Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0784
DOI Heft:
Heft 20
DOI Artikel:Biermann, Georg: Der Bildhauer Herbert Garbe
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Hbb. 2. Herbert Garbe. Porträt Lätk. 1919.
die Natur in ißrer bloßen Spiegelung im Äuge ift 3weck und Inhalt diefer Kunft,
fondern Freiheit und Qnfterblicßkeit — in der geiftigen Vermählung mit Gott — fucßen
letzte Ausprägung in der Form, die zur Überwindung der Materie führt.
Nie wird der Deutfrfje in einer 3eit, die wieder zum Geifte hindrängt, loskönnen von
den üüundern feiner gotifchen Kielt. Mögen ihn auch noch fo fel)r die bildnerifchen
Herrlichkeiten des Oftens überftrömen, die übrigens in der metaphyfifchen 3ielrid)tung
als Ausdruck einer univerfalen Gemeinfchaftsidee den gleichen üendenzen entwachfen
find, die Sehnfucht lenkt ihn am ftärkften immer zu den Quellen zurück, die feinem
eigenen Üüefen am nächften liegen. Denn diefe Offenbarungen, fo feljr fie dem ober-
flächlichen Betrachter auch als Gweckkunft im Dienfte der mittelalterlichen Kirche er-
fcheinen mögen, haben mit der Glaubenslehre nichts gemein. Diefe nämlich ift reines
Menfchenwerk und tro^ aller Symbolik die Refultante eines rein verftandesmäßigen
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