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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Juli bis Dezember)

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Nr. 230-255 (2. Oktober 1905 - 31. Oktober 1905)
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„Kleinen Presse" unter der Ueberschrift „Grausame
Jagd" scharf getadelt, und Dr. Hoffmann antwortete mit
zusprechen oder gar zu leugnen. Es hilft aber alles
nichts. Die häßliche Tatsache läßt sich durch einen Schwall
von Worten nicht umstoßen. Zehnter selbst muß sie, ob
er will oder nicht, bestätigen.

LipPe-Tetmold.

Lippe, 7. Okt. Der mundliche Verhandlungster-
min für den Th r o n f o l g e st r e i t ist auf den 26.
Oktober anberaumt.

Nus der KKrLsrlrher Zeitunfl»

— Seine Königliche Hoheit Ler Grotzhcrzog ha!ben
den nachgenanuten Persanen den Orden vom Zährinyer LÄven
verliehen und zwar: 1. d-as Kornmandeurkrenz 2. Ktasse: dem
OLerst Götz, Kammandeur des Kgl. Bayer. 20. Jnf.-Mez. in
Lmdau; 2. das Ritterkreuz 1. Klasse mit Eichenlaud: üem
Oberstleutnant beim Stabe desselben Regimeats Schroeder;
3. das Ritterkreuz 2. Klasse: dem Lentnant und Regtments-
Ndjutanten im gleichen Rsgiment Muxel; serncr 4. das
Ritterkrenz 1. Klasse mit Eichenlanb: idem Bürgermeister Ho!f-
rat Schützinger in Lindau.

— Betriebsassistent Emlil Pfeiff in Mannhcim wurde
nach Karlsruhe versetzt.

Karlsruhe, 7. Oktober. Der Großherzog erteilte
heute Vormittag auf Schloß Mainau einer Anzahl Per-
sonen Audienz. Die Großherzogin Legab sich heute Nach-
mittag nach Konst-anz, um- einer Sitzung dex Tuberkulose-
ausschüsse des Kreises Konstanz anZuwohnen, die in 'der
Wohnung des Oberbürgermeisters Weber unter Leitung
des Geheim-erats Dr. B-attlehner und des Bezirksarztes
Medizinalrats Dr. Heinemann fiattfand.

AuslsuL-

O estttreich-Uugar«.

P e st, 7. Okt. Die Artikelfrage des Grafen Tisza
gegen das allgemeine Wtihlrecht hat besondcrs
in der liberalen Partei -große Gärung vernrsacht und man
spricht von bevorstehenden großen Austritten aus der
Partei. Tisza beharrt auf seinem Standpunkt und er-
klärt, er werde gegebenenfalls sein Abgeordnctenmand-at
niederlegen und im Magnatenhause für seine Ansichten
weiter kämpfen.

i ' Türkci. -

K o n st a n t i n o p e l, 6. Okt. Jm Cercle d'Orient
ent-deckte gestern die Poliz-ei bei einer nochmaligen Unter-
suchung zwei 40 Kilo schwere B o m b e n. Die frei-ge-
gelassene armenische Dienerschast dieses vor-
nehmen Klubs, dessen Präsident der österreichisch-ungari-
sche Botschafter ist und zu dessen Mitgliedern das
gesamte diplomatische Korps zählt, wurde infolge des
Fundes wieder verhaftet.

Zur Landtaflswahlbewegunq.

Heidelberg , 9. Okt. Die sozialde m okratischcn
Kanld-tdatcn Klein un>d Dr. Foank aus Manu-Heim werdeu a-m
16. Okt-ober im „Prinz Max" in einer Wählerv-ersammlu-ng
sprechen.

