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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920

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Heft 1
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Hirschmann, Otto: Die Sammlung August Janssen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0048

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eines außerordentlich fuggeftiven Bildes der Sammlung Janffen geftanden; es ftellt ein
junges Mädchen in warmrotem Kleide dar, das in Lebensgröße mit Camburingeklirr
und ßellem Lachen am Befcflauer vorbeiläuft (Abb. 8). Den Maler des frifchen Bildes
vermutet man in Fjendrick Pot, indem man etwa an deffen großflgurige Darftellung
in Rotterdam denkt; doch läßt [ich nicht verhehlen, daß das Bild der Sammlung Janffen
pich von diefem vor allem durch feine gefd)lof[ene farbige Stimmung nicht unerheblich
unterfcheidet. Auch eine Gruppe von vier muflzierenden Kindern von Jan Mienfe
Molenaer verrät den ftarken Eindruck, mit dem Frans Fjals feine ganze Generation
beherrfcht ha*. Jan Cornelisz Verfpronck, der durch ein reifes Fjerrenbildnis ver-
treten ift, hat pich jenem, obfcßon felbft eine ftarke Künftlerperfönlicßkeit, ebenfowenig
ganz entziehen können. Von Adriaen van Oftade find in der Sammlung ein kleiner
Charakterkopf und ein [timmungsvoller Innenraum, vor deffen warm hereinflutendem
Licht man zweifelt, ob es nicht Adriaens noch begabteren Bruder Ifaack zum ürheber
hat. Cornelis Dufarts Kegelfpieler verdienen, wie die meiften Arbeiten diefes Epi-
gonen, der nur mit dem von feinem Lehrer überkommenen Gute wuchert, das Prädikat
tüchtig und unterhaltfam. -— Nächft Fjals und den Oftades find es die Landfehafter r
die den Ruf der Fjaarlemer Schule begründet haben, mit den Ruisdaels als Führern.
Von Jacob van Ruisdael begegnen wir — außer dem Bild, das die Familie
Janffen zurückbehielt — zwei merken, einer 1649 datierten Dünenlandfcßaft mit
dem für die frühen Bilder des Meifters bezeichnenden feinen Baumfchlag, aber auch
fd)on der auf feine fpätere Entwicklung weifenden leicht pathetifchen Beleuchtung, fo-
wie einer Ulaffermühle aus feinen fpäteren Jahren. Von ungewöhnlicher Schönheit ift
das 1659 entftandene Eisbild von Salomon van Ruysdael mit feinem weiten Fjorizont,
feinem flößen Fjimmel und der köftlicflen Staffage, die dem kalten Grau des GCIinter-
tages Leben und Farbe gibt (Abb. 9); ungewöhnlich ift es durch fein ftarkes Naturge-
fühl und ungewöhnlich in feinen koloriftifchen Reizen, die in dem pikanten, fein ab-
geftuften Schwarz der Vordergrundsfigürchen gipfeln. Nicht immer begegnen wir Salo-
mon van Ruysdael auf folcher Fjöfle künftlerifcher Kraft. Der fruchtbare, aber niemals
oberflächliche Philips tüouwerman ift mit einem Aufbruch zur Jagd, Jan (üijnants
mit einer Landfchaft vertreten. Die für die Copograpflie des flolländifcflen Städtebildes
fo wichtigen Klerke von Gerrit Berckheyde werden manchmal allzu ausfcflließlicfl
auf ihren Gegenftand hin angefehen. Oft allerdings zeichnen fie [ich ebenfofehr durch
eine beinahe abftoßende kühle Nüchternheit, wie durch ihre urkundenhafte Creue aus.
Der Blick auf die CUälle Fjaarlems in der Sammlung Janffen (Abb. 10) ift jedoch dazu
angetan, uns auch von der Künftlerfchaft Berckheydes einen hohen Begriff zu geben.
Das durch ihn bevorzugte leicht verhüllte und darum weißlich flutende Sonnenlicht be-
herrfcht auch hier den farbigen Eindruck. Aber das Spiel der mit einem leichten kühlen
Silberglanz überhauchten üöne ift hier zu einer Meifterfcflaft entwickelt, die uns durch
ihre perfönlicfle Eigenart in ihren Bann zwingt, derart, daß wir hinfort bei unferem
Urteil über den Architekturmaler Berckheyde ftets diefer Schöpfung werden gedenken
müffen. (Fortfe^ung folgt.)

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