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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 204-229 (1. September 1905 - 30. September 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.16474#0446

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lösen. nnd spart damtt einen GernH an den Gepäckschalter. Eine
wettere Erleichterung wird dadurch eintreten, datz nach Sta-
tionen, nach denen häufig Hunde mitgenomMen wevden, die
Karten sür letztcre nicht mehr handschriftlich ausgefertigt wer-
den müssen, sondern in der Form von kleinen, fertig gedruckten
Äarten ausgegeben werden. Bei dieser Gelegenheit sei noch er-
wähnt, dah die frühere Bestimmung, wonach der Jnhaber einer
Kahrkarte 1. oder 2. Klasse, wenn er mit seinem Hunde in 3.
Älasse oder im Packwagen Platz nahm, für den Hund keine
Zahlung zu leisten hatte, nicht inehr besteht. Die durch die
Bahnsteigsperre cingetretene Aenderung der Verhältnisse hatte
ihre Aufhebung nötig gemacht. Nünmehr mutz für jeden Hund
eine Karte gelüst werden. ^ >

X Ehrenvolle Berufung. An Stelle dek vcrstsrbenen Hof-
kapellmeisters Ferdinand Langer ist Carl Weidt, Diritzchrt
des Heidelberger Liederkranzes, in den engdren Mustk-AuHschutz
des badischen Sängerbunbes berufen wordem

H^ Fleischteueruug. Ftn Hinbkck auf die für morgen an-
gekündigte sogialdemokratische Protestversammlung gegen die
Fleischteuerung schreibt ein hiesiger KorrespoNdent der „Volks-
stimrne":

datz der Vertreter des 12. badischen Reichstagswahlkreises,
der nationalliberale Abgeordnete Be ck , auch mithalf, alle
jene Matznahmen der agrarisch-gesinnten Reichsregierung zu
unterstützen, die die Kalamität hervorriefen. Die überaus
grvtze Dchhrzahl der Bevölkerung unseres Wahlkreises hat
teinen Vorteil, sondern nur Nachteile von dem unter
Dach gebrachten Zolltarif.

Datz der unter Dach gebrachte Zolltaris noch garnicht
in Wirksamkeit ist, sollte der Korrespcmdent der „Volks-
stimme" doch wissen. Es ist also durchaus verfehlt, ihn mit lxr
Fleischteuerung in Verbindung zu bringen. An den Zöllen
liegt die starke Fleischteuerung überhaupt nicht, sondern an der
strengen Grenzsperre sür ausländisches Vieh. An der hat aber
der nationalliberale Abgeordnete Beck nicht mitgeholfen, das
hat die Regierung allein gemacht. Ueberall erheben sich Stim-
men, welche sordern, datz die Einsührnng von Schlachivieh zur
sofortigen Mschlachtung in den städtischen Schlachthäusern ge-
stattet werde, und mst Recht, denn die Fleischteuernng ist grotz,
und die Ernährung des Volkes keidet not.

** Berhaftet. Von der Kölner Kriminalpolizet wurde der
Schlossers Richards von Maintz wegen Ernbruchsdiebstahls
verhaftet. Richards ist ein Kumpan des in -Mannheim verhafte-
ten Schlossers Heine; auf ihn soll nach dessen Angabe das Sig-
nalement des Vcrübers des Raubanfalls in der Htrschgaffe pas-
sen. Auch das Meffer, sagte Heine, ser das seines Frenndes
Thebdor Richards. Natürlich geht die Polizci diesen Angaben
weiter nach.

-— Polizelbericht. Verhastet wurden ein 'Schuhmacher
wegen Unsugs und Ruhestörung, ein Hausbursche wegen Bruchs
Ler Auswcisung und ein Landwirt wcgen Körperverletzung.
Zur Anzeige kamen 5 Pcrsoaen wegen Unsugs und Schlä-
gerei. Ein Fuhrmann, welchcr in der Stcingasse durch Mißhand-
lnng seines Pferdes einen grötzeren Menschenauflaüf verur-
sachte, wurde ebenfalls zur Anzeige gebracht.

