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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 20
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Kunstchronik
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Ausstellung
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Die Aunst-Halle.

Nr. 20

3^

und zwar so, daß altes und neues Testament einander gegen-
überstehen, und den Mittelpunkt die Person des Erlösers, des
Gekreuzigten und des Auserstandenen bildet.
* London London hat nun auch seine offizielle Kunst -
debatte gehabt. Das Parlament saß am 2t- Juni, wie die
Frkf. Ztg. berichtet, über Maßnahmen der Loz-ul Kouätzmz-
zu Gericht. Die Ro^rrl K.6uctvirrzr kaust alljährlich aus den
Erträgnissen der Lhantrey-Stistung für 2000 bis 3OOO Pfd.
St. Kunstwerke an, die nach dem willen des Stifters das Beste
sein sollen, was die Kunst in England geleistet. Der im Jahre
(8^9 verstorbene Bildhauer Sir Francis Lhantrey wollte, daß
aus den Zinsen seines großen vermögens allmählich eine
Nationalgallerie von Kunstwerken zusammengekaust werde, und
um den jeweiligen Präsidenten der RozmI sür die
Mühe, die die Auswahl der zu kaufenden Kunstwerke mit sich
bringt, besonders zu entschädigen, vermachte er ihm aus den
Zinsen noch ein Iahresgehalt von 300 psd. St. Die Stiftung
trat im Jakre (877, nachdem Lhantreys Witwe gestorben
war, in Kraft, und das Resultat der Ankäufe in diesen 27
Jahren gab der Kritik wiederholt den Anlaß zu Angriffen.
Der Lhantrey - Saal der neuen Gallerie für moderne britische
Kunst, die Sir penry Täte vor einigen Jahren der Nation
schenkte, zeigt, wie viel Mittelmäßiges die Akademiker gekauft
haben. Die Akademiker haben bisher die Stiftung dazu be-
nutzt, in ihren eigenen Ro^uI-^oaävm^-Ausstellungen Werke
durch Ankauf zu prämiiren — der Lhantreys-Fonds ist damit
ein Prämwungs-Fonds der ^.oucisin^ geworden. Nur
viermal sind in den 27 Jahren Kunstwerke angekauft worden,
die außerhalb der RoMl - Ausstellung, n zu sehen
waren. Das paus der Lords beschloß nun ein Konnte ein-
zusetzen, das die bisherige Verwaltungs-Methode der Chantrey-
Stiftung untersuchen und eventuell Besserungs-Vorschläge
machen soll. Das ist gewiß sehr berechtigt, und Kliquen-
wirtschaft soll in jeder Pinsicht bekämpft werden. Indeß wird
dagegen heute am meisten auf Seiten der Feinde der Akademien
gesündigt, aber Niemand scheint dabei etwas zu finden, während
man sich stets unmäßig aufregt, wenn eine der Akademien
ihren Einfluß einmal mehr als billig auszunutzen weiß.
* München. Die städtische Me i l ling ersammlung
enthält überwiegend graphische Arbeiten der Stadt- und Künstler-
geschichte. Die neue (vierte) Serie (90-P5 der zweiten Gesamt-
vorsührung umfaßt Künstlerarbeiten aus der Regierungszeit
des Kurfürsten Maximilian Joseph IV., nachmals Königs Mar
Joseph II., für diese ist auch bereits ein Separatkatalog, der
68l Nummern mit etwa (((00 Einzelblättern aufweist, gedruckt.
Die Sammlung enthält u. a. viele hundert graphische Arbeiten
Moritz v. Schwind's.
* München. Der Bayerische Landtag bewilligte neuer-
dings die vorgeschlagenen (00000 Mk. als Forderung für
künstlerische Zwecke.
* Paris. Unter den aus den Gerichtssälen entfernten
Christus bildern befinden sich außer dem dem Louvre be-
stimmten Dreibild von Memling folgende Kunstwerke: Das
Lhristusbild von Bonnat, das einst durch seine Naturwahrheit
Aufsehen erregte, dann Bilder von Lenepveu, Richomme,
Dumaresy und das Dreibild von Delaunay. Da sie der Stadt
gehören, sollen sie in einem Abtheil des Petit Palais ausgestellt
werden. Das Lhiistusbild von Penner gehört dem Staat, soll
deshalb in einer seiner Sammlungen ausgestellt werden. —
Die städtische Kunstsammlung im Petit-Palais der Champs-
Elysöes soll durch eine Sammlung von Arbeiten des verstorbenen
Bildhauers Jean Carri 6 s bereichert werden, der die letzten
Jahre seines kurzen Lebens der Perstellung von Tongebiiden
widmete. Der Geber, perr Georges pöntschel, knüpft an seine
Schenkung die Bedingung, daß der betreffende Saal sich nach
Larriss benenne.
* Rom. Bei der im Juni stattgesundenen Einweihung
des Goethe-Denkmals im park der Villa Borghese ist noch
nachzutragen, daß König Viktor Emanuel an der von der
deutschen Botschaft veranstalteten Festlichkeit theil nahm und
daß außer dem Botschafter, der das Denkmal übergab, noch
der Bürgermeister von Rom und der Miterrichtsminister Grlando
schwungvolle Reden hielten.
* Venedig. Die Witwe des berühmten italienischen
Kunsthistorikers Lalvalcaselle hat der Bibliothek von San
Marco alle die Manuskripte ihres verstorbenen Gatten über-
lassen, die Notizen und Skizzen für seine in Gemeinschaft mit
Lrowe verfaßte Geschichte der Malerei in Italien enthalten.

