Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0620
DOI issue:
Heft 15
DOI article:Hintze, Erwin: Nürnberger Zinn, [1]
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fcßließlicß bei Bans Spatj II. Ebenfalls in die erfte 3eit dürfte ein Auferfteßungsteller
gehören, deffen 3uweifung an Enderlein von Demiani beftritten worden ift, da die
Stecßer-Initialen C E bei vielen Äbgüffen feßr undeutlich find. Das Modell hat mehr-
mals den Befitjer gewecßfelt. Die meiften Äbgüffe tragen die Marke des Bans Spatj I,
der 1600 die derkftatt des Endres ßenickel übernahm. Dann folgen die Arbeiten, die
Enderlein für Jacob Koch II fchuf: Die Lotfchale von 1608, die Marskanne von 1610
und das Modell I der Cemperantiafchüffel. Das zweite Modell der Cemperantiafchüffel
lieferte Enderlein, wie fcßon erwähnt, im Jahre 1611. Mit ihm zufammen dürfte die
zugehörige Kanne entftanden fein. Als Beßrer der Formen find Sebald’ Stoy, Michel
Bernerfam, Bans Sigmund Geißer und Jobft Sigmund Geißer ermittelt. Dazu kommt
noch als fünfter ein dem Namen nach unbekannter Meifter, aus deffen (Uerkftatt das
Exemplar der Cemperantiakanne des Leipziger Kunftgewerbemufeums ftammt (Abb. 17).
Etwa 110 Jahre ift das Modell II der Cemperantiafchüffel und ihrer Kanne in Nürnberg
zu Abformungen benufet worden. Als Erfatj für das Mittelftück mit der ßtjenden Figur
der Cemperantia lieferte Enderlein noch ein Medaillon mit einer ftehenden Marienfigur
(Demiani C. 3). So konnte der 3inngießer je nach Bedürfnis der Scßüffel einen mehr
weltlichen oder einen mehr kirchlichen Charakter geben. Ungefähr in die gleiche 3eit
dürften zwei Arbeiten Enderleins gehören, die nur in je einem Abguß bekannt find:
ein konifcßer Krug mit Allegorien der Erdteile Europa, Afrika, Amerika im Dresdner
Kunftgewerbemufeum und eine Schüffel mit dem Medaillonbildnis Enderleins als Mittel-
ftück und den vier Allegorien der Erdteile Europa, Amerika, Afrika und Afia als
Bodenverzierung im Befiße der Familie Banhart-Graf in Dietikon (Demiani C. 11 u. 27).
Bier wie dort haben wieder Geile der Mars- und der Cemperantiafchüffel von Francois
Briot als Vorlage gedient. Der Krug hat die Marke des Meifters mit der Lilie, die
Schüffel diejenige Cafpar Uladels d. Ä. oder Cafpar Uladels d. J. Im Jahre 1615 fcßnitt
Enderlein als Gegenftück zu feiner Lotfchale die St. Georgsfchale (Demiani G. 37). Die
letzte datierte Arbeit des Meifters ift der Evateller von 1621. In der Mitte ift die Er-
fcßaffung der Eva dargeftellt. Den Rand füllen zwifcßen Masken, Putten und Roll-
werk vier langovale Medaillons mit allegorifcßen Darftellungen der Jahreszeiten (Abb. 19.
Demiani C. 38 Nr. 1). Gleich der Cemperantiafchüffel hat fiel) aud) diefer Geller großer
Beliebtheit erfreut. Das Modell hat mehrmals den Befitjer gewechselt und ift fcßließlicß
von Michael Chriftoph Uladel bis über die Mitte des 18. Jahrhunderts hinaus abgeformt
worden. Unbeantwortet wird wohl immer die Frage bleiben, warum Enderlein feine
Formen nicht für den eigenen Gebrauch, fondern anfeheinend durchweg für andere
Meifter gearbeitet hat. Doppelmayr weiß nur zu berichten, daß Enderlein auf die Be-
förderung feiner Profeffion fleißig bedacht war, da er unter anderem die hangenden
Leuchter am erften aus 3inn gegoffen, und daß er das Pouffieren, Steinfcßneiden und
Gießen von allerhand Figuren mit vieler Gefcßicklicßkeit betrieben hat.
