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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 7
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Gagliardi, Ernst: "Ara pacis Augustae"
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Dworaczek, Wilhelm: Wiener Kunstbrief
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Die Kunst-Halle.

Nr. 7

soo

Die Ara, die man sich etwa als eine Duodez-Aus-
gabe des Oxferaltars von jDergamon vorzustellen hat,
galt als das vollkommenste Beispiel der dekorativen
Kunst der Römer in der Uebergangszeit vom Heiden-
thum zum Lhristenthum, einer Zeit, in der auch die
lateinische Poesie ihre schönsten Blüthen entfaltete. Die
Augen eines Gvid und eines Horaz haben sich an der
Harmonie ihrer Proportionen, an der zierlichen Anmuth
ihres bildnerischen Schmuckes geweidet. Horaz gedenkt
ihrer in einem Vers:
„.Igm l?iäk8 6t ot blono8 ?uclorciu6
?rl86U8 6t U6Kl66tÄ r6Üll'6 virtu8
^4.uä6t ..."
(Schluß folgt.)
M
Viener Runrtbries.
I. Ausstellung des „Hagenbund".
Her „Hagenbund" hat sich wie keine zweite Künstler-
II Vereinigung in kürzester Zeit die allgemeinen Sym-
patbien erobert. „Heimatkunst" sollte als künst-
lerisches Programm dem Streben der Hagenbündler zu
Grunde liegen. Das berührte von vornherein mit sym-
pathischer Wärme. Ls war ein einfaches Bestreben
ohne großtönende Worte, vielleicht aber gerade des-
halb um so ernster und inhaltsreicher. Bald aber er-
weiterte sich der anfangs bescheidene Rahmen, und es
fand sich im „Hagenbund" viel des besten Könnens
unserer jungen Kunst zusammen. Modernität und
Originalität, aber gebändigt von einer gewissen Kunst-
reife und in Schranken gehalten von einem bedächtigen
und vornehmeren Geschmack. Das ist so ungefähr das
Signum der Kunstrichtung, wie sie im „Hagenbund"
vorherrscht. Und aus diesem Grunde machen fast alle
Ausstellungen der jungen Künstlervereinigung einen so
einheitlichen und günstigen Eindruck. Man findet nicht
Genialität und Irrsinn so einträchtiglich gepaart wie
etwa in der „Sezession" und vermißt ohne tieferes Be-
dauern die alte, vielleicht tüchtige, aber schablonenhafte
Galleriemalerei wie sie das Künstlerhaus — in be-
rechtigter und begreiflicher Rücksicht auf seine älteren
Mitglieder — zuweilen noch pflegt Im „Hagenbund"
sieht man ehrliches Vorwärtsstreben, künstlerische Ver-
suche in neuen Techniken bei solider Arbeit und ohne
die marktschreierische Alleinseligmacherei, die zu allen
Zeiten den innerlichsten und werthvollsten künstlerischen
Entwicklungen mehr geschadet als genützt hat. Auch
die diesmalige Ausstellung hält sich auf dem gleichen
Niveau wie die vorhergehenden, wenn man auch be-
sondere Schlager vermißt. Das Durchschnittsresultat
aber ist von bemerkenswerther Güte, so daß man es
wohl mit keiner sensationellen, aber durchaus respek-
tablen Ausstellung zu thun hat.
Merkwürdig reich vertreten sind auch diesmal
wieder die Landschafter. Schon dies dürfte ein Finger-
zeig sein, daß wir uns in einer Übergangsperiode zu
einer neuen, durch technische und künstlerische Erkennt-
nisse verjüngten Runst befinden. Denn nach meinem
Gefühl wird immer, wenn eine Entwicklung der werthe,