Rohrbach, 8. Okt. Am Samstag, deu 7. >d-s. Mts., fauld
in der Wirtschaft „zum Adler" hfer eiue natiomrlltberale Wa'hl-
veosammkung statt, in tvelcher der Laudta-gskaiUd-idat Ober-
lehrer Grieser aus Kirchheim, Dr. Roser iu Rohrlbach,
Bezirkstierarzt Väth und Rechtsanwalt Dr. Bauer aus
Heidellber-g sprachen,

Badeu -Baden, 8. Okt. Die Vermutumg, datz die sog.
„neutrale" Kandidatur iBeutteumüller uichts weiter ist, als eine
verkappte ultramontane, hat sich vollauf bestätigt. Der katlhol.
Männerverein hat einstimmtg den Befchluß gefatzt, von der
Aufstelluiig einer Zen-trumskandidatur in hiesiger Stadt Ab-
ftand zu nehmen und für Herr-n Rentner Ernst Beuttenmüller,
der die Erklärung abgegeben hat, datz er -bet e-iner Wahl dem
Vlock sich n-icht anschlietzcn wevde, einzutreten. Die frcigesinn-
ten Mänuer der Stadt Ba-den w-issen- jetzt lbestimmt, wie viel die
llhr geschlagen- hat und wie Lie „neutrale" Kandidat-ur Beutten-
müller z-u behan-deln ist. Drum frisch ans Wcrkl Der Sieg bcs
bewährtcn liberalen Kandid-aiten O-berlbürgermei-ster Dr. G ön-
ner kann ni-cht ausbleiben-, wenn die liberalcn Wähler zusa-m-
menhalten unld ihre Pflicht tun.

Konstanz, 6. Oktober. Jn der gcstrigen Vertranens-
männersitzung ist auf den Vorschlag des Reichstagsabgeord-
neten Hug Rcchtsan-Walt Dr. Baur einstirnmig als Zcn -
trumskan-didat für die Landtagswa'hl in hiesiger Stadt
auf-gestellt worden. Dr. Banr hat sich bisher als rühriger
Agitator für die Zentrumspolitik hervorgetan. Der Kandidat
der Sozia-Idemokraten ist -der -Malermeister 'Krohn, der der
Blockpartei, gcmätz deren Grundsatz, dem bisherigen, der
Vereinigung angehörigen Vertreter sein Mandat zu sichern,
der Demokrat Venedey. Die Redaktion der „Konstanzer
Nachrichten" macht auf das seltsam-e Bild aufmerksam, datz
alle drci Führer der früheren Opposition fdie vor einigen
Jahrcn beim Sieg Venedeys in St. Joharm ein rührendeZ
Verbrü'derungsfest gefeiert haben) als Gegner
einander gegenüber stehen.

Das Behringsche neue Heilpcinzip bei
Tuberkulose

^ Paris, 7. Oktol-er.

Jn der SchlutzsitzunH des Jnternationalen T-uberkulosekon-
gresses in Paris machte hcute Geh. Rat Prof. -v. Bchring
Mittc-ilungen ü'ber sein neues H e il p ri n z i p bei Tuberkulose.
Er erinnerte zunächst an die von ihm 'bereitS i-rr dcr Zeitschvift
„Tulbertulosis", sowie in dom ersten Ban-de sei-ncs Werkes über
mode-rne Probleme -delr Entstehung nnd Heilu.rg -dcr Schwind-
sncht gemachterv Mitteilungen un>d suhr dann fort: „Jch will
hier nur versuchcn, die Natur und Wi-rkunlg 'der neuen Methode
zu bcschrciben, dic, wie ich glirube, berufcn ist, die von der
Schwindsucht bcdrohtcn Menschen gegen dic schüdlichen Folgen
der tuberkulöscn Jnfcktion zu schiitzen. Jch halte es sür eine
grvße Ehrc, Liese Mittcilungcn in -dcr ösfentli-chcn Versanrm-

einer Beleidipungskla'ge. Das Schöffengericht zu Bergen
nähm an, daß die Auslassungen in der „Kleinen Presse"
nicht den Zweck hatten, eine Aenderung der jagdpolizei-
lichen Vorschriften herbeizuführen, sondern den Kläger in
der öffentlichen Meinung herabzusetzen. Anch von Wah-
runtz berechtigter Jnteressen könne keine Rede sein, und
deshalb wurde auf — drei Monate Gefängnis
erkannt. Gegen das Urteil ist Berufuntz eingelegt wor-
Len.

