Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 204-229 (1. September 1905 - 30. September 1905)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16474#0658

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
in der ersten Hälfte dcs Monats Ja>mmr boginmen. Die An-
rneldungen zu dieser Prüfung sirtd im Laufe des Monats Okt.
rn der vorgeschriebenen Form beim Justizministerium einzurei-
chen.

AusLand.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 27. Sept. Jm Wgeordnetenhaus übt Lr.
Lecher heftige Kritik. Die Regierung spiele in handels-
politischer Beziehung ein hochgefährliches Hazardspiel.
Man habe vielleicht die Unkerschrift des Kaisers auf die
Verträge gefetzt, die man nicht wird einhalten können, fo
daß man zu dem vielen Unglück, das den armen alten
Lkaiser getroffen, noch das hinzufügt, daß man ihn Vor
ganz Europa bloßftellt. Redner tadelt dann das Vor-
gehen gegenüber den ungarifchen Parteiführern in der
letzten gemeinsamen Audienz und tritt für das allgemeine
Stimmrecht ein. — Die deutsche Fortschrittspartei läßt
erklären, daß Lecher nicht in ihrem illamen gefprochen
habe.

Aus SrsdL unö ^snd.

Heidelberg, 28. Septembcr.

Der Umzug der Universitätsbibliothek in dte neuen Pracht-
räume ist zu ewmm vorläufigen Abschlutz gclaugt. Ju 32 Ta-
gen wurden unter Aufsicht unld tätiger Mitihillfe des gesamteu
Btbliothetsperfonats von 1o Arbeitern 'die Bücherfchätze tn die
NLueu Räume überführt. Dic Hanidschriften uud Zeituugeri
mutzteu noch zurüWleiben, weil diie zn ihrer Anfnahme vor-
gefehenen Schrämke und Regale uoch nicht fertiggeftellt siud.
Der Betrieib in -dem neue.r Haus kann erst wieder anfgeuommen
werden, wenn die noch fehleuden Ausstattuugsgegenstäude, Mö-
bel usw. vollständig gelicfeut siud. Zur BeUützung durch das
PuVlükum wirld die Mbliothek wohl fruhesteus bet Begirm des
ueueu Wintevsemesters wieider geüffnet werdeu können. Für
die Dozentenschaft wird, wie wir hüren, die Bibliothek bereits
in nächster Woche zugäuglich sein.

Bon der Sternwarte. Arn 22. ds. Mts. ist im A st r o-
ph ys ik a l i s che n Institut der Grotzh. Laudessternwarte
auf dem KönigstuIHIl der -ritte neue Planetvid im
Se-pteMber durch photographische Hirumelsaufnahme gefnulden
wovdeu. -SeiU E.rtldecker ist der Direktor ides Justituts, Herr
Hofrat Proffefsor Dr. Max W o l f. Der Planetoid leuchtet wie
e'in schwckches Sternchen 11,8. GrötzeüNaffe und steht irr der
Konstellatiou des Wäffevmauns; seine Poffitio-n ist 22sh. b in
Rektaszension u.rd -p 3 ° 40 ' iu DeUiuation. Am 18. ds. Mts.
hatte der erste Assistent, Herr Paul Goetz, eineu brSher un-
bekanüten illeinM- Planeteu 12. GrötzeUk-lasse gesunden, iu Rek-
taszension 22 lr und iu Deklinatiou -p 6 ". Aiu fobgendeu Tag
bereits fand er auf der photogvaphifchen Platte eiuen Plane-
toiden gileicher Gvötze in- der Konstellation Ider Fische. Jiu -letz-
teu Halbjahr (seit Mitte März) ist die Zahl der bekaunteu Nei-
neu Planeteu neue vdinigs um 1 9 gewachsein, die sämtIi -ch auf
döru Königstuhl-Obsevvatorium eutdeckt worben stnd. Jnsge-
smut dürfteu bald 600 bekannt sein.

->- „Neue Heidelberger Jahrbücher". Soeben evschien das

1. Hest des 14. Jahrgangs dieser vom Historisch-phi-
losophischen Verein neuerweckten Zeitschrift, mit folgendem Jn-
ha-lt: Rudolf Sillib, Ileber Vcrlegungspläne 'der Universität
Heide-lberg; Bagrat Chalatianz, die avmen-ische Literatur
des 19. 'JahrHunderts. Eine Skizze-; Haus Rott, Briefe -des
Heidelbcrger Theologen Zacharias Ursinus ans Heidslberg und
Neustadt a. H.