X Mannheim, 31. Aug. (E r l e h n t s ä m t l i ch e Manu-
heimer Richtera b.) Der durch eine Reihe merkwürdiger
Beleidigungsprozesse in weitercn Kreisen bekannt gewordene
Hauptmann a. T. Oeltze-Lobenthal ans Neckarge-
münd war heute der Mittelpunkt eines wicderum sehr merk-
würdigen Vorgangs an dem hiesigen Landgericht. Das hicfige
Schöffengericht hatte Oeltze-Lobenthal kürzlich wegen Belei-di-
gung des Kaufmanns Theodor Küpper (Jnhaber -der Firma
Roland Küpper u. Co.) zu einer Geldstrafe von 50 Mark oder
10 Tagen Haft verurteilt. Heute sollte über die Berufung des
Verurteilten verhandelt werdea. Der Angeklagte, der zünächst
an den Pulten der Verteidiger sich aufgestellt hatte nnd vom
Vorsitzeni>en auf die Anklagebank hatte verwiesen werden müssen,
erklärte gleich zn Begtnn mit erhobener Stimme: „Auf Grund
des § 24 St.-Pr.-O. lehnte ich sämtltche Herren äb wegen Be-
sorgnis der Befangenheit unü behalte mir vor, die Gründe der
ALlehnung schriftlich vorzutragen. Jch habe schon in der ersten
Fnstanz zwei hiesige Amtsrichter abgelehnt, weil sie -die sach-
licheu Momente nicht gründlich und sorgfälttg genug geprüft
und mir persönlich . . ." Vors.: „Jch müß Sie dringend bitten,
gegen die Richter erster Jnstanz auch nicht den Schatten eines
Vorwurfs zu er'he'ben." Der Angeklagte 'behäft sich alsdann die
Formulierung seines Ablehnungsgesuchs bor und das Gericht
zieht sich zur Beratung zurück. Nach Wiedererscheinen richtet
der Vorsitzende an den Angeklagten die Frage, ob er alle Richter,
nicht bloß Jene, die heute säßen, sondern alle Manühestner
Richter ablehne. Angekl.: „Ausnahmslos alle Rich-
ter, die in Mannheim anwesend sind." Vors.:
„Wie wollen Sie das begründen?" Angekl.: „Jch bin vorhin
unterürochen worden. Jch hatte die Hoffnung, vor dem Schöf-
fengericht objektive Richter zu finden, dicse Hoffnung tst 'ge-

zen Gasse stahlen. Eines Tages erschien ein Herr mit
einigen Arbeitsrn und> einigen Lastivag'en in einer der
derkehrsreichstest Straßsn,Pests un.d erklärte den dort anf-
Mstellten Polizisten, daß er von der Stadtbehörde beaus-
Lragt sei, das Straßenpflaster zu erneuern, ja er bat ihn
sogar, auf die Arbeiter zu achten, 'damit sie etwa nicht
lässig seien. Jm Laufe von zwei Tagen ließ er gan-ze
Wagenladnngen von Pflastersteinen abführen, und dsr
Diebstahl stellte sich erst heraus, als die Arbeiter bei der
Stadtbehörde erschienen um ihren Lohn zu erheben. Kürz
'darauf wurde gleichfalls in Pest ein ganzes Haus gestoh-
ten. In einer etwas entlegenen lAasse befand sich ein
'einstöckiges Privatgebäude, das zufällig leer stand. Eines
Tages erschien vor dem Hau.se ein Fremder mit einer
Reihe von Arbeitern und ließ binnen drei Tagen das
ganze Haus niedsrreißen und das Baumaterial entfer-
üen, sodaß kein Zisgelstein übrig blieb. Nach einigen Ta-
gen erst kam der Eigentümsr des Hauses, um die Auf-
sicht über das Gebäude einem Hausbesorger zu übergeben.
Man kann sich denken, wie verblüfft er war, als er nur
einen 'leeren Baugrund vor sich-fand. Noch etwas später
tvurde auf 'dem Schwabenberg bei Pest ein Denkmal ent-
wandt —- das Denkmal des Grafen Szechenyi —, das
'der unbekannt gebliebene Täter als „altes Eissn" an
Sinen Trödler verkaufte, von dem es dann die Stäöt Pest
tzurückkaufen mußte. Ktirzlich nun hat sich von neuem
ein ähnlicher, aus einem kühnen 'Einsall beruhender Dieb-
stahl zugetragen. Mtten in der Nacht erschien ein Mann
'mit einer Anzahl von Lastwagen bei dem kleinen Teich ini
Stadtwäldchen, in welchem Fische gezüchtet werdsn, ließ
chinnen wenigen Stunden mit großen Netzen fast alle
Fische herausholen nnd entfernte sich mit dsr Peute noch
Dor Morgengrauen. Als der Pächter des Deiches am
'nächsten Morgen seinen Tagesbedarf ans dem Teiche
dscken wollte, wurden die Netze leer herausgezogen. Er
'erstattete Anzeige, doch hatte 'der Dieb bereits in den
Morgenstunden die Fische verkaufen lassen und man kann
rhin nun nicht mchr auf die Spur kommen.

