Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 177-203 (1. August 1905 - 31. August 1905)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16474#0270

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
kasse nicht Zugeführt werden. Ueber kurz oder lang muß
der Staot vor die Frage gestellt werden, entweder die äußeren
oder inneren Zahlungen zu rcduzicrcn oder einzustellen.
Wahrscheinlich werden die answärtigen Staatsgläubiger be-
sriedigt, dafür aber die innercn Zahlungen, darunter zunächst
die Beamtengehälter herabgesetzt oder aanz eingestellt werden.
An ein Nachgcben des Kaisers in der Frage der ungarischen
Kommandosprache ist in keinem Fall zu'denken.

Frankreich.

Paris, 4. Astgust. Die lLage des Warenhauses
„Printemsts" ist, wie mehrere Mätter berichten, durch
'den Zusammenbruch Ialuzots doch stärker bedroht,
als ansänglich angenommen wurde. Der „Printemps",
welcher eine Wtiengesellschaft unter der Firma Jaluzot
u. Co. bildet, hatte Herrn Jaluzot auf 22 000 Mtien
Wer 10 Millionen Franks vorgestreckt. Man befürchtet,
daß diese Mtien zwangsweise verkauft werden müssen,
und daß dadurch die Situatiou des „Printemps" schwer
erschüttert werden könnte. Die Angestellten des „Prin-
temps" sind gegen Jaluzot fehr erbittert und wollen eine
Versammlung einberufen, um ihn zu zwingen, seine
Stellung als Direktor des Warenhauses auszugeben.

Türkei.

K o nst a n t i n o p e I, 4. August. Es unterliegt
kaum mehr einem Zweifel, daß das Bombenatten-
tat gegen den Sultan von Philippopel und
Genf aus inszeniert worden ist. Der verhaftete Belgier
Joris hat zugestanden, bei dem hiesigen belgischen
Generalkonsulat im März einen Paß genommen, aber be-
reits' zwei Monate später einen zweiten Paß verlangt zu
haben mit der Begründung, daß er den ersten verloren
habe. Den ersten Paß hatte Toris einem Mitgliede
des armenischen Rsvolutionskomitees ausgeliefert,
bei welchem er mit Beschlag belegt worden ist, als vor
einigen Wochen der betreffende Armenier in Philippopsl
bei der Fabrikation von Bomben durch eine vorzeitige Er-
plosion ums Leben kam.

Spanicn.

M a d r i d, 6. August. Der deutsche Botschafter von
Radowitz ist in San Sebastian eingetroffen, um mit der
Regierung das Nötige bezüglich der Reise des Königs nach
Deutschland zu vereinbaren.

Asien.

— Ueber die Meldung, daß der Vizekönig Tschan-
tschitun die einem amerikanischen Syndikat erteilte Kon-
zession zum Bau einer Bahn von Canton nach Hankau
zurückgezogen hat, will die Petersburger „No-
woje Wremja" wissen, dies sei 'das Resultat einer g e -
heimen Vereinbarung zwischen China und
Iapan und den Vereinigten Staaten. Darnach sollen
alle Konzessionen aufgehoben werden, die bis jetzt Eng-
land auf der Linie Sutschai-Sinpo, Frankreich auf der
Linie Hankau-Peking sowie Deutschland auf der
Schantung-Linie gemacht worden sind. Die Kon-
zessionen sollen dann einer neu organisierten großen ja-
panisch-chinesischen Kompagnie übcrtragen werden, die
sämtliche Eisenbahnbauten Chinas in ihre Hand nimmt.
Das Geld dazu geben angeblich amerikanische Kapitalisten
her. Von den Bedingungen sei nur soviel bekannt, daß
die Kompagnie verpflichtet wäre, alles neue Material in
Amerika zu kaufen. Die Uusvüftung sollen ebenfalls
amerikanifche Tngenieure übernchmen.

Aus SLadt und Laud.

Heidelberg, 7. August.

X Dienstjubilänm. Der beliebte und bekcmnte Diener der
hiesigen Universitätsbibliothek, Maher, der zugleich der
Diener des von den Herren Geh. Hosrat Braune und Hofrat
Neumann geleiteten germanisch-romanischen Seminars im ehe-
maligen Gymnasiumsgebäude ist, feierte am 1. August sein
Wjähriges Dienstjubiläum. Aus diesem Anlaß ist dem Ju-
bilar, der den Krieg von 1870 als Unteroffizier mitgcmacht hat,
von früheren und jetzigen Mitgliedern des germanisch-romani-
schen Seminars am heutigen Tage eine größere Geldspende
als Erinnerungsgabe übergeben worden.

