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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177-203 (1. August 1905 - 31. August 1905)
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fessor Ouenzer au^ Herüelberg, erfreut. Zahlre'ich
hatten sich die Anhänger der nationalliberalen Partei zu
ber Versammlung eingefunden, unr den Kandidaten tcn-
nen zu lernen. Jn musterhaster Weise trug Herr Prof.
Ouenzer sein Programm vor und erntete mit seinen
Ausführungen reichen Beifall. Herr Dorn ans Heidel-
berg forderte zu energifcher Wahlarbeit sür den Kandiüa-
ten der nation-allibera.len Partei auf, wor-auf die Ver-
sammlung von dem Vorsitzenden, Herrn Bürgermeister
Braun mit Worten herzlichen Dankes geschlossen
wurde.

Schwanhei m, 30. Juli. Hier fand heute Nachmit-
tag eine ebenfalls gut besuchte nationalliberale Wähler-
versammlung ftatt, die Herr Bürgermeister Rein -
muth leitete. Unser Landtagskandiö-at Hr. Prof. Quen-
ze r aus Heidelberg, hatte es stch nicht nehmen lassen,
auch in dem kleinsten Orte selbst zu erfcheinen: ein Be-
weis, wie wertvoll die persönliche FU)lungnahme mit den
Wählern ist. Die klaren beftiinmten Ausführungen des
Herrn Quenzer wurden mit Jnteresse entgegengenom-
men und der lebhafte Beifall, der der Programmreüe
folgte, z-eigte, daß die Verfammlung für die politische Auf-
klärung sehr >dankbar war. Von verschiedenen Rednern
wurden Wünsche örtlicher Natur vorg-etragen, deren tun-
lichsie Berücksichtigung zugefagt werden . konnte. Zum
Schluß sprach Herr Dorn aus Heidelberg gegen die
Gleichgültigkeit in po-litischen Fr-agen und ermahnte dre
Anwesenden schon im ersten Wahlgang alles daran zn
setz-en, damit der Sieg für den Kandidat-en der national-
liberalen Partei uns schon nach der ersten Wahl beschie-
den werde.

— Me „Volksstim m e" hält stch darüber auf,
daß in Mannhei m in allen fünf Wahlb-ezirken Kan-
-didaten des BIocks aufgestellt werden. Dabei hat
das B-Iatt oft sch-on selbft darauf aufmerksam gemacht,
wie wichtig es für eine Partei ist, daß sie ihre Anhänger
im ganzen Lande zählt; denn nicht nur die Zahl der
Mandate einer Partei, sondern a-uch die Ge'amrzalil der
für si-e abgegebenen Stimmen ko-mmt schr in Betracht.
Die SozialdeMokratie selbst flellt bek-anntlich in üllett,
auch den aussichtslosesten Bezirkm, Kandidaten auf. Mit
welchem Recht bekrittelt sie d-as gleiche Berfcchren anderer
Parteien?

Aus Ltadt und Land.

Heidelberg, 1. August.

— Polizeibericht. Verhaftet wurde ein Hansbursche
wegen DirbstaUs und crne Frauensperson, -die von einer aus-
-wärtigen Behörde zwecks Strafvollzugs verfolgt wird. Zur
Anzeige ka-m ein Maurer tvegen Körperverletzung urtd zehn
weitere Personen wegen Ruhestörung Uzw. Unfugs.

Schwabenheimerhof, 31. Juli. (Bran d.) Heute Nach-
mlttag halh 3 Uhr brach in üem Anwesen des Landwirts Wol-
finger ein Vran-d- au-A, welcher in kurzer Zeit sämÄiche zu diesem
Anwesen gehörigen Gebäu-lichkeiten in Asche -legte. Leider kam
auch das Grohvieh in dcn Flammen um.