lung >de-s Pariser Kongresses zu machen." Behri.r-g schildert >
sodann, wie er durch ra-stlose Arlbeit mit dem Rcagengglas zur !
-Herstellu-nlg eines von ihm „T. C." genannten- Mittels -gelangte, >
welches die aktive Jmm-unisierung i-n einc passtve umwan'delte. j
„Jch gebe Jhnen-", so sagte der Rcdner, „di'e Versicheruntz, Latz !
ich nie in- 'meinem Leben eine gröhere Freude empfunden habe, j
wic in diesen Tagen, Wocher und Monaten, als das ursächliche
Band zwischen dcr Jmpfung und dcr Jmmunität mit im'mer
wachsenider Klarhcit vor meinem Angc auftvuchte, dank 'der im-
mer wiederholten Bcobachtuntzen an tierischcn Expcrimenten.
Ein Rätsel nach dcin andern hellte stch auf -in Bezug auf die
Natur un'd die Wirkun-g de-s Scrums." Da-s ncue Heilp-rinzip !
bevu'ht ans der Durchdrintzuntz lebender Kör-pcrzellen mit ei.rem !
gut -charakteristertcn- Bestandtei-l des nnschädlich zu machettden
lebcttlden Kran-kheitserrctzers, dem von mir so-genannten kon-ta-
giösen C. Spezicll bei dcr Tubcrkulosc nenne ich diesen Be-
standteil TC (Tuberkulo-sekontotzium.) Jn der lebenden am--
malischen Körpergelle er'fährt das C eine merkliche U-niwan'dluntz
uttd in dieseM' intrazell'ulärett metamor'phosierten Zustande
ncnne ich das wirksame Agens L, weil ich noch keine Sicheoheit
darüber habe, ob es im letzten Grunde ein ponderabler Körper
ist. Das TC rcpräsenticrt in den Tnberkelbazillen nach meiner
Beobachtung die sormge'ben-de absorbierende und assimÄierende
Krast. Auch noch in den mit ihm insizierten animalischen Zel-
len 'hat sein spezifisch -wirksames Derivat -bis ans einen gewis-
scn Grad Selbstexisteng, und man kann mit Recht von- eincr
S-hmb-iose bes TT mit eincm- Analogott -der Tierzelle reücn.
Das intrazellulärc TT ist ci-nerse-its die Ursache dcr Tubcrkulin-
Ueberempfindlich-keit tubcrku-lös i-nsitziertcr Fndivi'duen-, und es
ist anderseits die Ursache heilsamcr Zcllülärrcaktionett gegen-
ü-ber dem Tuberkulosevirus.

-Einen langen Wcg mu-tzw ich zurückl-c-gen, bevor ich zu dcr
hicr skizzierten Auffassuntz des Zustan-dckommens der cxpcri-
mentell von- mir festtzcstcllten, willkürlich herbei-geführten Tu-
bcrknlose-Jmlmnnität von Rindcrn, Pferden, Z'iegen, Schafen,
Kanin-chen und Mcerschwei-nchen gclangen konnte. Und ich
kann hinzusügen-, datz die Aufsinduntz eines richtigen Wetzes
zum Verstättdnis- -des im Lause der lehten Jahre von mir ent-
dcckten- un-d dantt gena-uer studierten- Heilpri-nzips wesentlich der
tzenauen- Kenntnis der Arbeitcn vo-n Mctschnikow über die Pha-
gocytosc gu -dantzm habe.