— Auf dcm dcutschen Naturforscher- und Aerztetag iu Me-

rcrn wurde Professor Dr. Kümmel - HeidelLevg in den wis-
senschastlichen Ausschuh in- der medizinischen Hauptgruppe be-
ruffeu. Zum Orte der nächsteu Taguntz, also im Jahre 1906,
tvurde Stuttgart gewählt.

X Auszeichnung und Stiftung. Der internationale
italieuische Preis „König Humbert I" im Be-
trag von 2 5 0 0 Lire , ausgesetzt sür die beste Arbeit oder die
beste Ersindung, die auff dem Gebiet der ortho-pädischeu Chi-
vurgie aller Länder währcnld der letzten 5 Jahre geleistet wor-
den' ist, ka.m> jetzit zuin ersts.r Mal znr Verteilumg. Zuevkarmt
wuvde dev Preis Herrn Dr. Oscar Vulpius, Professor
der Orthopädischen' Chirurgie und Leiter der Orthopädisch-
Chirurgischcni Heilaustalt in Heidelberg für seine Aribeiten auf
dent Gebiet der Lähmungs-Therapie, inSbesondere für fein
Buch „Die Sehnenüberpflanzung und ihve Verwevtung in der
iBehandlung der Lähmuntzen". Herr Prof. Dr. Vülpius hat
ldie thm zufallende Summe züm Besten eines im Grotzherzotz-
-tum zu errichtenden Krüppelheims zur Vevfügung gestellt.

II Dic hiesige Barbier-, Friscur- und Perückenmacher-
Jnnnung hielt ä-m Montag, Len 26. d. M. imr „Gutenbevg"
ihre statutarische Versaminlung ab, bei welcher u. a. die Er-
richkung eincr Fachschüle beschlossen wurde, deren Beginn in
nächster Zeit stattffinidet. Der Borsihende, Herr Julius Dövf-1
fel, gedachte mit betzeistevüden Worten -des 20jährigen Bestehens
der Jnnüng. Es wurde 'beischlossen, dieses Ereigms in aller-
nächster Zeit in Form eines Familienahends zu begehen.

' X Turnerischeö. Die Turitgesellschaft Heidel-
berg-Reuenheim betzeht a-m kommeniden Sonntag ihr
diesjähritzcs Abturneu in der Turnhalle des neuen Schul-
hauses in Reuenheim. Das Wet-turnen, währenddem der Mü-
sikverein- spielen wird, beginnt u-m ihalb 3 Uhr uachmittaigs.
Abenids sindet im Verein-lokal „Rose"-Neueniheim ein Ball mit
turnerischen Ausführungen statt. Freiunde der Tur-nsache sind
fveuüdlich eingelaiden. Näheres im J-userat.

)!( Bom Stadttheater. Das Enide der einzelneu Pausen
bei deu Vorstellunigen wir'd in Zukunft -durch ein Glocken-
zeiche-n auch im Theater-Case bekannt gegelben
wevden.

-— Polizeibericht. Verhastet wnvdeni ein Haiusbuvsche
wegen Entgie-Hnntz der Wehrpflicht, ciu Metalldrücker wegen
Kühruug falscher Legitimationspapiere. Zur An-zeige ka-
men ein Ma-urerlehrlintz wegen Körpevvevletzuüg und 3 Per-
soneu wegeu Uufutzs.

(I!) Doffenheim, 26. Sept. (Vom P o r p h y r w e rk.)
Zwischcn dem technischen- Verwalter des Gsmeinide-Porphyr-
werkes und Arbeitern kam es heute zu Zwisiigik'iten. Ws spä-
ter der Verwalter da-s Bureau verl-ietz, fiel eiu Schutz, der
aber glücklicherweife kein Unglück aurichtete. Der Täter isi bis
jetzt unibekannt.