? Waldmichelbach, 31. Juli. (SommerfestdesKrie-
gervereins.) Jn- ider idhllis-ch gelegenen Wiedeirs-Ruhe
feierte gestern- der hiestge Kriegerverein ein grohes Sommerfest,
zu dem die benachbarten Krieger- und GesMgvereine zahlreich
erschienen waren. Der stattliche Fesizug lan-gte urn 3 Uhr auf
Lem -Festplatz an, woselbst die Teilnehmer von Hevrn Büvger-
meistsv Stein m-it kernigen Worten ibegrützt wüvden; er schloß
seine Rede mit einem freudig aufgenommenen Hoch auf Kaifer
Wilhelm. Die Festrede hatte Herr Fabrikdirektor Jrschlinger
übernom-men, der in grotzen Zügen ein Bild entwarf vmn
preutzischsn und deutschen >öeere, vom siebenjährigen Kriege bis
zur Gegenwart; mit begeisterten W-orten- appellierte er an die
Festteilnehmer, auch unserer jungen Flotte Jntevesse ent-gegLN-
znbringen und feftzuhalten in dev Treue zum Vatevlanb; diefem
galt sein Hoch, da-s krästigen Widerhall fand. Um das Feft, das
durch Mnsik, -Gesangsvort-räge und turnerische Aufführungen
verschönt wurdc, hatte sich der Präsident des Krielgervereins,
Herr Leutnant Helfrich, besondere Verdienste erwovben.

Karldruhe, 31. Juli. (D ie alte Geschichte.) Das in
der Scheffelstratze wohnende 19 Jahre alte Dienstmadchen
Katharina Oettinger aus Ober-Derdingen (Obervmt Maül-
bronn) wollte in ein mit brennenden Kohlen gefülltes Bügel-
eisen Spiritus gietzen. Die Kanne e x P l o d- i erte. Das
Mädchen- und das nebenftehende zweijährige Kind der Schwefter
evlitten schwere Brandwnnden. Das Kind stavb hcute früh,
das Mädchen wurde in das ftädtische Spital verbracht und dürfte
kaum mit dem Le'ben davonkommen.

Pforzheim, 30. Juli. (Brandin Brötzingen.) Ge-
stern- Abend 6 Uhr bra-ch in der vollgefüllten Scheune des Stadt-
rats und Wagners Friedr. -Bach in Brötzingen, Mühlstr. 1,
Feuer aus, das bei leichtem Westwind sich älslbald den Scheu-
nen des Kab-inetmcisters Heidecker unü dem Wirtshaus zum
Rappen mitteilto, die -Schener von Bärenwirt Geb-Hard- ergriff
und schlietzlich auch auf das Wohnhaus von Fr. Bach über-
sprang. A-uch das durch einen- Znfahrtsweg gelrennte Haus des
Ch. W. Hildinger wurde durch einen -brennenden BauM ange-
bvannt. Dem Feuer fielen insgesamt 3 Wohnhäufer (Bach,
Heidecker und Günthner Wwe.), sowie die dazugehörenden

im Wagen leicht verschleiert die Sultaninnen. Da der Sultan
alle Jahre, autzer den Zugängen gu seinem Harom, eine offi-
zielle Snltanin heiratet, auch schon 28 Jaihre regiert, zählte ich
der mnnteren Damen achtzehn, die sich nnt sanstem Lächeln
niederbeugten, um- aus dem Fenfter des -gcschlossenen Wagens
auf die Höhe der Gästetervasse sehen zu können. Wo mögen die
übrigen zehn Sültaninnen sein?

Bekanntlich kommen die Sultaninnen, wel-che kinderlos blei-
ben, irv da-s alte ^Serail nach Stambul, wo sie von den Cunuchen
stren-g bewacht, ein trauriges' Lebeu sühre.i. Um die ^tMtcn-
den- Kosten dieser Hofhaltungen bei dem stetcn .'MangelWMKas-
senüberschutz etwas zu kürzen, wivd hie und da eine derDamen
an einen Würdenträgev verheirätet. Das sind die- Glücklicheren.
Häusig auch und was weit beqnemer uüd billiger ist, fallen die
Unglücklichen in Ungnade und wie dann in der Tüvkei aufge-
räumt wird, ist bekannt. Unten an- der -Gartenmauer -des alten
Sevail ist die berüchtigte fchwarge Pforte, durch welche so
manche Schöne, in einen Sack eingenäht, nvchts in den- Bospo-
rus geworfen wurde. Das lst des Landes so der Wrauch und die
vor uns zur Moschee fahrenden Sültaninnen werden kaum eine
Ahnung ha-ben von ihren -Schwestern im alten 'Serail.

Kaum sind die Haremswagen vorüber, so werden alle
Wagen- und Futzspnren durch frischgestreuten Sand verwifcht
und nnn tönen Fanfaren vom oberen Portäl. Ein Piiett
Gardeveiter m-it Stern und Halbmorid sprengt vor und stellt
sich zu beiden Seiten des Portä-ls auf.

