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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 151-176 (1. Juli 1905 - 31. Juli 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.16474#0002

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Angetl.: Ja, ich Habe die Türe Ler Verabredung cnt-
sprcchend nnr angelehnt. Vors.: Wir wcrden hörcn, datz die
Türe gar nicht angelehnt 'werden kann, weil sie aufgeht. A n -
getl.: -Sie ging auch auf, ich hielt sie aber beigelehnt, ,um die
Senges zu täuschen. Vo r s.: Aber die'Senges mutzts es ja
sehen, sobald sie herausschaute, datz die Tür offen war und in
der Staidt hält man darauf, idatz der Glasabschlntz geschlossen
ist. Angekl. (fährt fort): Kurg darauf klingelte es. Die
Scnges schaute nach und sagtc, es sei das Mädchen von oben.
Jch stand ldann an 'der Küchentür und die Senges crzählte mir
Verschiedencs. Plötzlich ging 'die Senges auf mich zu, satzte
mich an dem Arm und 'schob mich mit den Worten bei Seite:
Eincn Augenblick, Herr Beckerl und gintz ins Schlafzimmer.
Gleich darauf hörte ich Awei Schreie. Vors.: Und Sie habcn
sie ruhig passieren lassen ? Angekl.: Jch war nicht gefatzt
darauf. Vors.: Wenn 'das Mädchen aus lder Küche in das
Schlaftzimtner gintz, so mutzten Sie ja gewärtig sein, datz es
ijeden Aügenblick dcn Fremden se-hen muhte. Angckl.: Jch
ylaubte nicht, dah Lemmert schon an -der Arbeit sei. Vors.:
Aber die Minüten waren doch kostbar. Angekl.: Ia, gewiß.
W or s.: Sie tonnten doch nicht annehmen, datz Lemmert alle-
weil in der Ecke, in der er sich versteckt hielt, blciben würde.
Cs haüdelte sich doch um einen Einbruch und man mntzte sich
beöilen. Angetl.: Als ich auf die Schreie hineineilte, sah ich
die Senges zwischen Buffet und Tisch stehen mit hocherhobenen
Mutigen Häüden. Sie rief: Herr Becker, Herr Becker, hclfen
Sie mir, ich lverrate nichtsl Lemmert fchlug ihr mit einem
Weil aüf den Kopf und sie fiel vor mir nisder. Bors.: Mit
ider Schärfe des Beikes oder mit dem Hammer? Ange kl.:
So genau ka-nn tch 'das nicht sagen. Vors.: Jn der Vorunter-
fuchnng sagten- Sie, mit der F-lache. Die Senges ist Jhnen
entyegengefprungen nnd an Jhnen heruntergesunken, während
dessen der aüdere mit dem Bcil auf die Senges einschlug. Wie
viel mal schlug er idann? Angekl.: Er schlug einnial nnd
sagte dabei zn mir: „Halt Jhr das Maul zu, wir sind ver-
raten."

