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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 12
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Valentiner, Wilhelm Reinhold: Karl Schmidt-Rottluff
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0487

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linien gegeben werden, find beftimmter, es ift meßr Struktur im Bilde. Vor allem aber
äußert fid) ein leidenfcßaftlicßes, vorwärtsdrängendes tUollen in den flammenden Farben,
vor denen andere impreffioniftifcße Bilder der 3eit verblaßen. Leuchtender Krapplack,
tiefes Kobaltblau, Schwefelgelb, Orange, Smaragdgrün flimmern durch die Landfchaft
und ftehen ungebrochen, fiel) gegenfeitig fteigernd, nebeneinander. Alles zeugt von
einem Überfd)wang an Lebensgefühl, der eine große 3ukunft ahnen läßt.
Auch das „Bildnis S. G.“ (Abb. 2) gibt noch eine Impreffion; ein vorübergehender Aus-
druck, eine momentane Fjaltung ift mit größter Lebendigkeit erfaßt, doch fchon mit welcher
durchschlagenden Energie zu bleibender Ulirkung vertieft! Mit feften Strichen ift im
Umriß die geduckte Haltung, das Sicßzufammenfcßnellen und in fiel) Gefammelte des
Dargeftellten, der wie im Selbftvergeffen laut vor fid) hinzureden feßeint, ausgedrückt.
3u breiteren Flächen fd)on ift die Malerei zufammengezogen und große, intenfiv leuch-
tende Farbmaffen — das tiefe Blau des Anzuges, die gelben, feßwarzumränderten
Querftreifen, das grün und orange des Geflehtes — fteßen fiel) klar umriffen gegenüber.
In Augen und Mund, die mit großer Küßnßeit als dunkle Löcßer in das Geficßt ge-
feßnitten find, deutet ficß die feelifcße Vertiefung zukünftiger (Uerke an.

Äbb. 2. Karl Scbmidt-Rottluff.

Bildnis S. G. 1911.

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