Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 4.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.13710#0763
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Fries, Heinrich de: Neue Arbeiten des Architekten Schneider, Hamburg
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Parkhof mit seinen Nebenplätzen und die end-
gültige Gründisponierung in dem riesigen Innen-
hof des Baublocks Jarrestraße-Hamburg, der
schon in der Mitte dieses Jahres von den Bewoh-
nern bezogen werden konnte. Über die an sämt-
lichen Wohnungen befindlichen großen Loggien
zum Binnenhof gibt ein zweites Foto genauere
Auskunft. Das Problem der aufgelösten und ge-
gliederten Hofwand wird weiter erörtert in einer
Abbildung des Baublocks Posmoorweg in Ham-
burg, der, wie die obengenannten Groß-Siedlun-
gen in Harburg und Hamburg, in diesem Jahre
von dem Architekten Karl Schneider mit der Ge-
meinnützigen Deutschen Wohnungsbau-Gesell-
schaft in Hamburg errichtet wurde.
Von Schneiders Einfamilienhäusern aus jüng-
ster Zeit ist von besonderem Interesse ein klei-
nes Einfamilienhaus in Wohldorf bei Hamburg,
dessen verschiedene Baustadien von mir in be-
zug auf die technischen Vorgänge eingehend
verfolgt werden konnten. Dieses Haus Bauer ist,
abgesehen von einem Schlafzimmer auf der
Dachterrasse, durchweg eingeschossig und liegt
sehr bescheiden und sehr freundlich auf einer
Uferwiese jener Alster, in der die Hamburger
mit Vorliebe ein wenig weiter stromab ihre großen
Hotels und Geschäftshäuser sich spiegeln las-
sen. Solches beabsichtigen auch die Opel-
Werke mit ihrer Hamburger Verkaufs-Filiale, die
auf der Bahnhofsseite der Binnenalster, etwa
gegenüber dem Hotel Vierjahreszeiten, durch
den Architekten Schneider in einem alten Eck-
hause ausgebaut wurde. Mit einer äußersten Re-
serviertheit der künstlerischen Mittel in der
Raumausstattung wie auch in der Außenfront,
alles Interesse des Beschauers auf die angebo-
tenen Wagen konzentrierend und jede Nebenwir-
kung mit bewußter Strenge ausschaltend.
Der erste Erfolg dieses anständigen Laden-
baues war die Verfügung einer Behörde hin-
sichtlich Verunstaltung des Straßenbildes, durch
die Abänderung der flach vorgesetzten Licht-
kästen über den Schaufenstern gefordert und mit
einer Strafe von zunächst tausend Mark gedroht
wurde, wenn nicht binnen einer gestellten Frist
die verlangte Verunglimpfung geschehe. Im
selben Hause befinden sich ein Ford-Laden und
ein anderes Geschäft, wesentlich schlechter und
kaum weniger beanstandungswürdig als jener
Alster-Pavillon, der als ein Gipfel der Ge-
schmacklosigkeit noch immer das selten schöne
Becken der Binnenalster an seiner wichtigsten
Stelle verunzieren darf. Im Nebenhause des
Opel-Ladens ein geradezu fürchterlich aufge-
machtes Bräu, das mindestens zuerst kontrol-
lierende Blicke auf sich ziehen müßte. Aber
nichts davon! Eine offenbar nicht klar urteils-
fähige Behörde wirft sich aufgeregt mit Straf-
androhung gegen die bescheidenen Schrift-
kästen des Opel-Ladens, deren geringes, licht-
ausstreuendes Profil die Übergangshärte zwi-
schen der erleuchteten Schriftfläche und den
tiefdunklen Außenseiten der Konstruktionspfei-
ler mildern sollte. Und so besteht die neueste
Arbeit des Architekten Karl Schneider, Hamburg,
darin, die Außenfronten einer der besten Laden-
bauten Hamburgs auf behördlichen Druck hin zu
banalisieren. H. de Fries
Wohnungsblock der Bauhütte Magdeburg
Architekt Carl Krayl, Magdeburg
655
gültige Gründisponierung in dem riesigen Innen-
hof des Baublocks Jarrestraße-Hamburg, der
schon in der Mitte dieses Jahres von den Bewoh-
nern bezogen werden konnte. Über die an sämt-
lichen Wohnungen befindlichen großen Loggien
zum Binnenhof gibt ein zweites Foto genauere
Auskunft. Das Problem der aufgelösten und ge-
gliederten Hofwand wird weiter erörtert in einer
Abbildung des Baublocks Posmoorweg in Ham-
burg, der, wie die obengenannten Groß-Siedlun-
gen in Harburg und Hamburg, in diesem Jahre
von dem Architekten Karl Schneider mit der Ge-
meinnützigen Deutschen Wohnungsbau-Gesell-
schaft in Hamburg errichtet wurde.