Die 3eitgenoffen von Jacob Koch II und Cafpar Enderlein. Bevor wir uns
der folgenden Generation zuwenden, haben wir noch Jacob Kochs und Cafpar Ender-
leins 3eitgenoffen zu berückficßtigen, die im wefentlicßen im Sinne der beiden führenden
Meifter gearbeitet und deren Anregungen zum Geil weiter ausgebaut haben. Veit
3ipfel (1582—1611), den wir feßon als Beßrer geäßter Modelle und des Doppeladler-
fcßälcßens von Enderlein erwähnt haben, feßaffte fieß nach Kocßs Beifpiel ein Scßalen-
modell mit der Bocßzeit zu Kana an. Unter dem Bild find zwei Schilde in die Form
gefeßnitten, von denen der eine die Meiftermarke, der andere die ineinander gefeßo-
benen Namensinitialen 3ipfels enthält. Ausformungen davon feßeinen feßr feiten zu
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gehören, deffen 3uweifung an Enderlein von Demiani beftritten worden ift, da die
Stecßer-Initialen C E bei vielen Äbgüffen feßr undeutlich find. Das Modell hat mehr-
mals den Befitjer gewecßfelt. Die meiften Äbgüffe tragen die Marke des Bans Spatj I,
der 1600 die derkftatt des Endres ßenickel übernahm. Dann folgen die Arbeiten, die
Enderlein für Jacob Koch II fchuf: Die Lotfchale von 1608, die Marskanne von 1610
und das Modell I der Cemperantiafchüffel. Das zweite Modell der Cemperantiafchüffel
lieferte Enderlein, wie fcßon erwähnt, im Jahre 1611. Mit ihm zufammen dürfte die
zugehörige Kanne entftanden fein. Als Beßrer der Formen find Sebald’ Stoy, Michel
Bernerfam, Bans Sigmund Geißer und Jobft Sigmund Geißer ermittelt. Dazu kommt
noch als fünfter ein dem Namen nach unbekannter Meifter, aus deffen (Uerkftatt das
Exemplar der Cemperantiakanne des Leipziger Kunftgewerbemufeums ftammt (Abb. 17).
Etwa 110 Jahre ift das Modell II der Cemperantiafchüffel und ihrer Kanne in Nürnberg
zu Abformungen benufet worden. Als Erfatj für das Mittelftück mit der ßtjenden Figur
der Cemperantia lieferte Enderlein noch ein Medaillon mit einer ftehenden Marienfigur
(Demiani C. 3). So konnte der 3inngießer je nach Bedürfnis der Scßüffel einen mehr
weltlichen oder einen mehr kirchlichen Charakter geben. Ungefähr in die gleiche 3eit
dürften zwei Arbeiten Enderleins gehören, die nur in je einem Abguß bekannt find:
ein konifcßer Krug mit Allegorien der Erdteile Europa, Afrika, Amerika im Dresdner
Kunftgewerbemufeum und eine Schüffel mit dem Medaillonbildnis Enderleins als Mittel-
ftück und den vier Allegorien der Erdteile Europa, Amerika, Afrika und Afia als
Bodenverzierung im Befiße der Familie Banhart-Graf in Dietikon (Demiani C. 11 u. 27).
Bier wie dort haben wieder Geile der Mars- und der Cemperantiafchüffel von Francois
Briot als Vorlage gedient. Der Krug hat die Marke des Meifters mit der Lilie, die
Schüffel diejenige Cafpar Uladels d. Ä. oder Cafpar Uladels d. J. Im Jahre 1615 fcßnitt
Enderlein als Gegenftück zu feiner Lotfchale die St. Georgsfchale (Demiani G. 37). Die
letzte datierte Arbeit des Meifters ift der Evateller von 1621. In der Mitte ift die Er-
fcßaffung der Eva dargeftellt. Den Rand füllen zwifcßen Masken, Putten und Roll-
werk vier langovale Medaillons mit allegorifcßen Darftellungen der Jahreszeiten (Abb. 19.
Demiani C. 38 Nr. 1). Gleich der Cemperantiafchüffel hat fiel) aud) diefer Geller großer
Beliebtheit erfreut. Das Modell hat mehrmals den Befitjer gewechselt und ift fcßließlicß
von Michael Chriftoph Uladel bis über die Mitte des 18. Jahrhunderts hinaus abgeformt
worden. Unbeantwortet wird wohl immer die Frage bleiben, warum Enderlein feine
Formen nicht für den eigenen Gebrauch, fondern anfeheinend durchweg für andere
Meifter gearbeitet hat. Doppelmayr weiß nur zu berichten, daß Enderlein auf die Be-
förderung feiner Profeffion fleißig bedacht war, da er unter anderem die hangenden
Leuchter am erften aus 3inn gegoffen, und daß er das Pouffieren, Steinfcßneiden und
Gießen von allerhand Figuren mit vieler Gefcßicklicßkeit betrieben hat.
Die 3eitgenoffen von Jacob Koch II und Cafpar Enderlein. Bevor wir uns
der folgenden Generation zuwenden, haben wir noch Jacob Kochs und Cafpar Ender-
leins 3eitgenoffen zu berückficßtigen, die im wefentlicßen im Sinne der beiden führenden
Meifter gearbeitet und deren Anregungen zum Geil weiter ausgebaut haben. Veit
3ipfel (1582—1611), den wir feßon als Beßrer geäßter Modelle und des Doppeladler-
fcßälcßens von Enderlein erwähnt haben, feßaffte fieß nach Kocßs Beifpiel ein Scßalen-
modell mit der Bocßzeit zu Kana an. Unter dem Bild find zwei Schilde in die Form
gefeßnitten, von denen der eine die Meiftermarke, der andere die ineinander gefeßo-
benen Namensinitialen 3ipfels enthält. Ausformungen davon feßeinen feßr feiten zu
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