K. Die Tboma-Böcklin-Ausstcllung, welche gestern geschlossen
wurde, war ein außergewöhnlicher Erfolg; namentlich war der
Besuch von Fremden ein starker. Die Gesamt-Besucherzahl be-
lief sich auf 6770, darunter waren 584 Mitglieder des Kunst-
vereins. Dauerkarten wurden 258 ausgegeben. Das finanzielle
Ergebnis war ein sehr günstiges, sodaß nicht nur die Unkosten
gcdeckt sinb, sondern noch ein schöner Ueberschutz zu berzeich-
nen ist.

(!!) Stenographic. Während der Ferien hält der Verein
für Nationalstenographie einen Anfängerkurs ab. Es soll da-
durch namentlich auch Studierenden und Schülern, die ja wäh-
rend der Ferien von anderen Arbeiten cntlastet sind, Gelegen-
heit geboten werden, bequem und gründlich sich der Aneignung
der Stenographie hingeben zu könncn. (Das Nähere über den
Kurs im Anzeigenteil.)

)!( Sonntags-Konzerte des stäbtischen Orchesters. Die 42
Mann starke Kapelle des kgl. bayer. 9. Jnf.-Regim. „Wrede"
unter der schncidigen Leitung des kgl. Musikdir. Herrn H. Witt
spielte am Sonntag Nachmittag abwechselnd mit unserem städt.
Orchester auf dem Schlosse. Vorzügliche Wiedergabe fanden die
Ouverturen zu Tell und die Faust-Ouverture von Wagner,
auch die Walzer und sonstigen Kompositionen, ein reizender
Polka scherzando wurden vortrefflich gespielt. Das städtische
Orchester wurde für dic glänzend gespielte Ouverture zu Tann-
häuser, die Fantasie aus Carmen und die Meditation von Bach-
Gounod (Harfe Herr Hertwig), sowie den Stundentanz aus
Giaconda mit verdientem Beifall ausgezeichnet. Jm Stadtgar-
ten erzielte abends Herr Brumm mit seinem seelenvollen Cello-
Solo aus dem hebr. Gebet Kol nidrei wohlverdienten Applaus.

-I- Das Stranbfest der Großcn Karncval-GesellschaK Heidcl-
berg-Neuenheim war vom Wetter sehr begünstigt nnd batie
infolgedessen einen außerordentlich zahlreichm Besuch zn ver-
zeichnen. Jung und Alt amüsierten sich anss vortresslichste und
wohl nur Wenige werden den Festplatz verlassen hab»n, vhne
der Rutschbahn ihren Tribut gezollt zu haben. Die Bier- und
Weinschenken werden mit ihren Einnahmen zufrieden sein.

** Ein Borschlag zur Güte. Daß der Humor bei unseren
Schlierbacher Schiffern trotz der schlechten Zeiten wegen des so
überaus Üiedrigen Wasserstandes des Neckars noch nicht ausge-
gangen ist, beweist der vor kurzem von einem der Schiffer ge-
machte Vorschlag, den Reckar auf Flaschen zu füllen, damit we-
nigstens im Herbst noch Waffer da wäre.

*—^ Leichcnfund. Die Kriminalpolizei nimmt nach dem von
Herrn Geh. Hofrat Knausf festgestellten Sektionsbefund an, datz
es sich bei dem am Donnerstag in der Nähe der Msmarcksäule
gefundenen Leichname um einen Raubmord handelt. Der
mit Laub zugedcckten Leiche fehlten Hose und Stiefel, die Hosen-
träger waren abgerissen, so daß man annimint, daß die Leiche
eine Strccke wcit geschleift worden ist. Der jedenfalls den beffe-
ren Ständcn angchörende Getötete mag ein Alter vbn 18—20
Jahren gehabt haben; vorgefunden wurde bei ihm ein kleiner
Reklamekalender der Löwenapotheke in Pforzheim. Vielleicht
führt dieser kleinc Anhaltspunkt zur Feststellung der Personalien.
Von der Leiche konnte nur noch der Kopf, welcher abgefault neben
dem in der Verwesung vorgeschrittenen Rumpfe lag, seciert wer-
den. Die Untersuchung ergab, daß der Gefundene durch einen
Schuß in den Hinterkopf getötet worden sein muß. Das Ge-
schoß hatte den Kops an der Stirnseite wieder berlassen. Die
Leiche muß schon mindestens 14 Tage an der Fundstelle gelegen
sein, der Feldhüter hatte den Leichengeruch schon lange wahrge-
nommcn, nahm aber zuerst an, daß er von verendetem Wild her-
rühre.

