Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (12.1920)

ttlilli Müncß-Kße. Fjornviecß. (Format 21,5 :16,5.)
3urecßtweifung anfeuert, der verbitterte Menfd)enfeind und der gefcßwätjige, zufammen-
ßanglofes 3eug kauende öüeltverbefferer. dnd trotzdem jeder von ißnen nur ficß
felbft anerkennt und dem Nachbarn diefe Überzeugung aufdringen will, fcßreiten fie
in einer feltenen Einmütigkeit datier und fcßeinen fo in ik>r Gefpräcß vertieft, daß fie
nicßt einmal auf Pfütze acßten, die vor ißnen im (Hege liegt. Es ift ein mitleid-
erregendes Bild von Menfcßenjammer, das der dunkele wolkenüberßangene Fjimmel mit
feinen unrußig flatternden Scßwalben, die kaßlen Baumftämme und die erbarmungslofe
Gartenmauer in feinem düftern Eindruck nocß verftärken. Gier ßat greifbare Cöirklicß-
keit oßne gewaltfame 3utaten der Pßantafie eine Steigerung in das Gefpenftifcß-Dämonifcße
erfahren, die durcß ißre Einfacßßeit, Klarßeit und Gefcßloffenßeit verblüffend wirkt.
Äucß jene ältere Form der Groteske, die das Grauen in unßeimlicßen Eiergeftalten
fymbolifiert, geßört zu Müncßs Domäne. Der „Galgenvogel“ reißt ficß in diefe Gruppe
ein. (die abweicßend von Callot oder Goya faßt er das Motiv der Geßenkten auf!
Bei Callot ein einziger Baum, an dem maffenweife die entfeelten Körper ßängen, in
Goyas Kriegsgreueln vereinzelte Opfer an nackten entäfteten Stämmen, auf Müncßs
Radierung dagegen überßaupt keine menfcßlicße Staffage, fondern im Hintergründe nur
ein einfamer Galgen, um den ein Scßwarm von Kräßen ßattert und vorn ein auf-
gedunfenes vogelartiges Gefcßöpf — ßalb Geier, ßalb Säugetier, ßalb Scßlange — auf
das ficß ein Gefcßmeiß von Fliegen ftürzt. Kann man das Gräßlicße finnlofen Mordens

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