Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0088
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Lotz, Wilhelm: Die jüngste Generation in der Architektur
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und die besonders Notleidenden sind die kinder-
reichen Arbeiterfamilien, die über ein Monats-
einkommen von etwa 90 Mark verfügen und daher
wohl nicht mehr als 22 Mark Miete aufbringen
können. Aus diesen Tatsachen ergab sich die
Notwendigkeit, Wohnungen für kinderreiche Fa-
milien zu einem sehr niedrigen Mietpreis herzu-
stellen. Zugesagt waren 123700 Mark Hauszins-
steuer und eine Bürgschaft der Stadt über
245000 Mark. Aus dieser Summe gelang vorerst
der Bau von 64 Wohnungen mit einer Gesamt-
nutzfläche von 3314,40 qm. Der Kreisausschuß
sagte einen jährlichen Zinszuschuß zu, um die
hohe Zinsenlast auf 60% der Gesamtsumme zu
beschränken. Das Bauland wurde sehr teuer, es
war ein durch Aufschüttung baureif gemachtes
nasses Wiesenland, das besondere Fundament-
arbeiten erforderte. Die beiden Architekten leg-
ten an einem Straßenzug auf der einen Seite
ein siebenteiliges Reihenhaus in dreigeschossi-
ger Bauweise mit flachem Dach und höher ge-
führten Bodenräumen an. Gegenüber eine Reihe
von Serienhäusern mit je sechs Wohnungen. Den
Straßeneingang flankieren zwei Dreifamilien-
häuser. Es zeigte sich hier, daß die dreigeschos-
sige Bauweise der zweigeschossigen gegenüber
eine bessere Ausnutzung von etwa 10o/o herbei-
geführt hat. Das Dach ist ein teerfreies Riesel-
dach. Die Isolierung der Wohnräume unmittel-
bar unter dem Dach geschieht durch Luftisoiie-
rung, Lehmstakung und Tektonplatten. Die Bo-
denräume liegen bei den Reihenhäusern in den
für diesen Zweck höher geführten Teilen, in den
anderen Häusern in einem Teil des Oberge-
schosses. Der Block hat in jedem Haus ein Bad
und eine Waschküche, die im Keller liegen. Die
übrigen Wohnungen haben je ein Bad mit Gas-
badeofen. Die Häuser sind in Normalziegeln
unter Ausschaltung von Ersatzbauweisen errich-
tet und besitzen elektrisches Licht, Gas und
Wasserleitung. Zu jeder Wohnung gehört ein
Stück Gartenland mit etwa 200 qm Fläche. Ob-
HM
Foto
Bimpage,
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Wohnhausblock
für berufstätige Ledige und kinderlose Ehepaare in Leipzig-Gohlis. Montbestraße, Architekt Albrecht Jaeger, Breslau-Carlowitz,
Straßenansicht. Errichtet an einem Straßenzug mit offener Bauweise. Weißer Putz gefilzt und gestrichen. Treppenhaus-
verglasung weißes Opalglas
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reichen Arbeiterfamilien, die über ein Monats-
einkommen von etwa 90 Mark verfügen und daher
wohl nicht mehr als 22 Mark Miete aufbringen
können. Aus diesen Tatsachen ergab sich die
Notwendigkeit, Wohnungen für kinderreiche Fa-
milien zu einem sehr niedrigen Mietpreis herzu-
stellen. Zugesagt waren 123700 Mark Hauszins-
steuer und eine Bürgschaft der Stadt über
245000 Mark. Aus dieser Summe gelang vorerst
der Bau von 64 Wohnungen mit einer Gesamt-
nutzfläche von 3314,40 qm. Der Kreisausschuß
sagte einen jährlichen Zinszuschuß zu, um die
hohe Zinsenlast auf 60% der Gesamtsumme zu
beschränken. Das Bauland wurde sehr teuer, es
war ein durch Aufschüttung baureif gemachtes
nasses Wiesenland, das besondere Fundament-
arbeiten erforderte. Die beiden Architekten leg-
ten an einem Straßenzug auf der einen Seite
ein siebenteiliges Reihenhaus in dreigeschossi-
ger Bauweise mit flachem Dach und höher ge-
führten Bodenräumen an. Gegenüber eine Reihe
von Serienhäusern mit je sechs Wohnungen. Den
Straßeneingang flankieren zwei Dreifamilien-
häuser. Es zeigte sich hier, daß die dreigeschos-
sige Bauweise der zweigeschossigen gegenüber
eine bessere Ausnutzung von etwa 10o/o herbei-
geführt hat. Das Dach ist ein teerfreies Riesel-
dach. Die Isolierung der Wohnräume unmittel-
bar unter dem Dach geschieht durch Luftisoiie-
rung, Lehmstakung und Tektonplatten. Die Bo-
denräume liegen bei den Reihenhäusern in den
für diesen Zweck höher geführten Teilen, in den
anderen Häusern in einem Teil des Oberge-
schosses. Der Block hat in jedem Haus ein Bad
und eine Waschküche, die im Keller liegen. Die
übrigen Wohnungen haben je ein Bad mit Gas-
badeofen. Die Häuser sind in Normalziegeln
unter Ausschaltung von Ersatzbauweisen errich-
tet und besitzen elektrisches Licht, Gas und
Wasserleitung. Zu jeder Wohnung gehört ein
Stück Gartenland mit etwa 200 qm Fläche. Ob-
HM
Foto
Bimpage,
i—......um«.......................i................i.......n LeipZig
Wohnhausblock
für berufstätige Ledige und kinderlose Ehepaare in Leipzig-Gohlis. Montbestraße, Architekt Albrecht Jaeger, Breslau-Carlowitz,
Straßenansicht. Errichtet an einem Straßenzug mit offener Bauweise. Weißer Putz gefilzt und gestrichen. Treppenhaus-
verglasung weißes Opalglas
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