** Allerlei unheimliche Gerüchte, die sich glücklicherweise als
falsch erwiesen, durchschwirrten gestern die Stadt. So hieß es,
in der Gegend der Schiehstände sei eine Mordtat verübt, in
einem Hause der Handschuhsheimer Landstraße sei ein großer
Einbruchsdiebstahl verübt worden usw. Zum Glück ist hieran
nichts Wahres. An dem Vorfall in der Hirschgaffe und bei der
-Bismarcksäule haben wir für lange Zeit gerade genug. Die
beunruhigte Phantasie der Bevölkerung arbeitet lebhaft. Umso
mehr ist Kaltblütigkeit und Zweifel neu auftauchenden Gerüchten
gegenüber geboten.

!! Das Vcrschwinden eines Kindes verursachte am Samstag
in den Kreisen, in denen der Vorfall bekannt wurde, nicht ge-
ringe Beunruhigung. Jnzwischen hat sich das Kind wieder ge-
funden; es hatte sich in die früheren Wohnung seiner Eltern
begeben und wurde von den Leuten dort, ohne datz den Eltern
eine Mitteilung gcmacht worden wäre, über Nacht behalten.

— Polizeibericht. Verhaftet wurde ein Schuhmacher von
Schlierbach wegen Ruhestörung, Unfugs und Widerstands. 13
Personcn kamen wegen Ruhestörung und Unfugs zur An-
z e i g e.

Mannheim, 7. Aug. (Hofkapellmeister Langer)
ist am 5. Angust früh in Kirneck bei Villingen gestorben.
Langer hat 35 Jahre lang den hiesigen Liederkranz geleitet.

Mannheim, 5. Aug. (Zwei weitere Opker) der
Gasexplosion im Gaswerk Lindenhof sind gestorben: der Schloi-
ser Stollberg und der Maschinenmeister Becker.

Karlsruhe, 5. Aug. (Die industrielle Arbeiter-
schaft Vadens) zählt mehr wie ein Zehntel des ganzen
Landes. Auf 1000 Einwohner kamen 1903 104,1 in Fabriken
Beschäftigte. Die Durchschnittsziffer des Reiches ist 89,6, Baden
übertrifft sie mit 104 also bei weitem. Es kommen auf je 100
Einwohner im Amtsbezirk Meßkirch 1,41 industrielle Arbeiter
und im Bezirk Pforzheim (als höchster Prozentsatz) 25,55.

Karlsruhe, 5. August. (Cin roher Patron) stand in
der Person des 49 Jahre alten Metzgers Jakob Friedrich Theil-
mann aus Kleinsteinbach, wohnhaft in Karlsruhe, eines arbeits-
scheuen, gewalttätigen und dem Trunke ergebenen Menschen,
der es in der Hauptsache seiner fleißigen und sparsamen Frau
überlieh, für den Unterhalt der Familie zu sorgen, vor Gericht.
Am Abend des 21. Juni mißhandelte Theilrnann seine Frau,
die gegen 9 Uhr von ihrer Arbeit nach Hanse gekommen war,
zuerst mit Faustschlägen auf den Kopf und versetzte ihr danach
mehrere Messerstiche, von denen einer die knöcherne Decke der
Augenhöhle durchbohrte und den Sehnerv u. den Augenmuskel-
nerv des linken Sluges durchtrennte, was den dauernden Verlust
des Sehvermögens auf diescm Augc vernrsachte. Das Gericht
erkannte gegen den Rohling auf 1 Jahr Gefängnis.