schwunden. Die örtlichen Verhältnlsse schlietzen dte Objektivität
aus. Hier stehen sich etn angesehener hiesigev Geschäftsmann
snd etn Auswärtiger gegenüber. Da gibt der Lokalpatriotts-
mus den Ausschlag." Der Vorsitzende eröfsnet darauf dem An-
geklagten, datz die Verhandlung ausgesetzt und dem Angeklag-
ten anheimgegeben werde, sein Ablehnungsgesuch beim Ober-
lanbesgericht zu be-gründen.

8 Mannheim, 31. Aug. (Vorder F e rt e n st r a f k a m -
m e r) fand heute etne Verhandlung statt, die etn Nachspiel zu
jenem Exzesse vom 28. Mai ds. Js. btldet, bet welchem Polizei-
sergeant Wetngärtner lebensgefährlich verletzt wurde. Wein!-
gärtner vecfolgte in der Frühe dieses Tages eine Gesellschaft
Mannheimer Maitouvmacher, die eine Rauserei angezeüelt und
zwei Persone.t verletzt hatten. Als Wemgärtner die Gesell-
schast eingeholt hatte und zur Rede stcllte, wurde er überfallen
und ihm von einein der linke Arm durch Messerstiche vollständig
zerschnitten, sodaß die Muskcln und Hauptschlagader genäht
werden mutzten. Der Arm wird seine GeLrauchstätigkeit nicht
wieder erlangen. Der Haupttäter, Taglähner Carl Sehfried,
wurde zu 4 Jahren 3 Monaten Gefängnis, der Bahnarbeiter
Wilhelm Seyfried zu 1 Jahr und 2 Wochen, der Milchhändler
Georg Laier zu 9 Monaten Gefängnis und 3 Wochen Hast veo-
urteilt. Zwei weitere wutden sreigesprochen.

Karlsruhe, 31. Aug. (F le i s ch te ue r u n g.) Wie wir
hören, werden sich die Handelskammern für die Kreise Karls-
ruhe und Baden und die hiesige Stadtverwaltung der an den
Brmdesrat zu richtenden Petttion der Städte gegen die Fleisch-
teuerung anschltetzen und dem Wunsche Ausdruck verlethen, datz
die Grenzen sür die Vieheinfuhr geöffnet Iserden.

Aus Baden. Jn Daudenzell fiel der 23 Jahre alte
Sohn des Landwirts Georg Adain Frani so unglücklich vom
Scheuergebälk, dah der Tod nach kurzer Zeit eintrat.

Handel und Verkehr.

Mannsteim. 31. August. Overrheiiwcbe Bank —. . B 109.75 G.
Nbein. Creditbank —.— B. 144.90 G. Rbeln. Htzvotbekenbank
—B 205.— G. Brauerci Kleinlein. Hetdelberg —B.
2<5.-K. S-browI'sche Brauerei 229- B.. 228 - G. Portland.
Zementwerk Heidclberg 135.— B-, —.— G-

Börsen-Bericht vom 30. August 1905.

(Ber ! i n.)

(F r a n k f u r t.)

