Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0585
DOI Artikel:
Lotz, Wilhelm: Das Massenerzeugnis
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0585
Das Maasenerzeugnis
Die Volksbadewanne
Kraußwerke
Während es für eine besondere einmalig ange-
fertigte Arbeit die eindeutige und klare Bezeich-
nung Einzelstück gibt, fehlt uns für das Gegen-
stück eine brauchbare und allgemein gebräucn-
liche Bezeichnung. Es ist aber auch ebenso be-
zeichnend, daß der Ausdruck Massenerzeugnis
oder Massenware im allgemeinen Sprachge-
brauch den Beigeschmack von schlechter Ware
hat. Der oft angewandte Ausdruck Serien-
erzeugnis bedeutet eigentlich wirtschaftlich wie
gestaltungsmäßig etwas anderes. Eine Serie ist
eine übersehbare Menge von Objekten, die nicht
vollkommen gleich zu sein brauchen, sondern nur
gleicher Art. Wirtschaftlich bedeutet es, daß
eine meist verhältnismäßig geringe Anzahl auf
Vorrat gearbeitet wird, während das wesentliche
Charakteristikum des Massenerzeugnisses eine
stetige Fertigung ist, begleitet von ständigem
Massenabsatz.
Es ist keine Frage, daß das Massenerzeugnis
für unsere Zeit so charakteristisch ist wie das
handwerkliche Einzelerzeugnis kunsthandwerk-
licher Art für Mittelalter und Altertum. Wenn auch
bei einer gewissen kulturell führenden Schicht
unserer Zeit sich ein Bedürfnis nach Einzelstük-
ken und handwerklicher Serienware einstellt,
so kann man doch sagen, daß für unsere Zeit
das Massenerzeugnis das Charakteristischere
ist, ebenso wie mit Recht angenommen wird, daß
das kunsthandwerkliche Einzelerzeugnis der Aus-
druck der mittelalterlichen Kultur ist und nicht
das handwerkliche Serienerzeugnis, das im Mit-
telalter für die breiteren Schichten in Frage kam.
Es fehlt uns an einer starken Beziehung zum
Massenerzeugnis, jeder möchte immer noch gern
etwas Besonderes und Einmaliges für sich haben.
Allerdings bei solchen Gegenständen, die rein
technischer Natur sind, haben wir uns vollkom-
501
Die Volksbadewanne
Kraußwerke
Während es für eine besondere einmalig ange-
fertigte Arbeit die eindeutige und klare Bezeich-
nung Einzelstück gibt, fehlt uns für das Gegen-
stück eine brauchbare und allgemein gebräucn-
liche Bezeichnung. Es ist aber auch ebenso be-
zeichnend, daß der Ausdruck Massenerzeugnis
oder Massenware im allgemeinen Sprachge-
brauch den Beigeschmack von schlechter Ware
hat. Der oft angewandte Ausdruck Serien-
erzeugnis bedeutet eigentlich wirtschaftlich wie
gestaltungsmäßig etwas anderes. Eine Serie ist
eine übersehbare Menge von Objekten, die nicht
vollkommen gleich zu sein brauchen, sondern nur
gleicher Art. Wirtschaftlich bedeutet es, daß
eine meist verhältnismäßig geringe Anzahl auf
Vorrat gearbeitet wird, während das wesentliche
Charakteristikum des Massenerzeugnisses eine
stetige Fertigung ist, begleitet von ständigem
Massenabsatz.
Es ist keine Frage, daß das Massenerzeugnis
für unsere Zeit so charakteristisch ist wie das
handwerkliche Einzelerzeugnis kunsthandwerk-
licher Art für Mittelalter und Altertum. Wenn auch
bei einer gewissen kulturell führenden Schicht
unserer Zeit sich ein Bedürfnis nach Einzelstük-
ken und handwerklicher Serienware einstellt,
so kann man doch sagen, daß für unsere Zeit
das Massenerzeugnis das Charakteristischere
ist, ebenso wie mit Recht angenommen wird, daß
das kunsthandwerkliche Einzelerzeugnis der Aus-
druck der mittelalterlichen Kultur ist und nicht
das handwerkliche Serienerzeugnis, das im Mit-
telalter für die breiteren Schichten in Frage kam.
Es fehlt uns an einer starken Beziehung zum
Massenerzeugnis, jeder möchte immer noch gern
etwas Besonderes und Einmaliges für sich haben.
Allerdings bei solchen Gegenständen, die rein
technischer Natur sind, haben wir uns vollkom-
501