Pforzheim, 5. Aug. (Eine gelungene Anekdote)
erzählt der „Pforzh. „Gen.-Anz.": Wie allgemein bekannt, übte
das Bekanntwerden dcs vorgekommenen leichten Blatternfalles
in hiesiger Stadt kurz vor dem Schützenfest und die aufgebauschte
Veröffentlichung in auswärtigen Zeitungen einen ungünstigen
Einfluß aus viele Schützenbrüder, wclche das Schützenfest in
Pforzheim besuchen wollten, aus. Viele reisten nur mit einer
gewissen Angst nach der Feststadt, fuhren auf das Schützenhaus,
um ihr Glück zu probieren, und verließen dann schnellstens
wieder die gastlichen Mauern Pforzheims; andere wieder zogen
vor, fernzubleiben trotz der herrlichen, eiqies deutschcn Bundes-
schießens würdigen Ehrcnpreise, aus Sorge, von der hählichen
Krankheit angesteckt zu werden. Um aber besonders vorsichtig
zu sein, gingen verschiedene Schützenbrüder einer nicht allzuweit
entfernten badischen Stadt zum Ärzt und ließen sich auf dessen
Rat impfen. Wohlgeniut und sicher, nunmehr gcgen jedwede
Ansteckungsgefahr gefeit zu sein, fuhren sie gen Pforzheim, um
ihre Schützcnkunst auszuüben. Aber o weh! Die Jmpfung
wirkte, die Arme schwollen an, so daß es verschiedenen Herren
nicht möglich war, das Gewehr zu halten, trotz kalter Umschläge
und anderer Linderungsmittel. Dahin war die Aussicht, einen
herrlichen Ehrenpreis der lieben Gattin nach Hause zu bringen,
dahin die Freude, welche sie sich beim Wiedersehen mit anderen
Schützenbrüdern ausgedacht hatten; von Schinerzen gepeinigt,
mußten sie zurück in ihre Heimatstadt, um sich von den „Blat-
tern" heilen zu lassen.

Pforzheim, 5. Aug. (Jnfolge Hihschlagsi verstarv
der 60 Jahre alte Weichenwärtcr Friedrich Dcger.

Jmmendingen, 5. Aug. (Das vollständige Aus-
trockncn des Donaubettes bei Möhringen) gibt
cher Presse in Württemberg Anlaß, sich aufs neue mit der
Donauversickerung zu b.eschäftigen. Sie ist der Meinung, drß
irgendwie Abhilfe getroffen werden müsse, sei es durch Änlage
eines kleinen Kanals über oder neben den Versickerungsstellen,
oder durch einen sonstigen Notbehelf. Sollte sich Baden hier-
gegen ablehnend verhalten, so sei die Angelegenheit im Reichs-
tage zur Cntscheidung zu bringen.

Stühlingen, 5. Aug. (Bahn-Eröffnung.) Tie Er-
öffnung der elektrischen Straßenbahn Schasfhausen-Schleiiheiin
erfolgt am 7. August.

— Donaueschingen, 6. August. (Das 200-jährige
Jubiläum der Fürstlich Fürstenbergischen
Brauerei Donaueschingen) wurde unter Beteiligung
der gesamten fürstlichen Familie, der Regierung und der ganzen
Bcvölkerung, sowie der Vertreter der fürstlichen Brauerei aus
allen Herren Ländern überaus glänzend gefeiert. Der deutsche
Kaiser und der Großherzog von Baden bezeugten ihre Teil-
nahme an der für die Brauindustrie bedeutsamen Feier dadurch,
datz sie an die Leiter der Brauerei, sowie an verschiedene Ar-
beiter hohe Auszeichnungen verliehen. Zum Festakte sandte der
deutsche Kaiser ein überaus warm und herzlich gehaltenes Tele-
gramm, das wir im Wortlaut folgen lassen: „Danzig, den 29.
Juli 1905, 9 Uhr nachinittags. Seiner Durchlaucht dem Für-
sten Max Egon zu Fürstenberg, Tonaueschingen. An der 200-
jährigen Jubelfeier Deiner berühmten Brauevei zu Donau-
eschingen nehme Jch regen Anteil und freue Mich, daß Jch zur
Entwickelung dieses ausgezeichneten Unternehmcns, das der
gesamten Deutschen Brauindustrie zur Ehre gereicht, habe bei-
tragen können. Jch bin überzeugt, daß die Brauerei von Dei-
nem stets auf den Fortschritt bedachten Geiste durchdrungen
und unter ihrer tüchtigen technischen Leitung jederzeit bestrebt
sein wird, ihren ausgezeichneten Ruf zu bewahren. Möge sie
weiter blühen und gedeihen! Für den Ausdruck der Huldigung
und der Treue spreche ich allen Festteilnehmern Meinen
warmen Dank aus und bleibe mit herzlichem Gruß in freund-
schaftlicher Gesinnung Dein wohlgeneigter Wilhelm I. 11.'