-I- Weinhcim, 27. Sept. (W e r sch ie de ne s.) Fn vori-
ger Wochc, am Mittwoch und Donncrstag, wuvde in Laüdö.i-
bach >die Weinlese vorgenom>men 'hauptsächlich ber Trauben-
ffäule wegen. Das Ergebnis war ein recht beffrieditzendes, so-
wohl was Qualität und Quantität betrifft. Er w-og über 80
Grad, unü wurde roher, umgckelteter Most pcr Ohm zn ca. 40
Mark verkauift, so dah der gekelterte Wein ca. 48 Mark kostete.
Hier in Weinheim, woselbst gestern und heute „Rstes" gelesen
tvurde, galt derselbe so ziemlich dasselbe, in Lützelsachsen aber
40—45 Mk. ungeke-lter Most per Hektoliter. Heute sollte dre
Weinlese sür „'Weihes" hier fortgesetzt werden; hierzu war
aber Idas Wetter höchst Migüustig. — Fn- Wahlsachen haben in
liberalen Kreise.i die Versammlungen auch begonnen, und wer-
den voraussichtlich noch -weiter fortgesetzt werden. Für Herrn

Landtagsabgeordneten Müller ist jedenffalls böste Aussicht auf
Wiederwahl zu hosffen.

Maimheini, 25. Sept. Jn der letzten Zeit wurden zwci
neue evcmgelische Gotteshäuser fertig gestellt: die Friedens-
kirche in, der Schwetzingerstadt und die Lutherkirche in der
Neckarstadt; beide Kirchen sind auf dem Platz der ehemaligcn
kleinen Gotteshäuser erbaut und haben je etwa 1200 Sitz-
plätze. Als Bauaufwand ist für jedes Gebäude 400 000 Mark
vorgesehen, welche Suminen aber bei Ler Lutherkirche infolge
des schlechten Baugrundes nm etwa 50 000 Mark überschritten
werdcn wird.

O Mannheim, 27. Sept. (Versammlung des Ver-
eins für S o z i a l p o l i t i k.) Die iheutige Versaimmilung
dcs Vereins sür Sogialpolitik war am stärkstc-n 'besucht. Zahl-
reiche Grohinidustrielle, Syndikate und Kartelle ihatten Vertie-
ter gesaNdt. Auf der Tagesobdnnng stand: Das Bevhältnis
dev Kartelle zum Staat. Professor Sch moller - Bevlin er-
klä-rte diese Fvage für das wichingste volkswirtschalftliche Pro-
bleM. Die Kartelle berühen aüf einer notürli'chon und n«t-
wendigen Entwicklung. Gcgeu Mihstände der Kccrtvlle könnon
Reich und Staat durch Eisenbcchntarife, Zollpolitik und Han-
delsverträge kwrrigierend eingreifen. Autzerdem 'sollen bei
Aktiengesellschaften mit über 75 Millionen Mark Kapital Reich
und lStvat zur Vcrtretung ihvcr Fntereffen im Anfsichtsvat
vertreten sein. Die Diskusfion, in ider der Generakdirektor 'des
KohlensyNdikats in gröhter Schärffe gegen die Arbeiterorganisa-
tionen sprach, zog sich bis ?L8 Uhr hin. Die Verhandlungen
wurden sodann auff Donnerstaig früh vertagt.

L Mannheim, 27. Sapt. (Die 'Feier 'des 50jähri-
gen Jubiläums des Luisenhauses) nahm
einen siDinen Verlauff. De.r Fefftakt im Bernhardushof wuvde
eröffnet mit einer poetischen Begrühung ider 'Königin durch
Schüleriuncu. Es folgte die Aufführung des MÄodramas
„Die Welterlösung" von Hille. Sodainn wurde die Geschichte
der Anstalt in lcbenden Bildern Vovgefführt. Die Festrede
hielt Herr Dekan Bauer, welcher die erzieherischen Gruud-
sätze der Anstalt darlegte und die Fürsorge der Protektovin
und der Grohherzogin von Baden ihervorhob. Ein Turnervei-
gen der obeven- Klaffen bildete dcn Abschluh 'der Feier. Nach-
mittags fand eine Zusammenkunfft der 'derzeitigen und ffrühe-
ren Aöglinge statt. An dem Festmahl inahm auch die Köuiyin
teil. Prinz Max Vvn Maden traf im Lause des Nach-
mittags znm Besuche der Köuigin hier ein. Die Grotzhe r-
zogin stiste-te der Anstalt ein prachtvolles Gemälde,
die sixtinische Madonna darstellend, und der Oberin ein wevt-
volles Kruzisix.

