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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Reinhardt, Ernst: Gestaltung der Lichtreklame
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0106

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Leuchtsäule

aus Luxfer-Prismen in der Siedlung Berlin-
Britz als Straßenbeleuchtung. Entwurf:
Bruno Taut. Als Straßenbeleuchtung von
der Stadt übernommen

Foto Rehbein

was ihn bildmäßig verschönt, zurücktritt vor der
Darstellung seiner eigensten Werte: des Raums.

Eine der Zweckbeleuchtung des Innenraumes
ähnliche Erscheinung ist das zweckmäßig be-
leuchtete Schaufenster, das heißt das Schaufen-
ster, das ohne besondere Lichteffekte zeigen zu
wollen, nur die Auslagen gut und sachgemäß be-
leuchtet. In einer abendlichen Großstadtstraße
ist das beleuchtete Schaufenster ein scharfer
kubischer Einschnitt in die Fassade. Durch die
Beleuchtung wird es aus dem Bauorganismus
herausgelöst und wird Element der Straße. Diese
Erscheinung des Eindringens der Straße in das
Geschäftshaus ist auch in der Architektur zu ver-
merken. Das Geschäftshaus verliert immer mehr
den Charakter stiller, in sich abgeschlossener
Reserviertheit, es öffnet sich immer mehr der
Straße, es sucht durch Schaufenster, Portal,
Passage und Vitrinenbauten den Passanten fast
unmerklich aus der Straße hereinzuziehen. Den-
ken wir uns eine abendlich erleuchtete Groß-
stadtstraße im Geschäftsviertel, so verschwindet
alles Architektonische als Masse, und das leben-
dig Formende ist das Licht der Straße, das ein-
dringt in die Schaufenster und in die Häuser, und
das Licht, das aus den Häusern herausflutet. Die
Straße ist lichterfüllt; ihr Raum ist lebendig ge-
worden durch Licht, sie ist das drängende und
sich ausbreitende Moment, und die architektoni-
sche Begrenzung wird körperlos.

Es zeigt sich somit, daß das Licht da, wo man
es nur als Nutzwert gebraucht, zu einem, in
künstlerischem Sinn gesprochen, zu formendem
Material wird. Von eigentlicher Lichtreklame
kann dabei noch nicht gesprochen werden, weil

bei der Formung des Lichtes noch keine Re-
klameabsicht vorhanden ist. Daß sich hieraus
Reklamewerte ergeben, dürfte selbstverständlich
sein. Allerdings ist die Grenze schwer zu ziehen,
denn wenn das Kaufhaus abends nach Ge-
schäftsschluß seine Schaufenster erleuchtet, so
geschieht das aus einer Reklameabsicht heraus.
Aber das Licht ist hierbei nur Mittel der Erleuch-
tung und nicht einem besonderen Rekiameeffekt

Telefonuhrensäule in Frankfurt a. M.

Entwurf: Ernst Baiser, Frankfurt a. M. Reklame: Dr. Dexel,
Jena - Magdeburg

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