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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 21
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Neue Bücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0848

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Neue Bücher

III. Richter: Catalogue of Engraved
Gems of tf)G Classical Style1
Das Buch ift mehr als der Katalog der fehr
reichhaltigen Gemmenfammlung des Metropolitan
Mufeums. Es ift zugleid) ein wichtiges Hand-
buch für den Sammler, indem es neben genauen
Angaben über die im Mufeum enthaltenen Gem-
men und guten Reproduktionen, eine einleitende
Befprechung aller für die Gemmenfammlung in
Betracht kommenden Gefichtspunkte enthält. Es
verdient Beachtung als gründliche wiffenfchaft-
liche Arbeit. Robert (Heft.
Peter Cornelius’ Fauft-Illuftrationen
Der Verlag von DietrichReimer (Ernft Vohren)
in Berlin hat den Goettjefchen „Fauft“ I. Geil
mit den berühmten 3eid)nungen von Peter Cor-
nelius in einer wunderfd)önen neuen Ausgabe
herausgebracht, zu der Alfred Kuhn (der in
diefer 3eitfd)rift kürzlich) über Emy Roeder ge-
fchrieben) eine kunft- und literarhiftorifd) fehr
lefenswerte Einleitung beifteuerte. Kuhn hat vor
einigen Jahren bereits ein fehr lefenswertes Buch
in dem gleichen Verlag unter dem Eitel „Die
Fauft-Illuftrationen des Peter Cornelius in ihrer
Beziehung zur deutfchen Nationalbewegung der
Romantik“ veröffentlicht, in dem mit Scharfpnn
auf die tieferen, geiftigen 3ufammenl)änge zwi-
fd)en der Dichtung Goethes und der jungen Ro-
mantik hingewiefen wird, ünd wenn er jetjt in
feiner vorzüglichen Einleitung diefe Illuftrationen
zum Fauft „das bedeutendfte Werk der bewußt
deutfchen Romantik, die künftlerifche Objektiva-
tion der nationalrevolutionären Bewegung der
Freiheitskriege“ nennt, fo ift damit in der Cat
das künftlerifche Problem in vollfter Schärfe um-
riffen. Die Vorbereitung für diefe am Stilvollen
der Gotik gereiften Blätter des jungen Künftlers
gab die 3^it felbft, lag in der Sammeltätigkeit
der Brüder Boifferee entfernt begründet oder
fand in dem 1810 erfolgten Neudruck der Dürer-
fchen Randzeichnungen zum Gebetbuch Maxi-
milians ihren Hintergrund. In der Hauptfadpe
aber find diefe Arbeiten doch) der bewußte Proteft
gegen Rokoko und Empire und die bis dahin
bevorzugte Routine reiner Könnerfchaft. Ihre
Veröffentlichung hat damals ungeheueres Auf-
fehen erregt und Goethe felbft mußte die 3eich-
nungen aus der Hand von Sulpiz Boifferee ent-
gegennehmen. In welche Verlegenheit fie den
Dichter gefegt, dem hier ein 3eugnis des von ihm
ftark gegoltenen „klofterbruderifierenden ün-
wefens“ vorgelegt wurde, zu dem ihm innerlich
jede Beziehung fehlte, zeigt der kühle und pe-
1 üt>e Metropolitan Museum of Ärt. New York 1920.
800

dantifche Brief vom 8. Mai 1811, in dem er fich
bei Cornelius bedankt. Auch diefes vielfagende
Dokument hat Kuhn in feiner Einleitung neben
anderen mitzuteilen, nicht vergeffen.— Vielleicht
aber hat es doch eine tiefere Bedeutung, daß
wir gerade je^t wieder auf die 3eit vor hundert
Jahren durch die Neuausgabe diefes „Fauft“ nach-
drücklichft hingewiefen werden, die fo vielfältige
Ähnlichkeit mit unferer eigenen Gegenwart ver-
rät. Denn auch wir befinden uns wieder mitten
im Fluß einer neuen Romantik, die ihrem Stil,
nicht aber ihrer geiftigen 3ielrid)tung nach von
der früheren verfd)ieden ift. Denn wie Kuhn
fehr treffend bemerkt, „entfteht jede Romantik
aus einem 3uftand der önzufriedenheit mit dem
Begehenden“. Der Verlag aber, der fich diefes
trefflichen Kommentars verfieperte, hat mit feiner
Neuausgabe zur richtigen 3eit ein neues Volks-
buch gefepaffen und er würde [ich ein noch
größeres Verdienft erwerben, wollte er diefem
nächftens Kuhns grundlegendes Werk über Peter
Cornelius und [eine 3ßit folgen laßen. G. B,
Der HI eg zum Kubismus
Von Daniel Henry, den Lefern diefer 3eit-
fchrift durch feine Auffäße über Derain, de Vla-
minck, Leger wohlbekannt, ift kürzlich unter dem
obigen Eitel im Delphin-Verlag, München, ein
beachtenswertes Bud) erfdjienen, das in den
Eext verftreut und in einem befonderen Bild-
anhang gefammelt, vierzig Eafeln nach Haupt-
werken von Picaffo, Braque und Leger ver-
einigt. Aus den Arbeiten diefer Künftler', die
die eigentlichen Wegbereiter des Kubismus ge-
wefen und ihm feine fpezififch lyrifche Form
geprägt haben, entwickelt Henry Gefd)id)te und
äfthetifches 3iel der großen Bewegung, als deren
Vorläufer Cezanne und Derain angefprodjen
werden. Klar ift die Stellung umfehrieben, die
dem Kubismus in der Gefd)id)te der Malerei
zukommt, fehr fein das Motiv definiert, das als
neuer Verfud) zur Löfung des Formproblems
Ausgangspunkt des künftlerifchen Schöpfungs-
prozesses war. In diefer neuen lyrifchen Ma-
lerei entdeckt Henry den Ausdruck des Geiftes-
lebens unferer 3eit und nach feiner Überzeugung
wird die folgerichtige Entwicklung dazu führen,
daß alle wahren Künftler der auffteigenden Ge-
neration diefer Evolution angehören werden.
Diefe Ehefe ift doppelt beachtlich in einem Mo-
ment, wo 3weifler von rechts und links her der
jungen Bewegung (diefe als metaphyfifcher Drang
gewertet) das Eotenglöcklein läuten, nur weil
ein Augenblick des Stillftandes die aktiven Kräfte
neu [ich fammein läßt. Henry dagegen ift Be-
kenner. Aus unmittelbarem Erleben des Pro-
 
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