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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929

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Riezler, Walter: Die "Bremen"
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0724

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Motorschiff „Saturnia" der Consulich Line-Triest

dem als lästige Illusion empfunden wird. Aber —
das deutliche Gefühl, daß man sich auf einem
Schiff befindet, will sich immer noch nicht recht
einstellen. Die Räume sind nun auch nicht viel
anders, wie wir sie von modernen Luxusgast-
stätten oder -Hotels gewohnt sind. Denn inzwi-
schen haben sich auch die konstruktiven Bedin-
gungen des Hausbaus so entwickelt, daß man
auch hier gelernt hat, statisch anders zu fühlen,
daß man auch hier nicht mehr nach Stütze und
Last fragt, sondern es ruhig erträgt, ja, es als be-
sonderen Reiz empfindet, wenn Galerien und
Balkone frei im Räume schweben und die Wände
und Decken sich deutlich als aufgehängt zu er-
kennen geben. Und in den letzten Jahren ist
manches Haus gebaut worden, das dieses neue

statische Gefühl deutlicher ausdrückt, das weni-
ger fest mit dem Boden verwachsen zu sein
scheint als die Innenräume der „Bremen".

Schon in der Weißenhofsiedlung war manches
dieser Art zu sehen, und bei Scharouns „Board-
ing House" in Breslau liegt ja der große Reiz
gerade in der radikalen Loslösung von der alten
Hausform, in der entschiedenen Betonung einer
freibewegten Raumform, wie sie dem neuen sta-
tischen Gefühl entspricht. Daß hier bei einem
Bau auf dem festen Lande eine Form entstanden
ist, die etwas Schiffsmäßiges an sich hat, ja, daß
die Innenräume dieses Hauses schiffsmäßiger
wirken als die der „Bremen", das ist sicher
kein Zufall und, trotz einer gewissen Forciert-
heit im einzelnen, auch nicht eigentlich Willkür

Schnelldampfer „Bremen" des Norddeutschen Lloyd
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