* Wiesbaden. In dem am Fuße der Milseburg
(832 Meter) schön gelegenen Dorfe Kleinsaffen pflegten sich
schon seit Jahren zahlreiche Landschaftsmaler aus allen Theilen
Deutschlands einzufinden und im Schmittschen Gasthause, wo
sie eine gute und nicht zu theuere Verpflegung fanden, während
des Sommers ihren Wohnsitz zu landschaftlichen Studien-
zwecken aufzuschlagen. Das Schmitt'sche Gasthaus ging später
durch Kauf in den Besitz des Malers Julius v. Kreyfeld
aus München über, welcher nun an Stelle jenes alten Maler-
heims ein neues, allen modernen Anforderungen entsprechendes
Gasthaus hat errichten lassen, in welchem die Maler jetzt einen
noch erheblich bequemeren und angenehmeren Stützpunkt für
ihre Naturstudien finden. Von den Fenstern und dem Balkon
des potels genießt man einen prächtigen Ausblick auf das
Gebirge, zunächst auf die Milseburg, den Stellberg und das
zwischen beiden gelegene Thal.
MäLtellungen.
* Berlin. In der Nationalgallerie sieht man im
zweiten Korneliussaal mehrere Gemälde Böcklin's aus der
Sammlung der Frau von Simrock. Sie waren früher schon
bei Schulte ausgestellt Die Pauptstücke sind „Die Todteninsel",
„Triton und Nereide", „Der heilige Antonius den Fischern
predigend", „Pan und Dryade" und .Salome". Interessant
ist die Gegenüberstellung zweier Todteninsel-Bilder des Meisters,
von denen jedes eine völlig andere Stimmung zum Ausdruck
bringt. Auch eine Plastik von Böcklin, der Kopf eines „Frosch-
königs", gehört zu dieser Sammlung. — Im Künstlerhause
überrascht unter den diesmaligen Neuheiten ein religiöses Ge-
mälde, eine Pieta von G. p. Engel. — Bei Ed. Schulte
kam gegen Ende des vorigen Monats, neben zahlreichen Einzel-
werken, der künftleriiche Nachlaß der Berliner Künstlerin
Marie Stüler-Walde und eine Kollektion französischer graphischer
Arbeiten von Steinlen, Läandre und Willette heraus. — Die
Tagesblätter bringen Folgendes: Unter der Bezeichnung
„Ausstellung Kurfürstendamm" wird sich eine Gesellschaft
bilden, die ein Grundstück am Kurfürstendamm kaufen will.
Sie wird für die Erlangung von Bauplänen einen beschränkten
Wettbewerb ausschreiben. Zur Ausstellung soll das paus an
die Berliner Sezession und an den Deutschen Künstlerbund
auf eine Reihe von Jahren vermiethet werden. Soll das der
angekündigte „Eigene Kunstpalast" sein?
* Braunschweig. Salon Dörbandt: Werke von
George von poeßlin, parrison Lomp'on, Prof. Skarbina,
von Lampell-Noble, Max und Georg Fritz u. A.
* Breslau. Im Kunstverein-Lichtenberg waren
zuletzt ausgestellt: Kollektionen von Pans Sandreuter ff,
Eduard Daelen, Düsseldorf, Ed. Elle, Brüssel, P. Flickel ff,
Rob. Scholtz, Dresden, Karl Leipold, Störort, Künstler-Ver-
einigung für (Originallithographie, Berlin.
* Loblenz. Im Schöffenhaus erregt eine Sonder-
ausstellung von zumeist landschaftlichen Werken des alten,
hier (823 geborenen Meisters Johannes Lange, eines ehe-
maligen Schirmer-Schülers, der sich später in Aachen der Bibel-
malerei widmete, lebhafte Theilnahme.
* Dresden. Bei Richter: Jan Toorop-Ausstellung.
* Düsseldorf. Die kürzlich eröffnete Sommeraus-
stellung Düsseldorfer Künstler, die als eine Ergänzung
der Großen Ausstellung im Kunstpalaste zu betrachten ist, fand
die Beiheiligung der ersten Namen. Erwähnt seien die beiden
Achenbach, P. Janssen, Ed. von Gebhardt, Walter Petersen,
L. Dücker, Franz, Mühlig, p. E. Pohle, G. Nacco, Rocholl,
E. Kampf.
" Frankfurt a. M. In: Städelschen Kunstinstitut:
Graphische Blätter englischer und amerikanischer Künstler, u. A.
von p. perkomer, W. Strang, A. Beardsley, D. p. Cameron. —
Kunstsalon Perm es: Gemälde von Ed. von Gebhardt u. A. —
Bei Goldschmidt 6c Co.: Werke von Lenbach, Josef
wenglein, p. Thoma u. A.
Gr atz. Bei der nächsten perbstausstellung des Vereins
der bildenden Künstler Steiermarks gelangt das erste Mal der
vom Kultusministerium gestiftete Staatspreis ((000 Kronen)
für eine hervorragende Kunstleistung zur vertheilung.
* pamburg. Kunstverein. Der letzte Bilderwechsel
brachte vor allem 28 Gemälde von I. potvin. Ls sind
darunter Interieurs und Stillleben, die durch ihre tiefe
leuchtende Farbe und Behandlung des Stofflichen interessiren.
 
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