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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177-203 (1. August 1905 - 31. August 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.16474#0342

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WöchentlicheAusgaben: -W

Für Brot 7 X 42 Pfq. . 2M Mk.

Fleisch (tägl. >//Pfd.) 2,80
„ Gemüse. Kartoffcl, Mchl 2,— „

„ Schmalz, Margarine . 0,70 „

„ Kaffe und Surrogate .1,— „

„ Milch.2,80 „

„ Essig, Ocl, Gewürz rc. 0,40 „

„ Taschengeld Uber die

Woche.1.80 „

„ Taschengcld sür den

Sonntag .... 0,50 „

„ Licht, Seife, Soda rc. . 0,70 „

Siimma 15,64 Mk. X 52 - 813,28 Mk.

Jährliche Ausgaben:

Für Kleidnng und Wüschc 100,— Mk.

„ Schuhwaren . . . 50,— „ ^

„ Wohnungsmiete . . 240,— „

„ Zcitungen .... 8,40 „

„ Feuerversicherung. . 2,80 „

„ diverseHaushaltüngs-

gegenstände . . . 25,— „

„ Holz und Kohlen. . 60,— „ — 486,20 „

Summa der gesamtcn Jahresausgabcn 1299,48 Mk.

Nach obiger Aufstellung, die gewitz keine unnötigen Ausga-
ben enthält und keineswegs zu hoch gegriffen ist (die ordent-
lichen Staatssteuern und Gemeindeumlagen sind sogar autzer
Berechnung geblieben), mützte der Durchschnittswochenverdienst
des Arbeiters mindestens 25,00 Mark betragen. Diese Summe
wird jedoch mit den jetzt im Gaswerk bezahlten Löhnen nicht
erreicht, bezw. sind es nur die besserbezahlten Schichtarbeiter,
welche bei 313 zwölfstündigen und 26 vierundzwanzigstündigen
Schichten diesen Betrag berdienen; dabei ist aber in Betracht zu
ziehen, datz bei dicsem besonders anstrengenden und gesundheits-
schädlichen Dienst die betr. Arbeiter auch grötzere Ausgaben für
Nahrungs- und Genutzmittel haben, um den Anforderungen
dieses Dienstes genügen zu können.

Der Arbeiter ist daher genötigt, falls nicht eine Crwerbstä-
tigkeit der Frau angängig ist, das Defizit dadurch auszugleichen,
datz er sich selbst das Allernotwcndigste vcrsagen und mit seiner
Familie in ungesunder und wegen des hohen Mietpreises mög-
lichst kleiner Wohnung zusammengedrängt wohnen mutz. Und
da, wo notgedrungen die Frau mitverdient, obwohl sie durch die
Pslege der Kinder völlig in Anspruch genommen sein sollte, sind
schwere Schäden, wie Lockerung des Familienlebens, Verwahr-
losung der Jugend und bei dem weiblichen Teil derselben, öas
Schwinden der hauswirtschaftlichen Kenntnisse, die von jeher
die Mutter der Tochtcr überlieferte, die traurigen Folgen dieses
Zustandes. Mit der Erkenntnis dieser Mihstände erwächst aber
für die Stadt die Verpflichtung, für ihre Arbeiter eine Verbesse-
rung herbeizuführen.

Ms Stadt und Land.

Heidelberg. 17. August.

Von dcr Universitot. Jn Paris ist am 12. ds. der Professor
der Rechte, Georg Asbdr, gestorben. Asher stammte aus Ber-
lin. 1861 lieh er „Rechtsgeschichtliche Studien" erscheinen, 1863
eine Abhandlung über die Kompensation im Zivilprozeh des
klassischen römischen Rechts. Auf Grund diescr Studie wurde
Asher bei der rechtswissenschaftlichen Fakultät in Heidel-
berg als Privatdozent zugelassen. Von 1869—1874 gehörte
der Verstorbene als Extraordinarius dem Lehrkörper unserer
Universität an.