Vors.: llnid Sie haben sich entschlossen, also zu handeln ?
Angekl.: Jch habe ihr den Mund Zugehalten, darnit sie nicht
'schreicn kann. Vors.: Jn dieser Beziehung baben Sic sich
früher anders geäutzert. Am 12. Aprtl haben Sie gesagt: Sie
haben die Tat begangen, um e'inen Diebstahl zu begehen. Am
13. April sagten Sic zum Herrn Untersuchungsrichter, daß die
Senges fortwährend geschricn hätte. Dachten Sie an einen
Mord? Angekl.: Dicser Augenblick spielte iich rasch ab und
ich hatte keinen klnren Gedanken mehr. >Es kam mir aber
zum Bcwutztsein, datz ich jetzt mittun inützte, wenn ich mcht
se-lbst mich veriderben wollte. Vors.: Am 14. April sagten Sie,
ldatz lSie Jhre früheren Angaben verbessern mützteu. Die
'Senges sei nicht ganz zu Boden gefallen. Es sei Zhncn jedoch
klar gewovden, datz Lemmert die Senges u-mbriagen wollte, und
dah Sie den Entschluß gefaßt hatten, ihm zu hclseu. An -
tzekl.: Die Senges fiel vor mtr nie'der. Jch stützte mich auf
'die.Hand und faßte sie von hinten nnter dem Arm, wobci sie
mich in die Finger bitz. Bors.: Je'denfalls, weil Sic der
Sentzes den Mund zuhielten, bitz fie. Angekl.: Ich hielt ihr
üfit einem Tierfell, das am Bvden lag, den Mund ^u. Vor s..
Am 14. April erklärten Sie, datz Sie zweimal gebissea worden
feien. Gleich nach Jhrer Verhaftuntz wurden Sie oon Hcrrn
'Medizinalrat Kutzler genau unterfucht, wobei von c:ner Ver-
letzwntz an >der Haüd nichts zu finden war. Die Senges latz
also auf ^dcm Rücken, als Sie in die Finger tzebiffen wurden?
Sie hielten ihr den Mund zu und Lemmert hieb auf die Senges
ein. Dies ift eine höchst unwahrscheinliche Darstellung. Wenn
Sie mit dem Tierfcll der 'Senges den Mund zuhielten, so
konnten doch Sie auch getroffen werden. Wie viel mal schlug
de-nn Lemmert auf die Sen-ges ein? Angekl.: So genau
kann ich das -nicht 'mehr sagen. Meine AUfmerksamkeit richtete
sich -darauf, datz die Senges nicht mehr schrie. Vors.: War
denn die <Änges bci .den Hieben gleich ruhig? Angekl.: Jch
bin dann anfgestanden. Lemmert sagte mir dann: Wenn sie
zn sich kommt, so schneide thr den Hals ab, dann kommt sie
nicht mehr zu sich. -V o r s.: Sie haben ein Taschenmesser mit
sich -geführt, das Sie nach Jhren früheren Angaben nur seltcn
bei sich gehabt 'haben. Jetzt sagen Sie, datz Sie es stets bei
sich geführt -hätten. Sie benutzten also jetzt das Meffer. An -
gekl.: Jch glaube nicht, datz ich es -benutzt habe. Vors.: Sie
ihaben akso das Meffer gezogen, glauben aber nicht, es benutzt
zu haben. Sie sind jedoch 'durch die Flügeltür des Wohnzim-
mcrs in die Mche gegangcn, habcn dort ein anderes Messer ge-
holt uüd haben dam'it der Senges den Hals durchschnitten.
-Was hat denn während der Zeit dcr Andere gemacht? An -
tzekl.: Dte Sache habe sich schr schnell abgespielt. Er wer-de
daneben gestanden sein. Er habe Lemmert darauf aufmerksam
gemacht, dah jetzt wohl Frau Airsch bald kommen werde und
gesagt: Wir haMn jetzt «inen 'Movd ge-macht, wir wollen nicht
noch einen dazu machen. Er sei fodann nach 'der Küche, um sich
zu reinigen. Lemmert sei ihm machgekommen. Sie haben sich
-darauf von den Blutspuren gereini-gt. Er habe sodann noch
sn den Spiegel geschaut, die blutige Krawatte sowie ben Kra-
'igen ausgezogen ünd den Lemmert lgefragt, ob er sauber 'sei -und
das Haus verlassen könne. Wxi 'LemMert sind die Blutspuren
dürch 'die Hosen gedrungen. Er steckte seinen.Beilstümpen in
'Lie Brüsttasche nnd wi-r vcrstän'di'gten uns, uns nachmittags
um 3 Uhr wiede.r zu sehen. Jch ging nach dem Hauptbahnhof
un'd Lemmert nach dem Luisenrmg. Vor s.: Sie sind nach dem
Hauptbahnhof un'd durch -den Haupteingang nach dem Abort ge-
gangen. Zu welchem 'Zwecke? Angekl.: Um den Kragen und
die Kra-vatte wegznwerfen. Vors.: Ste hatten doch blutige
Kleider. -Warum begaben S'ie fich geräde tn den Hauptbahn-
hof, wo 'doch dort fortwährend -viele Leute find und grotze Ge-
fahr für Ste bestand? Angekl.: Da ich schwarze Kleider
trug, konnte man -ie Blutspuren nicht gut sehen. Vors.:
Wo sind Sie dann hin? Angekl.: Direkt nach Haus.
Vors.: War Ihre Frau zu Hause? Angckl.: Nein.
Vors.: Wie viel Uhr war es? Angekl.: Gegen 11 Uhr.
Jch reinigte mcine Kle'ider hiernach. Vors: Jhre Frau hat
ja die Kleider gereinigt. Angekl.: Jch hatte sie schon vorher
gereinitzt und habe sie dann fpäter wieder angezogen, obwohl
sie ganz natz waren, und bin nach Lem Waffertnrm gegangen.
Da d-ie Kletder jedoch nicht trocken wnr'den, ging ich wieder
nach Hcms. Bors.: »Was sagten Sie -Jhrer 'Frau? Angekl.:
Jch sagte ihr so und so, es hat sich etwas zugetragen und ich
würde es ihr nachmittags erzählen. Vors.: Fhre Frau hat
sich sodann daran gemacht, J>hre K-leider zu reinigen. Dann
haben Sie 'zu Mittag gegcssen un'd dann sin!d Sie verhaftet
worden. Angekl.: Zu metner Frau habe ich vorher gefagt:
Sollten Schutzleute kommen, um Erkundi-gungen einznziehen,
dann fagsi Du fo un-d fo. Vorf.: Die Sch-utzleute sind Lann
um 1 Uhr gekommen und haben Ste mitgenom-men. Angekl.:

