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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Lotz, Wilhelm: Siedlung Dammerstock Karlsruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0615

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putz, Fenster- und Türumrahmung, ist sehr heilsam,
wenn es auch wichtiger ist, daß die neun beteiligten
Architekten sich dem Geist der Aufgabe mit großem
Einfühlungsvermögen untergeordnet haben. Aufgabe
der Siedlung soll sein, die zweckmäßige Wohnform
der kleineren Wohnungen im Ein- und Mehrfamilien-
haus zu erforschen, wofür etwa 23 verschiedene
Wohnformen in Anwendung gebracht werden. Man
hat davon abgesehen, besondere Konstruktionen zu
erproben. Trotzdem wird auch in dieser Hinsicht die
Ausstellung manch Interessantes zeigen, wie die
Haeslerschen Stahlskelettbauten nicht nur für das
vierstöckige Haus, sondern auch für das Einfamilien-
haus. Es wird auf der Siedlung auch Gelegenheit
sein, die Wirtschaftlichkeit des Laubenhauses, das
dort von Gropius erstellt worden ist, zu erproben.
Ferner ist es wichtig, daß die vierstöckigen Bauten,
die von Gropius, Haesler, Riphahn und Grod und
Roeckle-Frankfurt aufgeführt worden sind, Wohnun-
gen von nahezu gleichgroßer Grundfläche enthalten,
weil dabei Vergleiche in bezug auf Konstruktion,
Wirtschaftlichkeit und Grundrißlösung gezogen wer-
den können. Durchweg ist der Wohnraum möglichst
groß behandelt worden, dagegen sind die Wirt-
schafts- und Schlafräume auf das äußerste Minimum
zurückgedrängt.

Zur Gesamtplanung kann gesagt werden, daß die
Hauszeilen alle nordsüdlich verlaufen, so daß es
möglich ist, die Schlafräume nach Osten und die
Wohnräume nach Westen zu legen und jede Nord-
lage von Zimmern auszuschließen. Das Gelände wird
durch zwei von Osten nach Westen zu ziehende
Straßen erschlossen. Die beiden östlichen Zeilen
entlang den Rändern der zwei Nordsüdstraßen wur-
den vierstöckig bebaut mit dazwischenlagernden
Rasenflächen. Die beiden Hochhauszeilen sollen
350 Stockwerkswohnungen nach vollständiger Be-
bauung des Dammerstockgeländes enthalten. Der
westliche Teil des Geländes enthält acht Zeilen in
Flachbau mit etwa 400 Wohnungen. Die Einfamilien-
häuser werden von folgenden Architekten erstellt:
Gropius, Lochstampfer - Karlsruhe, Merz - Karlsruhe,
Fischer-Karlsruhe, Haesler-Celle, Rössler-Karlsruhe,
Rosiger - Karlsruhe, Roeckle-Frankfurt. Die Zeilen
werden in gleichem Abstand mitten in Gärten ge-
stellt, je zwei Zeilen erhalten Zugang durch einen
gemeinsamen schmalen Wohnweg. Die Nutzgärten
befinden sich auf der Rückseite zwischen je zwei
Zeilen. Die Stockwerksbauten sind an eine zentrale
Heizanlage angeschlossen, die auch ein zentrales
Waschhaus enthält und die von Haesler errichtet
wird. Es ist beabsichtigt, beim weiteren Ausbau der
Siedlung die Ergebnisse, die der erste erstellte Bau-
teil gezeitigt hat, zu verwerten und die Wohnungen
unbeschadet der Einheitlichkeit des Bebauungs-
planes und der äußeren Gestaltung, vor allen Dingen
grundrißmäßig, nach dem neuesten Stand des Woh-
nungsbaues zu errichten.

Man kann das Verdienst, das sich die Stadt Karls-
ruhe mit der Erstellung der Siedlung erworben hat,
nicht hoch genug veranschlagen, weil hier nach
Experimenten und Demonstrationen, wie sie vor
zwei Jahren notwendig waren, und nach vielem Pro-
bieren auf Papier und an auseinanderliegenden
Stellen endlich eng beieinanderliegend das Erarbei-
tete vergleichsmäßig nebeneinander gestellt wird.
Die beiden Gesichtspunkte, die nicht formaler Natur

Die Flachbau-Zeilen

Das Stahlskelett des Hauses Haesler

Laubenhaus Gropius

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