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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 9
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Kunstunterricht
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Vom Kunstmarkt
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Bücherschau
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Der Amateur-Photograph
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Die A u n st - H a l l e

Nr. 9


der Versammlung des Ingenieur- und Architektenvereins von:
12. d. sein Referat erstattete. Gberbaurath Wagner erblickt
nun in mehreren Ausführungen des Referats ehrenrührige An-
würfe gegen seine persönliche und künstlerische Reputation.
V
Aulirtunlerriclil.
* Dresden. Kgl. Kun stgem er b esch ule und Kunst-
aewer bem u seu m. Direktion: Geh. Pofrath Prof. Graff.
Die Jahresberichte 1901 bis 1905 sind kürzlich in Druck er-
schienen. Zunächst wird ein Ueberblick über die Einrichtung
der Schule gegeben. Aus der Schülcrkrankenkasse wurde in
beiden Berichtsjahren ein Betrag von nahezu 1500 M. an
kranke Schüler verwendet. Die Schule zählt zur Zeit über 22
Lehrkräfte. In beiden Schuljahren besuchten 563 Schüler die
Schule. Im"wiutersemester 1902/05 konnte 57, im Sommer
1903 41 Schülern das Schulgeld erlassen werden. Mehrere
Schüler erfreuten sich des Genusses von Stipendien und Stif-
tungen. Der zweite Tbeil des Berichts behandelt das Kunst-
gewerbemuseum. Im Sommer 1905 begann das Museum mit
Wanderausstellungen in sächsischen Städten. Ain 1. Oktober
1877 zählte das Museum 4504, I891 schon 24053 und am
I. Oktober 1903 bereits 27 547 Gegenstände. Es wurde im
Schuljahre 1901/02 von 5448 Schulangehörigen und 10 525
fremden, im Jahre t902/05 von 5375 Schulangehörigen und
11 959 fremden besucht. Den Schluß des Berichts bildet ein
Aufsatz über die Kunstgewcrbebibliothek. Die Erwerbungen
betrugen 1901/02: 400 Werke (700 Lände), 5500 Vorbilder,
25 Blatt Ornamenttische; im Jahre 1902/03: 550 Werke (600
Bände), 2860 Vorbilder, 48 Blatt Ornamenttische. Danach
betragen die Bestände 1.0000 Werke <16 500 Bände) im Werthe
von 276 4t5 N., 101 500 Blatt Vorbilder im werthe von
47 000 M., t" 988 Blatt Ornamenttische im werthe von
54 500 M. 57 Pf. Die Bibliothek wurde stark benutzt, 1901/02
von 19546 und 1902'03 von 19015 Personen. Zahlreich
waren auch die Geschenke, die der Bibliothek gemacht wurden.
V
Vom AunLtmarkt.
Berlin. Bei R. Lepke, Versteigerung graphischer
Werke älterer Meister, ab 27. Januar. Katalog 1366.
* Frankfurt a. M. Die Firma Ad. E. Eahn bringt
eine hübsche Plakette auf „Frau Rath Goethe" in den Pandel:
In Silber für 55 M., in Bronze 12 N. Bildhauer Rud.
Bosfelt-Düsseldorf hat sie modellirt.
* Wien. Kunsthändler Wawra versteigerte ab 15. Januar
die künstlerische Pinterlassenschaft des Landschafters Karl
v. Kratzers, der 1905 im Alter von 76 Jahren starb. Der
verstorbene war auch glücklicher Sammler gewesen.
* Venedig. Das Komitä der V. Internationalen
Kunstausstellung 1903 verbreitet eine Liste der letztjährigen
Verkäufe und giebt außerdem eine Zusammenstellung der
Ergebnisse sämmtlicher bisherigen Ausstellungen. Danach
wurden verkauft 1895 für 360 000 Lire, 1 897 für 420 000 L.,
I899 für 366 5t5 L, 190; für 580 000 L., 1905 für 390000 L.
Werke.
* Boston. Einen Zoll von 800 000 M. hat Mrs. John
Gardner für ihre Sammlung von Kunstschätzen zu zahlen,
deren Werth auf 4000000 M. geschätzt wird. Die Besitzerin
verlangte Steuerfreiheit, weil sie behauptete, ein für das
Publikum geöffnetes Museum eingerichtet zu haben. Die
Untersuchung zeigte jedoch, daß Mrs. Gardner ihr paus an
einem oder zwei Donnerstagen des Monats für einige Aus-
erwählte geöffnet hatte. Die Fassade von Mrs. Gardners.paus
ist nach einem alten venetianischen Palast rekonstruirt worden.
V
§ücker§cksu.
* Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen des Men-
schen. Von p einrich Rudolph. Textband mit 44 Auto-
typien. Atlas mit 185 Tafeln bezw. 680 Köpfen. Verlag von
Gerhard Kühtmann, Dresden 1903. (pr. geb. 48 Mk.)
Die umfangreiche Publikation von Rudolph basirt textlich
. im wesentlichen auf Darwin's Buch „Der Ausdruck der Ge-
müthsbewegungen bei Menschen und Thieren", indem sie den
Gegenstand nach allen Richtungen hin erschöpfend betrachtet
und die wissenschaftlichen Ergebnisse des englischen Forschers
vervollständigt. In erster Linie aber bringt das durch den

