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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 7
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R., M.: Aus den Berliner Kunstsalons
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Die Verbindung für historische Kunst. 50jährige Jubelfeier, Mai 1904
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Nr. 7

Die Kunst-Halle.

H05

Namen wollen wir milde verschweigen, denn die Elastik
ist nun und nimmer Weiberkunst. Das Weib ist eben
nur Gegenstand in dieser Kunst. Im Uebrigen sind
Gustav Lberlein und Max Unger mit neuen Arbeiten
der Kleinplastik vertreten/ von letzterem hat man in
Berlin ja lange nichts gesehen. Unger hatte sich in
Nom vergraben, fern von aller Denkmalsmacherei, und
nun sieht inan ihn mit Kleinbronzen und impressio-
nistischen Figürchen der Göttin Mode nachlaufen. Aber
das mag er getrost den Franzosen überlassen, die ver-
stehn's besser und haben den Thic dazu, der hoffentlich
den Deutschen versagt bleibt. (Lberlein modellirte
wiederum solch winzige, aparte Gruppen von Faun
und Nymphe, die im Kontrast der glatten und ideali-
sirten Schönheit mit dem geilen Teufelsvolk sehr geist-
reich anmuthen. Frei nach Tischbein hat Lberlein auch
eine Goethe - Statuette geschaffen. Auf Lampagna-
Trümmern ist der Dichter wie auf einem Ruhebett
hingegossen und hier hat Lberlein in den Feinheiten
der Linie und in den Zartheiten der Form von Herzen
geschwelgt. Als Dritter kommt dazu Alexander
Kraumann mit seinen schönen Plaketten, in welchen
der Reliefstiel, im Bildniß sowohl, wie in den Ideal-
kompositionen, meisterlich entwickelt ist.
Unter den Malereien interessiren diesmal vornehm-
lich die Kollektionen von Franz paczka und Tornelia
Paczka - Wagner, die sich in Lins zusammengethan
haben. Natürlich sind die Arbeiten Beider erheblich
von einander verschieden. Gegen das kecke, kühne, ich
möchte sagen Husarenhaft flotte Kolorit des Franz
paczka sticht die kühle, zeichnerisch feine Vornehmheit
und das symbolistische pretiösenthum der Tornelia
paczka merkwürdig genug ab. Die Künstlerin ist doch
wohl nur graphisch veranlagt, sie empfindet nicht in
Farben, ihr großes Formentalent ist abstrakt. Ihre
Malereien inuthen offenbar im Karton bedeutsamer an.
Das eine Bild zeigt einen Zug von „trostsuchenden
Seelen" im Schattenland. Hohe, schlanke und ideal
drapirte Frauen schreiten im grauen Dämmerschein
einher, bis fie an der Felsecke ins Freie blicken, in das
grau umschleierte Licht, und nun von allen Entzückungen
der Erfüllung hingerissen werden. Etwas schleierhaft
bleibt der Sinn der Darstellung immerhin, aber die
Schönheit der Zeichnung, die Form an sich ohne Rück-
sicht auf Inhalt und Farbe verleiht dem Bild den
eigentlichen Reiz, völlig räthselhaft ist gar das zweite
Bild, welches den Linzeltheil eines Zyklus darstellen
soll. Da sehen wir auf hohem Uferrand zwei Frauen-
gestalten. Die eine ist auf ihrem Gewände nieder-
gekniet und streut Noseu ins Meer, die andere aber
steht aufrecht, hält das Gewand um die Hüften, schließt
die Augen und behält ihre Rosen als Aureole um den
hochmüthig aufgeworfenen Kopf. Aha, Pharisäer und
Zöllner in weiblicher Variante? Franz paczka, der
früher ja auch mal seine Absonderlichkeiten und
Schrullen hatte, läßt sich diesmal auf uix ein, was
vieldeutig wäre. Er schwelgt in den sonnendurchglühten
Farben, die der Frühling und Sommer auf die heimath-
lich ungarischen Gefilde herniederzaubert und dann wie
ereifert sich das Licht in den knallrothen Feiertagsröcken
der Bauermädel! Da meint er, es sei eine Lust, ein
Maler zu sein. Auch in einem Bildniß basirt er das
Kolorit auf ein glühendes Roth.
Ferner sehen wir eine lange Wand mit den zucker-
süßen Bildnisten und Porträtstudien von Arthur Halmi
bedeckt. Das ist die offenbare Wiener Mache, geschickt
und geschmeidig, geziert und geleckt, aber alle Gesichter
sind gleich süß und leer. Will man das gerade
Gegentheil dazu haben, so schaue man die Bildnisse