Bühl, 5. Aug. (A u s st e 11 u n g.) Jni Beisein der Regie-
rungsvertreter, Geh. Rats Braun, Geh. Rcg.-Rat Cron, der
Vertreter der Ausstellungsbezirke, der parlainenlarischcn Ver-
treter, des Prälaten Lender, des Langerichtsdirektors Lauck»
wurde heute die Gewerbe- und Jndustrieausstel-
l u ii g mit einer Festrede des Ehrenpräsidenteu, Oberamtmanns
v. Reck, 'eröffnet. Die Ausstellung, die nach großcn Vor-
bildern nicht ganz fertig ist, bietet ein freundliches Bild des
Gewerbefleißes- und der Leistungsfähigkeit des Ausstellungs-
gebietes und gewinnt ein erhöhtes Jntereffe durch die Ausstel-
lungsgruppon von Wein, Frühobst, Bienenzucht und Gartenbau-
Sehr interessant ist ein Diorama der Stadt Baden von Hoft
theatermaler Albert Wolf aus Karlsruhe, das in dcr Düssel-
dorfer und St. Louiser Ausstellung schon bcwundert worden ist-

Bühl, 6. August. Jm Anschluß an die gestern erösfnete Jft'
dustrie- und Gewerbeausstellung fand hente Vormittag die
Landesversammlung der badischen Gewerbe-
und Handwerkervereinigungen statt. Die Pra-
senzliste ergab die Anwesenheit von 274 Vertretern. Präsident
Niederbühl entbot der stattlichen Versammlung herzlichen
Willkomni. Geh. Rat Braun übermittelte die Wünsche der
Grotzh. Regierung und gab die Versicherung, daß das Jnteresse,
welches die Regierung den Bestrebungen des Gewerbe- und
Handwerkerverbands entgegenbringe auch in Zukunft das gleiche
sei wie bisher. Geh. Reg.-Rat Dr. Cron bittet, dem neugegrüm
deten Landesgewerbeamt Bertrauen entgegenzubringen. Nach
weiteren Begrüßungsworten der„Herren Bürgermeister Faas,
Landtagsabg. Geppert, dem Vertreter des Verbandes deutscher
Gewerbevereine Dr. Wieder und dem Vorsitzenden des festgeben-
den Vereins Kiederle-Bühl wurde auf Vorschlag des Präsidenten
Niederbühl ein Ergebenheitstelegramm an den Großherzog ab-
gesansit. Aus den zur Beratung kommenden Gegenständen war
besonders bemerkenswert der Vortrag des Herrn Amtsrichter
Renne-Rastätt über die Eisenbahnreform. Der Redner fatzta
seine Ansicht dahin zusammcn,. daß die Tarifgemeiu-
schaft, wie sie von dem preußischen Eisenbahnminister Budde
in Aussicht gestellt worden ist, für uns zu teuer erkauf»
wäre; auf das Kilometerheft könnten wir ruhig verzichten, wenn
wir in dritter Klasse mit Billet gleich billig fahren wie bisher-
Die Einführung der vierten Wagenklasse mützte be'
uns als ein Rückschritt empfunden werden. Die Ver-
saminlung erklärte sich mit dem Beschluß des Landesausschusse^
einverstanden, daß auf der heutigen Versammlung kein Be-
schluß gefaßt werden solle, sondern der Entwurf der Regierung
abgewartet und einer Kommission zur Prüfung vorgelegt wer'
den soll. Bei der Vorstandswahl wurden Hr. Niederbühl-Rasta"
und Herr Franz Schmidt-Schwetzingen als Präsidenten ein-
stimmig wiedergewählt. An die Versammlung schloß sich e<n
Festessen, das durch Toaste reicht gewürzt wurde.

Aus Baden. Bei Vergrötzerungsarbeiten, die an dech altcü
Kirche in Wollmatingen bei Konstanz vorgenommen,wur-
den, hat man eine große Änzahl teils bedeutender spätgotischer
Fresken bloßgelegt. Die Bilder sind von starker und ursprüng-
licher Farbenkraft, meist aber sehr mitgenommen.

HüNdel und Verkedr.

Börsen-Beeicht voni 5 August 1905,

(Frankfurt.)
g"/° deutsche Reichsanl.