3°/« deutsche Reichsanl. 9-1.70
3'/,°/»DeiitscheReichsanl. 110 80
3°/o Preuß. Consols 89 90
3'/,°/° Preuß. Coiüols 101.10
3'/,°/° abgeü. Baden 99.50
1°/ Russische Staatsanl. 93.- 5
t°/« Ungar. Staatsrente 96.70
4°/» änßere Argent. 1897 90.90
5«/ innere Mexikaner 100. -
Rhe>n. Kreditbank-Aktien 144.70
Obecrhein. Bank-Aktien 108.50
Heidelbg. Zement Aktien 134-—
Allg. Elektr.-Ges.-Aktien 236.50
Oesterr. Kredit-Aktün 212.50
Oestr. Staatsbahn-Aktien 144.80
Oesterr. Südbahn-Aktien 20.10
4°/» Heidelberger v. 1901 100.10
4°/» Mannbeimer v. 1901 100.40
(L o n d o n.)

4°/, Javaner 89"'.

Gocrz Sbares 2'°/,,

Geduld Sbares 6"/,«

Greot Fingall Shares 6'/,
Jvanhoe Shares l'''s

Baltimore u. Obio Shares 116"/,
Canam Pac fic Shares 166'/.

4'/-"/» Chinestn 7.60

Diskonto Komm.-Mtien 195.20
Dentsche Bank-Aktien 244.75
Berl. Hand.-Ges.-Aktien 172.50
Darmst. Bank-Aktien 151.—
Dresdener Bank-Aktien 166.—
Nat.-Bank für D.-Aktien 133.20
Schaaffhaui'. Bankv.-Akt. 164.—
Bochumer Guß-Aktien 257.20
DortmunderUnion C.-Akt. 96.40
Giisenk. Bergw.-Aktien 236.—
Harpcnei-Aktien L21.40

Htbernia-Aktien

Kölner Bergwerk-Aktien 440. -
Laura-Akticn 27190

Privat-Diskont 2°///,

ReichSbank-Diskont 3°/g

Geldsorten-

20 Franks-Stücke 16.23-27
Dollars in Gold 4.19

Engl. Sovereigns 20.37—41
Ocsterr- Noten 85.15—25
Russische Noten 215.—

Amerikanische Noten 4.19
Englische Notea 20 48—44

Wasserstandsnachrichte-

N e ck a r.

Hetdelberg, 1-, 1.10 — 0.03 m
Mannheim, 31. 4.04 — 0.00 m
Heilbroun, 31, 0.22 — 0.60 m

Rh e in.

Lanterbnrg 31., 4.74 — 0.00 m
Maxau, 31, 4.84 — 0.00 m
Mannheim, 31, 4.23 — 0.00 m

Der Frie-ens-Schluß.

P o r t s m o u ttz, (Amerika), 31. Aug. Der Rechts-
beistand der japanischen F r i e ü e n s k o m m i s -
sion, Deni s o n und der russische Profesfor v o n
Martens, häben den Wortlaut der Einleitung und
drei Artikel des F r i e d e n s vs r t r a g e s festgestellt.
Jetzt!wird an dem Mtikel über die Zession der chinesi-
schen Bahnen gearbeitet. Es ist möglich, daß der Ubschluß
des Waffe n st i l 'l st andes sich noch 1 oder 2 Tage
verzögert, da zuvor die Generals in der Mantschurei zu
unterrichten sind. Die Bedingungen, unter denen Japan
als Besitzer der ostchinestschen Bahnen anrrkannt wird,
besagen, daß Rutzland ,an Ghina 75 Millionen für die
chinesischen Fnteresfen an dsr Bahu bezahlt, und die
Frage, wer schließlich Msitzer der Bahn sein soll, zwischen
Japan und Ehina geregÄt wird. Die Eisenbahn zwi-
schen Eharbin und der si'birischen Grenze und von Chvrbin
südlich bis zur Statioir Menschentze bleibt in den Hän-
den der Russen. Rußland wie Japan erhalten, dte Er-
laubnis, Wachmannschaften längs der in ihren Händen
befindlichen Eisenbahnlinten zu unterhalten und Truppen
tm Falle ernster llnrühen zu entsendsn. Die Uebertra-
gung der Pachtverträge von Port Arthur und der übri-
gen bezüglich der Halbinsel Liautung wird oon der Ein-
willigung Ehinas abhängig gemacht.