Worms, 25. Sept. (V e r u ngl ü ck t.) Aüf dem Rangier-
balhnhof wiuvden heu-te Vormittag einem Bahnbeümten aus
Hpflheim beiüe .Beine von den Rädern der Lokomotive abge-
schnitten. — Jn unserer Stadt und deren Umgebung sind un-
gewöhnlich viele Kinder an Keuchhusten erkrankt.

Karlsruhc, 26. Sept. (Z u m E i se n b ah n u n f a ll.)
Heute kurz nach 3 Uhr nachmittag-s enttzleisten iufglge unzeititzev
Weichenumstclluntz beim- Rangierdienst im Bahnhos Offen-
buvg zwei Wageu, wodiu-rch die Ein- und' Ausfuhrgleise der
Richtung Appenweier gesperrt woren. Um 4 Uhr 45 Min. nach-
mittags konnte ein Weis frei gemacht unld eingleisitzer Betrieb
zwisichen Ofifenburtz >und Aippeniveier eiügeiführt wevdeu; um
6 Uhr nvchmittags waren beide Hauptgleise frei unld die Auf-
nwhme ides zweigleisigen Betriebs wieder möglich. Durch die
Gleissperrung traten erhebliche Störumigen im Fahvplan der
Züge ein. Auch die in Heibelberg erwarteten Züge hatten durch
das Unglück grotze Verspätung.

8. Karlsruhe, 27. 'Sept. (E ingestellt.) Durch 'die Ein-
ste'llung des Verfahrens gegen Herrn Hoffbuchhändler
Ulrici ist erwieffcn, datz die gegen iihn von> e'ineim hiesigen
GeschästAmainn erhobenen Beschu'I«ditzumigen -der Grundlage ent-
behren.

8 Karlsruhe, 27. Scpt. (Die Jahresversamm-
lun-g der südwestdeutschen Jrrenärzte) findet
hier am 4. und 5. Novemlber stcvtt.

/c Pforzheim, 27. Sept. (Feuer.) Auff dcm Bahnhoff
Dill-Weitzenfftein bvannte gesteru Abend der Güterschup-
peu samt den dvirin untergebrachteu Gütern totäl nipder. Der
Brand eutstand 'dadnrch, datz ein Avbeiter ein brenneudes
Streichholz in die Reste eines ausge'ladeneu Terpeutinffasses
auff der Rampe am Gütcrbahnhof wogwarf, >da er glaubte, die
F'lüflsigkeit sei Wasser. Der Schaden ist bedeutend.

2 Baben-Baden, 27. Sept. (Der Reichskaugler)
ist hier wieder ein-getroffem, auch traff der deutsche Gesandte
i n Bern, v. Bülow, ein.

II Baben-Baden, 27. Sept. (Schwarzwaldbäder-
tag.) Die nächfftjährige 16. Versamimluntz der Mitglieder des
Schwarzwaldbädertages wird hier abtzehaUen.

Baden-Baden, 26. Sept. (Elektrische Stratzen-
b ah n.) Dem Büvgevausschutz liegt u. a. auch der Autrag auf
Bewillitzung der Mittc'l für die Vorarbeiten zur Erstellung
einer elektrischcn- Strahenbahn vom Bahn-
hoffOosdurchdieStadtbisLichtenthal -vor.

Il Pfullendorf, 27. -Sept. (NachAfrika.) UnevmÜdlich
im Dieuste der mediziuischeu Wisse-nschast ist de-r älteste So'hn
'des Herrn Me'dizinalrat Ambros hier. Nach Absolvierung
seincr Studicn wi'dmetc sich Hcrr Dr. Ambros -dem Berufe äls
Militärarzt. Bei Ausbruch der Wir-veu in China zog er mit
den ostasia-tischen Truppen i-us Reich der Mitte. Nach Beendi-
gung des Boxerauffstandes 'verblieb Dr. Mmbros bei der ost-
asiatischen Besatzuugsbrigade, wo er unterldessen' zuim Stabs-
und Bataillonsarzt aivanzierte. Vor 8 Tags.i wurde Dr. Am-
bros in das Jnfanterie-Regiment Nr. 113 in Freibuvg ver»
setzt. Dem tatendursti'gen- Arzt schcint es aber in >der Hermat
keine Ruhe gelassen zu haben, dei.rn -das neueste Militärwochen-
blatt enthält die Versetzung 'des Dr. Ambros iu die Schutz-
truppe für Südwestafrika. Jn seiuen ueuen Wirkuugskreis be-
gleiteu -den pflichteifrigen Arzt die herzlichstcu Glückwünsche
seiner Landsleute.

