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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 9
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Neue Bücher und Zeitschriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0417

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Joß. Fjch. Ofcßbein.
Nr. 52 aus Rud. Bangels 1000. Katalog. Auktion am 10. Mai 1920.

mehr zurückführen als all das, was um die
Schöpfungen herum heute noch kulturgefcßicßt-
licß und metapßyfifcß greifbar ift. In keinem
Äbfcßnitt diefes feinen Buches aber zeigt fidh
der neugeftaltende Geift des. Schriftftellers ähn-
lich auf der gleichen IJöße univerfalften Könnens
und Einfüßlens wie in dem über Klolfram von
Efchenbach, in deffen Perfönlichkeit fich für Va-
lentiner nicht nur ein Stück beften Deutschtums
in feiner lebten künftlerifchen Verklärung offen-
bart, fondern deffenDichtungen all das in äußerfter
Intenfität vor Äugen ftellen, was die 3eit fowohl
an äußeren Scßickfalen (Kaifer- und Papfttum
des Mittelalters) erleben mußte, als auch au
reinfter künftlerifcher Produktivität (Poefie und
Baukunft vor allem) zu vergeben hatte. Daß
ein Kunftgeleßrter gerade diefen Äbfchnit fcßrei-
ben konnte, bleibt immer eine erftaunlicße Cat-
fache. — Die letzten drei Kapitel find Michel-
angelo, Cizian und — Jakob van Ruysdael ge-
widmet. Die beiden erftgenannten umreißen von
zwei verfcßiedenen Polen aus (Rom und Venedig)

Kunft und Kultur in Italien um 1550 und es ift
beinahe überflüffig, gerade an diefer Stelle noch
befonders auf ihre Vorzüge zu verweifen. Der
holländifche Landfehafter dagegen ift im Sinne
diefes Buches Repräfentant jener klajfifchen 3eit
der holländifchen Kunft, die uns in dem tüerke
eines Rembrandt vielleicht noch vollwertiger vor
Äugen fteht. Immerhin ift auch diefer Äbfatj
groß in der Konzeption feines geiftigen Äuf-
baus und daß er gerade inhaltlich nicht ent-
täufchen kann, weiß der Lefer diefer 3eitfchrift,
der Valentiners Verdienfte um die Erforschung
der niederländifchen Kunftgefcßicßte zur Genüge
kennt. — Älles in allem: Eigentlich kein kunft-
gefchichtliches Buch, das uns derVerfaffer dies-
mal befcherte. Äber ein öüerk, das in die Kleite
ftrebt, das Dokument einer feßöpferifeßen Per-
fönlichkeit ift und wohl verdient hätte, durch
viele Fjände zu gehen. Schließlich fogar ein
nachdenkliches öüerk, das wie in einem fein-
gefchliffenen Gefäß viel von dem zwifeßen den
3eilen verborgen hält, was auch die Seßnfucßt
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