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Die Kunst-Halle — 9.1904

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Nummer 3
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Wolf, Georg Jacob: Münchener Kunstbericht
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Niessen, Johannes: Die deutsche Kunst in St. Louis 1904
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Nr. 3

Die Kunst-Halle.

37

und, werden sie durch die Zentraljury für St. Louis bestimmt,
dorthin und zurück.
b) Im Falle das Merk von der Zentraljury zurück-
gewiesen wird, auch vom Hafenplatz an die Lokalgenossenschast
zurück.
Nicht bezahlt wird die Fracht hin und zurück an den
einzelnen Kollegen, dessen Merk von der Lokaljury zurück-
gewiesen ist, der aber doch von seinem Recht Gebrauch macht,
sich an die Zentraljury zu wenden. Nimmt indeß die Zentral-
jury solche Werke für St. Louis an, so tritt auch hier Fracht-
freiheit ein.

Die Seutrcke Aunrt in 5t. 5ouk 1S04.

Man schreibt uns aus Köln a. Rh.:
Berichtigung des am Ich Oktober in der
Nationalzeitung veröffentlichten Aufsatzes über
die Gestaltung der deutschen Kunstabtheilung in
St. Louis sollen die folgenden Bemerkungen dienen, da
der angeführte Aufsatz in offensichtlicher Unkenntniß der
Verhältnisse die Dinge um so anfechtbarer beurtheilt,
als er persönliches und Sachliches seltsam durcheinander
streut.
In dem Aufsatze wird zunächst von einem durch
den Herrn Reichskommissar berufenen „Freien Kunst-
parlamente" gesprochen. Die Bezeichnung Kunst-
parlament dürfte wenig glücklich gewählt erscheinen für
eine aus Künstlern, Kunsthistorikern und Kunsthändlern
ziemlich willkürlich zusammengesetzte Kommission, die
ihre Funktionen alsbald an eine fernere Auswahl ihrer
Mitglieder abtrat. Seine Freiheit aber hätte wohl
darin bestehen können, daß es völlig in das Belieben
der Herren gestellt wurde, zu Gunsten freundschaftlicher
und persönlicher Interessen frei zu verfügen, wenn es
überhaupt zu einer Thätigkeit gekommen wäre. Zur
Vorbereitung der Ausstellung ist nun, wie in diesen
Blättern kürzlich gemeldet wurde, im Laufe des
Sommers 1^)03 durch die Neichsregierung selbst
die allgemeine deutsche Kunstgenossenschaft die allein
berufene Vertreterin der Interessen deutscher Künstler,
an Stelle jenes „Kunstparlamentes" getreten. Ihr Regu-
lativ wahrt nicht die Interessen einzelner Künstler,
sondern die der Gesammtheit. Die Thatsache, daß
ausübende deutsche Künstler die Ausstellung vorbereiten,
giebt eine bessere Gewähr für die Gestaltung der
Kunstabtheilung, als wenn in dem „Kunstparlamente"
auch Kunsttheoretiker mit manchmal recht einseitigen
Anschauungen und Kunsthändler thätig wären.
Insbesondere haben bezüglich der Letztgenannten die
Erfahrungen der letzten Jahre nicht ergeben, daß
unsere deutsche Kunst, gegenüber der fremdländischen,
in diesen kaufmännischen Kreisen gut aufgehoben sei.
Der Aufsatz will ferner den geringen Erfolg der
deutschen Kunst auf der pariser Weltausstellung
der deutschen Kunstgenossenschaft als Leiterin der
deutschen Kunstabtheilung zum Vorwurf machen. Dieser
Vorwurf ist durchaus ungerechtfertigt. Nicht die Art
der Vorbereitung, Beschickung und Durchführung,
sondern der Mangel an Raum und die vorgeschriebene,
übermäßige Betonung des dekorativen Gesichtspunktes
waren die Hauptursachen des geringen Erfolges. Ferner
hat die Thatsache sehr schädigend gewirkt, daß die