ein neues Kunstprinzip in die Erscheinung tritt, Hvor
Allem die Elementarschule an der Natur beginnen, um
erst von ihr ausgehend, sich auf die übrigen Gebiete,
die Historie, das Genre oder die Dekorationskunst, zu
erstrecken. Alle die Errungenschaften des Freilichts und
des Impressionismus sind an den Landschaftern des
„Hagenbund" nicht vorübergegangen. Da ist zum
Beispiel Hans Ranzoni, der noch vor wenigen
Jahren sich nicht recht zu finden vermochte und
nun, in freierer und modernerer Manier geschult,
von Pointillismus nicht unbeeinflußt, ganz vortreffliche
Bilder malt. Ameseder ist wieder aus reiner, schon
etwas in sich selbst erstarrten Manier herausgetreten.
Er ist vielseitiger geworden, reicher und belebter im
Ausdruck. Vielleicht ist er auch ein wenig flüchtiger ge-
worden, das kecke Zugreifen behagt ihm und er ver-
nachlässigt, in der Freude darüber, zuweilen die Gründ-
lichkeit des Naturstudiums, wie etwa die Wasserpartien
in der sonst vortrefflichen Tempera „Frühling" erweisen.
Franz Thiele (j)rag) wiederholt das Motiv badender
Rinder im Sommer mehrmals, er weiß ihm immer
neue Reize abzugewinnen, die vornehmlich im Rolo-
ristischen liegen. Auch er arbeitet in einer breiten
Manier, die sogar ein wenig zu grob erscheint, aber
an die Lichtwirkungsprobleme, die den Künstler vor-
nehmlich interessiren mochten, mit glücklichem wage-
muth herantritt. Adolf Luntz (Karlsruhe) ist stiller und
feiner, gedämpfter und satter in der Farbe und dunkler
in der Stimmung. In einer breiten, sorglosen Technik
malt Hans Hayek. Er hat allen: Anschein nach viel
von französischen Landschaftern gelernt, aber seine
deutsche solide Natur bricht zuweilen noch durch.
Ed. Rasparides hat schon seit Jahren seine eigene
Art gefunden. Man kennt und man schätzt sie. Er
behandelt Licbtstimmungen, Sonnen- oder Mondschein-
Effekte, die schon als Motiv in der Natur aparten Reiz
haben. Dabei besitzt er ein feines Gefühl für Stilisirung
und ist im koloristischen Empfinden voll Feingefühl und
Originalität. August Roth hat eine fernere, blassere
Manier, seine Farben sind nobel empfunden und sein
pinsel hat einen leichten, eleganten und freien Strich.
Seine Madonna aber leidet — wie leider so viele
figurale Kompositionen der neueren Maler — an einer
gewissen Abhängigkeit vom Modell, die wirkt nicht als
freie Komposition aus sich heraus, sondern wie eure
vortrefflich gemalte Gruppe. Dieser Schritt zur in-
dividuellen Belebung des Modells bleibt allerdings nur
den Besten vorbehalten. Rnd darin könnten wir so
viel von den alten Meistern lernen. Niemand fiele es
ein, bei der „Sirtinrschen Madonna" des Rafael an
dessen Modell zu denken, während es bei den modernen
Malern oft schwer fällt, diesen Gedanken von sich zu
weisen. Suppantschitsch, Hans will, Ernst j)ayer,
Leo Delitz, R. Germela, Josef Beyer, Robert Schiff,
Richard Dräsche und Raoul Frank sind mit feinen
Arbeiten vertreten. Es läßt sich wenig Neues über sie
sagen. Aber manches Gute. Man sieht sie immer
gern wieder. Ihre gesunde und unbeirrt schaffende
Art wirkt durchaus erfreulich. Ferd. Dorsch, von den
Llbiern bei jDisko her bekannt, müßte ein wenig ge-
wissenhafter arbeiten. In seinen Bildern ist etwas
Saloppes, das nicht immer gleichbedeutend mit Leichtig-
keit und Eleganz des sicheren Wurfes ist. Michael Ruxpe,
der begabteSalzburgerBildhauer, zeigt in zweiGelbildern
daß er auch den Hinsel zu führen versteht. Aber bei
ihm gilt noch mehr, was von Dorsch gesagt wurde.
Sein breiter Strich wirkt nicht immer aus souveräner
Beherrschung der Technik heraus, sondern eher zuweilen
wie eine leichte Verlegenheit gegenüber dem Koloristischen
 
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