Scheuern und Stallungen und autzerdem noch Scheuer, Stall
und Schlachtstätte vom Gasthaus z-um Bären zum Opser. Das
meiste Mobiliar konn-te -gerettet werden, nur das -des bei
Heidecker wohnenden Schuhmachers Fluchter dürfte total ver-
loren sein. Das eingebrachtr Hen ist natürlich vernichtet. Bei
den Löscha-Vbeiten vcruntzlückte der Feuerwehvmann Goldarbei--
ter Karl Bauer von Brötzingen, indem er von einer b Meter
hohen Mauer herunterfiel, däbei die rechte Hand bra-ch nnd a.a
beiden Fützen sich verletzte. Der Brandschaden wird für Häu-
ser und Mobilien auf etwa 80 000 Mk. -geschätzt.

Pforzheim, 31. Juli. (Unter dcm Verdacht), den
vorgestrigen Brand in Brötzingen verursacht zu haben, wurde
der verheiratete lEtuisarbeiter Wilhelm Scheck aus Gruübach
(Oberamt Neuenbürg), wohnhast in Brötzinge-n, -vevhaftet.

Stockach, 30. Juli. (Blitzschlag.) Bei einem schweren
Gewitter schlug- der Blitz in- Aach-Linz iu die Schenne des Mül-
lers Straub, welche niederbrannte.

MüllheiM, 30. Juli. (Ha gelf chla g.) Jn der Gegend
von Nenenburg, Müllheim, Niederweiler, Oberweilor und Ba-
denweiler hat am- Fveitag Nacht ei-n Gewitter schweren Scha-den
angerichtet. Taubeneievgroße Eisstücke vernichteten d-ie
Reben und andere Feldfrüchte v o l l st ä nd ig. Zahlreiche Ob't-
bänme wuvden vom Sturme zerrissen und entwurzelt. Auf
dcm- Boden faad man Dutzende tater Vögel, die vom Ha-gel cr-
fchlagen wur-den. An verschiednen Stellen wurden die Tele-
phon- und Telcgraphenleitun-gen schwer beschädigt. Auf dem
Bahnhof in Müllheim wurde vom! Hagel Las gläferne Perron-
dach durchgefchlagen und eine Anzahl Fenfterfcheiben zerbrochen.
Jn -verschiedenen Gemeinden zün-dete der 'BIitz, so datz es an
nicht weniger wie sechs Stellen gebmnnt habe-.t soll. Der Scha-
den beläuft sich auf Hu-Niderttaufende.

Konstanz, 31. Juli. (Selbstmord.) Leutnant Stü-
b e r von hier hat sich in seinem- Zimmer erschossen-, Däs Motiv
der Tat ist noch uabekannt.

HandeL und Berkehr.

Mnnnheim, 31. Juli, Overrbeiniscke Bank —. B 109.25 G.'
Rkein. Ereditbank —B. 144.90 G. Mein. Hypotbekenbank
—.— B 203.50 G. Brauerei Kleinlein; Heidelberq —.— B.
2i'2.—G. Sckroedl'sche BranerO —B.. —G. Vortland.
Zementwerk Heideiberq 135.50 B., 135.— G.

Börsen-Bericht vom 31. Juli 1905.

(B c r l i n.)

(F r a n k f u r t.)

3°/« deutsche Reicksanl. 90.25
Dcntsche Reichsanl. 101.20
Preust. Consols 90 40

3'/,»/« Prenß. Coni'ols 101.25
3'/,"/o abqest. Baden 89.90
4°/° Russische Staatsanl- 87.50
4"/« Unqar. Staatsrente 97.10
4°/» änßere Arqent. 1897 90.40
5°/, innere Mexikancr 100 —
Rhein. Kreditbank-Bktien 144 90
Obecrhein. Bank-Aktien 109.50
Heidelbq. Zement Aktien 133.—
Ällq. Elektr.-Ges.-Aktien 235.60
Oesterr. Kredit-Aktim 210.25
Oestr.Staatsbayn-Aktien 140.50
Oesterr. Südbäbn-Aktien 18.20
4°/o Heidelberger v. 1901 100.25
4°/» Maimbeimer v 1901 —

(L ond o n.)