V Todtmoos, 27. Sept. (Die Grotzherzogin von
Oldenburg) traf gu längerem Aufentha'lte mit Gefoltze
hier ein und hat im Hotel und Kurhaus Wohnuntz genvmimen.

L Freiburg, 27. Sept. (G e n e r a lv e r samm lu ug
des Verbandes badischer Zimmermeister.) Am
Sonn-tag, den 1. Oktvber, vorm. halb 10 Uhr, sindet hier im Re-
stau-vanit zum „Fahnenbeivg" die Generalversa-mimluntz des Ver-
ban-dcs baldischcr ZimMeriiueister siatt.

Koustanz, 25. Sept. (Verhastet.) Ju einem hiesigen
Hotel WUvde dcr 'seit läugerer Zeit von Wien aus we-gen Uu-
terschlaguug von 5000 Kroneu steckbrie-flich verfoltzte Kcruffmanu
Joh. H u m m e lb ruun e r aus St. Veit iu Kärnten ver-
hafftet.

-—. .. - -

Kommission zur Nenoestoltuttfl des matlie-
matisch-naturwissenschaftlicheil Unterrichts.

Die bei den. Fachlehreru einerseits, in den Kreiseu der Fu-
genieure nud Aerzte auderer'seits immer ilebenidiger und stärkcr
gewordene Ueberzeutzung, datz >der mathematisch-naturwissen-
schafftliche Untervicht unserer haheren Schulen den Zei-tfovde-
vungen nicht entffpricht, 'hat bekanntlich zu einer von Tag zu
Tag au Stärke zunehmeüden Bewegung igesührt, die namentlich
auf den Ncrtuvforscherversammluntzen zu Hambuvg (1901), zu
Kcrssel (1903) und zn Breslarr (1904) ihreu Ausdruck faud.
Währeud in Halmbuvg -durch eine Reihe eiustimmitz crngeuom-
mvner Theseu die Wiedereinführung des bi-ologischcn Uuter-

richts ili don Oberklassen der höheren -Schuleu gefovdert wuvde,
beschloh die Kasseler 'Versainmlung, in cine Prüfu-ng der Latze
des mathematisch-natu'vwissenschastlicheu Unterrichts überhaupt
nach seineu beidor Seiten, der mathematisch-physikalischen und
chemisch-Lio'lotzischeu einzutreten uüd dieser Gedanke fand seiue
praktische Durchführung durch deu von- der Breslamer Ver-
samlmiuing im vorigen Jahre eiüstimmitz augenommeuen Be-
schlutz.

Die in Geinätzheit dieses Beschlusses zusammengcitreteue
Kommission zählt zu ihreu 12 Mitgliedevn nebeu Lehrern der
vcrschie>deueu mnthomatisch-naturwiffeuschaftlichen Fächer an
deu einzelnen Austalten mehrere Dozeuten der Uuibersität
und technischen H-ochschulc und Vertreter der praktischeu Ju-
dustrie; die Dozeuteu gehören zum Teil der medizinischen Fa-
kultät an. Jhre TäitiAeit glaubt die Kommiffion zuuächst auf
deu> llntervicht au deu drei in Preutzen bcfteheudein Arteu von
neuuklaffigen -Austa>lteu -beschränken zu solleu; für die Neuge-
staltuutz dieses Unterrichts bringt sie Vorschläge iu vier der
diesjährigeu Natuvforscherversammluny (iu- Merau) evstatteteu
Berichteu, eiuem Allgemeinbericht uud >drci Einzekberichteu, die
sich auf die Mathemwtii, die Physik und die Chemie neibst
Biologie ibez-ieihen. Die Tendei.rz der Vorschläge eihellt aius
deu drei tm Allgemeiübevicht enthaltenen Leitffätzeu:

1. Die Kommiffion wuüscht, dah >den- Mbtturieuteu weder
eine emseitig sprachlich-historische, noch eine eiuseitig natur-
wiffenschaftliche Bikduug gegeben wevde.

