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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 1
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Kiesling, Ernst: Sächsische Kunstausstellung Dresden 1903, III.
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Gustav, Leopold: Die Ausstellung im Glaspalast 1903, IV.
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6 DiI Aunst - Halle. Nr. (

ferner Bernhard Mannfeld, Irmgard Meinhold, Bruno
Paul, Max Pietschmann, Wilhelm Rohr, Walter Tie-
mann, Walter Zeising und Götz Döhler.
Die unter den bereits besprochenen Werken der
Malerei rc. vertheilte Plastik, von der besonders einige
ihrer Schöpfungen die Raumverhältnisse des Vestibüls
höchst geschmackvoll unterstützen, weist mehrere sehr
schöne Stücke auf; so die „Eva" von Larl Seffner
mit ihrer intimen und die „Aphrodite" (in dieser Zeit-
schrift schon früher von uns eingehend besprochen) mit
ihrer großlinigen Formengebung, die beiden von antikem
Geiste erfüllten Reliefs „Amazone mit Pferd" und
„Jüngling mit Pferd" von Artur Volkmann. So
hohes Interesse die beiden Gipsmodelle von Max
Klinger, der „Athlet" und die Büste von Georg
Brandes auch erwecken, so kennzeichnen sie diesen
Meister doch nicht in seiner ganzen künstlerischen Kraft.
Nach einem Werk des hervorragenden sächsischen
Meisters Schilling sucht man vergebens; Robert
Diez zeigt nur eine charaktervolle „Männliche Bildniß-
büste", Heinrich Epler ein lebenswahres „Spielendes
Rind", August Hudler einige stark realistische Bild-
werke, Werner Stein eine zart empfundene Gruppe
„Lhristus und die Sünderin". In der plastischen Rlein-
kunst bieten mit Statuetten, Medaillen und Plaketten
ganz meisterhafte Arbeiten Paul Sturm und Felix
Pfeifer, welchen sich Adolph Lehnert, Neinhold
Larl, Robert Gckelmann und Arthur Lewin-
Funcke anschließen. Die Arbeiten von Johannes Hart-
mann, Erich Hösel, Richard Rönig, Peter Pöppelmann,
August Schreitmüller, Walter Sintenis und Lurt Stoeving
sind gleichfalls nicht zu übersehen.
Daß auch Architektur und Runstgewerbe in
Sachsen in gesunder, viel verheißender Entwicklung be-
griffen sind, dafür bürgen die Rainen Gußmann,
Lissarz, Drechsler, Rreis, Möbius, Rentsch, Schilling
öc Gräbner, Schuhmacher, Unger, weichardt und nicht
zum wenigsten der der Geschwister Rleinhempel. Leider
ist auch auf diesen Gebieten mancher klangvolle Name
unvertreten geblieben und selbst nach einein wallot'schen
Entwurf sucht man vergebens.
Ernst Riesling.


Mucken:
Iie Mrrtellung im Asrpslsck 1S0Z.
voll Leopold Gustav, München.

IV. (Schluß).
(9V)^^ir wenden uns setzt dem Auslande zu: zunächst
Schottland. Beide schottische Vereinigungen
v haben etwas Uniformes, die einzelnen Rünstler
treten aus dem hochstehenden Niveau der Leistungen
nicht sonderlich heraus; zu bewundern bleibt aber
die künstlerische Kultur und die Finesse des Ge-
schmackes, die aus allen Werken spricht. Dies ist
im besonderen Maße bei der Glasgow-Gruppe
der Fall. Sollen wir Einzelnes hervorheben, so
sei auf die sublime Stimmung in blau, braun, grün
bei Patrick Downie's Landschaften hingewiesen, sowie
auf Lochhead's stille Wasser, über denen die Nebel

