Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

DOI Artikel:
Schwab, Alexander: Baupolitik und Bauwirtschaft, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0130

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
hatte, wird einen neuen Entwurf einreichen. Man
möchte ihm dazu Glück wünschen; aber die rein
politische, völlig unsachliche Behandlung jenes
ersten Wettbewerbs läßt kaum viel Hoffnung, daß es
diesmal korrekter hergehen wird.

Reichsforschungsgesellschaft.

Die Vorentwürfe zur Aufteilung des Geländes
Spandau-Haselhorst, die bei der Reichsforschungs-
gesellschaft auf Grund ihres Wettbewerbes einge-
gangen sind, sind vom 7. bis 21. d. M. in der Aula
des Reichsarbeitsministeriums in Berlin ausgestellt.
Wir werden auf die Ausstellung noch zurückkommen.

Wiedergeburt des Städtebaugesetzes

Unter dieser Uberschrift erhebt Oberbürgermei-
ster Dr. Landmann, Frankfurt a. M., im Januar-
heft des „Städtetag" kommunalpolitische Forderun-
gen zu dem neuen Entwurf eines Städtebauge-
setzes, der von der Preußischen Regierung vorberei-
tet wird. Er verlangt an erster Stelle Vertrauen in
die Kraft und den guten Willen der Selbstverwal-
tung, sodann eine Verkürzung und Vereinfachung des
historisch angesammelten Gesetzesstoffs. Nament-
lich in den Abschnitten über die Bauvorschriften
„wirken die lang ausgesponnenen Einzelvorschriften
über den Schutz des Ortsbildes und der ästheti-
schen Belange unerfreulich. Lehrhafte Einzelvor-
schriften darüber, welche Gesichtspunkte bei der
Aufstellung der Pläne zu beachten sind, ins Gesetz
hineinzuschreiben, hat wenig Wert." Solche Sätze
können an dieser Stelle wohl nur unterstrichen wer-
den. Wenn das Gesetz die Voraussetzungen für eine
freie, produktive Zusammenarbeit von Wirtschaft,
Verwaltung und bauenden Werkleuten schafft, hat
es genug getan. Jedes Zuviel an Reglementierung
ist eine Gefahr.

Leipziger Baumesse.

Auf der Leipziger Baumesse dieses Frühjahrs
werden u. a. Vorträge halten: Ministerialrat Dr.
W ö I z vom Reichsarbeitsministerium, die Architek-
ten Gropius, Kreis, Mendelsohn. Der Deut-
sche Stahlbauverband wird zusammen mit dem
Stahlwerksverband ein sechsstöckiges Stahlskelett-
Musterwohnhaus errichten. An Fachverbänden
haben sich weiter zur Teilnahme angemeldet der
Deutsche Betonverein, der Verband Deutscher
Dachziegelfabrikanten, der Verband der Zentralhei-
zungsindustrie.

Erleichterung am Hypothekenmarkt?

Der Rückgang der allgemeinen Konjunktur scheint
sich bereits am Markt für langfristiges Kapital fühl-
bar zu machen. Nach langer Stagnation sind i \e*z-
ter Zeit wieder eine Reihe größerer Beleihungen zu-
stande gekommen, allerdings noch immer zu recht
harten Bedingungen (8V2 v. H. bei 93 v. H. Auszah-

lung, teilweise etwas günstiger). Freilich handelt es
sich dabei, soweit bekannt, durchweg um Be-
leihung stehender Objekte, während das eigentlich
Wichtige, nämlich die Bereitstellung von privatem
Baukapital, noch immer nicht in Gang kommen will.
Und zwar obwohl zur Zeit das Geldangebot am
Hypothekenmarkt überwiegt.

Noch ein Jahr Hauszinssteuer.

Da die Neuregelung der Gebäude-Entschuldungs-
steuer durch das geplante Steuervereinheitlichungs-
gesetz erst zum 1. April 1929 erfolgen soll, mußte
die jetzige Hauszinssteuer noch um ein Jahr ver-
längert werden. Leider wurde wiederum keine
Sicherung gegen den Mißbrauch dieser Steuer für
allgemeine Finanzzwecke geschaffen. Was aber aus
dem neuen Gesetz wird, ist noch recht dunkel. Vor-
läufig haben die Spitzenverbände der Wirtschaft,
und zwar einschließlich des Handwerks, sich sehr
scharf gegen dieses Gesetz ausgesprochen, da der
eingeschlagene Weg zur Verschärfung des Steuer-
drucks verleite, statt seine Erleichterung herbeizu-
führen.

Baustoffe.

Eine Eisen Preiserhöhung, die möglich schien,
ist vermieden worden; immerhin steigen die Eisen-
preise an den Exportmärkten weiter und damit ist
noch immer ein Faktor gegeben, der auch im Inland
noch wirksam werden kann. Der Kampf um den
Holz preis geht auf den Auktionen weiter; die
Forstverwaltungen sind wenig geneigt, von ihren
hohen Taxen herunterzugehen, wenn sie auch ange-
sichts der Haltung der Verarbeiter viele Lose unver-
kauft zurückziehen müssen. Der Zement bund ver-
öffentlichte einen wenig zuversichtlich klingenden
Jahresbericht; die kritische Entscheidung in dieser
Industrie ist durch Verlängerung des Westdeutschen
Syndikats um ein Jahr hinausgeschoben, inzwischen
entstehen aller Orten neue Außenseiterwerke. Die
Lage der Ziegel industrie scheint sich nicht ganz
so schlimm gestaltet zu haben, wie es im Herbst
zeitweise schien, jedenfalls waren die Läger im Win-
ter geringer als man wohl befürchtet hatte. Die
F I a c h g I a s industrie hatte leidlich zu tun, da die
Verglasung der Herbstneubauten erst spät beginnen
konnte; allerdings ist das Vorrücken der westlichen
maschinell arbeitenden Hütten gegenüber den Lau-
sitzer und den fränkischen Glashütten unaufhaltsam.

A. Schwab

Anschriften der Mitarbeiter dieses Heftes:

Ernst Reinhardt, Berlin-Tempelhof, Braunschweigerring 78
Paul Renner, München, Pranckhstr. 2

Heinrich Trillich, Planegg-Krailing b. München, „Haus Eicheck"

Geheimer Regierungsrat Dr. W o 11 e n b e rg , Vorsitzender der Preu-
ßischen Künstlerischen Sachverständigenkammer, Berlin, Unter
den Linden 4

Dr. Alexander Schwab, Berlin W 57, Potsdamer Straße 93

100
 
Annotationen