Tokio, 31. Aug. Das Publikuni kennt die E i n-
zelheiten des Fri'edensvertrages noch
nicht, aber otelfach ist man überzeugt. daß Fapan we^
sentlichs Zugeständnisse gsmacht hat. Schon werden ta-
delnde Stimmen' laut. Die Radikalen meinen, ein Ka-
binettsiv-echsel sei unvermeidlich. Das Publikum empfin-
det natürlich eine Erletchternng, aber keine eigentliche
Fveu'de über den Friedensschluß.

' P a r i s, 31. Aug. Der P r ä s ident der Republik
richtete folgendes Telegrainm ari- den Karser von
Ruhland: „Jch übermittele Ew. Majestät meinen
'lebhaftsn Mückwunsch zu dem großen Ereignrs, das Jhre
'hohe WeiNheit zu vollbringen gestattet hat. Das mit
Rußland befreunldete Frankreich tst glücklich, durch einen
'so chrenvvllen Frieden einen Mieg beendet zu schen, in
'dessen Verlauf so Liele helidenniütige Taten vollsührt
wurden." Der Kaiser von Rußland antwortete
'deni Präsidenten Loubet: „Jch bin sehr gerührt durch die
'Gefühle, die Sie mir nr Jlhronr Telegrainnr von gestern
ciusgedrückt ihabsn, und ich danke Jhnen aufrichtig danrr."
An den Kaiservon Ia p a n telegraphierte der Prä-

'srdent Loubet k „Jch beglückwünsche Eiv. Majestät zu dem
'hchren Akt von Weisheit und Menschlichkeit, den Ste
'sochen voWracht haben." Der Kaiser von Zapan antwor.
tete: „Jch bin sehr gerührt von Fhrem Telegramm und
ldanke Jhnen dafür sehr aufrichtig."

Pari s, 31. Aug. Dem Prästdenlen Loubet isk
folgende A ntwor t R o os evelts zugsgangen: „FH
danke Jhnen herzlich für Jhr. Telegramm und bin dauk-
lxrr iür die Haluing, wvlcke Jrankreich stets in Hinsicht
auf deri Frieden eingenoiumen hat."

P a r i s, 31. Äug. ' Roose v e 'l t s I e pesche an
KaiserWil h e l m uiächl hier großen Eindruck. Selbst
jene Blätt-er, welche noch vor wenigen Tagen- gehässige
Darstellungen über die Unterredung des Ia-tsers mit dem
Zaren brachten, veröffentlichen jetzt die Dcheschs an erster
Stelle mit der Bemerknng, man müsse jetzt doppelr ge-
spannt s-ern auf die Antwort Roosevslts an Loubet. Zwei-
fellos habe in der entscheidenden Stunde neben Roose-
velt und Käiser Wilhelm sich auch Lonbet unter die zum
Frieden ratenden gestellt.

Berlin, 31. Aug. Wie der,„Lokal-Anzeiger" mit-
zuteilen in der Lage ist, war es Kaiser Wilh, elm,
dessen friedfertige Vorstellungen den Entsckstuß des Za°
ren herbeiführten, überhaupt Friedens-De-
legier te zu benennen und weiter'hin grade Witte zum
Führer der Mssion zrr machen.

London, 31. Aug. Der japanische Finanzagent
Takahaschi erklärte irr einer cklnterredung mit ernem Ver-
treter des Reuterschen Bureaus, Japarr besrtze nrcht weni-
ger als 35 Millionen Pfund Sterlrng zur Völlrgen freien
Verfügung in Loüdorr, Deutschland und den Vereinigten
Staaterr. Er sehe deshalb keine Notwendigkeit zur
Ausgabe einer neuen Anleihe, da dte perfügbarm
HilssguellSn Japans reichlich die mit dem jetzigen Kriege
zusammenhängenden Kvsten und die dädurch veranlaßten
Ueberausgaben deckten. Wenn die Regierung ore Ab-
sicht haben sollte, eine Anleihe aufzunehmen, so würde
diese dazu bestimmt sein, die früheren höher verzinslicherr
Anleihen zu korrvertieren. Er habe aber nicht gehört.
daß die Regierung im gegenwärtigen Angenblicke solche
Absichten habe.

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! swkts, Wasobstokkö, k-lsnells stsüen rrr llienstsn. !