4°/„ Japaner 89 —

Goerz Sbares 2'/g

Geduld Sbares 6°/z

Great Fingall Shares 6°st
Jvanboe Shares 7°/,

Baltimore u. Obio Shares 117°/^
Canada Pacifix Shares 160'st

4'/-°/« Cbinesen 96 60

Diskonto Komm.-Aktien 193 70
Deutsche Bank-Aktien 243.50
Beri. Hand.-Ges.-Akticn 172.25
Darmst. Bank-Aktien 145.90
Dresdener Vank-Aktien 160.40
Nat.-Bank füc D.-Aktien 130.80
Schaaffhans. Bankv.-Akt. 151.70
Bocknmer Guß-Aktien 251.60
DortmunderUnion C.-Akt. 98.20
Kelsenk. Berqw.-Aktien 234.30
Harpener-Aktien 222.70

Hibernia-Aktien -

Kölner Berqwcrk-Aktien 441.25
Laura-Aktien 260.90

Privat-Diskont 2'/-°/„

Reichsbank-Diskont 3°/,

Gcldsorten-

20 Franks-Stücke 16.31—35
Dollars in Gold 4.19

Enql. Sovereigns 20.39—43
Oesterr. Noten 86.15—25
Russtsche Noten 215.—

Amerikanische Noten I.IR/z—19
Enqlische Noten 20 45'/^—46'/«

Wasserstandsnachrichte"

Hcidelberg, 1., 1.09 si- 0.11 m.

war zahlreich befucht, fodatz dev geräumige Garten bis auf den
letzten Platz befetzt wav. Die untev dor bewährten Leitung des
Herrn Musikdirettors- lSahlender zu Gehör gebrachten Chöre
wurden beifällig aufgenomimen und bewiessn, datz das deutsche
Volkslied au-ch von der Concordia eisrig gepflegt wird. Deri!
instrumen-tale-n Teil hatte der hiesige Orchester-Verein über-
nommqn und entledigte sich seiner Aufgabe ebenfalls aufs Beste.
Ein Tänzchen imi Gartensaal, das die Mitglieder bis nach Mit-
tevnacht zusammenhtelt, beschlotz 'den- schön verlaufenen Wbend.

Die revolulionären Vorgänge in Rußland.

Petersburg, 29. Juli. -Jn Tiatigursk im Kau-
kasus w-urde gestern der Millionär und Eigentümer
großer Naphtagruben in Baku, Atexander Schachnara-
now, ermordet aufgefunden.

Petersburg, 29. Juli. Die Streikbewe-
gung in Riga sowie die A-grarbewegung m allen Tei-
I-en Rußtands nimmt immer mchr poIitischen Cha-
ra'kter an. Die Bevötkerung verübt allenthalben große
Ausschreitungm, -denen gegenüber das Militär macht-
los ist.

Odessa, 29. Jüli. Der Diktator von O d e s s a,
General Jgnatiew, veröffentlicht in den Zeitungen einen
Aufruf an 'die Bevölkerung, in dem vor Judenexzessen
gewarnt und erklärt wird, daß 'die Gerüchte, die Exzesst
gegen die Juden seien von der Regierung inszeniert
worden, aus der Luft gegriffen sind.

kke Zerlik 5ckisl oj Lrngusge!.

IlLuplstrss«« 34, ll Irsppv.

Jnstitut, zum Awecke des Stu-
diums fremder Sprachen, für
tzrwachsene, Herren u. Damen,
unter Oberleitung deS Herrn
Professors

A. v. Vvrlitr.

Lirvl xvlckvwe Reckalllen »nk <Ier ksriscr ^feltsngstelluaS
Französtsch. Enqlisch. Italienisch, Rnsstsch. Spanisch,
Deutsch für Äuslättder: «ur Lchrer der betreffeudeu Natio«-

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Ueber 230 Zweigschulen. -)>?- Prospekte gratis u. franko.

^^^»!^W^«»»EW-WMW»»MWWW»M

Der Krieg i« Ostasien.

Petersburg, 31. Juli. General Linewitsch tele-
graphiert unter dem 29. Juli: Die Armee hält die Gegend
um Heilungtscheng besetzt. Am 23. Juli hatte eine Abeilund
die aus den Ort Veegooulin vorgegangen war, als sie sich
24. Echeragon uäherte, ein Gefecht mit Chungusen. Unsere
Abteilung besetzte das Dorf nach einem Feuergefecht. An>
26. Juli rückte das Detachunent weiter vor, wobei es sich
im Gefechte mit den auf das Dorf Malongood zurückgehendeN
japanischen Vorposten befand. Die westlich des Dorfes ge-'
legenen Hügel waren vom Gegner besetzt. Nach dcr M«
schießung der in mehreren Reihen angelegten japanische"
Schützengräben gingen imsere Truppen zum Angriffe übek
und stürmten gegen 6 Uhr abends die japanischen Gräbci'-
Die Japaner zogen sich nach beträchtlichen Verlusten zuriw'
Das Detachement trat nach Erfüllung seincr Aufgabe dell
Rückmarsch an.

