Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

DOI Heft:
Heft 15
DOI Artikel:
Hintze, Erwin: Nürnberger Zinn, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0619

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
mentes der Frankfurter Bibel vom Jal)re 1563
(Mitteilung von Direktor Dr. E. UI. Braun in
Croppau), ift mit den Stecher-Initialen IK ge-
zeichnet, die wiederum die eigenhändige Mo-
delleurarbeit Kochs beweifen (Äbb. 14 u. 15. —
Demiani €. 36 Nr. 1).
DieLot-Schale ließKoch im Jahre 1608 von Cafpar
Enderlein kopieren (Demiani C. 35). Die beiden be-
deutendften Nürnberger 3inngießer ihrer 3eit be-
gegnen uns hier zum erften Male in gefcßäftlicßer
Verbindung. 3weiJaßre fpäter treffen wir fie bei
einer gemeinfcßaftlicßen Arbeit. Die 1610 ent-
ftandene, in drei Exemplaren bekannte Marskanne
ift nach Ausweis der auf ihr angebrachten Stecher-
Initialen in ihrem oberen üeil von Jacob Koch, in
ihrer unteren ßälfte von Cafpar Enderlein model-
liert (Abb. 16). Nach zwei Richtungen verdient die
Kanne Beachtung. Erftens ift hier von dem italieni-
fchen Kannentypus Gebrauch gemacht, zweitens
tritt hier das Oeuvre Franpois Briots als Vorbild für
das Nürnberger Reliefzinn in die Erfcheinung. Für
die Form und den Schmuck hat die Marskanne von
Briot als Mufter gedient. Ob nun Koch oder Ender-
lein zuerft die Idee gehabt hat, fiel) die Ulerke Briots zunutze zu machen, laffe ich daßin-
geftellt. Dem Cafpar Enderlein bleibt der unbeftrittene Ruhm, in feiner Cemperantiafcßüffel
das von Briot gefeßaffene Modell in höchfter Vollendung und ted)nifcl)er Meifterfcßaft
nachgebildet zu haben. Enderlein hat die Kopie zweimal ausgeführt, zuerft im Aufträge
von Jacob Koch wahrfd)einlid) im Jahre 1609 oder 1610 (Demiani C. 4). Vielleicht ift
die Marskanne als zugehöriges Gießgefäß gedacht gewefen. Von der erften Aus-
führung der üemperantiafcßüffel befißen die Kunftgewerbemufeen in Berlin und in
Dresden Abgüffe mit der Kod)fd)en Marke. Das Modell feßeint nach der Fjerftellung
weniger Abformungen zugrunde gegangen zu fein; denn fcßon 1611 lieferte Enderlein
eine zweite Kopie (Demiani C. 2). Ob urfprünglicl) auch diefe und noch andere Ar-
beiten Enderleins für Jacob Koch beftimmt waren, wiffen wir nicht.
Cafpar Enderlein, von Bafel nach Nürnberg eingewandert, erwarb 1586 als 3inn~
gießer das Meifterrecßt. Ulir kennen ißn mit Sicherheit nur in feiner Tätigkeit als
hervorragenden Formenfehneider. Ob ihm der Guß einer Fjenkelvafe des Berliner Kunft-
gewerbemufeums zuzufeßreiben ift, läßt fiel) feßwer entfeßeiden. Die Beigemerk-Initialen
der Marke können ebenfogut für den 1608 Meifter gewordenen Cßriftopß Ernft in
Frage kommen. Und von den noeß nießt mit beftimmten Meiftern in Verbindung ge-
brachten Marken wird ißm keine gehören. Die Reiße der datierten Gußformen Ender-
leins beginnt mit dem Jahre 1608, fo daß wir für die Tätigkeit von 1586—1607 keine
feften Anhaltspunkte haben. In diefe erfte 3^it ift zunäcßft ein Scßälcßen mit dem
Doppeladler, das die Kopie eines älteren Modells ift, zu fetten (Abb. 18). Es kommt
mit der Marke des Meifters mit dem Stern vor, deffen Tätigkeit ungefähr in die beiden
lebten Jaßrzeßnte des 16. Jahrhunderts fällt. Später finden wir das Modell im Befiße
des 1611 verftorbenen 3inngießers Veit 3ipfel» dann bei Baltßafar Keim (?) und


581
 
Annotationen