Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0080
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Richter, Hans: Neue Mittel der Film-Gestaltung
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das gegenwärtige Kino beiasten, wie Sujet, Lite-
ratur, Sentimentalität, sind Wettbewerb mit dem
Theater. Das echte Kino ist das Bild des unse-
rem Auge gänzlich unbekannten Gegenstandes."
Leger hat den Geist, den Witz, das Leben
und die Form der Objekte — im Gegensatz zum
stand oder etwa nur um einen Lichtreflex han-
delt, ist zunächst gleich. Tot ist alles im Film, was
nicht Lichtgestalt geworden ist. (Will man einen
Kopf visionär auf die Leinwand bringen, so muß
man ihn von unten beleuchten, beleuchtet man
ihn wie üblich seitlich und von hinten, so wirkt
Lichtstudie aus dem Film „Emak Bakia" von Man Ray
Schauspieler, auf dem der heutige Film beruht —
dokumentiert. Das Objekt, vorerst tote Dekora-
tion, wird bei ihm zum filmischen Lebewesen.
An und für sich ist aber auch der Gegenstand,
sofern er nur einfach abfotografiert (gefilmt) ist,
noch eine tote Sache. Er ist so lange noch lite-
rarisch-unfilmisch, als er nicht als Lichtform
gelöst ist, durch fotografische Formung aus der
Sphäre des rein Naturalistischen, Abfotografier-
ten herausgehoben ist. Ob es sich dabei um
einen Menschen, um einen einzelnen Gegen-
er realistisch.) Das Spiel des Lichts zu beherr-
schen, ist eine der Hauptforderungen des Films.
Ohne Gesichtspunkte von letzter Konsequenz
gefunden zu haben, hat doch besonders Man
Ray, der amerikanische Maler-Fotograf, in zahl-
reichen Experimenten Material dazu geliefert.
Er hat aus dem Schema „F" der Lichtbehand-
lung im Film (ebenso wie Leger unter Verzicht
auf eine eigentliche Handlung) einen Weg ge-
funden, und hat das Licht als formgebenden Fak-
tor künstlerisch für den Film geradezu entdeckt.
(Selbst die so fortschrittlichen Russen arbeiten
ratur, Sentimentalität, sind Wettbewerb mit dem
Theater. Das echte Kino ist das Bild des unse-
rem Auge gänzlich unbekannten Gegenstandes."
Leger hat den Geist, den Witz, das Leben
und die Form der Objekte — im Gegensatz zum
stand oder etwa nur um einen Lichtreflex han-
delt, ist zunächst gleich. Tot ist alles im Film, was
nicht Lichtgestalt geworden ist. (Will man einen
Kopf visionär auf die Leinwand bringen, so muß
man ihn von unten beleuchten, beleuchtet man
ihn wie üblich seitlich und von hinten, so wirkt
Lichtstudie aus dem Film „Emak Bakia" von Man Ray
Schauspieler, auf dem der heutige Film beruht —
dokumentiert. Das Objekt, vorerst tote Dekora-
tion, wird bei ihm zum filmischen Lebewesen.
An und für sich ist aber auch der Gegenstand,
sofern er nur einfach abfotografiert (gefilmt) ist,
noch eine tote Sache. Er ist so lange noch lite-
rarisch-unfilmisch, als er nicht als Lichtform
gelöst ist, durch fotografische Formung aus der
Sphäre des rein Naturalistischen, Abfotografier-
ten herausgehoben ist. Ob es sich dabei um
einen Menschen, um einen einzelnen Gegen-
er realistisch.) Das Spiel des Lichts zu beherr-
schen, ist eine der Hauptforderungen des Films.
Ohne Gesichtspunkte von letzter Konsequenz
gefunden zu haben, hat doch besonders Man
Ray, der amerikanische Maler-Fotograf, in zahl-
reichen Experimenten Material dazu geliefert.
Er hat aus dem Schema „F" der Lichtbehand-
lung im Film (ebenso wie Leger unter Verzicht
auf eine eigentliche Handlung) einen Weg ge-
funden, und hat das Licht als formgebenden Fak-
tor künstlerisch für den Film geradezu entdeckt.
(Selbst die so fortschrittlichen Russen arbeiten