Traditionen der Genossenschaft von einzelnen einfluß-
reichen Elementen zu Gunsten lokaler und persönlicher
Interessen in der weise verlassen wurden, daß die
Auswahl der Werke von einer Reihe von Kommissionen
besorgt wurde. Dies wird zum zweiten Male nicht
geschehen, da eine Zentraljury für St. Louis juriren
wird. Der offizielle Bericht über die pariser
Ausstellung ist seiner Zeit nicht aus Berlin
herausgekommen, weil damals Einflüsse, welche die
Vortheile großer Ausstellungen monopolisiren wollen,
es vermocht haben, daß die ganze Auflage des
Berichtes vernichtet wurde. Die Angelegenheit ist
aus nicht mehr festzustellenden Gründen unaufgeklärt
geblieben.
Die Bedeutung der allgemeinen deutschen
Kunstgenossenschaft ist weiten Kreisen unbekannt
geblieben. Lin großes Verdienst hat sich in jüngster
Zeit der alte Düsseldorfer Heinrich Deiters dadurch
erworben, daß er die Geschichte der Genossenschaft
aufgezeichnet hat. Die Gegner mögen bei ihm nach-
lesen, wer die Initiative für die Gewährung der staat-
lichen, allen Künstlern zu gute kommen sollenden Kunst-
fonds gegeben hat, wer die Betheiligung der deutschen
Kunst auf Ausstellungen des Auslandes überhaupt erst
ermöglicht hat, wer die zwanzigtausend Mark jährlich
betragende, nur für die Beschickung ausländischer Aus-
stellungen bestimmte, ständige Reichsbeihülfe durchgesetzt
hat. Dies und noch viel mehr hat die allgemeine
deutsche Kunstgenossenschaft geleistet. Ist es bei dieser
Sachlage, bei diesen Erfolgen eine Anmaßung, wenn
sie sich die Leitung von St. Louis nicht aus der Hand
reißen lassen will? Oder hat sie nicht vielmehr wohl-
erworbene Rechte ausgeübt, als sie sich im Sommer 1s)03
bei der Reichsregierung meldete?
Die allgemeine deutsche Kunstgenossenschaft zählt
jetzt ^7 Jahre, und wenn sie geschwächt und ihre
Thätigkeit eine Zeit lang gelähmt gewesen ist, so ist
dies nur Intriguen zuzuschreiben, welche statt freier
Konkurrenz Sonderinteressen zur Geltung bringen
wollten. Die Bekämpfung dieser Intriguen hat sie
noch gerade zur rechten Zeit begonnen, und ihre
Widersacher sind beim ersten Schritte unmittelbar
durch die Neichsregierung bei Seite und kaltgestellt
worden. Wenn sie jetzt kläffen, so kann das bei der
Unerwartetheit des Eingreifens und der Niederlage
nicht Wunder nehmen. Der Versuch der Herabsetzung
der leitenden Männer ist keine vornehme Art des
Kampfes. Die Genossenschaft hat bisher, und sie wird
dies immer thun, offen und ehrlich sich ihrer Haut
gewehrt, ihre Gegner haben es vorgezogen, Schleich-
wege zu gehen. Ohne Erfolg! Reichskommissar und
Neichsregierung haben die Genossenschaft als die
offizielle Vertreterin der Gesammtheit der deutschen
Künstler anerkannt, sie wird in St. Louis von Reichs-
wegen auftreten, sie kann damit zufrieden sein.
I. I. Niessen.

Mncilener Xunrtbericlit.
^m Spätherbst wird es allmählich still in den weiten
- unseres Gluspulustes und m den Gemächern
der „Sezession" am Königsplatz. Dann beginnen
die privatgaüerien, die Kunstsalons und Auktionshallen
eine fieberhafte Thätigkeit zu entfalten, Nur der
 
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