Heidelberqer VcreinsanHeleqenheiten.

)!( 30-jähriges Stiftungsfest des Heidelberger Ruderklub.

Anlätzlich seines 30-jährigen Bestehens veranstaltete der Ruder-
klub am- Sonntag Nachmittag ei-ne interne Regatta, zn welcher
sich eine stattliche Anzahl Frennde und- Anhänger des- Rnder-
sports am Ncckarvor-land cingefunden hatte, um mit regcm
Jnteresse die nautischen Wetttä-mpfe zu verfo-lgen. Es- wurden
acht Rennen in verschiedenen Bootsgattnngen ausgerudert, wo-
bet es öfters zn sehr scharfen Endkämp-fen -kam un-d schöne fport-
liche Leistunigen zutage traten. Den Schlutz billdete ein Zuber-
rcnnen-, das, wie immer, zur allgeme-inen Belustitzung. des
Publikums beitrug. Nach der Regatta fand im Bootshaus die
Preisverteilung statt, bei we'l-cher den einzelnen Siegern schöne
Erinnerunigsgaben van' zarter Han-d überrei-cht wurd-en. Um
9 Uhr äben'ds versarn-rnelten sich die Mitglreder mit Familien-
angehörigen und Gästen in den -Gartenlokalrtäten des „Roden-
steiner" zu einem Bankett mit italienischer Nacht. Der 1. Prä-
sident begrüßte die Gäste nnd Mitg-lielder u-n-d ko-nstatier-te mit
Freuden, datz die Damen des K-lubs in so zahlreicher Weise 'der
Einlaidnng Folge gcleistet hatten. -Er gaü einen kurzen ge-
schichtlichen Rückblick auf die verslossenen 30 Jahre, wo'bei er
mit begeisternden Worten die idealen Bestrebungen des edeln
Rudersports hervorhoib und die Mitglieder ausforderte, auch
sernerhin die rot-weitz-bla-ue Flagge, die in der dcutschen
Rnderwelt eine geachtete 'Stellung einnimmt, stets hochzuhalten.
Sein Hipp, HiPP, Hurra! galt dem weiteren Blühen, Wachsen
und iGedeihen des Klubs. Das Bantett Vevlief in- feuchtflröh-
lichster Stimmung und dauerte bis lackge nach -Mitternacht.

(*) Concordia. Das am Sonntag Abend in- der „Har-
rnon-ie" abgehaltene Gartentonzert (Volkslieüerabend)

Die Truppen präfentieren und „der Sultan kommt" geht
es von Mund zu Mund.

Jn prächtiger Karosse sitzt ein einfacher Mann in schwarze-m
Gewan'd und Fez. „Padischahtm tschok jafcha" rufen die Tür-
ken, lang -lebe der Padischah!

Wir stimmen mät kräfti-gem Hurra ein und wenn der Mann
mit dem ungepflegten Vollbart nicht mit müdem -Lächeln den
Grutz erw-idern würde, möchte man fast -den in blitzender llni-
fovm 'bei ihm sitzenden Würdenträger -für den Käiser der Os-
man-en halten.

. Das Gefährt biegt in den- Hof der Moschee ein, dem -Herr-
scher werden die Ueberschnhe abgeno-rninen und er tritt durch die
Rcihen der sich ties verneigenden Palästosfiziere und Höstinge
in 'die Moschee, um zu bcten. Nachher steht er von der Moschee
aus den Worbeimarsch der Trnppen a-n, was etwa eine Stnnde
in Anspruch nim'int. Die Soldaten sind sehr stattlich und un-ter-
scheiden sich autzer üurch den Fez und die türkifchen Fahnen
nicht fehx von unserem- Militär. Allevdintzs sind das Regi-mentec
erster Garnitur; in Kleinasien- habe ich andere gesehen. Wäh-
rend des Vovbeimarsches ergeht man sich auf der Terrasse und
in den' -Räumen des Schlosses, wo uns Diener des Sultans
Zigaretten un-d Mokka präsentieren. Ebenso -stund eine aus-
gezeichnete Rosenconfi-türe parat, aussehend wie roter Honig,
welche tzleichzeitig mit einem Schluck Waffer genomwen wird,
wobei sich danin im Mnnide e'in starker Rosen-dnft entwickelt.