dämmern. Houston's Schneelandschaften haben ent-
schieden einen Zug in's Große, ebenso wären die
beiden Henderson (Jos. Morris und John) und
Paterson zu nennen, p. w. Grr's lesende Dame ist in
seinem Bouquet sublimster Farbenakkorde ein Werk
feinster Malerei. In der Kollektion der „Loeisty ok
86oUi8ll ^rti8t8" fand ich Hunter bemerkenswerth,
der sturmgepeitschtes Meer mit Rraft zu schildern weiß;
während Nesmyth - Langlands die mondbeschienene
stille See höchst stimmungsvoll darstellt. Somerled
Macdonald's „Hochlandspfeifer" ist so temperamentvoll
gemalt, daß man das Lebensvolle der Gestalt geradezu
empfindet. Sehr wirkungsvoll ist das dunke Rleid durch
die Beleuchtung koloristisch verwerthet. woolford ist
ein feiner Landschafter, der an Lonstable gemahnt, und
Hope's Genrebild nenne ich als Paradigma, wie man
süß-minnigliche Alltagssujets durch rein malerische Mittel
doch interessant gestalten kann.
Aus den: vollgestopften, übermäßig bunt wirkenden
Zimmer der italienischen Associazioni degli Acqua-
rellisti wird man beruhigt wieder weiterschreiten
dürfen, nachdem man nur Rubini's respektable Markus-
kirche und Fritz Brandt's köstliche Düne am Adriatischen
Meere gesehen hat. In der Gruppe der Italiener
finden sich im Uebrigen Rünstler, die mit einigem Glück
in die Fußtapfen Segantini's treten, so Borgo-Maineri
und pelizza. L. Lavaleri weiß den keuschen Reiz
des ersten Frühlings mit Empfindung zu schildern, sein
Rircheninterieur, welches zwischen Architekturbild und
Beleuchtungsmalerei die Mitte hält, zeigt die Vielfältig-
keit seines künstlerischen Ausdrucksvermögens. Lon-
stantini's Hügellandschaft ist in dem reich nüancirten
Grün virtuos, Lairati hat einen großzügigen Strich,
die feuchtklare Luft gelingt ihm besonders. Letzteres
weiß Liardi noch besonders zu koloristischer Wirkung
zu verwenden. In Laurenti's „Traurigem Gang" ist
eine gewisse Verve der Bewegung, derselbe bringt auch
ein rassiges Damenbild. Frauenporträts bietet Selva-
tico; er bevorzugt vergeistigte, fast körperlose Gestalten,
die schlicht ohne Prätension wiedergegeben sind.
Schließlich die Plastik, die auch dieses Mal keine
bevorzugte Nolle spielt. Zunächst ein Verstorbener:
Syrius Eberle, der indeß überwiegend nur mit Skizzen
und Modellen vorgeführt wird. Er war ein viel-
gewandter, fleißiger Rünstler, der für den überladenen
Prunk Ludwig's II. ebenso künstlerischen Ausdruck fand,
wie er ein Denkmal des schlichten, biedermeierhaften
Gabelsberger bilden konnte. In dem Nürnberger
Kaiser Wilhelm-Monument hat sich Eberle am groß-
zügigsten ausgesprochen. Hermann Gbrist hat eine
Plastik „Gram und Verzweiflung" geschaffen. Aus einer
krystallinisch-scharfkantigen Masse, mit der ich künstlerisch
nichts Rechtes anzufangen weiß, wächst die auf dem
Bauche liegende Gestalt eines Mannes heraus. Gbrist
hat für mich immer etwas Doktrinäres. Gewiß wird
auch Beyrer's viel abgebildetes Bismarcksmodell (für
Hamburg) die meisten fremdartig berühren; jedenfalls
steckt in der gepanzerten Figur gebändigte Kraft. Aus-
gesprochene Eigenart, die zugleich auch überzeugt, spricht
aus I. Taschner's Arbeiten, einem Grabmalgips-
modell und einem Lhristus aus Silber; namentlich
letzterer ist ein bedeutendes Werk; ganz in Rücksicht
auf die Eigenheit des Materials gearbeitet, wirkt die
Figur in ihrer herben Modellirung markig.
Feodorowna Ries bringt eine Gruppe nerviger
Proletariergestalten, welche an einem Seil ziehen. Die
Betitelung, „Die Unbesiegbaren", soll dem Werke einen
symbolischen Charakter geben, während die rohe Model-
lirung mehr für eine einfache Schilderung natura-
 
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