Wentt ich nach dieser Schilderung der ncuen tuberkulose-
therapentischen- Jd-ce nuttin-chr überge'he zur Methodc dcr Gc- -
winnung des Tuber'In-lasemittels, so wi-ll ich znnächst die Be- !
inerkuntz vo-rattsschicken, daß ich gegen die Anwenbung lebender !
und vermchrungsfähiger Tuvcrkclüazillcn bcim Menschen die
allerschwersten Bc-dcnkcn habe, so datz die Uebertratzttttg der von
mi-r nnr bei -der Bekämpfung der Rindcrtu-bcrkulo-se mit mei-
nem- B-ovovacctn wirksam gesundenen Metho-de au-f die Men-
schentnberkulose für mich ausgeschlossen bl'ieb. Erst von deni
Zeitpunkt ab bc-gann ich ernlstlich zur Bckämpfnn-g der mensch-
lichen. Tuberkulo-se tzeeignete Mttte'l zu su-chen, als i-ch in- idem
TC eine Substanz 'gefunden hatte, die ihrcrseits nich-t ver- ^
inehruntzssähig ist un-d trohdeni an Schutz- und Heilwirkung ^
-den lebestden Bazillen weit überlegen gemacht werden kann !
durch ihre allmähliche Umwandluttg in das TT. Die TC-Ge- !
-Winttuntz lbeginnt mit der 'Besreiung des Tuberke-ls von drei l
Subsiattzgrnppen: erstens der in reinem Wasser lüslichen, zwei- !
tens der in zehnprozentiger Kochsalzlüfung lüslichen mit Tuber- >
kulmwirkimg behastete 'Pr-oteinsttbstanzen, und dritsens müs- i
sen n-och- d-ie in A'lkohol und Aether l-ösli-chen Substangen aus !
dem .Tuberkel entsernt -werden, ehe man zu-m- rclativ reinen C
gclangen kann. Es bleibt von idem Tuberke-lbazillus nach Ent-
fernuntz der eben genannten- Substanzgruppen ein Restbazillus,
der schlietzlich durch Verkleinernng in eine aniorphe Masse ver-
wandelt wird, d-ie nach Einsühruntz in das Unterhauttzewcbe
ticrischer tu'berkulose-einpfäntzlicher Jndividuen von Zellen auf-
.genommen wird, die aus lymphathischen 'Keimzent,ren hervo-r-
gehcn. Untcr -gcwissen Umständcn kann man beobachten, wie
die mit T. C. sich- imprätzniercttdcn Zcllen zu sogen. ovoplhi'len,
bczw. re-sinophilen Zellen- lvsrden. Von fu-nid-amentalcr Be-
deutuntz sür das Vcrständttis- dcr t-herapcnti-s-chen T. C.--Wirkun-g
ist sür mich die Feststellung der Tatsache -geworden, datz das T.
C., obyleich es kein vermehrungssähitzes Agens ist, doch 'die
Fähitzkeit zur Erzeugung von- Tuberkeln- besitzt. Die T. C.-Tu-
berkehn verkäsen und erwcichen abcr niemals. Sie sind von
selbst hei-lbair, und- sie heilen in der Weise aus, datz ihr Gewebe
in elbenldemselbett Gewebe, a-us Idem sie hervovgeMttgen sind,
ohne Rest ausgehen.

Nach Experimentcn an verschiedenen Säugetieren bin- ich
überzeutzt, daß das „T. C." bereits in dem ttr-sprüttglichen Ba-
zilluS vor-gebildct ist und 'datz es als Hcilmtttel für den mensch-
lichen Körpcr hertzestellt werden kann.

Behring fügte dann hinzu: „Jch vertage die Veröffent'lichung
'dcs zweiten- Tci-les meincs Buchcs jedoch b-is zu dem Attgcttblick,
wo die Wirkuntz und die Il-ns-chädlichkcit des Mittels davgetan
sein mutz. Es ist nütig, datz nuttmchr Gelehrte und ersa-hrcne
Kliniker es kontrollieren. Bisher haben die verschiedeneni Heil-
mittel gcgen Tuberkulose ni-cht 'diejcniigett Nesultate erzielt,
welche man an Ve-rsuchcn an Tieren erwarten konnte. Jch
boffe glücklicher zu scin und stellc mein Mittel, sobald ich nach
Marbnvg zurückkehre, den Gelehrten zur Verfügung, in 'der
Hosfnung, daß sie die nä-m-lichen und noch bcsseren Erfoltz.' er-
zielen- werden als ich." Behrittg eri-nnerte znm Schlutz dar-a-n,
datz sein- Diphtherieheilmittel ebensalls jahrelang nach An-
erkennung ri-ngett mutzte und datz sich seine Wirkumg erst in der
praktischen Erfahruntz vervollkonimnetc.

Die Versa-mmlung spendcte lebhaften Beisall, welcher sich
bcsottders nach der Verlesu-ttg dcr französischcn Ueberschung wie-
derholte.

Paris, 7. Okt. Jm- Namen der Tulberkulosesorscher der
Unionstaaten lud Fliegcr ein, 'dcn nächsten Kon-gretz 1908
in den Unionstaaten abzuhalten. Leyden - Berli-tt sprach den
Dank der Vcrsannnluttg an dic Veranstaltcr dcs Kontzrcsscs ans,
Gramme - Dänemark rühmte die französische Gastlichkcit.
Herard schlotz den Kongreh mit den Wo-rten: „Auf Wieder-
sehen in Amerika 1908."

