3ufälligen auf das Gefeßmäßige, ift Formen des Formlofen —
kurz die wefentlicßfte und unerläßlichste Grundlage alles Kunftfcßaffens.
Ohne Einfühlung gibt es keinen Kunftdrang, der zum Schaffen der (Herke führt,
ohne Äbftraktion keine Möglichkeit, diefen Drang zu befriedigen.


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