* Zum Leichenfunb beim Bismarckturm. Die am 4. August
1905 auf dem Heiligenberg, unweit dem Bismarckturm aufge-
fundene Leiche ist diejenige des in der hiesigen Ohrenklinik
untergebracht gewescnen Tapcziers Peter Kunz aus Pforz-
heim, der am 25. Juli, nachmittags etwa 1 Uhr, dic Ohrcnklinik
hicr unter der Angabe vcrlictz, er wolle nach dem Aussichtsturm
auf dem Heiligenberg gehen und werde bis 5 Uhr wieder zurück-
kehren. Das Signalement des Peter Kunz, der nach
den nunmehrigen Feststellungen unzweifelhaft einem am 25.
Juli nachmittags oder abcnds verübten Verbrechen zum Opfer
gefallen ist, wird in teilweiser Abänderung dcs frühcren wie
folgt angegeben: Gröhe 1,55 bis 1,60 Meter, Körperbau
schlank und schwächlich, Haltung etwas nach vorn gebeugt,
ichwarzbraune, auf der Seite gescheitelte Haare, kleines, rundes
Gesicht, dunkle Augen, Nase und Mund gewöhnlich, abgcschen
von dem sehr jugendlichen kleinen Backcnbart bartlos, gute
Zähne, etwas abstehende Ohren, schwerhörig, gesundes Aussehen.
Kunz trug einen aus demselben Stoff gefertigten blaukarierten
wollenen Anzug, weitzes leinenes Hemd, etwas gerippten weihen
Strohhut mit geradem Rand und schwarzem Bande, gute frisch-
gefleckte Schnürstiefel mit vornen abgesteppten Käppchen, einen
Spazierstock aus braunem Holz mit schwarzem rechtwinklig ge-
bogenem Griff und hatte ein ältcres braunes Portemonnaie mit
Druckknöpfchcn an der Seite. An Jedermann, insbesondere Die-
jenigcn, welche am 25. Juli nachmittags oder abends dcn Heili-
genbcrg besucht und dcn Ermordeten allein oder in Gesellschaft
anderer gesehen zu haben glauben, ergeht das Ersuchen, ihre
Wahrnehmungen der Kriminalpolizei hier, der Gendarmerie
oder der Polizeibehörde ihres Aufenthaltsortes zur Kenntnis zu
bringen. Auf die Ermittelung des Täters ist cine
Belohnung bis zu 500 Mark ausgesetzt.

Auf der Spnr. Die Nachforschungen nach dem Räuber, der
am 2. ds. Mts. auf dem Philosophenweg die Frau des Geh. Rats
Schröder überfiel und verwundeie, hat auf eine sichere Spur ge-
führt. Ein in Haft sihender Wandergenosse des Verdachtigen
hat Angaben gemacht, die in Verbindung mit dem Unntand, dah
er das am Tatorte zurückgelassene Messer als das seines Be-
kannten anerkannte, in der Gewihheit bestärken, dah man dem
Täter auf der Spur ist. Der Name wird, um die Versolgung
nicht zu erschweren, einstweilen noch geheimgehalten. Der Ver-
dächtige leugnet noch.