Beim Präsidenten Loubct fand heute grotzer Empfang der
Mitgl-ieder des Jnternationalen Tuberkulose-Konyresses statt,
dem ein Diner für die hervorragenden Teilnehmer dcs Kon-
grcsses voraufging. Die Tcutschen ersreuteu sich besonderer
Ausmerksamkeit.

Bei dem Diner sprach Nräsi-dent Loubet in einem Toast
den Anwcsenden seine Glückwünsche zu der von ihnen geleistcten
Nrbeit aus und trank auf d-.is Wo-Hl der auf dem Kongretz ver-
tretenen Nationen samt ihren Souveränen. Der Präsident
si'etz init dcm Nnsdruck der Hofsnung, datz der nächste Kongretz
in den Vereinigtcn Staaten einen neuen Beitra-g»zum Wohle
d, r Mensckiheii licsern wcrde.

AuS Stadt uud Lsttd,.

Heitelberg, 9. Oktober.

— Hcbbclverein. Die Borbereitungen für dic Veranstaltun«
gen- des Winterhalbjahres gehcn- ihrem Ettdc entgetzen. De-r
erste literarische Abcnd- sittdet voraussichtlich noch in der lctzten
Okto'bevwoche statt nnd soll die Rezitation von Goethes „U r -
faust" brintzcn m-it der Karlsvuher Hosschauspiclerin F-rl.
Elfriede Mahn. Das reichhaltige Generalprogramm
wirid Mitte Oktobe-r zur Austzabe gelanyen. — Der Hebbelver-
ein steht zu-c Zeit auch t.i Unterhattdluntz mt-t -dcm Verlcger dcs
von Hans Pfitzner in Arbeit genommenen Klavierauszu-
ges etner Oper von- E. T. A. Hoffmann , der „U n d i n e",

um noch iin Winter an einem Musikabcnd des Verein-s grötzere:
Br-uchstücke des Werkes vorführen zu können. Bei d-icser Gele-
genheit muß eine vo-r einigen Monaten- durch die Presse gegau-
gene lNitteilun-g richtig gestellt wevden: das der königlichen Bi-
bliokhek in Berlin ge'hörende 'Manu'skri'pt der Oper ist nicht
von Hans Psitzncr e.itdeckt wordcn, sondern war Gelehrten uitd
Musikern seit langem bekannt. Die Ouvertüre ist sogar vor etwa
7 Jahren in Heidel 'berg in einem Bachverein s-K o n-
zert nnter Prosessor Wolfrums Leiturvg zu-r Ausführuntz
gekommen. — Ende Oktober wird im grotzen Saale der „Stadt-
halle" ein V o l k s u n t e rh a l t u ng s abe n d stattsinden,,
über den das Nähere demnächst mitgeteilt wivd.

— Die eingestürzte Brücke der Rebcnbahn. Welch' grotzeu
Schaden u-nsere Schiffahrt durch deü- Eiustu-vz der Brücke erlei-
det, ersieht ma-n> aus den- au-genblicklich allein bei Heide-lbertz
lic-gettden Schisfen, welche geMuntzett sind, minidestens noch 3
Wochen hier still zu liegen. Es sind dies 18 mit Salg, 1 mit Ze-
-men't u. 1 ni-it Holz gela-denes Schiff, welche zusammen untzefähr:
30 000 Ma-rk einbühen. Rechnet man dazu dic Schleppzüg'r,.
welche täglich zweimal von Manuheim nach Heilbrontt gehen
könnteei und wovon jcder aus annähernd 2000 Mark kommt, so
evgicLt dies einen weitercn Schaden von 60 000 Mavk, svdatz
'die Gesamtsumme von 100 000 Mavk, welche nnsere Schisfahrt
erlei'det, als nicht zu hoch tzegrisfeii ist. Das hier umlausende
Gerücht, wonach Pioniere zum Ausbau der eintzestürzten Neckar-
brücke herangezoyen werden sollen, oder zu einer Uebimig an der
Brücke kominan-diert würden, bewahr'heitet sich nach den von uns
einlgezogenen Erkundigun-gen nicht.