Plötzli-ch zeigte sich wieder gefchäftiges Leben vor der Mo-
schee, wo veükündet wurde, 'dah der Sultan die Moschee ver-

Neuefte Nachrichten.

Heilbronn, 31. Juli. Der evangelische'Pfarrer Dann
Pleidelsheim, der vo-r vierzehn Tagen unter dem Vcrr-acht, 9
schulpflichtilgen Mädchen Sittlichkeitsdeliktc begangen zu babe-'/
verhastet worden war, wurde heute von der Strafiamwe
fre igesp ro chen.

Berlin, 31. Juli. Der Kommandant vou Berlim ^
neralmajor Hoyer von Rotenheim ist an den
einer Darmoperation heute früh gestorben.

Bascl, 31. Juli. (Frankf. Ztg.) Die Zionisten, welche
fölge der Verwerfung des Ugandaprojektes gcstern den KonE^
vetließen, tagen im Safransaal. Jhr Name ist Jüdiisfi''
territorialistische Organisation. Sie bez:»^?^
ein Territo-rium zu fmden für Iu-den, die an ihrem Wu»
nicht bletben können, und su-cht eine Verbindung mit
schen Regieruny. Sie nimmt keine Stellung zn den bes
zionistischen Organtsaticmen.

Hamlmrg, 31. Juli. Anlätzlich des 7. Todestages Bi
fand im Mausoleum Friedrichsruh wie alljährlich eine
Gedenkfeier statt. Die Fürstin Hevbert und ihre
legten Kränzc am Sarkophag nieder. Daran schlotz
Gottesdienst. Von nah und fern waren prachtvolle Kra«izl'pe^'
den eingegangen.

Gcra, 31. Juli. Jn dem- zum sächsisch-thüringischer
bereibezirk gehörigen Orte wurde heute wegen der beka
Lohustreitigkeiten etwa 12 000 Weber ausgesperrt.
sächsisch-thürinyische Webereiverband wird seine Arbeiter
aussperren, sondern für kommenden Freitag kündigen
werden alsdann 36 000 'Mann brotlos werden.

linfa^
kich ^

-K

lassen wollc. Ein Wagen war vorgefahren-, den Äer Kaisi n
stieg, um selbst Heiinzukuffchieren und hicr verwandelte si ck ^
bis d-ahin seierliche und prunkvolle Akt plötzlich zur Gvote- chn
Kaum hatte der Sultan den Wagen bestiegen, so grupx ier^O
sich die Würdenträger nnd Diener rcgellos umi däs Gefähi t,
dcn Herrscher bei einem ihm etwa zugedachten Attentc t ch
ihren eigenen Leiibern zu schützen, und vorwärts ging >
Laufschritt aus dem Moscheehof ans die Stratzc. — Jn
Momen-t explodierte kürzlich die Bombe und ist infolge
Gruppierung die grohe Zahl Toter und Verwundeter er
den, dem Sultan dä'gegen nichts geschehen. —-

Wir mutzten uns ernsten Zwany antun, urn bei dem
der unter uns vorbeijagenden schnaufenden und pfauck^I
dicken Herren ernst zu bleiben. Gar manchem fiel es scM
bci dcr ziemlich schnellen Fahrt bergan hinter dcm Wageri
bleiben. So schlo-tz diese ernste Feier mit einer Pofse; doch
sinld im Orient, das entschuldrgt.

Schon zeigte die türkisch« Uhr ein Vicrtel nach sieben, ettva
142 Uhr nach unserer Zeitrechnnny, und da wrr nachmrttags den
tanzenden Devwischen und den sühen Wafsern Europas, etner-
Ausslugsstätte sür .die Türkinnen, einen Besuch abstatteten,
ging es schleunigst auf die Snche nach unserenr Wagen, de-r-
wi-r bei einem Heidenspekta-kel untcr den paar hrmdert Gesäb ->
ten en-dlich herausfanden. Bald satzcn wir im Hotel hint- r
unserer Türkenkost und einer Flasche Ballanweines und zoge::.
Pavallclen mit dem Sonntag in der Hcimat. —
 
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