e. Das Rost'sche Männer-Quartett. Das gestrige Stadtgar-
ten-Konzert brachte den zahlreich erschienenen Besuchern schöne
Genüsse. Eine angenehme Abwechslung bot das Rost'sche Män-
ner-Ouartet, bci dessen Klängen mir unwillkürlich das Dichter-
wort in den Sinn kam: „Das Höchste im ewigen Reiche der Töne
ist Einklang der Stimmen aus menschlicher Brust!" Wenn aber
in ciner Vornotiz gesagt wurde, dah das Quartett ausschliehlich
dem deutschen Volksliede seine Kraft wcihe, so war ich
nach der Seite hin allerdings enttäuscht. Warum kam denn Sil-
chcr, der beste Vertreter des Volksliedes, nicht zum Worte? Es
gibt in der Tat „wahre Perlen" des deutschen Volksliedes, aber
auf diese hat man gestern Abend vergebens gewartet. Auf dem
Programm war u. a. zn lesen: Auf Wunsch: „Das Kirchlein"
von Becker. Der den Wunsch ausgesprochen, hatte ganz recht,
dies ewig schöne Licd des Würzburger Sängers zu verlangen.
Auch ich frcute mich, diese Liedergabe wieder cinmal zu hören.
iMerkwürdiger Weise kennen die hiesigen Gesangvereine diesen
Chor nicht oder bringen ihn aus irgend einem Grunde nicht
auf ihre Vortragsordnung.) Was aber nicht gesungen wurde,
war eben dies Lied und der Ersah dafür konnte den Verlust
nicht ersetzen. Auf die Vortragsordnung eines Männer-Quar-
tetts kann man recht gut neben ernsten Nummern auch eine
heitere bringen. Jch halte es aber durchaus für nicht ange-
bracht, dah auf diesem Gebiete des Guten zuviel getan wird,
Wie dies gestern geschah. Ein solcher „Schmarren", wie das

„Schneiderlied", gehört in das Programm eines Gesangvereins
bei einem humoristischen Bierabend, aber nicht in den Rahmen
eines Stadtgartenkonzertes in Heidelberg, mag immcrhin das
Publikum sich über das Lied amüsiert haben. Ueber die Lei-
stungen des Ouartetts kann man nur Gutes sagen. Aussprache,
Reinhcit des Toncs und Gesamtwirkung lassen kaum etwas zu
wünschen übrig und die letztere würde sicher noch gewinnen,
wenn die Tenöre den Vässen an Kraft und Wohlklang gleich
kämen. Bcim 1. Tenor macht sich besonders ein zu starkes Tre-
molo unangenehm bemerkbar. Der reichste Beifall des Publi-
kums lohnte die Leistungen dcr Sänger, die ihrerseits liebens-'
würdig genug waren, durch Zugabcn zu danken. Bei dieser Ge-
legenheit möchte ich dem Wunsche wohl aller Konzertbesucher
Ausdruck verleihen, dah solche Konzerte dcs öfteren veranstaltet
wcrden. Welche Zugkraft sie besitzen, haben wir gestern ge-
sehen.

(?) „Um einem längst gefühlten Bedürfnisse Genügc zu lci-
ftcn", haben sich nun auch an der Hciliggeistkirche zwei Verkaufs-
stellen für Postkarten mit An- oder Absichten etabliert. An allen
Ecken und Enden und Winkeln der Stadt, an allen Wcgkrüm-
mungen und Strahenkreuzungen der näheren Umgebung hat
man nun Gelegenheit, Ansichtskarten zu kaufen; kurzum, wir
leben nicht mehr im Zeitalter des Dampfes und der Elektrizität,
sondern im Zeitalter dcr Ansichtspostkarten.

** Eine fenrige Kugel, die am westlichen Himmel auf- und
abschwebt, ist an den letzten Abenden beobachtet worden. Manche
haben sie für ein Meteor gehalten; es ist jedoch ein Drache mit
cinem-choten Lampion, den ein Knabe zu seinem Vergnügcn all-
abendlicki aufsteigen lätzt.

-tz Hausabbruch. Das alte ehrwürdige Pfarrhaus in der
Hauptstrahe neben der Providenzkirche wird nun auch aus unse-
rem Stadtbilde verschwinden, um einem prächtigen Geschäfts-
neubau Platz zu machen. Mit dem Abbruch des Daches hat man
schon begonnen. Man hofft, den Neubau — was infolge des
Streiks der Maurer wohl nicht möglich sein wird — schon bis
November dieses Jahres unter Dach zu bringen.