-j- Olrober Nnfug. Eine Leserin unseres Blattcs schrcibt
un-s: Als ich Freitag Abcnd- zwischen 7 und 8 Uhr aus dcm
Heimwetz durch d-ie Hauptstratze gegenüber dcm Heumarkt ging,
verspürtc -ich plötzlich einen hestigen Schlag an der Stirn." Jch-
fuhr zurück und bei-m Betasten der getroffenen Stelle fand iiH
eine aus Glaserkitt geform-te Kugc.l platt an der Stirn kleben..
Dieselbe mutzte -der Stärke des Anpralls nach aus einer Schlen-
'der oder einem- Kindergewehr gcschossen worlden sein. Leicht
hätte Äas Geschotz das Auge oder 'das Ohr trefsen kö-nnen und
dann wäre zweifellos ei-ne dauernide Bcschädigung die Folge ge-
wesen. So kam ich mit eincr dicken Beule davon. — Jm ösfent-
lichen Jntcresse wäre zu wünschen, datz Zeugcn des Vorgangs,
die nähere' Angaben über üen Täter machen können, Anzeige
auf -der Polizei erstatteii.

(II) Die Schlußprobe der hiesigen Feuerwehr fand gestern
Vormittag statt. Sie verlies sehr befrie-digend. Nähcres mor-
gen.

st- Ein nnfreiwilliges Bad nähm gestern nach erfolgter
Uebuttg die Freüo. Feuerwehr Schlievbach. Jm JLgerhauS-
hat-te sie sich näch Ler Anstren-gung des Vormi-tta-gs kräftig tzc-
stärkt. Dann fuhr die 4. Kompanie in einem- grotzett Kahn 'den
Neckar herunter. llrter großer Heitevkeit der Feuerwehrlente
ging die Fahvt von statten, d-o-ch mit des Geschickes Mächten ist
kein. ew'ger Wund zu flechten. Knrz vo-r Lem Zie'l schlug der
Kahn' um ustd die brave 4. Kompanie war wieder in ihrem Ele-
ment. Leidcr ha-tten 2 Leutc das Mitzge-schick, direkt unter den
Kahn zu komm-cn. Sie konnteu erst nach grotzen- An-strentzuttgen.
a-us ihrem- feuchten Gesäntzn-is besreit wcvden. Autzer den Ver»
lust von 4 Feuerwehrhelmen und den Verbandskasteu wird
wc-hl i.ioch ein tüchtiger Schnupsen d-iesen- oder jenen -d«r Teil-
nehm-er an das unsreiwillige Bad erinnern.

-fl Erdbeben. Am Sonntag früh vegistrierte der -Seismo-
graph des astrophhsikalischen Jnstituts der Stern-warte auf 'dem
Köniigstuhl ein mätzig starkes Fernbeben- in- der Zeit von 8.80'
Uhr bis 8.45 Uhr. Die stärksten- Stötze daucrten 3 Minuten.

(I I) Beinahe verunglückt wäre.gcstern Mittag 2 U'hr aus.der
St-ati-on Kü-mmclibacherhos ein Mann, wcl-cher irrtü-mlichcrweise
auf der li.iken- -Seite des Lokalzuges au-sstieg. Der um- diese
Zeit gerade fällige Schnellzug hätte 'den Mann uttbedintzt ülber-
sahren, wenu nicht der Führer sofort Gctzenda-m-pf gegcben ustd
sv den- Zug di-rekt vor dem Mann-L zum Stehen gcbracht hätte.

—Ünfällc. Ei-tt Merk-utscher hatte beim Abladen- vott
Bierfässern -das Un-glück, sei-ne Hättde zwischcn- die Fässer zu
brittgen. und sich dadurch zwei Finiger zu quetschen. — Einem
S-chlosserlehrlittg wurden -die Fingerspitzen dadurch total zer--
quetscht, .datz er sei-ne Hänbe in eine im Gany befindliche Ma-
schine brachte.

88 Der Alkohol! Gcstevn Morgcn stürgte iin Rausch ein Koch
in der Schlotzstratze Nr. 52 Äie Treppe herunter und zog sich
schwere Verletzungen am Kopse zu.

