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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 1
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B., G.: Das Aussfuhrverbot von Kunstwerken
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0067

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Verfteigerungsergebniffe

einflußt. Ebenfalls werden die auf Reifen durch
Deutfcßland, Spanien, Italien und Norwegen an-
gefertigten und in Mappen gefammelten Studien
verfteigert. Der Katalog verzeichnet ferner Ar-
beiten von Oskar Sd)üß (geb. 1842 in Leipzig,
Schüler der Dresdner Akademie, lebte in Dresden),
dem Schwiegerfohn Guft. Friedr. Papperig’, aus
deffen Nachlaß die ganze Sammlung ftammt, die
nun zur Verweigerung kommt. Mit dem Ka-
talog 993 erscheint zugleich Katalog 994, der
eine Sammlung von Gemälden alter Meifter aus
füddeutfchem Sddoßbefiß enthält, die am 28. Ja-
nuar verfteigert wird.
Paris
Demnächst wird die Sammlung des Paftors
Go ul den aus Sedan öffentlich verfteigert wer-
den. Goulden befißt bauptfäcblicb Capifferien
und Möbel aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Verfteigerungsergebniffe
Vom New Yorker Kunftmarkt
Langfam und zögernd nur hat die gegen-
wärtige Saifon in den zwei Fjauptauktionsräumen,
den Anderson Galleries und den American
Art Galleries, fowie in den zahlreichen klei-
neren Etabliffements eingefeßt. Man verkaufte
zunächft unbekannte Büchereien, Einrichtungen,
kleinere Kunftgegenftände verfduedener Art, ohne
daß irgendwelche Preife von Bedeutung erzielt
wurden. Bis endlich in den Anderson Gal-
leries die vielfeitige Bücherei des verftorbenen
Samuel P. Avery vom 10.—12.November zur
Verfteigerung gelangte und die refpektable
Summe von $ 104629 eintrug. In ihr fanden
fid) zahlreiche alte Drucke aus den verfchiedenften
Offizinen, auch eine hervorragende Fjandfcbrift
des 15. Jahrhunderts (Nr. 631), ein Stundenbuch
mit 15 Miniaturen, vielen Initialen ufw., das
das Klappen Camille de Neufville de Villeroy,
Erzbifchofs von Lyon auf dem Einband trägt,
ferner eine Anzahl Amerikana, und befondere
Ausgaben neuerer Klerke, z. C. aus dem ehe-
maligen Befilj berühmter Männer wie z. B. Nr. 972
Oliver Goldsmiths „Ffistory of tt>e Earth“, London,
1779, das einft George Klafbington gehört hatte
und fein Autogramm und ExLibris enthält ($ 1200).
Diefem Verkauf folgte der des erften Ceiles der
Bücherei Fjenry F. Du Puy, einer Sammlung
von Amerikana, die die hohe Summe von faft
$ 50000 erreichte. Ein einziges Klerk, Nr. 453,
„A shorte and briefe narration of thje two na-
vigations and discoveries to the Northwest
partes called Newe Fraunce“ von John Floris,
London, 1580, ein freilich außerordentlich fei—
tenes Buch, koftete $ 5600.

Dann kam der „große Cag“ in diefen Galleries,
als am 20. November 125 vielfad) erlefene, fig-
nierte und fehr feltene GQhiW1er Lithogra-
phien zum Verkauf ftanden. Der Kltüftlerkultus
hierzulande ift leßtbin ftark geftiegen. Im Früh-
jahr diefes Jahres erzielte eine Sammlung
(Ubiftlerfcber Radierungen in denfelben
Galleries fehr bedeutende Preife, fo „Cruthühner“,
2. Zuftand, fignierter Künftlerdruck mit forg-
fältig gezeichnetem „Schmetterling“, eines der
Blätter der zweiten Venediger Serie, $ 975. Die
Lithos aber übertrafen diesmal im allgemeinen
fogar noch die Radierungen. Und wie das fo
zu gefchetjen pflegt — und hierzulande, wo man
fich auf „Aufmachung“ und Schaffung der rich-
tigen Stimmung wunderbar verfteht, wohl noch
mehr als anderswo —, eine Anzahl keineswegs
befonders bedeutender, nicht fignierter Blätter,
wie z. B. Nr. 96, „Little Evelyn“, das im frei-
händigen Verkauf für etwa $. 10 jederzeit er-
ftanden werden kann, mußte mit $ 160 bezahlt
werden! Den Clou diefer von Doktor Jeffop
in London, der 1917 ftarb, zufammengebrachten
und auf Anraten J. Pennels nach New York ver-
fchifften Sammlung (fie hätte eigentlich in Ct)ri~
fties Räumen verfteigert werden [ollen, wo fie
damals kaum die riefigen Preife wie je§t hier
davongetragen haben dürfte) war Nr. 123: „Dra-
ped Figure Reclining“, ein junges, [ich auf ein
Sofa zurücklehnendes Mädchen, ein in Paris
hergeftellter fignierter Farbendruck in grau, grün,
rofa, gelb, blau und purpur, von dem nur noch
ein einziges anderes Exemplar verbanden fein
foll, und den Pennell in feinen Anmerkungen
zum Katalog „den fchönften Farbendruck der
Neuzeit“ nennt. Er koftete volle $ 3600. Ein
wunderbarer Lithotint, die Chemfe darftellend,
vom Savoy Fjotel aus gefehen, figniert, Nr. 104,
brachte es auf $ 1275. Fjändler, die aber wohl
im Aufträge von Sammlern boten, waren die
Käufer, Knoedler im erften, Fjablo & Co. im
zweiten Falle. Die Anderfon Galleries haben
mit diefem Verkauf ficber einen Criumpb davon-
getragen. Die in der Beilage angegebenen Einzel-
preife dürfen aber nicht ohne weiteres zum Maß-
ftab für Preife Klbiftlerfcber Lithos in New York
genommen werden, weil eben allerhand „pfy-
cbologifcbe Momente“, darunter Pennels Ein-
treten für die Sammlung und feine Notizen zum
Katalog, das bekannte, oben fcbon geftreifte
Phänomen, daß hervorragende Stücke weniger
bedeutende, ja faft minderwertige mit fich in
die Fjöbe ziehen, daß eine größere und dazu
bekannte Sammlung von vornherein größere
Preife als einzelne Blätter verbürgt, und noch
fo manche andere dabei mitfpracben.

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