—* Eine Schloßbeleuchtung findet noch am 27. August statt;
sie wird vom Kongreh der Molkerei-Beamten, -Pächter und
-Besitzer Hessen-Nassaus und des Grotzherzogtums Heffen ver-
anstaltct. Der Kongreh tritt vom 25. bis 27. August in Frank-
furt zusammen und wird den letzten Tag, den 27. August, einem
Ausflug nach Heidelberg widmen.

— Polizeibericht. Verhaftet wurde ein Kaufmann zur
Straferstehung. Zur Anzeige kamen ein Kutscher und ein
Hausbursche wegen Körperverletzung, ein Ausländer wegen un-
erlaubten Schiehens und ein Maurer, welcher an mehrere Neu-
bauten mit Oelfarbe Jnschriften, den Streik der Maurer betr.,
anbrachte.

Eppingen, 15. Aug. (Von Seiner Königl. Hoheit
dcm Grohherzog) traf unterm 15. August 1905 folgendes,
an den Amtsvorsteher des Bezirksamtes Eppingen gcrichtetes
Telegramm ein:

Mit wärmster Teilnahme vernahm ich die Beschädigungen

vieler Gemeinden Jhres Amtsbezirkes und ersuche Sie, den-

selbcn mein und der Grotzherzogin treues Mitgcfühl an dieser

Prüfung kundzugeben. Friedrich, Grotzherzog.

Mannheim, 16. Aug. (Der Aufklärung bedürf-
t i g.) Zwei Gymnasiasten bemerkten gestern früh einen jungen
Mann, der in der Nähe des Strahenbahndepots auf eincm von
Wasser umgebenen Neckarsporen sah und um Hilfe rief. Sie
vcrständigten den Bootverleiher Klcin, der hinauffuhr und den
Mann seiner unbequemen Lage entritz. Wie er behauptet, hatte
der junge Mann, ein Handwerksbursche, heute früh den Dam-
pfer der Neckar-Tampfschiffahrt bestiegen, um nach Heidelberg
zu fahren, wo er Arbeit suchen lvollte. Die Mannschaft des
Schiffes habe ihn aber belehrt, in Heidelberg sei nichts los, er
finde dort keine Arbeit und habe ihn deshalb wieder ausgesetzt
und zwar auf dem Sporen, der keine Verbindung mit dem
Lande besah. Der Fährmann habe sich geweigert, ihm Hilfe zu
leisten und so habe er von 5 bis halb 8 Ilhr dort sitzcn müssen.

Mannheim, 16. Aug. (Wegen Verkaufs verdor-
bener Nahrungsmittel) erhielt der Mctzgermeister
Josef H o ch st e t t e r von Lampcrtheim, wohnhaft dahier, cine
Geldstrafe von 80 Mark. Er verabfolgte im Juni d. I. einem
Jungen ein Stück Lunge, welches mit 1 Zentimeter langen
Madenwürmern durchsetzt war. Als der Junge das Stück
wieder zurückbrachte, lieh er der Auftraggeberin des Jungen
sagen, die Lunge könnte man essen, und gab dem Jungen wieder
ein Stück von derselben Lunge.

Balzfeld, 14. Aug. (E i n c freche Missctat) hat laut
„Wiesl. Ztg." die Bürger unsercs Ortes in Erregung versetzt.
Am 7. August wurde der Ziegenbock des Ziegcnbockhalters, den
er erst kürzlich für 36 Mark gekauft hatte, im Stalle durch Beil-
hiebe mehrfach berletzt, und das geschah am hellen Tage. Man
glaubte hier allgemein, es handle sich um einen Racheakt. durch
die Erhebungen der Gendarmerie wurde abcr fcstgestellt, dah
sich ein 9 Jahre alter Knabe von der Nachbarschaft, als die Fa-
milie auf dem Felde war, in den Stall geschlichen und bem
Ziegenbock Beilhiebe auf den Kopf, Rücken und Fühe versetzt
hatte. Das verwundete Tier war dem Eingehen nahe, doch hat
es sich mittlerweile so weit erholt, dah cs whhl wieder gesund
werden wird.

