Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:
Behne, Adolf: Werkstattbesuche, 3: Paul Gösch
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0174

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Paul Göfcß. Szene am Meer.

den wahren Charakter des Mofaiks in abfoluter Vollkommenheit, [ind ganz empfunden
aus der glißernden Härte der kleinen Steine. Nirgends ein dekoratives Schema und
nirgends in keinem Blatte irgendwann ein 3wang — willenlos felbftverftändlicß ift
alles, weil eine tiefe Befinnung des Menfcßen alles aufgehoben hat, was an Konvention
vielleicht gewefen ift. Die großen Kompofitionen in diefem kleinen Formate ergreifen,
weil ein geheimnisvolles Fügen Kielten in einen Klaffertropfen zauberte. Die ftym-
phalifchen Vögel, Die Seefcßlacßt bei Salamis, Die Verfenkung des Nibelungenhortes
find Klandbilder.
ln den religiöfen und in einigen phantaftifchen 3eid)nungen gibt Göfch fein Klefent-
lichftes. Die „Stigmatifation des hl- Franz“ und die „Jakobsleiter“ machen uns ftumm
und andächtig. Die Einfalt der 3eicßnung, die unirdifcße Hefe der Farbe fchaffen
Symbole. Jakob in fchwarzem Rode an tiefbraunen Felfen gelehnt. Die Kliefe ein
fchweres, tiefes Grün: Erde — Schlaf — Äbend—üraum! Vor einem fernen unergründ-
liehen Blau der Engel — das feßweigende Geficßt ohne 3eicßnung, in dienendem Grün
des Kleides, tunte1* ißm die gewaltigen Flügel, faft wie Flächen eines Äroplans, in
feltfam klingenden Streifen aus Lila, Karmin und Schwarz. Der Eimer Gold.
Äuf einer kleinen 3eict)nung der Himmelfahrt hat Göfch mit dem Kopierftift auf
gewöt)nlichftem Papier einen zauberhaften Straßlennimbus von ätherifcher Großartig-
keit gefeßaffen und Ließt erlöft aus ferner Kielt. In einer kleinen Ärcßitekturzeicßnung
zu einem „Feftbau“ ßat er aus dem Pauspapier eine glißernde Koftbarkeit gemacht,
fo daß es ausfießt wie aus gefeßnittenem Leder und gepunztem Metall. Immer ift
fein Farbengefüßl von letzter Feinheit, von einer nacßwandlerifcßen Sicherheit, weil er
nicht eingreift in das (Halten der Farben, nichts „will“. Er „beßerrfeßt“ die Farben
und die Linien nicht — er läßt fie frei. Nicht wer die Farben beßerrfeßt, ift

152
 
Annotationen