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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Villon, Pierre: Ein Wohnhausblock in Los Angeles: erbaut von Architekt Richard J. Neutra, Los Angeles
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0148

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Räume zueinander ist meist unüberlegt, es ent-
steht dadurch eine Verschwendung von Verkehrs-
raum und die Wege zwischen den Räumen, die von-
einander abhängen, sind zu groß. Es erübrigt sich,
auf die Lüge in der inneren und äußeren Form dieser
Bauten hinzuweisen, die glauben machen wollen,
daß Miethäuser Paläste und ihre Bewohner Fürsten
seien.

Das „Apartment-Building", das R. J. Neutra in
Los Angeles erbaut hat, ist das Ergebnis eines ge-
wissenhaften Durchdenkens des Problems (unter Be-
rücksichtigung der Wirtschaftlichkeit der Ausnützung
des Bauplatzes und der örtlichen, baupolizeilichen
Bestimmungen) und eines hervorragenden Sinns für
Verhältnisse, Raum und Masse. Die Einzelwohnung
in diesem Bau ist wie ein Lebewesen oder eine Ma-
schine. Jeder Teil für sich und alle miteinander ord-
nen sich dem Zwecke unter, die häuslichen Ver-
richtungen des Bewohners zu vereinfachen. Die
Wohnungen sind für kleinste Familien, für junge Ehe-
paare mit keinem oder nur einem Kinde bestimmt.
Ihre Abmessungen sind möglichst gering, so daß
sie möglichst leicht sauber gehalten werden können.
Die Fenster sind breite Bänder, die sich auf halber
Höhe, also zum größten Teil in der neutralen Druck-
zone des Raumes befinden.

Der Wohnraum wird durch wenige Handgriffe
jeden Abend in ein Schlafzimmer umgewandelt, in-
dem das Klappbett aus dem anliegenden An klei-
de räum herausgedreht wird. Dieser ist vollkom-
men mit Wandschränken für Wäsche und Kleider
ausgebaut. Der Baderaum mit Abort liegt gleich
daneben und enthält sogar mit allen üblichen Appa-

raten das Toiletteschränkchen mit Spiegel über dem
Waschbecken. Auf der anderen Seite des Wohn-
raums befindet sich die Küche und, durch einen
querstehenden Geschirrschrank und eine doppelte
Schwingtüre auf halber Höhe abgeteilt, das Eß-
zimmer. Kurzer Weg zum Anrichten, kleine Boden-
fläche nach dem Essen zu kehren, Einnahme der
Mahlzeit in einem Raum, der doch nicht die Küche
selber ist, sind die Vorteile dieser Anordnung. Auf
der einen Seite der Küche werden die Speisen zu-
bereitet und gekocht. Die Oberfläche eines niede-
ren Schrankes bildet die Tischplatte, auf deren
einem Ende der elektrische Herd sich befindet und
über diesem die Dunstabzugsglocke. Die andere
Seite dient zum Spülen des Geschirrs. Getragen
von einem Eisschrank und einem Schrein mit metall-
ausgelegten Schubladen steht hier der Spültisch,
der mit Sinterfliesen bedeckt ist und einen ent-
wässerbaren Abfallbehälter mit Anschluß an den
Kehrichtverbrenner enthält. Zu beiden Seiten der
Küche sind noch in der nötigen Höhe über den
Tischen offene und durch Schiebetürchen verschließ-
bare Regale angebracht. Ein Klapp-Plättbrett ver-
vollständigt die Einrichtung. Die Küche ist durch
eine Tür unmittelbar mit dem quadratischen Eingang
verbunden, der dem Wohnraum vorgelagert ist und
sich auf den gemeinsamen Stockwerksgang öffnet.

Jede Wohnung besitzt Vakuumanschlüsse und
künstliche Entlüftung. Ein Kofferraum, Hundequar-
tier, Waschküche, Kehrichtverbrennungskammerr
Warmwasser- und Eiswassererzeuger im Unterge-

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