Vokalbil'duny ft-el m-ir gleichfü-lls nur zuerst anf. Die Stimme
an fich klinyt warm, der Vortrag echer ist kalt — eine Be-
obachtung, die man leider nicht selteni miachen müß. So kam
es, -datz sie -bet den drei geMichen Liedern Wachs fast gän'zhich
versagte. Die betm Liede „W-ohk denen" (Reger) bewtefene
Tveffsicherheit lätzt auf ein- ernftes Stndium- schlietzen, und
die Stimme als solche ist, wie gesagt, guies Material. Nur
wird die Dame wohl immer auf der Bühne mehr aus ihr gc-
stalten können wie im Konzertsaal, gar mit Liederni intimsten
Gehaktes, wie den Bach'schen.

Das Konzert war für die zeitlichen uüd klimatischen Um-
siände sehr retch besetzt, und Herr Straube tourde ehrlich ge-
feiert. Nur ganz wenige sah ich nach den Reger'fchen Werken
fortgehen. H. D.

Ja. Zu meiner Frau habe ich gesagt: Jch -habe etne Tat be-
gangen; ich würde lieber für 2.50 Mk. den Tag arbeiten, als
noch einmal so etwas mitzumachen. Die Frau hat dann 'den
Schutzleuten.gegenüber entsprechende entlästende Aussagen ge-
macht. Vors.: Dabei wollen Sie bleiben? Angekl.: Jch
mutz dabei Vleiben, weil die Sa-che vollständig auf Wahrheit bc-
ruht. Vorf.: Darüber werden die Herren Geschworenen zu
befinden haben. Wie unwahrscheinlich die Sache ist, habe ich
Jhnen bereits gssagt.^ Angekl.: Von meinen Freunden hätte
sich keiner zu eincr solchen Tat -verstanden. Deshalb tst mir
der Frcmde willkommen gewesen. Der Vorsitzende stellt
dann fest, daß die Strafl'iste des Angeklagten keinen Eintrag
enthält, als 'die Bestrafung vom 10. Oktober 1888 wegen Tot-
schlagsvepfuchs.

Damit ist 5 Minuten vor Nill Uhr dte Vernehmung !des
An-geklagten beendet.

Es folgt 'die Zeugenvernehmung, insbesondere
werden -das Verhältnis des Becker, die Geckle, und der
Bräutigain der Ermovdeten, der Müller Weinig, einver-
nommen. Sie bestätigen, was in früheren Berichten über die
in Bctracht kommenden Personalverhältnisse gesagt worden ist.

Frau.Hirsch, ge-b. Drehfus, stellt bei threr Mernchmung
dcr Ermor'deten das denkbar bcste Zeugnis aus. Sie sei brav
und fleitzig gewesen, sei stets pünktlich nach Hause gekommen
und habe nach jeder -Richtuny hin zufriedengestellt.

Der Zeutze Polizeisergeant Alohs Mayer ist wegen des
Änzugs angerufen, -den der Angeklagte bei der Tat trug und
der fri'sch getvaschen auf dem Speicher gefunden wurde. Da der
Angeklagte nun zügibt, daß jener Angug es war, 'den er an-
hatte, so ist eine weitcre Erörterung der Sache nicht notwen'dig.

