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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 15
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Cohn-Wiener, Ernst: Willy Jaeckel
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0591

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Güilly Jaeckel. Kampf. 1912.

FaJJung der Leib locker in den faltenden Stricken, fo ift Richtung und Schwere in der
zweiten klar fixiert. Aus den ziellos gekreuzten Gliedmaßen ift einheitlich) fcßwere Bewegung
geworden, und die fcßmerzßafte Müdigkeit fteigert fiel) zum willenlofen Fjinabgleiten.
In der Landfcßaft wirkt dasfelbe Bedürfnis nach) Klarheit. Nicht nur in der diefes
Bildes. Überall wo Jaeckel Ausfcßnitte aus dem Erdraum malt, fueßt er das Skelett
feiner Struktur, die Muskeln der Berge und Läler wie die des Menfcßen zu begreifen.
Sein Gefüßl für die Architektur des Bildes verlangt die Faßbarkeit des Einzelteiles in der
Klarheit des Ganzen. Deshalb wählt er feinen Standpunkt gern ßocß, um aus derVogel-
perfpektive die Berge bis an ißrenFuß zu begreifen und in die Scßlucßten, Cäler und Liefen
zu dringen. Ein Bild wie die „Sandgrube“ feßeint nur gemalt zu fein, um noeß unter der
Erdhaut die Fundamente der Fjügelpyramide zu erkennen; Bäume graben knorrige Klurzel-
ftränge in den öüaldboden, und feine Brücken feßeinen betretbar, wie das Gaffengewirr
feiner Städte. Faft möchte man von topograpßifcßer Klarheit in diefen Bildern fpreeßen.
ünd doeß ift diefe Gefinnung fo unrationaliftifcß wie möglich, wird die pßyfifcße
Geftaltung ganz vom Seelenbedürfnis geleitet. Der Impreffionismns war finnlicß be-
gründet. Ißn forderte in der Seele des Menfcßen nur ein Bedürfnis, das äftßetifcße.
Sein 3iel war die Scßönßeit, der Augenreiz. Die farbige Oberßäcße der tüelt zerftäubt
er im glitjernden Sonnenlicht zum farbigen Sprühregen und alle Strukturkraft weicht
dem Genuß der Valeurs. Es ift — l’art pour l’art — eine ausgefproeßene Ariftokratenkunft,
von wenigen für wenige gefeßaffen. Es geßt nur um den farbigen KJoßlgefcßmack und
der Stoff wird nur aus diefem Gefüßl gewählt: Landfcßaften, Stilleben, und wenn Figuren-
bilder Vorkommen, etwa die Olympia, find fie eigentlich Stilleben mit menfcßlicßen Ge-
walten. Jaeckel verhält fieß zum Impreffionismus, wie der religiöfe Menfcß zum finnlicßen.
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