rastlosen Fleiß von zehn Arbeitsjahren gewonnene Werk des
Autors dem ernsten, denkenden Künstler, welchem physio-
gnomische Probleme am Perzen liegen, reichen und ungeahnten
Aufschluß auf dem Gebiete seiner Beobachtungen des Menschen.
Pervorzuheben ist die streng systematische, wissenschaftliche Be-
handlung des Stoffes im Textband (228 S.), dessen' Illu
strationen durchweg photographische Aufnahmen der Gestalt
des Autors in den vorgeführten Gemüthsbewegungen zeigen.
Auch den 680 sorgsam gezeichneten Köpfen des voluminösen
Atlas-Bandes liegt das bärtige Porträt des Verfassers zu
Grunde. Der heutige Künstler, Maler, Zeichner oder Bild-
hauer, der sich durch die zweifellos nichts weniger als leichte
Lektüre dieses Werkes in den Besitz des äußerst komplizirten
Gegenstandes setzt, wird dadurch über einen gewaltigen Schatz
physiognomischer Kenntnisse und Ausdrucksformen' verfügen
können, der seinem ganzen Schaffen in der angedeuteten Rich-
tung eine beueidenswerthe Sicherheit und Gediegenheit der
Auffassung gewähren muß und ihn für die Muhe seiner inter-
essanten Studien belohnt.
* Schweizerisches Künstlerl e xi k0 n. pcrausgegebeu
vom Schweizerischen Kunstverein. Redaktion: Prof. Vr. Earl
Brun-Zürich. II. Lfg. (3,20 Mk ß Verlag von Puder <L Lo.,
Frauenfeld.
Die II. Lieferung (S. 161—520) umfaßt die Buchstaben 8
und 6. Es ist nachzutragen, daß die gesummte Schweiz be-
rücksichtigt wird und nicht nur Schweizer von Geburt heran-
gezogen werden, sondern auch Ausländer, die hier thätig
waren. Auf ästhetische Würdigung ihrer Werke wird völlig
verzichtet. Die Monographien find in knappster Form gegeben
und der wissenschaftlichen Forschung ist durch die große Zahl
namhafter Mitarbeiter bei den präzis gefaßten Artikeln entsprochen.
* Künstlerisches aus Briefen Friedrich Preller's
des Kelteren. Zu seinem 100. Geburtstage (25. April 1904).
perausgegeben von Walther Wittiug. Illustration: Atelier
Preller's in Dreifarbendruck. Verlag von Permann Böhlau's
Nachfgr. Weimar 1905.
Die vorliegende Sammlung von Bruchstücken aus Li lesen
des älteren Preller, des Schöpfers der berühmten Weimarer
Odysseelandschaften, entstammt einem Briefwechsel von 1855
bis 1862 mit einer Freundin, der Pianistin Marie Soest (y 1900).
Es ist die künstlerisch wichtigste Epoche im Leben des Meisters,
die durch diesen Briefwechsel intensiver beleuchtet wird, und
witting hat sich durch die Perausgabe der Sammlung zur
rechten Stunde ein schönes Verdienst erworben.
Zer Msteur-Mtograpli.
- lieber „Sammler und V 0 r zu gs druck e" schreibt
Alfred Stieglitz, New-Pork u. a.:
„Infolge der allmählichen Entwicklung der Kunstphoto-
graphie sind Sammler und Kenner dahin gekommen, den
Werth verschiedener Einzelabzüge von demselben Negativ
gegeneinander abzuwägen. Die Zahl derer, die Original-
drucke hervorragender Kunstphotographen sammeln,^ist zwar
heute noch klein, doch im steten Fortschreiten begriffen. So-
viel Verständniß verrathen die Kenner schon bei der Auswahl
für ihre Sammlung, daß sie oft bereit sind, für einen einzelnen
Druck einen Preis zu bezahlen, der dem oberflächlich Ur-
theilenden über alles Maß hinauszugehen scheint.
wie es bei allen derartigen Kunstgegenständen, die das
Empfinden und den Geschmack der Sammler fesseln, der Fall ist, so
beginnt man allmählich in Kennerkreisen ein Verständniß zu ge-
winnen für die fein nuaneirten, aber nicht zu unterschätzenden
Unterschiede zwischen verschiedenen Abzügen von einem und
demselben Negativ. Die Thatsache, daß sich zwei völlig gleiche
Abzüge nicht Herstellen lassen, wird allmählich allgemein an-
erkannt. Selbstverständlich beeinflußt dies den Marktpreis des
Einzelabdrucks, obgleich der Uneingeweihte sich den Grund
einer solchen Werthdiffereuz nicht erklären kann. Der Durch-
schnittsphotograph und -Sammler sollte es sich durchaus klar
machen, daß der Werth des erzielten Bildes nicht nur von
der Tauglichkeit des Verfahrens abhängig ist, sondern daß
selbst bei verschiedenen Abzügen von demselben Negativ, und
zwar mit demselben Verfahren hergestellt, ein ausgesprochener
Werthunterschied festzustellen ist. Jeder Einzelabdruck mag
seine eigenen Vorzüge haben, aber immer wird sich einer
darunter finden, der im höheren Maße die Absicht und Auf-
fassung des Künstlers wiedergiebt, als irgend ein anderer Ab-
zug von demselben Negativ."
 
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