Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920
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Heft 24
DOI article:Haupt, Richard: Die heilige Birgitte und ihre Ausstellung
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Der ^eilige Hieronymus von ttladftena. (Oberer Ceil der Geftalt.)
feb)r ftattliche Kirche, in fpätgotifchem Stil errichtet, nimmt unter den Kirchen Schwe-
dens im Bau einen Ehrenplatj ein; doch) ift fie nicht fowohl durch be[ondere künft-
lerifche Vorzüge als durch ihre Größe und einfache Schönheit ausgezeichnet. Erbaut ift
fie vom Ende des 14. Jahrt). bis 1430. Sie hat den Mönchschor, einen fd)lichten vier-
eckigen Äusbau, im öüeften und an der grade abgefchnittenen Oftwand, in der die
Hauptportale liegen, den Äufenthaltsraum für die Nonnen. Das ganze ift eine gleich-
mäßige Halle, dreifcßiffig in fünf Jochen, mit Sterngewölben von achteckigen Pfeilern
getragen, alfo eine fehr merkwürdige Anordnung. Von den beiden Klöftern, dem der
Nonnen auf der Nord- und dem der Mönche auf der Südfeite, find nicht unerhebliche
Geile noch vorhanden. Das Innere der Kirche muß ein wahrer Sd)muckkaften gewefen
fein, mit der reicßften 3ier der Kunft ausgeftattet und ift es in gewiffer GOeife noch-
Der erfte Gedanke der Veranftalter der Äusftellung war natürlich gewefen, fie hier
am Orte ftattfinden zu laffen. Aus Rückficht auf die leichtere 3ugänglid)keit mußte
man fiel) aber entfd)ließen, lieber im Mufeum zu Stockholm dargebotene und zweck-
mäßig auszugeftaltende Räume in Gebrauch zu nehmen. Von den Baulichkeiten alfo
abgefehen, umfaßte die Äusftellung alles, deffen man habhaft werden konnte, was
irgend mit der heiligen Birgitte zufammenhing.
Alfo zunächft die Heilige felbft in ihren Reliquien, von denen eine große Anzahl
herbeigebracht werden konnte. Ihre Leiche war urfprünglich nach jener eigentümlichen
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