X Soiröe Trilby. Wie uns mitgcteilt wird, häben -d-iä
Davbietu.igen „Little Trilbys" nie und nimmer mit Darbie-
tungen- etwas igemein, die dic Wissens-chaft mitzbrau.chen und 'N'
ihrem Namen nur Täuschuntzcu des Publikums ausführen, die
unter dem Schlagwort des Neuen etwas altes brintzsn. H--rr
Bertzhof versteht es mit seincn interessantcn Darbietuntzett „Fm
Reiche der Rätsel" seiu Püblikum. angenehm zu uniterhalteir
und- zum Nachdcnken über seine verblüffende Experime.ite an-
zuve'gen-. Jedensalls dür-ften sich die Abende, nach dem regett
Kartenverkauf, tzcvadezu scnsationell gestalten. Es finden i--.lv'

2 Abettde, Dienstag und- Mittwoch, im Ha'vmoniesaal statt.

— Polizeibericht. Verhaftet wurden ein Kausma.in
wc-gen iBettelns, Beleidig.untz und Ruhestörung, zwei Taglöhner-
wcgen Haussriedensbruchs, Rulhestövung uttd Wi-derstands. Zirr'
Anzeige kanien 18 Personen wegen Ruhestörun'g uttd Un-
fiitzs.

O Mosbach, 8. Okt. (Der Mord an de.r Kn o l l.h
Ucber dcn Hergang bei der Verhaftung und über das inzwischen
erfolgte Geständnis -des Mörders Binkele erfahrcn wir
solgcndes: Als aM 5. ds. Mts. der Landjä-ger sich in den Hos
des PLchters Mnkele -be-gab, um Nachso-rschuttgen anzüstellen,
ersuhr er durch Zusall, datz sich der älteste Sohn Bi-nkeles seit

3 Tagen- nicht mehr häbe sehe.n lassen. Der Landsägcr wandte
sich niM a.tt den alten- Bi.ike.Ie, -der ihm mitteilte, datz sein'
Sohn' im- Bett läge. Sofort begab sich der Lattdjäger an das^
Bett, in dem der ju-ttge Mens-ch mit Kva-tzwunden im Gesicht und'
einer Schn-ittwuttde am Finger lag. Dcrselbe gab gtt, er häbe-
eine Rauferei gehabt, die Wunde am Finger 'habe er sich bcirn
Abzic'hen cines Hasen zugezoge-n^ Da dem Landjäger von ei,nec
Rattferei nichts bekannit war, führte cr dea Berdächtigen- in-
das Gefäntznis nach Neckarsulm äb. An -dem'selben Tage sattd
niaw den mit Blut getränkten Angutz des Vcrhasteten im Heü
Vcvsteckt un-d das blutbesleckte Tasch;-ntuch. Vor die Staats-
anwaltschaft vevbracht, leugnete Minkele zunächst, sah sich äber-
schlietzlich zu einem Gestättdttis gsnöttgt, als ihm seine blut-
grtränkten Sachen vorgehalten wurden. Sicben mal hat cr das
Tnschcnmesser angesetzt, bis der Hals der Knoll durchschnittcn
war. MischDaucht hat er sein Opfer n'icht; er ist vielmehr nach'
vollbrachter Tat, jcdettfalls aus Antzst, nach Hause geflohen.

sjst Mannheim, 7. Okt. (S ch w u r ge r i ch t.) Letzter
F a'l l. Jm letzten Fall wurde der Fabrikavbeiter Fuchs auS
Kctsch wegett Totschlagsversuchs uttd Bedvohuug zu 1 Jahr 0
.Mottaten Gesättgnis verurteilt. Näherer Bericht solgt.

II Biihl, 8. Okt. (Zum Fall Haas in Kappelro-
deck) wird geschriebem: Haas hatte bervits vovgestern Kon-kurs
attgemeldst, wodurch wohl die U.itevs-chlaguntz sich mcht mehr
Vevdccken lietz. Haas hat sich selbst dem Gericht in Ossenbura
gestellt, seine Familie hat si-ch zu Verwandten nach Steinibach'
begeben. Die Fam-ilie, dic anscheiuend nicht ü'ber ihre Verhäl'--
-nisse gelebt, wivd allgemein bedauert. Haas soll sehr hoch
Lotterien, Preu-tzischc Klaffenlottevie usw. gespielt haben u"d-
sich in Börsenspekulationen- eingelassen und dabei grotze Sui''-'
itten Verlove-n häben. Die Unterschlagmigen belaufen sich aüs
300 000 Mark. Wer den Vcrlüst zu tragen hat, tst vorerst 'aoch
! lücht festgestellt. Der Neservefond der Kasse mit 55 000 Marr
 
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