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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177-203 (1. August 1905 - 31. August 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.16474#0271

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Me MckenzlMfek'eirL w l?ort§msuih.

- / ^Die rusfischcn Delegierte».

Garon Roseu. " Witte.

Hanihara, dritten Legationssekretär in Washington, nnd
^krschiedene Sekretäre. Während der Konferenz wird die
^apanische -Gesanütschaft in Washington, unter der Lei-
^ng des ersten Sekretärs, Herrn Hioki, verbleilben.

Oysterba y, 5. August. Die japanischen
^ ri § tz x ^ Z h bv o I lm ä ch t i g t e n trafen ats die
^rsten an Bord eines Kriegsschiffes ein, dann fuhren sie
^it einem Boot nach der „Mayflower", die sie mit einem
^alut von 19 Schuß begrüßte. Jm Speisesaal wurden

durch den Ilntebstaatssekretär Peirce dem Präsiden-
.^n RooseveIt vorgestellt, der sie in kurzen Worten
^ Namen der Regierung der Wereinigten Staaten be-
^üßte. Dann erschienen die russischen Delegierten Ba-
^°n y, Rosen und Witte an Bord der „Mayflower"
!sad wurden gleichfalls unter dem Salut der Geschütze
^dni Prälsidenten mit demselben Zeremoniell wie bei den
-^apanern vorgestellt. Witte und Komura wechselten einen
Händedruck. Alsdann fand ein Frühstück statt, das stchend
^agenommen wurde, um die Rangfrage wegen des
^hrenplatzes zu vermeiden. Roosevelt toastete kurz auf
^bn baldigen Mschluß eines dauernden Friedens.

O y st e r b a y, 6. August. Während des Frühstückes
anf der Jacht „Mayflower" brachte Präsident Roose -
^l t folgenden T o a st aus: „Jch bringe einen Toast
auf den keine Antwort erfolgt und we!<ck)en ich Sie
''ffuche, stillschweigend und stehend anzuhören. Jch trinke
^uf die Wohlfahrt der beiden Souveräne und der beiden
^oßen Nationen, deren Wertreter sich auf diesein Schiffe
bgegneten. Jch hoffe aufrichtigst und es ist mein Gebet,
im Jnteresse nicht nur dieser beiden großen Mächte,
wndern im Jnteresse der gesamten Mensch-
?? i t ein gerechter, dauernder Friede zwi-
ä>en Jhnen bald abgeschlossen wird.

P aris, 6. August. Das neuerdings gut inspirierte
.r-Nemorial diplomatigue" hält es für wahrscheinlich, daß
! kr Vertreter Japansauf der Friedens-Kon-
- bfenz zuerst die Pvüfung der Bollmachten des r u s-
I,HchenVertreters verlangen werde. Falls diese
^llmachten ungenügend erscheinen sollten, würden die
krhandlungen sofort abgebrochen werden. Jm entgegen-
?bsetzten Falle werde Japan alsdann sofort die Frage
dlstn, ob Rußland im Prinzip eine Kriegsentschädigung
unehme. Fülle die russische Antwort negativ aus, so
Urden die Vebhandlungen ebenfalls abgebrochen.

.W a s h i n g t o n, 3. August. Von zuverlässiger
, ^rte verlautet, die IaPaner hätten den P o l i t i-
Ren Gefangenen, die sie in der Strafabteilung
der Jnsel Sachalin gefunden hätten, erlaubt,
enn ste es wünschen sollten, nach anderen Länöern a u s-
°Up,andern.

^ew-Uork, 6. August. Präsident Roosevelt hatte
^ ^hsterbay eine lange Unterredung mit dem japanischen
sdollmächtigten Baron Komura, in dcr er die Notwendigkeit
utziger Forderungen betonte. Roosevelt wird zuerst mit
? Japanern und dann mit den Russen die Friedenssrage
, Wrechen. Man erwartet hier viel vom persönlichen Einfluß
^ Präsidenten.

Die Vcrtrctcr.

Takahira.

^apans.

Komura.

(Frankf. Ztg.) Für

Neueste Nachrichten.