Polizeikom'miffär Dietrich berichtet über die Erhebungen,
die über den 'Besuch deS angeblichen Lemmert im Haüse
Schiwetzingerstratze 80 gcmacht wurden. Niemand hat einen
Mann, wie ihn Beckcr beschreibt, hincin- ader herausgehen
sehen. Auch seien alle Mittel, den Mann ausfindig zu machen,
fruchtlos erfchöpft worden un'd keine der zahlreichen Personen,
Lie man Lem Angeklagten gegenüberstellte, wur'de von diefem
anerkannt.

Der folgen'de Zeuge, PoltzeikoMmissär Laible, verbreitet
sich im Detail über die Versuche, 'die an-gestellt wurden, um
über die Existenz des Lemmert Klarheit zu schaffen. U. a.
wurde Haus um Haus ab-gefragt. Alles war vergcÄich.

Etaatsanwalt Hoffarth ersucht, -den Zeugen über die
an'gebliche Bißwuüde zu 'befragen, die der Angeklagte mehrere
Wochen später erst behauptete, von der Senacs erhalten zu
haben, als sie auf ihn fiel.

Zeuge Laible erwidert, 'daß Ler Antzeklagte gleich nach
feiner Verhaftung gründlich in Bezuy auf frische äutzere Ver-
letzunigen unterfu-cht Wurde — sogar der Schmutz unter 'den
Nägeln wurdä entfernt —, man aber nichts dergleichen ge-
funden habe.

Die nächste Zeugin, Frau Backfisch, wohnt auf dem
gleichen -Gang hinter demfelben Wschlutz wie Becker. Sie war
am Freitag, 3. März, nachmittatzs zu Haufe uüd hätte es
hären inüssen, wenn jemand in d-ie Wohnung -gekommen wäre.

Schutzmann Heller betrat unmitielbar nach der Tat die
Wohnung und fand die Tür ides Wohnzimüiers, durch die
Lemmert sich eingeschlichten haben soll, von innen ver -
schloffen. Da Frau Hirsch nicht mehr an der Leiche
vorüber wollte, so öffnete er dies« Tür und bemerkte, sie sei
sehr gut verschlossen. Er glaübe, datz sie auch verriegelt war.

A n -gek -l.: Jch habe' die Türe nicht zugeschlossen.

Hieraus tritt. ,um 1?L Uhr dte Mittagspause e!n.

Punkt 4 Uhr wird die Sitzung wieder anfgenommen.

Wei -der weiteren Zeugenvernehmung führt Zeuge Jakob
Kronauer, der z. Zt. eine Strafe im Landesgefängnis in
Bruchsal zu verbützen hat, und ungefähr 14 Tage mit Becker
hier in eincr Zelle inhastiert wvr, aus, datz der Becker die
ganze Mordsache zuerst abgeleugnet hatte. Was der Unter-
suchungsrichter thm vorhielt, sei nach der Mitteilung Beckers
nicht wahr. Wcnn er, Zeuge, nach dem Lemmert gefragt habe,
fo habe dicfer nur i-mmer phlcgmatisch gelacht und gesagt, da
könne man di« -ganze Welt durchsuchen, bis man den findcl Er
habe zwar beim Untcrsuchungsrichter geweint, allein es seien
nur Krokodilstränen gewesen. Wiederholt habe Becker stch
geäußert: Solcm-ge sie den Lemmert nicht haben, können sie
mich nicht hinrichten. Dieser ssi aber wohl nicht zu Anden

Der Ängeklagte Becker wendet sich gegen 'die Ausführun-
gen diefcs Zeugen, da sie nicht auf Wa-hrheit bcrühen.

Zeuge Kronauer fährt fort, datz Becker sich bezüglich hes
Movdes geäutzert habe, das Mensch habe ihm lange zu schaffcn
gemacht. ö Minuten -könne es gegangen fein.

Angekl. Becker erklärt auf eine Anfrage des Vorsitzenden:
Es kann möglich sein, datz ich dieses sagte.

