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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 2
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Rapsilber, M.: Der Schnellbetrieb der Kunst
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Wummer 2.

Wertin, 15. Mtoöer 1903.

IX. Jahrgang

Lelttcbrift kür lZunrt und Aunsigewerbe.
Organ für die Interessen aller Bildenden Künstler.

Inhalt: Der Schnellbetcieb der Kunst, von M. Rapsilber. — Zur
Vollendung von Sta. Maria del Fiore (I.). von Ernesto Gagliardi. — Frank-
furter Kunstbrief. von M. Bodmer. — Leipziger Kunstbericht, von Ernst
Kiesling. — Die neuen Kölner Denkmäler, von Z. Z. Uießen. — lveltausstellunq
in St. Louis. — Smaragd- und Echromgrün. von ). H. — Aus den Berliner Kunst-
salons. von M. Rapsilber. — Unsere Abbildung: Anton Schöner,
Bildnißftudieu: Reichkanzler Graf von Bulow und Graf von Lerchenfeld-Koefering.
-—-Notizenlheil.---—-

ver Zchnellbetkieb ller Hunst
von M. Napsilber.

^ll^m siebzehnten Jahrhundert spottete inan über den Schnellmaler Luca
Giordano, der hurtiger malen konnte als die Herren Kollegen. Man
erzählt von ihm, daß er das große Altarblatt bei den Jesuiten in
Neapel, welches den Franciscus Faoerius, den Bekehrer der Zapaner,
verherrlicht, in 36 Stunden heruntergemalt habe. So gab man ihm den
Beinamen Imea ta presto. Schade, daß Giordano zweihundert und
etliche Jahre zu früh geboren ist, das wäre ein Mann für unsere Zeit
gewesen, die in Kunstdingen schneller als ein Hase laufen will. Gewiß
standen die Jesuiten mit der Hetzpeitsche hinter dem firen Luca, als er
ihnen das Altarstück malte; der Superior selber reichte ihm stückenden
Wein hinauf, damit er vor Erschöpfung nicht vom Gerüst falle. Die
Jesuiten sind thatsächlich in früheren Zeitläuften die Ersten und Einzigen
gewesen, die auf einen Schnellbetrieb der Kunst hindrängten, offenbar
weil es ihnen schwante, ihre Herrlichkeit würde nicht von langer Dauer
sein. Dieser Ueberhetzung ist es zuzuschreiben, daß dem Zesuitenstil ein
künstlerischer Makel und eine seelenlose Maske anhängt. Heute aber haben
die klugen Väter, was das j)restissimo der Kunst anlangt, ihre Meister
gefunden. Folglich müßte auch der heutigen Schnellkunst ein falscher und
böser Zug innewohnen.
Die nervöse Ungeduld, mit welcher seit etwa fünfzehn Zähren in
stetig sich steigernder Hrogression die Angelegenheiten der Kunst gehandhabt

kserausgeber: Prof. l)r. 6eorg 6allancl, Eharlotlenburg.
Telephon Timt Lharlottenburg, No. I08Z.
erscheint sm I. und IS. des Monats. Abonnement pro Ouartsl 2 Mk. — 2 Kr. 40 Hr. (bei direkter
Zusendung 2,30 Mk. — 2 M. 80 ffr.) bei allen guchbandlungen und Postämtern, (postreilungs-preislisle
No. 4450.) kinrelnummer 40 Pt. — SO I)r.
Verlag von barrrvitr Nachfolger, Berlin SU). ^8, Friedrichstraße (6.
 
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