Von Schneiders Einfamilienhäusern aus jüng-
ster Zeit ist von besonderem Interesse ein klei-
nes Einfamilienhaus in Wohldorf bei Hamburg,
dessen verschiedene Baustadien von mir in be-
zug auf die technischen Vorgänge eingehend
verfolgt werden konnten. Dieses Haus Bauer ist,
abgesehen von einem Schlafzimmer auf der
Dachterrasse, durchweg eingeschossig und liegt
sehr bescheiden und sehr freundlich auf einer
Uferwiese jener Alster, in der die Hamburger
mit Vorliebe ein wenig weiter stromab ihre großen
Hotels und Geschäftshäuser sich spiegeln las-
sen. Solches beabsichtigen auch die Opel-
Werke mit ihrer Hamburger Verkaufs-Filiale, die
auf der Bahnhofsseite der Binnenalster, etwa
gegenüber dem Hotel Vierjahreszeiten, durch
den Architekten Schneider in einem alten Eck-
hause ausgebaut wurde. Mit einer äußersten Re-
serviertheit der künstlerischen Mittel in der
Raumausstattung wie auch in der Außenfront,
alles Interesse des Beschauers auf die angebo-
tenen Wagen konzentrierend und jede Nebenwir-
kung mit bewußter Strenge ausschaltend.
Der erste Erfolg dieses anständigen Laden-
baues war die Verfügung einer Behörde hin-
sichtlich Verunstaltung des Straßenbildes, durch
die Abänderung der flach vorgesetzten Licht-
kästen über den Schaufenstern gefordert und mit
einer Strafe von zunächst tausend Mark gedroht
wurde, wenn nicht binnen einer gestellten Frist
die verlangte Verunglimpfung geschehe. Im
selben Hause befinden sich ein Ford-Laden und
ein anderes Geschäft, wesentlich schlechter und
kaum weniger beanstandungswürdig als jener
Alster-Pavillon, der als ein Gipfel der Ge-
schmacklosigkeit noch immer das selten schöne
Becken der Binnenalster an seiner wichtigsten
Stelle verunzieren darf. Im Nebenhause des
Opel-Ladens ein geradezu fürchterlich aufge-
machtes Bräu, das mindestens zuerst kontrol-
lierende Blicke auf sich ziehen müßte. Aber
nichts davon! Eine offenbar nicht klar urteils-
fähige Behörde wirft sich aufgeregt mit Straf-
androhung gegen die bescheidenen Schrift-
kästen des Opel-Ladens, deren geringes, licht-
ausstreuendes Profil die Übergangshärte zwi-
schen der erleuchteten Schriftfläche und den
tiefdunklen Außenseiten der Konstruktionspfei-
ler mildern sollte. Und so besteht die neueste
Arbeit des Architekten Karl Schneider, Hamburg,
darin, die Außenfronten einer der besten Laden-
bauten Hamburgs auf behördlichen Druck hin zu
banalisieren. H. de Fries
Wohnungsblock der Bauhütte Magdeburg
Architekt Carl Krayl, Magdeburg
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