Homburg v. d. H., 5. Augusi. ^_

Kaisortage sind hier bereits größere Veranstal
^"^gen getroffen. !Jm Homburger Kurgarten wird am
^eptember, am Dage der K a i s e r p a r a d e, auf der

l °sien Wiese vor der Kurterrasse ein großer Zapfen-
^ ^ ich von 2500 Mulssiern des 18. Armeekorps nntec
^ stung des Armee-Musikinspizienten Professor Roßberg
großartiger Gartenbeleuchtung ausgeführt werden.
d-^.Kaiser, Kaiserin, Kronprinzenpaar, Prinzen, sonstige
i>r ^'chkeiten und Gefolge werden auf der Kurterrasse
üesouderenr Zelt diesem Schauspiele beiwohuen. Am
fö isndet vormittags die Enthüllung des Denkmals
jlsi'aiser WilheIm I. vor dem Kaiser Wilhelms-
vj im Kurpark statt, am Nachmittag das große Pro-
^kdiuer, auf das im Kurgarteu große Prachtbeleuch-
P und Riesenfeuerwerk folgen. Auch diescn Veranstal-
tz, .ilen werden der Kaiser und sonssige Fürstlichkeiten bei-
^.jUen. Fstx die zu diesen Festlichkeiten resewierten
do^ uuf der Kurterrasse werden jetzt schon Anmeldungen
^er Hombmger Kurdirektion entgegengenommen.

„ H^uiburg, 6. August. Mst dem Lloyddampfer
lind acht Deutsche eingetroffen, die die
- ^chlacht in der T s u s ch i m a ft r a ß e durchge-

macht haben. Die Leute, die als Maschinisten und Ste-
warts 'beschäftigt waren, befanden stch auf dem Bergungs-
dampfer „Ruß", der am ersten Tage der Seeschlacht von
mchreren Granaten getrosfen, von dem russischen Hilfs-
kreuzer Anadier angerannt und dann durch eine Gra-
nate vollständig zum Sinken gebracht wurde. Tie 32
Mann üer Besatzuug wurden bis auf einen größtenteils
von dem russischen Bergungsdampfer „Swiat" gerettet,
der die Deutschen nach Schanghai gebracht hat, von wo sie
nach Teutschland zurückgskchrt sind.

Swincnlünde, 6. August. Der Kaiser blieb heute
an Bord der „Hohenzollern" und -erledigte nachmittags
Regierungsangelegenheiten. Zur Abendtafel war Major
Riese geladen.

Paris, 6. Uugust. „Echo de Paris" meldet aus P e-
tersburg: Die trübe Auffassung über das Zustande-
kommen des Friedens scheint zu schwinden, da dle
günstigen Eindrücke, die Witte in seiner Unterredung
mit Noosevelt erhielt, das Zustandekommen einer Eini-
gung mit Japan nicht unmöglich erscheinen lassen.

Petersburg, 6. August. Zur Sicherung des Betriebes
auf den t r a n s k a u k a s i f ch e n B a h n e n ordnet ein
kaiserlicher Erlaß die Einberufung der Reser-
v i st e n der für üen Dienst auf diesen Bahnen bessimm-
ten Truppenteile zum aktiven Dienst an.

Pctersburg, 6. August. Der Ministerrat genehmigte
mit geringer Mehrheit den V e r f a s s u n g s e n t -
w u r f, der ein P a r I a m e n t nach europäischem
M u ste r vorsteht. Alle Großfürsten stimmten dafür,
während ungesähr die Hälfte öer Minister sür eine Klas-
sen-Vertretung stimmte. Nur Pobjodonoszew und zwei
seiner Anhänger stimmt-en gegen jede Verfassung.

Londou, 6. August. Jn Kreisen, die dem H»fe nahe
stehen, derlautet, baß die Zusammenkunft K a i s e r W i l-
heIms mst dem König vonEugland tatsächlich
geplant war. Allerlei Schwierigkeiten machten aber, wie
es heißt, die Ayssührung unisicher. Angeblich bieten ein-
flnßreiche 'Kreise alles auf, um die Begegnung zu hin -
tertreiben. Die Jingo-Führer sangen bereits an,
die Nutzloisigkeit ihrer Jntriguen einzusehen nnd erklären,
die beabstchtigte Begegnung habe keine politische Bedeu-
tung.^

Lissabon, 6. August. Man hat hier jede Hofsnung
verloren, über das Schicksal einer Flottille von 26 großen
Fischerbooten mit 300 M-ann Besatzung. Diese
Boote sind vor 5 Tagen von einem surchtbaren
Sturme überrascht un-d einige derselben als Wrack be-
reits an Land getrieben word-en. G-Ieichzeitig trmrden
fünf Leichen von Jischern der übrigen Boote an Land ge-
spült. Da weitere Nachrichten fehlen, dürsten sämtliche
Fischer ums Leben gekommen sein.