von Moritz Nöbbecke an. Der Künstler hat augen-
scheinlich viel alte Meister kopirt und davon eine alter-
thümlich schwere und gravitätische Manier angenommen,
auf die Mode und die Salonmache ist er daher schon
gar nicht versessen, aber seine Gestalten leben ihr
eignes Sein und man glaubt auf den Bildern Einblick
zu thun in Lebensläufe und Schicksale. Line eigen-
thümliche Wendung ist neuerdings in den Arbeiten
von K. Holleck Weichmann zum Ausdruck gekommen.
Den Künstler gelüstet es nämlich, seine Bilder ins
Altdeutsche zu stilisiren und in altmeisterlicher Herbigkeit
zu fristren, wozu sich ein Schuß von der modernen
dekorativen Tünch - Manie gesellt. Das macht sich so
übel nicht, da Holleck offenbar von der düsteren Pracht
der Niesengebirgswälder hiezu inspirirt wurde und nun
immerhin auf einer erquicklichen Naturfrische fußt.
Eine Ruhe auf der Flucht unter den alten Tannen in
Rübezahl's Reich hat beinahe etwas von der
Tranach'schen Naivität. Eigenartig berührt auch ein
dekorativer Fries für eine Goldschmiedewerkstatt. Da
sehen, wir, wie eine Reihe Gestalten in wohlberechneten
posirungen dem Fischkönig die Schätze des Meeres
ablockt und nun mit der kostbaren Beute gegen den
Beschauer des Bildes kokettirt. K. K.


Die Verbindung für Werkelte Runrt.
ZOjkihrrge Jubelfeier, Mai 1904.

FHie Verbindung für historische Kunst verfolgt das Kiel,
I I hervorragende Gemälde großen Stiles durch direkten An-
kauf oder durch Bestellung auf einzuliefernde Skizzen zu
erwerben. Ausgeschlossen bleiben nur rein landschaftliche Vor-
würfe und Genrebilder im engeren Sinne, auch sind Werke
allzu großen Formats wegen der bestehenden Transport-
schwierigkeiten nicht erwünscht. Sie hält alle zwei Jahre eine
Versammlung ab, in welcher über die Erwerbungen ent-
schieden wird.
Die Künstler werden ersucht, zur XXL. Hauptversammlung
der Verbindung, welche im Mai zu Dresden patt-
finden soll, neuere Gemälde oder Entwürfe zu solchen an die
daselbst stattfindende Große Kunstausstellung einzusenden.
Hierbei ist Folgendes zu beachten: Künstler, welche wünschen,
daß ihre Werke Aufnahme in die Kunstausstellung finden,
haben sich vorher mit den nachbenannten, von der Ausstellung
bestellten Auswahl-Kommissaren oder mit der Ausstellungs-
leitung wegen der Bedingungen direkt in Verbindung zu setzen.
Als Kommissare sind thätig für
München: Luitpold-Gruppe, Genossenschaft: perr Kunz-
Meyer; Sezession: perr Prof. Benno Becker;
Berlin: Herr Prof. Pans Permann;
Dresden: perr Bildhauer Friedrich Offermaun;
Düsseldorf: perr Maler Permann Lasch;
Frankfurt a.'M.: Lronberger Künstlerbund, perr Prof.
Ferd. Brütt;
Karlsruhe i. B.: perr Prof. p. von Volkmann,
Stutlgart: perr Prof.^Graf Li von Kalckreuth;
Weimar: perr Prof. Theodor Pagen.
Von der erfolgten Aufnahme wollen die llrheber dem
Schriftführer der Verbindung, perrn A Klee, Sekretär der Kgl.
National-Gallerie in Berlin 0. 2, unter Benutzung des bezug-
baren Formulars bis s. April Meldung machen.
Solche Werke dagegen, welche lediglich für die Zwecke
der Verbindung bestimmt sind, ohne daß dieselben ui der
Kunst-Ausstellung in Dresden ausgestellt werden sollen, müssen
bis spätestens den März k. H. unter Benutzung des bezug-
baren Formulars bei dem obengenannten „chriftfuhrer der
Verbindunq, perrn A. Klee, angeineldct werden, welcher als
 
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