2. Die Uuterrichtskommiffion erkeuut die Mathematik uüd
die Naturwiffei.ischaften als deu Spvacheu durchaus gleich-
wertige Btlduugsmiittel au uud hält ffest au dem Prtnzip 'der
sipeztfischen Allyeme-tnbtllduug (das will svgeu: etner BtldUTitz,
deren Ziel überall das gleiche tst, etne freie 'Btlduntz ües GetsteK
uüd- CharakterS, jedvch gewonueu auf vevschiödenem, den fpez.
Geistesaulageu 'der eiuze'lneu Meuscheu entsprecheud, durch die
etuzelncn Schularteu -verwirNichten Bi>lduutzswetze.-t).

3. Die Kommifftcm evklärt dte tatsächltche Glerchberechttgung
der höhereu Schulen (Gymuasieu, Realgy-muaffien, Oberreül-
schuleu) als duvchaus niotwen>dtg uüd wünscht deven vollständttze
Anevkeunung.

Fm ü'brigen set evwähnt, 'datz für den naturwiffenschastltcherr
Untervtcht im gaüzen 7 Wocho.vstuüdeu gefovdert werdeü, von
deuen 3 auf Phhsik, je 2 auv Chemte uüd die wie'Äer tn den
Unterricht der obersteu Klaffeü aufzunehmeudeu bto'logischen
Fächer etnffchlietzlich der Geologie eutfalleu ffollen, dauebeu wird-
dte Auffetzuuy beffondercr Stuuden für praktische Uc'buutzeu in
allen Zwetgeu des naturwiffenffcha'ftlichen Unterrichts al>s drin-
gend uöt-tg erklärt. Die volle Durchführung ihrer Fovderuugen
verlaugt die Kommiffion zuuächst uur für die realisiiffchen
Austalten, au humauifftischen Gpmuasieu 'begnügt sie sich mit
der Forderuutz einer Mehrsiuude für Mathematik in jeder
Tertia uub eiuer Mehkstuude für Physik tn jeder der drei obe-
ren Klaffen, iu'dem sie augesichts der hier obwaltcnden- Schwie-
rtgkctten von weiteren Vorschlägcn illbfftaud uimmt, die rück-
stänidige notiurwiffeuschaffitliche Aiusbi'kdung des Gymuasial-Ahi-
turie.rten aber nachdrückltch ffür eiueu der Abhi'lffe dringeud bc-
dürftigxn Mihstaud evklärt.

Jedeur 'der 'dveff obeugeuauuteu Eiugelberichte fffft eiu ius'
Detaffl geheuder Lehrplan beigeffügt, mit dem iudesseu die
KoMMission' keiueswcgs einen' Nonnalvlau auffzufftellen beab-
sichtigt, vieilmehr solleu dtese Pläne ledtglich einerseits eiu
Bild von >der Art gcben, iu 'der die Komm'ission sich die Ver-
wirklichuug ihrer Gedcmkcu- vorstellt, anldererseitis ffür die prak-
tiffchvn Versuche eff.ieu fvuchtibareu Anhalt bieteu.

Zur Aufftellunig ffolcher Verffuche hat 'das preuhiffche Kultus-
mini-sterium in daukeuswcrter Weiffe ffeiue Gcuehmiguug ge-
g«'bcn, sie sirid an eiuer Meihe von Anfftalteu bereits im Gantz«,
au aüderen sollen sie iu nächster Zeit iu Antzrifs genommen-
werden.

Alle weitereu Frageu, die im Raihmcu des ibr erteilteu Auff-
trages liegeu, hat 'die Kom'miffiou aüf das nächste Jahr ver-
schobeu, es siüd dies iusbesoudere der llnterricht an deu Re-
formschuleu, 'deu Realschulen, den Fachschulcn, der uaturwis-
sönffchastliche Mäjdchenuuterricht, hygienische Fvageu und na-
meutlich auch die Fvage Ler Lchrervilduntz durch die Soch-
schuleu. D-iese Frageu sind GeigeustaaÄ des der Naturrorschcr--
Vevsammlun-g zu Merau 1906 zu e-vstatteuden Berichtes.

Svort.