Karlsruhc, 16. Aug. (Von dcr F r i d e r i c i a n a.) Prof.
Dr. Hautzncr, Oberbibliothekar und Vorstand der Sektion
für Mathematik und der allgemeinen Abteilung, hat einen ehren-
vollcn Ruf nach Iena bekommen, der er Folge leisten wird. —
Dem Herrn Dr. Riginald O. Herzog aus Wien ist mit Ge-
nehmigung des Ministeriums der Justiz, des Kultus und Unter-
richts vom 2. August d. I. die venia legendi für das Fach der
physiologischen Chemie an der Technischen Hochschule in Karls-
ruhe erteilt worden.

Kvnstanz, 16. Aug. (Zu dcm Grohfeuer in der
Buchdruckerei von Stadler) ist zu melden, dah der
Gebäudeschaden auf 40—50 000, der Fahrnisschaden auf 70 000
bis 80 000 Mark geschätzt wird. Die Firma ist bci den Gesesi-
schaften „Thuringia" und „Gotha" versichert. Das Feuer ent-
siand im Hinterhause auf noch unaufgeklärte Weise und ver-
hrcitete sich rasch auf die Buchbinderei. Der obere Stock ist aus-
gcbrannt. Sämtliche hicr aufgestapelte zum Versandt be-
siimmte Waren wurden ein Rauh der Flammen.

Zum Aufstand in Südwestafrika.

Durch die Presse geht eiu zuerst in der Zeitschrift
„Die deutschen Kolonien" ctbgedruckter E r l a tz des Ge-
neralleutnants v. Trotha vom Oktober v. I. an das
Volk der Herero. Er hat folgenden Wortlaut:

Osombo-Windombe, den 22. Oktober 1904. Jch, der grotze
General der deutschen Soldaten, sende diesen Brief an das Volk
der Herero. Herero sind nicht mehr deutsche Untertanen. Sie
haben gcmordct, gcstohlen, haben verwundeten Soldaten Ohren
und Nase und andere Körperteilc abgeschnitten und wollen jetzt
aus Feigheit nicht mehr kämpfen. Jch sage dem Volke: jeder,
der einen der Kapitäne zu einer meiner Stationen als Gefan-
genen abliefert, erhält 1000 Mark; wer Samuel Maherero
hringt, 5000 Mark. Das Volk der Herero muh das Land ver-
lassen. Wenn das Volk dies nicht tut, so werde ich es mit dem'
Grootrohr dazu zwingen. Jnnerhalb der deutschen Grenze wird
jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh er-
schossen. Jch nehme keine Weiber und keine Kinder mehr auf,
treibe sie zu ihrem Volke zurück oder lasse auf sie schiehen. Das,

sind meine Worte an das Volk der Herero. Der grotze General
des mächtigen Kaisers, v. Trotha.

Ntzllenher crging folgeuüer Tagesbesehl an die
Truppen:

Dieser Erlatz ist bei den Appells dcn Truppcn mitzuteilen,
mit dem Hinzufügen, datz auch der Truppe, die cincn Kapitän
fängt, die cntsprechende Bclohnung zuteil wird, und das Schie-
tzen auf Weiöer und Kinder so zu verstehen ist, dah über sw
^inweggeschossen wird, um sie zum Laufen zu zwingcn. Jw
nehme mit Bestimmtheit an, dah dieser Erlah dazu führen wird,
keinL männlichen Gefangenen mehr zu machen, aöer nickst zu
Greueltaten gegen Weiber und Kindcr ausartet. Diese werden
schon fortlaufen, wenn zwcimal über sie hinweggeschossen wird.-
Die Truppe wird sich dcs guten -Rufes der deutschen Soldaten
bewutzt bleiben. Das Kommando: v. Trotha, Generalleutnant.

