Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0052
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Fries, Heinrich de: Das Tageblatt-Turmhaus in Stuttgart
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Tagblatt -Turmhaus
Im Hintergrund das Kaufhaus Schocken
günstig für solche Vertikalbauten, die immer gut
daran tun, übertriebene und absolute Einkör-
perlichkeit zu vermeiden. Die horizontalen
Fenster der Straßenfront und fast mehr noch
die Balkone der Seiten- und Rückfronten mildern
stark eine gewisse Härte der baulichen Haltung,
die u. a. durch die Gleichartigkeit der Stock-
werkshöhen hervorgerufen wird. Hier wird ein
interessantes Sonderproblem angerührt.
Zweifellos unterliegt jeder einzelne Punkt
eines solchen Bauwerkes, je nach seiner Ent-
fernung vom Straßenpflaster, veränderten Be-
dingungen. Die Fensterfläche des 6. Stocks
z. B. bindet sich noch an die Höhenentwick-
lung der Nachbarbauten, die des 12. Stocks da-
gegen ist von solchen maßstäblichen Beziehun-
gen beinah frei, sie nähert sich auf der anderen
Seite dem oberen Ende des vorderen Bauab-
satzes und erhält ihre proportionalen Bindungen
weniger von unten wie von oben.
Ich weiß, daß es gegenwärtig üblich ist, Stock-
werke wie gleichartige Tortenschichten überein-
ander zu stapeln, gleichgültig dagegen, daß jede
Schicht mehr das Flächen- und Körpergesicht
beeinflußt. Wir leben in einer Zeit, die allzu
sachlich ist, um für so einfache und selbstver-
ständliche Grundfragen der künstlerischen For-
mengebung Sinn zu haben. Ich weiß auch, daß
man die Gleichartigkeit der Schichthöhen ver-
teidigen kann mit einer Vereinfachung der kon-
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Im Hintergrund das Kaufhaus Schocken
günstig für solche Vertikalbauten, die immer gut
daran tun, übertriebene und absolute Einkör-
perlichkeit zu vermeiden. Die horizontalen
Fenster der Straßenfront und fast mehr noch
die Balkone der Seiten- und Rückfronten mildern
stark eine gewisse Härte der baulichen Haltung,
die u. a. durch die Gleichartigkeit der Stock-
werkshöhen hervorgerufen wird. Hier wird ein
interessantes Sonderproblem angerührt.
Zweifellos unterliegt jeder einzelne Punkt
eines solchen Bauwerkes, je nach seiner Ent-
fernung vom Straßenpflaster, veränderten Be-
dingungen. Die Fensterfläche des 6. Stocks
z. B. bindet sich noch an die Höhenentwick-
lung der Nachbarbauten, die des 12. Stocks da-
gegen ist von solchen maßstäblichen Beziehun-
gen beinah frei, sie nähert sich auf der anderen
Seite dem oberen Ende des vorderen Bauab-
satzes und erhält ihre proportionalen Bindungen
weniger von unten wie von oben.
Ich weiß, daß es gegenwärtig üblich ist, Stock-
werke wie gleichartige Tortenschichten überein-
ander zu stapeln, gleichgültig dagegen, daß jede
Schicht mehr das Flächen- und Körpergesicht
beeinflußt. Wir leben in einer Zeit, die allzu
sachlich ist, um für so einfache und selbstver-
ständliche Grundfragen der künstlerischen For-
mengebung Sinn zu haben. Ich weiß auch, daß
man die Gleichartigkeit der Schichthöhen ver-
teidigen kann mit einer Vereinfachung der kon-
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