^ Der Heidelberger Rudcr-Klub beschlotz am vergantzenerr
Soumtag die dieissährige Rudersai'son offiziell durch die iLliche
-Sipätjahr-sausffahrt an deu Adler nach Ziegelhausen. Es füh-
ren 2 Achter, 3 Vierer und 2 Zweier, iusgeffamt 39 Maau, ir»
Anbetracht der äutzerst ungüüstigen Witteruug eine stattliche
Zahl. Fu kurzer Rcde warff idcr Präsidcut ciueu Rückblick auff
die 'vevflossene Saiffou, konstatierte, -dk-tz die Zahl der aktiven
Mitglieder — 136 — die höchste bisher erreichte war uud
mahnte- zur weitereu, fleihitzeu Ausübung des schörreu Sports
uuid zumi treuen Auishalteu aur Klub. Nür kurz währte dev
Aufeuthalt iu Ziegelhauseu. Bald eilten die Boote -wicüer
-in fröhlicher Wettifahrt >den Neckav 'htnuuter und kväftig er-
scholl uach beenditzter Ftzhrt >das Hfpp, hipp hurra, das uach-
altgewohnter Si-tte arn LaüduUg-ssteg auf den Klüb ausge-
bracht wurde, über >den Flutz.

Hak»del und Berkestr.

— Aus Doffenheim a. d. Bergstraße, 27. Scpt. (Herbst.)'
Gestern und heute ist >der Herbst 'dahier beeüdtgt wovden. Dev
Quautität nach ist er bei ben meisteu Winze-vu geviug ausge-
fallen. uameutlich wuff der Seite gegen Schtie-shei'm, wo das
Hagr.lwetter an deu Wcinberger zie-mlich erheblicheu Schadeu
vcm-vsacht hat. Die von deu Eisstücken zerffchlageneu Trauben
fiugen stark zu fauleu au uud von VorwärtsMheu war ffeit dev
Zeit keirie Redc mehr. Besser ifft der Hcrbst an Qualität und
Qüaatität au-f der Seite gegeu Handschuhsheim ausgeffallen;
hier hiny es zu'm Teil zienilich voll und man fariid ganz weuig
zevschla-gene uud faulc Trauben. Pcrkaufft wivd hier weuig
wevdeu. Die meistrn Winzer behalteu dcn Weiu fiir sich, zu-
mal c-s ja weuig vder ffast gar kcin O-bst tzegcbeu hat uud ka-nn
deshalb van Obstweinmacheu keine Re'de sein. — Der Tabal
ifft hier aufgekauft. Der grötzte Teil derselbeu auf hiesiger Ge-
mavkurrg wurde vou dcm Satzelwetter 'schwer befchädigt uü-
siud die Laudwirte insoferu schr zu Scha-deu gekomruen, als sür
den Zeutuer uur 16 Mark bezahlt wurdeu, währeud in sonstigeü
Jahren für 'de'n Zeatner 24—25 Mark 'bezahlt wurdeu, dsm-
nach ein sehr empsindlicher Nusfall.

4- Werthcim, 26. Sept. (V o n d e r Erute.) Die Kar-
tvffelerute ist in uuserem Bezirke iim Vvlleu Gauge. Quautität
uüd Qualität laffeu nichts zu wünffcheu Wrig. Die Preise be-
wetzeu sich zwiffcheu- 3,50 uud 4,50 Ma-rk pro Zeutuer. HierM'ü'
dürfften sich uuffere Laudwirte gewitz zufriödeu gebeu. LeideV
ist ein gänglicher Ausffall von OVst zu 'vevzeichneu. Für Mast-
obst -werdeu 7 Mark, für Taffelobfft 14 Mark pro Zentner be-
zohlt. Jnffolg« dieser hoheu Preise ist es nicht zu verwuuderu>
weun maucher sich besinut, seiue Fässer mit A-pfe'lweiu zu ffv>'
leu, zumal begründcte Ausfficht beffteht, das Hektol. Traübcn-
mofft zu 20—24 Mark zu erhalten.

X Wertyeim, 26. Sept. (F le i s ch t e u e r u ng.) D *>
Preisc ffür Schlachtschweine sind nach cincm kurzeu Rückgar^
wieder aus 54 Märk pro Zentuer Lebeudgewicht gestiegeu,
dah -voraussichtlich^ iu dcr uächsteu Ze-it ciu Preisabschlag
Schweiue nicht zu erwarteu ist.
 
Annotationen