Die englische Flotte in der Ostsee

S w r n e m ü n o e, 31. Augusr. Deni engli'schen
Mzekotrsul Rose ist vom Höchstkommcmdierenden der eng-
'lischen Flotte, Adnriral W i l s o n, folgen'des S ch r e i-
b e n zugegangen:

Jch bitte Sie, Herrn Landrat v. Böttrcher und Herrn
'Bürgernieistcr v. Grätzcl, Hcrrrr Stadtverordnetenvorstehev
v. Schiemak u.rd allen Magtstratsm-tttzliedcrn' und Stadtver-
ordneten meinen aufrichtigstcn Dank zu vermitteln sür die
schöne Bewillkommnung nnd Gastfreundschaft, welche -den Of-
sizieren und Mannschaften der Kanalslotte während- rmseres
Ause-nthalts in ihreni Hafen- -bewiesen wnrde; nnd mögen Sie
selbst meinen Dank für die Unterstützung, die Sie mir an-
gedeihen lietzen, entgcgennehmen. Jch habe d'ie Ehre zu seia
Jhr gehorsamster Diener Admiral Wilson.

Am Stranbe beobachtet eine große Anzahl Badegäste dts
englische Flotte, deren Schrffe wegen des hohen S-se-
gangs fortwährenö Stellungwechsel vornehmen nrüssen.

Swinsnr ü n d e, 31. AngUst. Dte Abfahrt des
englischen M e s ch w a d' e r s, die heute früh 9 Uhr
erfolgen sollte, rst verschvben worden, da die anr
Land befindlichen Barkassen, welche englische Mannschaf-
ten nach Swinemünde gebracht habsn, wegen hohen See-
gangs nicht zuni Gesckstvader zurückkehren konnten. Jn
'den Straßen von Swtnemünde sieht man noch zahlreicke
englische Seeleute. Eine Ovder des Admirals über ö-re
Ubfahrt der Flotte rst am Land noch nicht eingetrvsfen.
Die Tvrpedobootzerstörer lregen noch im Hafen. Me
diensffreien englischen Offiziere habsn Hren Urlaub dazu
benutzt, um Stettin und Berlrn zrr besuchen und sind bis.
heute früh hier wieder eingetroffen.

S w inem ü n d e, 31. Aug. Trotz des starken Re-
gens, der nur unmerklich nachgelassen hatte, beganneit
die engIischen Torpedoboote undKohlen-
-schiffe vormittags den Hasen in lüngfamsr Fahrt zu
verlassen, um stch mit den anf hoher See verankerten
iSchlachtschiffen zu vereinigen. Um 2 Uhr grng die unter
Admiral Wtnsloe steh^ende Tovpedojägerflottille mit dem
Admiralschiff „Saphrr" und zwei Dahlenschiffen nach
Flensburg in See. Kurz nach 3 Uhr lichteten alle übri-
gen Schiffe der Flotte die Anker und dampften nach Neri-
fährwasser ab. Die ALfährt vollzog sich. bei schönstsm
Wetter.

Neuvste Nacbricitten.

Berlin, 31. Aug. Der Zentralrat der deutschen Ge-
wcrkvereine hat gestcrn einc Protestversmmrrluntz gogerr
die F 1 eischnot abgehalten. Es wurdc folgenüe Resalution
boschlossen: „Die jetzt tatsächlich bestehende NeilchtLuerung uad
Fleischnoit bedeutet etrie tzewältige 'Schädigung der arbeitenden
Klassen, 'dcren Lebenshaltung dadurch beideutend herabgedrückr
und deren tzesundheiüiche Verhältnisse, sowie Leistungsfähitz-
keit infolge ungenügender Ernä'hrung gefährdet wcrden. D-ie
Versammlung fordert daher von der Reichsretzieruntz erne un-
beschränkte Einsuhr von Schlachtvieh, die ohne Gefähr-
duntz 'der sanitären Berhältnisse durch ausreichende Konttolle
sehr wöhl möglich ist."

Berlin, 31. Aug. Ein Telcgramm aus Windhuk meldet:
Bei einem Gefecht in de.r Karrasbergen wurden leicht ver-
wundet die Reiter Wilhckm Kriews urrd Friedrich II h -
lerrhake. Der Reiter Heinrich Steiner ist am 27. August
i>m Lazarett zu Würdhuk am Typhus gestorben.
 
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