Weiter ha-be Becker das ermordete Mädchen einen Bauern-
trampel usw. genannt und ketne Spur von Reue gezeigt. Als
etnmal die Rede vom jüngsten Gcricht war und Zeuge zu ihm
'satzte:-Warte, wenn zum Petrus komtnst mit dem Kopf unterm
Arm, soll,sich Becker geäutzcrt haben: „Wie wird er'st dic Senges
am jüngsten Gericht zu suchen 'haben, bis sie ihr Hirn zusam-
mengebracht ^hat." (Grotze Bewegung.) Nach Beckers Aus-
sagen sei zu fchlietzcn gewesen, datz er -die -ganze Mordtat allem
ausgeführt habc.

Er habe weiter auch 'gefagt, die Aussagen von Stufe zu
Stufe zu machen, damit ihn sein Anwalt gut zu verteidigen
habe. Er gllaubte, datz er mit 16 Jahren Zuchthaus davon-
komtne. Becker sei im-mer -kalMükig gewescn. Einmal habe er
auch gesagt, er könne noch 40 h'inmachen und dann sagen, datz
e r es n icht getan habe.

Ängekl. Becker (he'ftitz auffahrend): Jch habe den
Kronauer glcich als einen Spion betrachtet. Die Aussagen
von -dem Zeugen konnen gar nicht stichhalti-g sein.

Der Maurer Georg Fuchs , der zur Zeit in Freiburg ein«,
Strafe tvegen Totschlags verbützt, war tn Ler 'Zett vom 12.
März bis zum 2. Mai zusammen 'mit iBecker intcrniert. Zu
diefem Zeugen hat Beckex geäutzert, „er könne es jetzt noch
nicht -übers Herz bringen, datz Weinig ihn verraten hak." Als
Grund für setne Jnternierung gab er an, -daß er jeman'd mit
um-gebracht habe, es sei jedoch noch einer dabei gewe'sen. Die
Art und.Weise seiner Darstellung habe den Zeu-gen sedoch zu
Kronauer äußern lassen: „'das hat 'der allein igeschafft". Be'i
einer anderen Gelegenheit äußerte Becker: „er habe fest gu trm
geha'bt, bis er den Bauernrammel -auf dem Boden ge^bt habe."
Bei anderer Gelegenheit: „Die können mir brin-gen so viel sie
wollen. So lange sie den n-icht finden, können sie mich nicht
hiürichten; man finbet ihn aber nicht, weil er ni-ch-t zu siüden
ist." Fcrner: Die (Ermordete) lvird schän zu suchen -ha-ben
a'm- jünMen Gericht, bis ste ihr Hirn zulsa-mmen hat. Er habe
jetzt alles so schö-n züsammengestellt, datz alles »ineinandergreife,
von Stnfe zu Stufe.

Der Anyeklagtc bemerkt, er habc damit sagen wollen,
datz er jetzt alles bi-s ins kleinste DetaA an-ge-geben habe.

Es er'hielt als'dann das Wo-rt zu län'geren Ausführnngen
Herr Mädizinalrat (Dr. Kugler.

Mannheim, 1. Juii. Gcorg Becker wurde gestern
Abend 11 Nhr zum Tode vcrurteilt. Sein Verteidiger will
Revision einlegcn.

Arrs Ltadt und Land.

Heidelberg, 1. Jult.

/X Thoma und Böcklin-Ausstellung. Heute Vormittag
wurde im- Lokcrl des Kuü-sivereins in -der Stadthalle dte Thoma-

uüd Böcklin-Ansstellün-g eröffn-et. Jhre Hoheit
Gerta von Wetmar, von Geh. Hofrvt Thode am- „

pfangen, hatte die Güte, als Erste 'die Ausstelluntz AN bekr ^
und damtt dieses bcdeutsame Werk emzuwethen. Mst ^
'Prt'nzeffm -war S. Hohett Prtnz Wetmvr gekommeri,
bemerkten wir den Herrn Grasen Oberndorff nebst Kow
Tochter, den Amtsvorstand, den ersten Bürgermetstee,
Anzah-l - bekannter Kun-stfreimde, Äarunter Kons-irl Kell 7
AngeÄirige de-s Lehrkörpers der Universität, Vorstand
Lehrer der Gewerbeschule usw. Man kann lange in Tew-,
land hernmreisen, bis man stückweise das zu sehen bckoiv ^
was hicr verqinigt ist. Die Au-sstelluntz ist em Ereitzws
Heidelberger Kunstleben. Wer wMre deutsche Knnst ken
lernen nnd sich an der Phamtasiie derselben erfveuen,
ihrem reichen Gemüt erbauen will, der besuche diese Ansi
lnng. Eine ähnliche Geletzenheit wird selten anzutrefM
und anch -hter tn Heidolberg schwerlich wiederkehven.
mvteriellen Wert dre ausgestellten Mkder repräsentieren. „
-geht ans -der Täisäche hervor. 8ah sie mit 114 Milli^n
Mark versichert -werden- mntzten. Es hat kokossale
macht, die Sammlnng znsamnienzubringen, denN «S