Washington, 6. Angust. Der amerikanische General-
konsul in Schanghai hat dem Staatsdepartement tele-
graphisch mitgeteilt, daß die chinesische Handelskammer
sich gegen die Fortdauer der B o y k o t t i e r u n g der
a m e r i k a n i s ch e n 'Waren ausgesprochen habe. Fer-
uer ist dem Staatsdepartement die Mitteilung zugegan-
gen, daß der amerikanische Gesaudte in Peking die Nnier-
stützung der chineisischeu Regieruug erlangt habe behufs
Beendigung der antiamerikanischen Bewegung, die sich in
Ch-ina und südwärts -bis zur Str-aße von Malakka be-
mevkbar gemachi habe.

Zum Aufstaud in Südwestafrika.

Das „Militär-Wochenblatt" bringt einen längeren Artikel
übcr die Verwendung der Funkcntelegraphie währcnd
der Operationen im Aufstandsgebiet von Deutsch-
S ü d w e st a f r i k a. Sehr cntfernt gelegene Punkte sind dau-
ernd fnnkentelegraphisch verbunden, so Aminuis mit Keetmanns-
hoop (450 Klmtr., das ist soweit wie von Berlin bis nahezu Mün-
chen oder von Hamburg bis Nürnberg oder von Leipzig bis
Aachen), Bethanien mit Koes (230 Kilometer), Hasuer nnt
Keetmannshoop (180 Kilometer). Jm ganzen ist man mit den
Leistungen dcr Funkentelegraphie sehr zufrieden. Störungen
durch den Gegner können b^i den Nachrichtenübermittlnngen
durch Funkentelcgraphie nicht eintrcten, dageqen sind die Schwie-
rigkeiten durch Witterungseinflüsse erheblich größer. Ein gro-
tzer Mitzstand ist, datz unbrauchbar gewordcncs Maierial nur
sehr schwcr, jedenfalls nicht so leicht wie in zivilisierien Ländern,
ersetzt wcrden kann. Gegenüber dcm Heliographcn hat die
Funkentelegraphie den Vorteil, datz beim Aufsuchen einer Ver-
bindung der Standpunkt der Gegenstation nicht^bckannt zu sein
braucht.

Berlin, ö. Aug. Nach den letztcn Nachrichten ist nun-
mchr bestinimt festgestellt, dah Hendrick Witboi mit star-
ken Kräften am Tsascheib, einem zwischen dem Hudup und dem
Keitsup nach dem Leberflutz führenden Nevier, sitzt. Gencral

v. Trotha gedenkt ihn dort anzugreifen und ist im Bcgriff,
seine Truppen hierzu zu versammeln. Die Ausführung dieser
Truppcnvevschiebung wird mit Rücksicht auf die weiten Entfer-
nungen erst in der zweiten Hälfte des August beendet sein. Auch
die unbedingt crforderliche Auffüllung der Magazine wird er-
hebliche Zeit beanspruchen. Morenga wird durch schwächere
Kräfte beobachtct werden. Am 28. Juli überfiel eine kleinere
Hottentottenbande die von 6 Mann besetzte Station Gainaiches,
25 Kilometer nördlich von Berseba. Nach einstündigem Gefecht
zog der Feind unter Verlusten nach dem nahen Horknaz ab. Auf
deutscher Seitc wurde ein Reiter schwer und drei Reiter leicht
verwundet. Nach Aussage eines Ueberläufers betrugen die
feindlichen Verluste im Gefecht am Gamtoap am 14.
Juni 25 Tote und drei Schwerverwundete, im Gefecht bei Narus
am 17. Juni 18 Tote und zwei Schwerverwundcte. Die Tele-
graphenlinie Keetmannshoop-Warmbad ist nun fertiggcstellt.