Es wirb hinzugefllgt, daß diese Krmdgebungen bald
wieder aufgehoben wurden, nach der „Tägl-
Rundschau" auf Veraulassung des Reichskanzlers.

— Ueber die Friedensverhandlungcn

mit den Häuptlingen Morenga und Corneli » s,
die bekanntlich mißlungen find, macht ein M i s s i o n a r
in der „Köln. Wolksztg." folgende Mitteilungen:

Die Hottentottenhäuptlirige Morenga und Cornelius hatten
erklärt, datz sie kriegsmüde seien und ihre Waffen und ihr
Vieh abgeben wollten, so wie es die Proklamation des Oberkorn-
mandos vorschreibt, sofern ihnen das Leben gesichert würde.
Nach Denkart der Eingeborenen schien ihnen aber das gcschrie-
bene Wort der Proklamation keine genügende Garantie für ihr
Leben zu bieten, und sie baten daher, dah ihnen mündlich durch
Offiziere, mit denen sie unbewaffnct zusammentreffesi'
wollten, ihr Leben nochmals zugcsichert würde. Zu dieser, ber
der Unzuverlässigkeit der Eingeborenen immerhin recht bedenk-
lichen Entsendung hatten sich freiwillig erboten der Hauptmann
v. Koppy, Hauptmann Thewalt und Leutnant v. Trotha. Dw
beiden ersteren Hcrren, denen ich mich als Dolmetscher anschlotz,
sollten zu den vereinigten Häuptlingen Morenga und Morris,-
Leutnant v. Trotha zu Cornelius gehen. Bei Cornelius angc-
kommen, wurde Herr v. Trotha meuchlings erschosp'
s e n. Cornelius selbst ist an diesem Morde wahrscheinlich un-
schuldig. Jrgend einer seiner Unterführer, der des Mordcs an
Farmern schuldig, nicht unter den Begnadigten der Proklama-
tion miteinbegriffen war, hat auf diese Weise den Frieden ver-?
eitelt, um nicht ohne Schutz und Anhang vogelfrei im Lande
herumzulaufen. Cornelius hat die Sache so darzustellen ver-
sucht, als ob Leutnant v. Trotha von einer deutschcn Vor-l
postenkugel getroffen sei, was aber als unrichtig klar crwie-
sen wurde. Wir empfingen die Todesnachricht auf dcm Wcge
zu Morenga, und da auch der überdies durch einen Schrapnell-
schutz verwundete Morenga leicht die Gewalt über scine lln-
terführer berlieren konnte, unter denen sich auch übersührte
Mörder befanden, traf uns diese Trauerbotschaft doppelt harV
Als Zusammenkunft war eine Wasserstelle, unweit des Lagers
Morengas vereinbart. Wir trafen ohne Waffen und Bedeckung
pünktlich dort ein und schickten, als Morenga nach sechs StuN-
den noch nicht kam, einen schwarzen Diener nach seinem Lager-'
Diescr hrachte die Meldung, datz Morengas Werft im Abzuge
sei. Tags darauf erhielten wir durch einen Brief Morengas
die Erklärung. Eine deutsche Kompanie, welche inmitten der
Karrasberge der hcliographische Bcfchl zur Waffcnruhc nicht
hatte erreichen können, war der feindlichen Spur direkt auf das
Hottentottenlager zu gefolgt, und hatte nicht weit davon Ha"
gemacht. Das hatten die äuherst mihtrauischen Schwarzen sa
aufgefaht, als oh während der Unterhandlungen das führerlose
Lager überfallen werden sollte, und waren eiligst gcflohen-
Schade, dah sich durch diesen unglücklichen Zufall das Zustande-
kommen dcs Friedens zerschlug. Da aber inzwischen Morcnga
abermals um Frieden gebcten hat, so werde ich ihm folgen und
versuchen, ob ich ihn üöerrede, vertrauensvoll zu General von
Trotha hinzukommen und den Frieden zu erbitten.

