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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 21
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Schwarz, Karl: Lesser Ury
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0821

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Leffer üry. Rauchender ßerr im Cafe. Lithographie.
fich nicht. Er hat nichts von alledem gefehen, keine Äusftellung befucht, keinen Ver-
fammlungen beigewohnt und niemals für irgendeine Kunftrid)tung Partei ergriffen. Er
zog hinaus in die Natur und laufchte dort dem ftillen, geheimnisvollen (Lieben, das fich
in (Llald und Flur äußerte; er fat) die Sonne und fing ihre Strahlen auf, da fie glühend
und alles verklärend über (LIiefen und Bäche ftrichen; er durchwanderte die Großftadt
und betrachtete die Menfchen in ihrem gefchäftigen Creiben und oft haftenden Gebaren.
In der Dunkelheit durchzog er die Straßen und erfaßte mit ficßerem Blick die dahin-
hufcßenden Schatten und das plötzliche Äufflackern irgendeines Lichtfcheines. Lind wenn
es grau und nebelig war und ein feiner Regen herniederfprühte, alles fozufagen in
einen Mollton hübend und einen lichten Schleier über die Erfcheinungen gießend, dann
fog er aus diefem monotonen Bilde die feinften Stimmungseffekte und bannte fie auf
die Leinwand. — Jahrelang trieb er fich in den Kaffeehäufern herum, beobachtete die
einfamen und in Gruppen zufammenhockenden Gäfte, ftudierte die Phyfiognomien und

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