Deutsckie Reichsanl.
3°/« Preuß. Consols
3'/,"/° Prenß. Conwls
3'/,°/» abgell. Baden
4"/» Russische Staatsanl.
4"/° Ungar. Staatsrente
4"/» äußere Argent. 1897
5°/, innere Mexikaner
Rhein. Kreditbaak- Aktien
Oberrbein. Bank-Aktien
Heidelbq. Zement Aktien
Allg. Elektr.-Ges.-A'tien
Oesterr. Kredit-Akti-n
Oestr.Staatsbahn-Aktien
Oesterr. Südbahn-Aktien
4"/a Heidelberger v- 1901
4"/° Mannbeimer v 1901
(L o n d o n.)

4°/„ Javaner
Goerz Skares
Gednld Sbares
Great Fingall Shares
Jvanboe Sbares
Baltimore u. Obio Shares
Canada Pacifix Shares

90.21

101.25

90.40

101.40

99.90

87.50
96.75

90.50
100 —

144.90
109.50

133.90
283.60
209.20
145.-

18.91
100.10

S-

(Bcr l in.)
41/-"/» Clüneisn
Diskonto Komm.-Aktien
Dentsche Bank-Aktien
Berl. Hand.-Geü-Akticn
Darmst. Bank-i'lktien
Dresdener Bank-Akt'M
Nat.-Baak iür D.-Aktiea
Schaaffbans. Bankv.-Akt.
Bochnmer Gnß- ,'lktien
DortmunderUnion C.-Akt.
Gelscnk. Beraw. Aktien
Harvener-Akticn
Hibernia-Akt-en
Kölner Bergwerk-Aktien
Loura-Aktien
Privat-Diskont
Reichsbank-Diskont

10370

041.4O

s'/l.lO

146<

159-80

isE

152 6»

N

439^

Gcldsorten.

20 Franks-Stücke 16.85
Dollars in Gold
Enql. Sovereigns 20.39
Oesterr. Noten
Ruisische Noten
Ameri'anische Noten
Engliiche Notea 2o45'/^46^.°.

.39'

'S

85-^

215-^

4.1b.-

Wasserstandsnachrichte"

Hcidelbecg. 7-, 1.00 — 0.09 m.

Heidelberger Bereinsanqelegenheitelr.

(") Tcr kaufm. Berein hielt gestern Sonnlag Abend stO
diesjähriges Sommerfest auf dem ncucn Schützenhause ab. -7 ^
sehr gut besetzte Saal ließ darauf schließcn, daß dic Mitgür
mit der Wahl des Ortes zufrieden waren. Nach Abspie'" ^
einiger Musikstücke wurde dem Tanze fleißig gehuldigt.
größte Teil der Aüwesenden hielt bis zum Schlusse dcr Vcr^
staltung aus, wo dann der Heimweg untcr Bcnühung brcnv^
der Lampions angetreten wurde. Alle Teilnehmer warcn
friedigt über den Verlauf des Abends und für das Gebo>
dankbar dern Vergnügungsansschutz, besonders dessen nev^,
Vorsitzenden, Herrn Georg F r e u nd i. Fa. Hormuth ^
Freund, der seit kurzem die Leitung der Vergnügungen >» ^
schickter Weise in die Hand genommen hat.

Der Krieg in Ostafieu. ^

— Die russischen und japanischcu Friedensunterha^
ler h-aben bereits in Portsmouth in den

-taaten von Amerika mit einander persönliche Bekaü

schaft gemacht. Führer der russischen Mission ist der
sident des Ministerkomitees Witte, an der Spitze der
panischen A'bgesandten steht Baron (Aomnra. Die
tung dieses Maatsmannes besteht aus folgenden d^chr'
lichkeiten: Oberst Tachibana, der neuernannte
attachö in Washington, der eines dcr beratenden -N.
glieder der japanischen Friedenskommission sein
Herr Adachi, der erste Legationssekretär, der untec
Gesandten Takahira der japanischen Gesandtschast ,
Rom angchört hatte; Herr Sato vom Auswärtigen '
in Tokio, ser im Gefolge des Prinzen Fushimi ftn
gen Iahre in Amerika geweilt hatte, ein amerikaim
Advokat, welcher seit 25 Jcchren der Rechts'berater ^
Ausivärtigen Amtes in Tokio gewescn ist; Hcrr Ann ^
Chef des japanischen politischen Bureaus, und
vatsekretäre. Außerdem wird die japanische Dkisftvn^^^
Portsmouth ergänzt w-erden durch den Gesandten
kahira, den japanischen MarineattachO Takeshita, 0-

Pra'
 
Annotationen