Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

DOI Artikel:
Schütz-Wolff, Johanna: Die Architektur der Primitiven in Ägypten
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0062

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Häuser auf der Insel Elephantine

geschnitten, ohne Umrahmung, das Haus ohne
Gesims. Ein flaches Dach gehört zu den Kost-
spieligkeiten, die sich nur die Stadt leisten kann.
Man braucht Holz dazu und dies muß zum größ-
ten Teil eingeführt werden.

Was der Siedlung die ungemeine Lebendig-
keit, Überraschung und Vielgestaltigkeit gibt, ist
der Wechsel der Form, bedingt durch ihren
Zweck. Die niedrig vorgelagerten Näpfe von
Ställen (oben), darüber sich auftreppend Hof,
Raum. Dazwischen liegt die schwarze Öffnung
des Halbkreises (S. 41 oben) oder die mächtige
Walze des seitlich erscheinenden Daches. Die
Luken der Fenster, der Mund des Tores.

Und wie ist die Farbe, und wie ist die Land-
schaft? Aus dem Sand der Wüste, aus eintöni-
gem Grau der Felsen, sehe ich über den Nil her
leuchten die schneeweiße Wand eines Hauses
(S. 39 oben). Daneben, wie das Beige des

Sandes eine andere, aber fein gegliedert durch
den sichtbaren Baustein, der bald quer, bald
längs gesetzt, eine interessante Struktur gibt
(oben).

Zu dem wichtigsten Erlebnis gehört es, mit
dem Hause seinen Bewohner zu sehen, denn sie
gehören ja unbedingt zueinander. Auf der stren-
gen Fläche des matten Grau oder strahlenden
Weiß erscheint als zierliches Ornament, als
Wunder gesteigertster Formfülle, der Mensch,
die Frau. Tiefschwarz verhüllt, braun die Haut,
golden der Schmuck. Der Mensch stets im Kon-
trast zum Hintergrund, Steigerung in Farbe und
Form und in wunderbar harmonischer Proportion
zu den Maßen der Wand (S. 39 unten).

Man könnte sagen, das Haus ist lediglich ein
Nutzbau, es ist kein Wunder, daß die Form rein
geblieben ist, bei der primitiven Technik der
Leute.

40
 
Annotationen