Schätze, 'die ihre Besitzer wie ihren Ängapfel hüten nnd ^7-7.^
sich zum Teil nnr mit Mühe für die Äusstellnng nbrmö ^
lietzen. Die Herren, die das grotze Werk zujtande
haben, insbesondere Herr Geheimer Hofrat Thode, verdie
den allerwärmsten Dank. , .

Hebbel-Berein. Die Aufführnng des
„Amtnta" von Torqimto Taffo tm Schwetzinger Schläßtz^^p
findet nicht am 24., sondern am> FreitM, den 21.

Vorseminar. Geftern Vormittag 10 Uhr fand in
wart 'des Herrn Geh. Regiernngsvat Clevenz, des
Bürgermeister Proseffor Dr. Walz, der Herren Baurvt
un-d Soine, Vorstvnö des Grotzh. Vorsemtnars, sowic ^
Herren Stadtbänmeister 'Ehrmann und Baniführer Kader
Ue-bergabe des neu-erbaüten Schnkhau-ses
Neuenhetm an. den Staat alS Grotzh. Vorseminar statt. ^

X Jubiläum. Herr Werkm-eister Adolf Koch blickt hkw
auf eine 28jähüige Tätitzkett äls Metster bct der rühmlichst
kannten Fab-rik für chemische Apparate, Herrn C. Äefäga. d.
znrück. Der Jubilar hat es verstanden, sich nicht alletn
Vertraucn seiner Clhefs, sondern auch durch seine Tüchtltzh^
nnd leütseliges W-enehmen die Achtung nnd Liebe seiner V ^
bcdiensteten und Uritergebenvn zu crwe-rben. Der
nietster-Verein Heidelberg verehrt tn dem Jub-ilar seinen
malitzen, langjährigen Schrtstführer und Mtt-begrnnder^ ^
Bere/ins. Möge es Herrn- Koch vergonnt sein, noch lange 1ÄÜ.K
tn 'dersclben- geistigen nnd körpeMcheü Frische seines
zu wvlten.

—* Stenographie. Der Stenographenverein StolS
Schrey beginnt am Montag cinen neuen Unterrichtsküll ^
(siehe Jnserat), worauf wir besondcrs aufmerksam
möchten. Mit dem System Stolze-Schrey war es der Schun^;
Erna F. mötzlich, in ihrem 12. Iahre Predigten
zu stcnographieren. Hcute in ihrem 13. 'LeSensjahre verch^
sie über einc Fertigkeit von mehr als 220 SilbeNr
Minute. .

X Prämiierung. Herr Architekt v. Wolkcn st
Schöpfer des Artushof tn Heiidelbevg, erhielt für seine knw,
lerischen Arbeiten snr die 'ü. Fmernanonale. Ansstellnug.
Hnüden aller Raffen zu Hei'delbery den 1. Pret-s

Medaille), -die vom Künstler gesertigte Standarte am
hofsplatz wie auf dem Festp-latze hat allgemeine Bewunde>i"j„
hervorMrufen. Der Künstler bewies, datz man mit we"
Mitteln unld einfachen Formcn Gediegenes erzielen kann.

— Teleskop. Wenn -wir wolkenlosen Himmel -behälteM ^
kön'rien, in idi-e-sen Tagen interessante astronorni-sche Beobachk^ „
gen gemacht werdcn durch ein grotzes Teleskop, welches^
diesern Iweck am Lüdwi-gsplatz aufgestellt wtrd. Am chE
Sonnenflecken- nnd Planet Venns, abeüds Mars nach Sä,
nennn-tergwn-g und Saturn üach Mitternacht sind gsgeuwa^
Idie interessantesten Objekte für die teleskopische BeobachküU
Für die Mondbesichtigung -wählt maü ami besten die 3^k
das erste Viertel, -wetl 'dann bet schräger SonnenbelenchM