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siokfo, Wssvlisioffo, filsnollo


LpezilitteleßrMM der „Hckellierßtt ZeittlW "

L Berlin, 7. Aug. Laut einem Privattelegramm dcs „Lok.-
Anz." fanden die ersten Anseinandersetzungen zwischen den
Friedensdelegierten Japans und Rutzlands in deutscher
Sprache statt.

L Berlin, 7. Aug. Jn eincm Hotel am Schiffbauerdamm
vergiftetcn sich ein Herr ünd cine Dame mit Cyankali,
die im Fremdenbuch als Luis und Margarethe Karrics aus
Hannovcr eingetragen warcn.

? Berlin, 7. Aug. Die Kaiscrin ist gestern Abend von
Kadinen nach Wilhclmshöhe abgcreist.

kl Kunyow (Hinterpommern), 7. Aug. Zehn russische
Dragoner, die als Deserteure hier angekommen waren,
wurden ausgewiesen.

D Paris, 7. August. „Petit Journal" meldet aus
London: Der Prinz von W a l e s. wir'd persönlich dem
Bankett Präsidieren, welches der Kommanöant von Ports-
yiouH am nächsten Mitsivoch den französischen
Offizieren geben wird.

lck Stockholm, 7. Aug. Das deutfche Geschwader ist
gestern in südlicher Richtung in Sec gegangen.

V Ptckersburg, 7. Aug. Der Kommandant von W I a d i w o --
st o k hat im Hinblick auf den Belagerungszustand alle aus-
ländischen Kanfleute aufgefordert, die Stadt zu verlas-
s en. Einige von ihnen haben die Erlaubnis erhalten, in Cha-
barowsk zu bleiben.

O Newport, 7. Aug. Die Jachtcn mit den Friedens-
delegierten an Bord sind gestern hier angekommen und
abends nach Portsmouth wcitergcgangen. Minister Witte ist
an Land gegangen und setzt die Reise mit der Eisenbahn fort.

X Newyork, 7. August. Nach einer Blättermeldung
teilte der Kapitänarzt des Hasens von Newyork mit, der
Koch ein-es aus Kolumbia eingetroffenen Dampfers sei
am gelben Fieber gestorben. Diese Nachricht hat
in der Stadt große Aufregung hervorgerufen.

R Ncwyork, 7. Aug. Aeutzerungen, die Mitglieder der Frie-
denskonferenz zu Privatleuten und an ofsiziöser Stelle machten,
lassen darauf schlietzen, datz die Hoffnung auf eine Einigung
nur schwach ist.

Verantwortlich sür den redaktionellen Teil F. Montua, für den
Jnseratenteil P. Volz, beide in Heidelberg.

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Ill btz88vren, vlll8tzklli^igtzn tileseküttell /n kadell.
Vertr. kür llsickslbsrz: Ottc» Osvttms»»,
Lgenturso.

Witteruugsbkobachtunglu der „Heidelderger Zeitung

am 7. August 1905. morgens 7 Uhr

Wärmes
Grad
nach Ccls.

^ fter^^ ! Hcchjier

WLrn:cr>rad
keit oeüci'ii

Wind-

richtung

Himmel

Lustdruck

Nieder'chlag

llilrt

-si 13.3

-i-12 8

-s-230

O

wlklr.

755,2



Den 6 August tagsüber zeitw. Sonncnschein.

Mutmaßliches Wcttcr am 8. und 9. August.

(Nachdruck verboten.)

Der Hochdruck im Südwesten Europas ist auf unter 762
Mllmtr. abgeflacht wordtn. Dagegcn behauptet sich über dem
mittlcren und nordwestlichen Rutzland noch ein Maximum von
765 Mllmtr. Der letzte Lustwirbel von 745 Mllmtr. ist von Jr-
land nach Nordschottland gewandert und wird diesen Weg wei-
ter forlsetzen. Für Dienstag und Mittwoch ist somit
vorwiegend bewölktes, aber nur zu gauz vercinzelten Nieder-
schlägen geneigtes Wetter bei mähig kühler Temperatur zu er-
warten.

^I^vNv^w»i»vi».

Llsgants
Ksubeitsn in

Ilslltseke

vrlMtzll-Grttzl, vrtMtzll-Ltztl6iltL8eIiM

Islellvr llllck varissr kubrikale.

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