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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Karlinger, Hans: Ein Siedlungsprojekt für Aachen-Forst
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0465

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zuholen. Vorgesehen sind grundsätzlich Drei-, in
geringerer Anzahl Vier- und Zweizimmerwohnungen.
Die geringe Bautiefe gestattet ausgiebige Durch-
sonnung und ergibt würdige Wohnräume. Die 28
Einfamilienhäuser der Randbebauung haben Vier-
zimmerwohnungen mit Zubehör, eventuell Ecktypen
mit fünf Zimmern.

Das Projekt ermöglicht die Erstellung von 733
Wohnungen und einer Schule auf einem Gesamt-
areal von 125 200 qm (inkl. den als Naturpark frei-
bleibenden 18 900 qm). Grundsätzlich ist mit Rück-
sicht auf die rationelle Erstellung der Siedelung so-
wohl auf jede Erdbewegung, wie auf Vorschläge be-
sonderer Spezialkonstruktionen für Serienbauten —
wofür vorerst in Aachen alle Voraussetzungen feh-
len — verzichtet. Der beanspruchte Raum für be-
festigte Wege und Plätze beträgt 12 664 qm. Die
Anordnung eines Zweibahnstraßensystems hinter
jeder zweiten Häuserreihe (Straßenbreite 5 bis 6 m)
mit beschatteten Freiflächen erzielt rasche Verbin-
dung und vermeidet die durch den Durchgangsver-
kehr notwendig entstehenden Störungen.

Das hier entwickelte Programm müßte eigentlich
heute selbstverständlich sein — eine Siedelung wie
die vorliegende stellt eine der allein möglichen Denk-
normen einer für die Gegenwart geformten Bauauf-
gabe hin. Da es aber immer noch Preisgerichte und
— wie der Fall der Ablehnung des Wohnhausprojek-
tes Schweitzer, Nürnberg, zeigt*) — immer noch
Stadtverwaltungen gibt, die ihre Mission darin
sehen, ein Menschenalter hinter der Zeit zu mar-
schieren, so scheint es entgegen den Gepflogenhei-
ten dieser Zeitschrift, nur ausgeführte Projekte zu
veröffentlichen, einmal aus prinzipiellen Gründen an-
gezeigt, auf diesen Siedelungsentwurf Aachen-Forst
als normative Lösung einer modernen Mittelstadt-
siedelung (denn darum geht es, nicht um den
Spezialfall) hinzuweisen. Da ja nach wie vor die
Romantik von Achse und Symmetrie um jeden Preis
und an jeder Stelle gerade von den offiziellen
Städtebau-Theoretikern mit Kraft und Inbrunst ver-
treten wird**), könnte das vorliegende Projekt für
die andere Seite auch ein Beitrag zur Frage „Werk-
form" oder „Zierform" sein. Hans Karlinger

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