Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 12.1920
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https://doi.org/10.11588/diglit.27227#0069
DOI issue:
Heft 1
DOI article:B., G.: Das Aussfuhrverbot von Kunstwerken
DOI article:Der Kunstmarkt
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Aus der Sammlerwelt und vom Kunftfjandel
tum, nachdem die Fjandlunqsweife Morgans jun.
nad) dem Code [eines Vaters die bitterfte Ent-
täufchung in den t)ie[igen Kunftkreifen tjervor-
gerufen batte, da er den frommen Klunfch des
Vaters, feine ganze Sammlung öffentlichen In-
ftituten zu überlaffen, nicht als Befehl anfab,
fondern zum Verkauf eines großen Ceiles der-
felben fcbritt.
Seitdem das Metropolitan Mufeum die Alt-
mannkollektion mit ihren faft unvergleichlichen
Rembrandts und Frans Fjalsgemälden als Erbe
erhalten, ift hierzulande eine derartige öffent-
liche Kunftftiftung nicht mehr vorgekommen,
obwohl die erft ganz kürzlich gemeldete Freer-
ftiftung an das Smitbonian Inftitut in Klafhington
ihr in gewiffem Sinne nahekommt, und, wie
ebenfalls bereits mitgeteilt, aud) Philadelphia
ja nicht leer an großartigen Stiftungen aus-
gegangen ift.
Frick, dem kaum ein befonderer perfönlicßer
Gefcßmack eignete, wenn er auch im Laufe der
Jahre ficber viel gelernt hat, wobei er aber ftets
die Klugheit befaß, [ich auf wirklich facßverftän-
diges ürteil zu verlaffen, begann im Gefcbmack
feiner 3eit und feines Landes feine Sammlung
mit Meiftern der Barbizonfcbule, wohl zunäcbft
mehr aus einer Art Millionärsehrgeiz als aus
Kunftliebe. ünd fo hat er dann auch immer
den Sammlergefcbmack der reichen Amerikaner
gezeigt, der einmal auf das 18. Jahrhundert und
fodann auf erftrangige Meifterwerke der früheren
Jahrhunderte, namentlich Rembrandts ausging.
Den Gemälden hat er fpäter aber auch noch
Emaillen, Limoges wie byzantinifche, Bronzen
(bei denen ihm Bode behilflich war) und Por-
ze.lan hinzugefügt und fo fein Fjeim zu einem
veritabien Mufeum von außerordentlicher Be-
deutung ausgefta.tet.
Seine Gemäldegalerie allein foll 140 Bilder
enthalten, darunter Klerke allererften Ranges,
denn auf den Preis kam es ihm dabei gar nicht
an. Er hatte es ja auch danach. Die bedeu-
tenden Gemälde find wohl das Selbftbildnis
Rembrandts aus dem Jahre 1658, Fjolbeins „3wei~
tes Porträt des Cbomas Cromwell“, F. Fjals’
„Bildnis eines Künftlers“, Rubens „Porträt des
Marquis Spinola“, v. Dycks „Porträt des Paolo
Adorna“, ein Porträt Philips IV. von Velasquez,
je ein Gemälde von Greco und Goya, Gains-
borougbs berühmte „Che Mall“ und die erft
kürzlich erworbenen Klerke: „Fjeiliger Franziskus
in der Klüfte“ von Giovanni Bellini, ein wahres
Klunderwerk, über das ich fchon, noch vor dem
Kriege, im „Cicerone“ anläßlich feiner Klieder-
findung und Ausftellung im Burlington Fjoufe in
London berichtet habe; fowie Vermeers „Liebes-
brief“, der erft vor wenigen Klochen aus Berlin
in Fricks Befiß überging als trauriger Beweis
für den Exodus von Meifterwerken aus Deutfch-
land.
Nicht weniger als zehn Millionen Dollars foll
Frick auf feine Sammlungen verwandt haben,
wabrfcbeinlid) fogar mehr: ja manche fprecben
von 50 Millionen! Da er etwa hundert Milli-
onen befeffen hat, alfo wenigftens ein 3ehntel.
Er hat mithin feinen 3ehnten der Kunft und
damit zugleich der Öffentlichkeit geweiht, und
fo auch die Seite mancher diefer gewaltigen
amerikanifcben Kraftmenfcben und „Induftrie-
kapitäne“ einer nun wohl zu Ende gehenden
3eit dargetan, die einen mit diefen, den Raub-
tieren gefährlich nahekommenden, auch als ame-
rikanifcbe Napoleons oft bezeichneten Perfön-
licbkeiten bis zu einem gewiffen Grade faft
ausföhnen könnte. Denn fo viel ift wahr:
Klenn ihnen diefe Seite eignet, fo fchaffen fie
etwas Großes und Bleibendes für die Allgemein-
heit, das fonft ungetan bliebe.
Frank E. KI. Freund.