Aie -Vulkane nnd Rinygebirge des Mondes befonders schars ü
plastisch hervortreten. ^

st- Cine vorläufige Erklärung erlätzt Herr Psarrer
'bach, früher in Schönau, im „Pfälzer Boten". Er küuf
an, datz er feinen Fall, der Lekanntlich mist fetner Deruvr „
lu-ng zu 80 Mark cNdete, ausführlich behandeln -werde, w«
ihm- 'da-s Urteil zugestellt fetn -werde. Dcn ausführltchen
richt, 'dcn wir wie auch ein andcres hiesiges B'latt über
Verhandluntz brachten, erkennt er als objektiv an-, dagegen f,^
märigelt er unsere vorläusige Notiz über die Sache nnd ^
klagt sich, -dvtz der „Beob." und die „Germania" sie übernv
men habcn. ,

Ausdehnnng des Fernsprechverkehrs. Znm Leschröll^
ten Sprechverkehr (d. i. für die verkehrsfchwache Zeit von »

9 Uhr vormsttags, 12 bis 3 Uhr üachmittags nüd 7 bis 9
nachmittags mit Heidelberg sind- folgende Orte zuyeläm
Altenbnrg (Sach-sen--Altenbnrg!), Döbeln, Wuirzen, Ane (E
igebivge), Gla-uchau, Meerane (Sachsen), Pwnen (Dogtu<
Zwickau (Sach-sen), Reicheübach (Voch-l.), Dillenburg,
rod, Aschersleben-, Bernburg, Bnrg (Bez. Magdebnrg),
(Anh-alt), Hal-berstadt, AschersleLen, Qu-e-dliüburg, Statzstü,
Zerbst, Apokda, Coburg, Gotha, Jena, Meiningen, Mühlhaüi
(Thür.), Nordhausen, Rudolstadt und -Weima-r. .

-Wicblingen, 1. Jnli. (Der gestri-ge heitze Tä§^
einer -wbhl de-r heitzesten, scheirst zwet hiesigen Bürgern sch^,,
auf thr Gemüt gefchlageü zu habeN. Nach vorausgogantz^^-
kurzem Wortwechsel tn- etner Wirtschaft prügelten sie sich
art dnrch, datz dcr eine gestern Abend noch ärztliM Hisi^p
Anspruch nehmen muitzte, während der andere heutv früh ^
Ärzt anfsuchte. h.

— Kirchheim, 30. Juni. (Meteor.) Gestern Eji,
nach halb 11 Uhr koünte man hier eiüen- Meteor beobvcy^
der voü Südwesten' nach Nordosten mst helleuchtendem
langsam und zienilich ties setne Bahn zog. Nach ctwä ^
Seknnden lösten sich ein-zelne Stücke los und zuletzt
ganze -Masse raketeüarttg auZeinalnder, was einen präckchm
An-blick bot.

Mannheim, 29. Juni. (S ch u l s p i e l e.) Mit. ^
Zusammenlegung des Unterrichts auf den Vormittag ber ^
hiclsigen OberrevlschUle ist die Frvige brennend geworden, K,
welche Weise die freien Nachmßtta-ge für die Erholumg
Schüler nntzbringend verwcndet werden- künnen. Jn der w"^,i
Konferen-z des Lehrerkollegiums der Oberrealfchul« ist
befchloffen wor-deü, die Schül-er der Klassen Untertertia
Oberprima auf -dem schön gelegenen nnd geräumigen -sp' ^
platz im Luisen-park fpielen zu lassen. Die Einrichtuntz^,^
fakultativ. Jeder -Spielteilnehnier hat 6 Pfg. zu zahlcn.
anf diese Weise eing-eheUde Betrvg wird zum Ankanf un-o
Jnstan-dhaltung der Spiel-geräte verwendet. Mit ider
richtun-g, die seh-r zu bogrützen- ist und Nachahmuug verdw^^
i-st der Anfäng gemacht zur allgemeinen Einführung
Jugendspiele.

Die revolutionären Vorgänfte in Rußla^

P a r i s, 30. Juni. Die Vorgänge in Odessa rnaä^^
hier naturgemäß großes Aufsehen un-d finden eine
ern-ste Beurteilung. Für den Ausbruch der

Meute^

macht der „Temps" verantw-ortlich den Schlendriam
apachische Gleichgllltigkeit und den bllrokratischen ^
 
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