Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0420
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Wichert, Fritz: Die Frankfurter Schule für freie und angewandte Kunst
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Arbeiten der Modellklasse Prof. M. Klimt
Arbeiten von Schülerinnen oder Stoffe, die in der
Industrie nach Entwürfen von Schülern ausgeführt
werden.
In kleinerem Umfang wird auch in der Abteilung
für Metalltechnik und Email darauf hin gearbeitet,
daß nicht nur edle Einzelstücke und einmalige
Leistungen handwerklicher Meisterschaft entstehen,
sondern neben ihnen auch noch Modelle, die man
als industriereif und für die rationelle Serienherstel-
lung geeignet bezeichnen kann. Wie die beiden Gat-
tungen, die Handwerks- und die Maschinengestal-
tung einander bedingen, und wie das Handwerkliche
oft als Vorstufe einer hohen Entwurfsleistung für
Serienherstellung dienen kann, das zeigt sich viel-
leicht am besten an der Entstehungsgeschichte der
Dellschen Lampe (s. Abbildung), deren blumenhafte
und zarte Schönheit bei aller konstruktiven Zweck-
mäßigkeit die handwerkliche Herkunft nicht verleug-
nen kann. Zweckgebundene Form ist bis zum Äußer-
sten entwickelt; lichttechnisch einwandfrei, besitzt
sie weitestgehende leichteste Beweglichkeit und
Standsicherheit.
Im Stil der von Hans W a r n e c k e geleiteten
Emailwerkstätte tritt eine ähnliche Gesinnung zu-
tage wie in der neuen Architektur und Möbelkunst.
Immer wird die Schönheit in einer möglichst klaren
und schlichten Grundform gesucht, und zur Verede-
lung der Fläche werden vor allem die eigentümlichen
Reize des Materials herausgearbeitet. Es ist ein
Zurückgehen auf das Elementare und doch kein Pri-
mitivismus, den die Schule sowohl in der zeichne-
rischen Ausbildung als auch in allen anderen Abtei-
lungen verwirft. Auch für diese Abteilung gilt, daß
sie ihre Aufgabe gemäß den verschiedenen Bedin-
gungen der Herstellung des handwerklichen Einzel-
stückes und des fabrikationsreifen Modells für
Serienanfertigung zu erfüllen sucht.
Berufsausbildung
und gestaltende Arbeit.
Die Kunstschulen haben wie die Universitäten,
die der Berufsausbildung und der freien Forschung
dienen, eine Doppelaufgabe: Berufsausbildung und
Arbeit an den Gestaltungsproblemen. Es versteht
sich heute fast von selbst, daß die größere Zahl der
Aufnahmesuchenden nicht die Kunst sucht, sondern
eine gesicherte Lebensstellung. Auch diesen Schü-
lern gegenüber muß die Forderung des Nachweises
der Begabung aufrechterhalten bleiben. Die Aus-
bildung für. den Beruf hat für die verschiedenen
Klassen ungleiche Bedeutung. Sie hat sich auch,
was nicht immer leicht ist, auf die Nachfrage einzu-
stellen.
Abteilungen wie die für Textilkunst, für Architek-
tur, Werbegrafik und Mode lassen heute wohl noch
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Arbeiten von Schülerinnen oder Stoffe, die in der
Industrie nach Entwürfen von Schülern ausgeführt
werden.
In kleinerem Umfang wird auch in der Abteilung
für Metalltechnik und Email darauf hin gearbeitet,
daß nicht nur edle Einzelstücke und einmalige
Leistungen handwerklicher Meisterschaft entstehen,
sondern neben ihnen auch noch Modelle, die man
als industriereif und für die rationelle Serienherstel-
lung geeignet bezeichnen kann. Wie die beiden Gat-
tungen, die Handwerks- und die Maschinengestal-
tung einander bedingen, und wie das Handwerkliche
oft als Vorstufe einer hohen Entwurfsleistung für
Serienherstellung dienen kann, das zeigt sich viel-
leicht am besten an der Entstehungsgeschichte der
Dellschen Lampe (s. Abbildung), deren blumenhafte
und zarte Schönheit bei aller konstruktiven Zweck-
mäßigkeit die handwerkliche Herkunft nicht verleug-
nen kann. Zweckgebundene Form ist bis zum Äußer-
sten entwickelt; lichttechnisch einwandfrei, besitzt
sie weitestgehende leichteste Beweglichkeit und
Standsicherheit.
Im Stil der von Hans W a r n e c k e geleiteten
Emailwerkstätte tritt eine ähnliche Gesinnung zu-
tage wie in der neuen Architektur und Möbelkunst.
Immer wird die Schönheit in einer möglichst klaren
und schlichten Grundform gesucht, und zur Verede-
lung der Fläche werden vor allem die eigentümlichen
Reize des Materials herausgearbeitet. Es ist ein
Zurückgehen auf das Elementare und doch kein Pri-
mitivismus, den die Schule sowohl in der zeichne-
rischen Ausbildung als auch in allen anderen Abtei-
lungen verwirft. Auch für diese Abteilung gilt, daß
sie ihre Aufgabe gemäß den verschiedenen Bedin-
gungen der Herstellung des handwerklichen Einzel-
stückes und des fabrikationsreifen Modells für
Serienanfertigung zu erfüllen sucht.
Berufsausbildung
und gestaltende Arbeit.
Die Kunstschulen haben wie die Universitäten,
die der Berufsausbildung und der freien Forschung
dienen, eine Doppelaufgabe: Berufsausbildung und
Arbeit an den Gestaltungsproblemen. Es versteht
sich heute fast von selbst, daß die größere Zahl der
Aufnahmesuchenden nicht die Kunst sucht, sondern
eine gesicherte Lebensstellung. Auch diesen Schü-
lern gegenüber muß die Forderung des Nachweises
der Begabung aufrechterhalten bleiben. Die Aus-
bildung für. den Beruf hat für die verschiedenen
Klassen ungleiche Bedeutung. Sie hat sich auch,
was nicht immer leicht ist, auf die Nachfrage einzu-
stellen.
Abteilungen wie die für Textilkunst, für Architek-
tur, Werbegrafik und Mode lassen heute wohl noch
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