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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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With, Karl: Neuere Bauten des städtischen Hochbauamtes Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0630

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geht. Reife ist jedenfalls stets dort zu finden,
wo das Menschliche so ins Reine gebracht wor-
den ist, daß es sich selber versachlicht.

Ich sprach vom Zweck und Zweckwunder. In
der Tat ist die technische Organisation eines
Arbeitsvorganges, wie bei der Müllverwertungs-
anstalt, ebensosehr eine Leistung der ordnenden
Fantasie, als es die bauliche Formulierung dieses
Zweckdramas ist. Deutlich und faßbar spiegelt
sich in der vielgliedrigen und gestaffelten Bau-
anlage der vielgestaltige Arbeitsvorgang wieder,
der sich wie folgt gestaltet:

„Die ankommenden Züge fahren über eine Wage
in die Anfuhrhalle. Das Müll stürzt durch große Auf-
gabetrichter auf Förderrinnen, gelangt in den Keller
und durch die beiden über Dach geführten Becher-
werke in die Sieberei. Dort erfolgt durch eine Reihe
sinnreich aufeinander abgestimmter Apparate (Sieb-
trommeln, Schlagsiebe, Magnetwalzen, Lesebänder)

eine Trennung des Mülls nach drei Richtungen. Etwa
62 v. H. gehen als Grobmüll dem Kesselhaus, dem
Ort der eigentlichen Verbrennung zu. Etwa 35 v. H.
werden als Feinmüll der Sinterei und Schmelze zu-
geführt, die restlichen 3 v. H. werden als Sperrgut
ausgesiebt und an den Althändler verkauft. Das
Grobmüll wird durch das Grobmüll-Becherwerk ins
Kesselhaus auf 30 m Höhe gefördert, in Bunker ab-
geworfen und fällt von da in die Verbrennungsöfen.
Die entstehende Schlacke geht der Schlackenauf-
bereitung und weiter der Steinfabrik zu. In den über
den Öfen liegenden Steilrohrkesseln wird Dampf er-
zeugt (1 kg Müll liefert ca. 1 kg Dampf). Dieser wird
teils im Betriebe selbst verbraucht, teils im Maschi-
nenhaus in elektrische Energie umgewandelt. Ein
Viertel des gewonnenen elektrischen Stromes wird
ebenfalls im Betriebe verbraucht, drei Viertel wer-
den an das städtische Netz abgegeben. Die Schlacke
(pro Tag ca. 100 t) wird unterhalb der Öfen abgezo-
gen, abgebraust und durch ein Kratzband der
Schlackenaufbereitung zugeführt. Dort wird sie ver-
kleinert, auf nassem Wege vom Koks befreit und auf

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