Die Notiz von dem Vermächtnis des kürzlich
verdorbenen Fjenry C. Frick in Fjeft 24 des Cicerone
ift dahin zu berichtigen, daß diefer feine Schäle
(£d)teqlte©oMing
! fucfst jti taufen tue Äunflfsanitung .Har! Jbal'cifti'cf, Berlin 2ß 9 j
E 33e[Ieoueftraßel5 E
= gür bert ffiaditpcis bebeuteitber ©titefe $ctf)It biefetbe unter 3uficl)crung ftrcncjfter S3er: E
i fcßwiegenßcit eine i) oße iBermitifungggebüßr -
47
tum, nachdem die Fjandlunqsweife Morgans jun.
nad) dem Code [eines Vaters die bitterfte Ent-
täufchung in den t)ie[igen Kunftkreifen tjervor-
gerufen batte, da er den frommen Klunfch des
Vaters, feine ganze Sammlung öffentlichen In-
ftituten zu überlaffen, nicht als Befehl anfab,
fondern zum Verkauf eines großen Ceiles der-
felben fcbritt.
Seitdem das Metropolitan Mufeum die Alt-
mannkollektion mit ihren faft unvergleichlichen
Rembrandts und Frans Fjalsgemälden als Erbe
erhalten, ift hierzulande eine derartige öffent-
liche Kunftftiftung nicht mehr vorgekommen,
obwohl die erft ganz kürzlich gemeldete Freer-
ftiftung an das Smitbonian Inftitut in Klafhington
ihr in gewiffem Sinne nahekommt, und, wie
ebenfalls bereits mitgeteilt, aud) Philadelphia
ja nicht leer an großartigen Stiftungen aus-
gegangen ift.
Frick, dem kaum ein befonderer perfönlicßer
Gefcßmack eignete, wenn er auch im Laufe der
Jahre ficber viel gelernt hat, wobei er aber ftets
die Klugheit befaß, [ich auf wirklich facßverftän-
diges ürteil zu verlaffen, begann im Gefcbmack
feiner 3eit und feines Landes feine Sammlung
mit Meiftern der Barbizonfcbule, wohl zunäcbft
mehr aus einer Art Millionärsehrgeiz als aus
Kunftliebe. ünd fo hat er dann auch immer
den Sammlergefcbmack der reichen Amerikaner
gezeigt, der einmal auf das 18. Jahrhundert und
fodann auf erftrangige Meifterwerke der früheren
Jahrhunderte, namentlich Rembrandts ausging.
Den Gemälden hat er fpäter aber auch noch
Emaillen, Limoges wie byzantinifche, Bronzen
(bei denen ihm Bode behilflich war) und Por-
ze.lan hinzugefügt und fo fein Fjeim zu einem
veritabien Mufeum von außerordentlicher Be-
deutung ausgefta.tet.
Seine Gemäldegalerie allein foll 140 Bilder
enthalten, darunter Klerke allererften Ranges,
denn auf den Preis kam es ihm dabei gar nicht
an. Er hatte es ja auch danach. Die bedeu-
tenden Gemälde find wohl das Selbftbildnis
Rembrandts aus dem Jahre 1658, Fjolbeins „3wei~
tes Porträt des Cbomas Cromwell“, F. Fjals’
„Bildnis eines Künftlers“, Rubens „Porträt des
Marquis Spinola“, v. Dycks „Porträt des Paolo
Adorna“, ein Porträt Philips IV. von Velasquez,
je ein Gemälde von Greco und Goya, Gains-
borougbs berühmte „Che Mall“ und die erft
kürzlich erworbenen Klerke: „Fjeiliger Franziskus
in der Klüfte“ von Giovanni Bellini, ein wahres
Klunderwerk, über das ich fchon, noch vor dem
Kriege, im „Cicerone“ anläßlich feiner Klieder-
findung und Ausftellung im Burlington Fjoufe in
London berichtet habe; fowie Vermeers „Liebes-
brief“, der erft vor wenigen Klochen aus Berlin
in Fricks Befiß überging als trauriger Beweis
für den Exodus von Meifterwerken aus Deutfch-
land.
Nicht weniger als zehn Millionen Dollars foll
Frick auf feine Sammlungen verwandt haben,
wabrfcbeinlid) fogar mehr: ja manche fprecben
von 50 Millionen! Da er etwa hundert Milli-
onen befeffen hat, alfo wenigftens ein 3ehntel.
Er hat mithin feinen 3ehnten der Kunft und
damit zugleich der Öffentlichkeit geweiht, und
fo auch die Seite mancher diefer gewaltigen
amerikanifcben Kraftmenfcben und „Induftrie-
kapitäne“ einer nun wohl zu Ende gehenden
3eit dargetan, die einen mit diefen, den Raub-
tieren gefährlich nahekommenden, auch als ame-
rikanifcbe Napoleons oft bezeichneten Perfön-
licbkeiten bis zu einem gewiffen Grade faft
ausföhnen könnte. Denn fo viel ift wahr:
Klenn ihnen diefe Seite eignet, fo fchaffen fie
etwas Großes und Bleibendes für die Allgemein-
heit, das fonft ungetan bliebe.
Frank E. KI. Freund.
Die Notiz von dem Vermächtnis des kürzlich
verdorbenen Fjenry C. Frick in Fjeft 24 des Cicerone
ift dahin zu berichtigen, daß diefer feine Schäle
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