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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Esswein, Hermann: Gewerbliche Berufsschulen in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0707

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derleistung ist, konnte unmöglich von einem akade-
mischen Lehrstuhl, konnte noch weniger von einem
freischaffenden Künstleratelier ausgehen, war aber
in dem Augenblick fällig, wo ein an die Praxis ge-
bundener Fachmann durch den hochgesteigerten
Kunstintellektualismus der Zeit dazu angeregt war,
sein Erwerbsgebiet wissenschaftlich und ge-
schmacksgebildet neu und frei von den Vorurteilen
der historizistischen Ära zu durchdenken.

Nicht nur in dieser einen, sondern in jeder dieser
Schulen der mit Form befaßten Gewerbe, deren Be-
such für Lehrlinge in drei- bis vierjährigem Kurs obli-
gatorisch, für Gehilfen und Meister freiwillig ist,
haben die Rohstoffe, die Werkzeuge, die Verfahren,
die technologische und die technische Ökonomie
das erste Wort, erfolgt die Geschmackserziehung
indirekt und zwangsläufig durch Entwöhnung und
Enthaltsamkeit von landläufigen Mißbildungen und
scheinkünstlerischen Halbheiten, anstatt durch sub-
jektives Experimentieren mit dem falschen Ziel
eigenschöpferischer Selbständigkeit, für die in
den meisten Berufszweigen von heute kaum noch
irgendein Spielraum besteht. Selbst wo es sich, wie
bei Litografen, Steindruckern, Setzern, um kunst-
nahes Handwerk handelt, verwendet die Schule
Renner den Zeichenunterricht, mehr nach der Vor-
stellung als nach dem Naturvorbild, nur noch in spar-
samster und vorsichtigster Weise, legt aber um so
höheren Wert auf mehr allgemeine und abstrakte
Übungen des Formensinnes und Farbengeschmacks,
die jeder alltäglichen Handwerksaufgabe unmittel-
bar zugute kommen können. Von selber versteht
sich innerhalb dieser für alle Berufszweige gleichen
Methodik der Verzicht auf jede Anleitung zum Kopie-
ren historischer Stilwerte, was natürlich nicht den
Verzicht auf ihr technisches Verstehen bedeutet. So
entsenden die Möbelschreinerklassen der Schule
Wiederanders ihre vorgeschrittensten Zöglinge ins
Museum, aber nicht zu der früher so beliebten Ko-
pistentätigkeit, sondern nur zum technischen Ver-
stehen, zum werkzeichnerischen Aufmessen und Auf-
nehmen der alten Objekte. Handwerk kann gelehrt

und gelernt werden, Kunst jedoch niemals, und so
führt in allen diesen fachlichen Fortbildungsschulen
der Stadtgemeinde München der durch mancherlei
nützliche Allgemeinbildung, Wirtschafts- und Staats-
bürgerkunde bereicherte Lehrplan stets bis hart an
die Schwelle, hinter der freies und eigenschöpferi-
sches Gestalten bei denen einsetzen kann, die dazu
begabt sind. Und diese Einstellung der Schulen ist
richtig, denn das moderne Erwerbsleben wartet
nicht auf geniale Formenerfinder, wartet nicht auf
das künstlerisch Außergewöhnliche, dem die neuzeit-
liche Wirtschaftsform so gut wie alle Wege verlegt
hat, sondern es braucht einen verlässigen Durch-
schnitt hochqualifizierter Arbeiter, deren mannigfach
spezialisierte Funktionen auch der Minderbegabte
um so sicherer beherrschen wird, je fachlich inten-
siver und je ästhetisch allgemeiner die Schule ihn
herangebildet hat.

Handwerker sein heißt heute also wieder ein
Fach beherrschen in der vollen Breite der vom prak-
tischen Leben, von der Nachfrage angeforderten
Bedürfnisse, nicht irgendeinen Kanon historischer
oder modisch aktueller Stilformen. Die an aussichts-
los gewordene „Kunst" verzettelte Zeit und Kraft
kann wieder der Wertarbeit als solcher zugute
kommen, und da allenthalben die Maschinenarbeit,
wie ihr gebührt, mit in den Kreis der Belehrung und
Übung einbezogen ist, schwindet mehr und mehr der
verjährte Gegensatz zwischen der älteren werk-
stattmäßigen und der modernen großbetriebsmäßi-
gen Handwerksübung. Noch fehlen die Gewerbe und
Industrien nicht, denen der berufsspezialistisch voll-
ausgebildete Gehilfe und Meister unersetzbar ist,
wenn schon leider der jüngste Entwicklungsweg
nicht zu verkennen ist, auf dem der zu bestimmten
Einzelhandgriffen geschulte ungelernte Arbeiter
an die Stelle des Vollhandwerkers zu treten sich an-
schickt. Kulturerhaltend muß die hier skizzierte Er-
ziehungsweise unbedingt auch dann wirken, wenn
der Prozeß der Arbeitsteilung in noch schnellerem
Tempo voranschreiten sollte als bisher.

Hermann Eßwein

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