Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0185
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Heft 4
DOI article:Schmitz, Hermann: Bildteppiche: zur Geschichte der Gobelinwirkerei
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brodjene Glanzzeit darftellt, und über deren Gefdjichte wir durch das vierbändige
monumentale Klerk von Fenaille und Calmette genaueftens unterrichtet find. Die
Klerkftätten von Beauvais und Äubuffon kommen hinzu, um das Bild der franzöfifchen
Capetenwirkerei des 18. Jahrhunderts zu einem der großartigften zu machen, das uns die
Gefchid)te der Kunft und des Kunfthandwerks darbietet (Abb. 4). Italien, England, die
fkandinavifchen Länder, Spanien und Rußland, fie alle treten dagegen völlig in den
Hintergrund, tro^ mancher trefflicher Schöpfungen; daher find fje auch in den „Bild-
teppichen“ nur kurz behandelt. Ein Verzeichnis mit Markenbeifpielen bildet den Schluß
des Buches.
Da unfer (Uerk eine gewiffe Handlichkeit bewahren follte, fo mußte aus einer nach
Laufenden zählenden Maffe hervorragender Bildtapeten nur eine verhältnismäßig kleine
Auswahl des Beften und Charakteriftifchen getroffen werden. Auch ift es klar, daß
nur die großen 3üge der Gefehlte, die Hauptgruppen hervorgehoben werden konnten,
während viele Punkte in der Schwebe bleiben mußten, und viele felbft wichtige Fragen
nicht einmal aufgeworfen werden durften. Eine klare Scheidung der Verdüren nach
fold)en von Brüffel, von Audenarde, von Äubuffon und Beauvais, um ein Beifpiel für
viele anzuführen, harrt noch der Durchführung. Bei Händlern und Kennern gehen
diefe Begriffe noch fehr durcheinander. (Eine Brüffeler Verdüre ift aber doch die als
„Audenarde (?)“ abgebildete Parklandfchaft des Kunftgewerbemufeums Abb. 134.) Es
werden uns faft täglich Bildteppiche, felbft folche von Qualität vorgeführt, die wir troß
fo vieljähriger Beobachtungen felbft noch nicht einmal einwandfrei beftimmen können;
eine völlige Aufteilung des Materials wird aber auf diefem Gebiet bei der Seltenheit
bezeidmeter Stücke und bei der großen Maffe von provinziellen Arbeiten niemals auch
nur annähernd erreicht werden. &Iie viele Manufakturen namentlich aus den franzöfifch-
belgifchen Grenzländern find urkundlich bekannt, von denen kein Erzeugnis bisher
gefiebert ift!
Seit dem Abfchluß des Buches „Bildteppiche“ und der lange währenden Druck-
legung hat fid), dank befonders dem freundlichen Entgegenkommen des Berliner Kunft-
handels viel bedeutendes neues Material an Bildteppichen angefammelt; diefes foll
fpäter in einem größeren und umfangreicheren Buch, für das die Vorbereitungen im
COerke find, verarbeitet werden. Für Mitteilung von Nachrichten über Bildteppid)e
und Übermittelung von Photographien ift der Verfaffer zu großem Dank verpflichtet.
/
Der Cicerone, XII. Jatjrg., geft 4
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monumentale Klerk von Fenaille und Calmette genaueftens unterrichtet find. Die
Klerkftätten von Beauvais und Äubuffon kommen hinzu, um das Bild der franzöfifchen
Capetenwirkerei des 18. Jahrhunderts zu einem der großartigften zu machen, das uns die
Gefchid)te der Kunft und des Kunfthandwerks darbietet (Abb. 4). Italien, England, die
fkandinavifchen Länder, Spanien und Rußland, fie alle treten dagegen völlig in den
Hintergrund, tro^ mancher trefflicher Schöpfungen; daher find fje auch in den „Bild-
teppichen“ nur kurz behandelt. Ein Verzeichnis mit Markenbeifpielen bildet den Schluß
des Buches.
Da unfer (Uerk eine gewiffe Handlichkeit bewahren follte, fo mußte aus einer nach
Laufenden zählenden Maffe hervorragender Bildtapeten nur eine verhältnismäßig kleine
Auswahl des Beften und Charakteriftifchen getroffen werden. Auch ift es klar, daß
nur die großen 3üge der Gefehlte, die Hauptgruppen hervorgehoben werden konnten,
während viele Punkte in der Schwebe bleiben mußten, und viele felbft wichtige Fragen
nicht einmal aufgeworfen werden durften. Eine klare Scheidung der Verdüren nach
fold)en von Brüffel, von Audenarde, von Äubuffon und Beauvais, um ein Beifpiel für
viele anzuführen, harrt noch der Durchführung. Bei Händlern und Kennern gehen
diefe Begriffe noch fehr durcheinander. (Eine Brüffeler Verdüre ift aber doch die als
„Audenarde (?)“ abgebildete Parklandfchaft des Kunftgewerbemufeums Abb. 134.) Es
werden uns faft täglich Bildteppiche, felbft folche von Qualität vorgeführt, die wir troß
fo vieljähriger Beobachtungen felbft noch nicht einmal einwandfrei beftimmen können;
eine völlige Aufteilung des Materials wird aber auf diefem Gebiet bei der Seltenheit
bezeidmeter Stücke und bei der großen Maffe von provinziellen Arbeiten niemals auch
nur annähernd erreicht werden. &Iie viele Manufakturen namentlich aus den franzöfifch-
belgifchen Grenzländern find urkundlich bekannt, von denen kein Erzeugnis bisher
gefiebert ift!
Seit dem Abfchluß des Buches „Bildteppiche“ und der lange währenden Druck-
legung hat fid), dank befonders dem freundlichen Entgegenkommen des Berliner Kunft-
handels viel bedeutendes neues Material an Bildteppichen angefammelt; diefes foll
fpäter in einem größeren und umfangreicheren Buch, für das die Vorbereitungen im
COerke find, verarbeitet werden. Für Mitteilung von Nachrichten über Bildteppid)e
und Übermittelung von Photographien ift der Verfaffer zu großem Dank verpflichtet.
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