HtMdel und Berkeh?.

Mrnl'steim 16. August. OverrdeinOche Bon? B 109.25 G-
Nvein. Creditbank —B. 144.90 G. Rbem. Hvvotbckenbarl
—.— B. 204.— K. Branerei KleiMeln, He'delbera —'
202.— <8. Schroedl'sche Braner.'i —B.. 225.— K. PortlaN--
Zementwerk Heidclbcrq —.— B-, 138. - G.

Börsen Bericht vvm 16. August 1905.

(F r a n k f» r t.)

3"/o dentsche Reichsanl. 90.20
3'/,«/» Dentsche Re'chsanl. 101.30
3°/o Preutz. Consols 90 20
3ll,°/o Prenß. Conlols 101.40
3ll-°/i> abgest. Baden 100.25
1°/ Russische Staatsanl. 88.50
1°/» Ungar. Staaksrente 96.90
1"/° äntzere Argent. 1897 90.40
M/y innere Mexikaner 100 20
Rbe'n. Kreditbank-Aktien 144.90
Oberrbeln. Bank-Aktien 108.50
Heidelbq. Zement Aktien 13 .80
Allg. Elektr.-Ges.-Altien 231.-
Oesterr. Kredit-Akti--n 209.70
Oestr.Staatsbabn-Aktien 144.10
Oesterr. Südbabn-Aktien 18.40
4°/» Heidelberger v. 1901 100.10
1"/° Mannbeimer v. 1901 —

(L o n d o n.)

4°/, Japaner 88'/,

Goerz Sbares 2'°/,,

Gednld Sbares 6'/,«

Great Fingall Shares —
Jvanboe Sbares 7"/,

Baltimore u.Obio Shares 117.—
Canada Pacifix Shares 164.—

(B e rl in.)
4'/,°/° Ckuneien
Diskonto Komm.-Nktien
Dcntsche Bank-Aktien
Berl. Hond.-Kes.-Aktien
Darmst. Bank-Aktien
Dresdener Bank-Aktien

e6..39

193 69
243--,
171-90
118-W

164-40

Nat.-Bank sür D.-Aktien 1^.-
Schaaffbaus. Bankv.-Akt. 460-
Bochumer Gnß-Aktien „
DortmnnderUnion C.-Akt. 9/ ..
Gelsenk. Beraw.-Aktien 235 ^
Harpenei-Aktien
Hibernia-Aktien
Kölner Bergwerk-Aktien
Laura-Aktien
Privat-Diskont
Neichsbank-Diskont

->23.69
266'^

2>/

Kcldsorten-

16.32

36

pl9

20 Franks-Stiicke
Dollars in Gold
Enal. Sovereigns
Oesterr. Noten —-

Russiiche Noten q 19

Amerikanisckic Noten
Englische Noten 20 45'/r-^4b^

20.39-43

85.15—^

Zasserftandsnachrichte-

eckar. Rbe'n. ^

Lauterburg 16„ 5 00 — 9.1
Maxau, 16,5.10-9.2/
Mannheim, 16,4.74 - 9.1°

N

Heidclberg. 17 , 1.11 — 0.00 m
Mannheim, 16., 4.62 — 0.03 m
Heilbronn, 16, 0,38 — 0.10 m

v«« 8s-W rui-üolcgk ktrts 8tolie

159 tisupt8trss8s 159 unc! ksste seki' di"'ö

Ueder L Lrngeneclcert

klvue iisrrsnstotfs, Wsstsn- Unstsrksrtvn

slotks, Wasolistofiö, flanelle

stesieii rn Oivuvteqi.

.. *

Der Krieg m Ostasirn.

Fn emem Telegramm tcilt dcr Korrespondent^^

,Daily Tclegraph" mit, daß man im Allgemeincn
 
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